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Gladiatorengattungen

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Vorlage:Bilder fehlen In den römischen Arenen kämpften eine Reihe unterschiedlicher Gladiatorengattungen, die sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelten. Ursprung und Ablauf der Gladiatorenkämpfe sind im Artikel Gladiator beschrieben.

Die meisten Kenntnisse über die Waffen der Gladiatoren sind den Ausgrabungen in Pompeji zu verdanken. Ergänzt werden sie durch erhalten gebliebene kleine Statuen und Darstellungen von Gladiatoren auf Grabsteinen, Fresken und ähnliches.

Die ursprüngliche Ausrüstung

Die erste Ausrüstung der Gladiatoren war einfach. Jeder trug einen Schild, ein Schwert und war durch Helm und Beinschienen geschützt. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich mehrere Gladiatorengattungen, die sich in ihrer Ausrüstung unterschieden. Die Hauptausrüstung bestand aus einem Schwert, Beinschienen, einem Helm, einem Schild und einem Metallgürtel, der den Lendenschutz halten sollte. Selten trugen die Kämpfer einen (Ober-)Körperschutz. Neuere Erkenntnisse über die Ernährung der Gladiatoren deuten darauf, dass sie sich auch durch natürliche Fettschichten gegen kleinere Verletzungen zu polstern versuchten; sie sahen also nicht unbedingt schlank und durchtrainiert aus.

Samnit und Hoplomachus

Der "Samnit" war der prächtigste aller Gladiatoren: Helm mit Wangenklappen, Busch und Federn, Brustplatte aus Metall, Panzerhandschuh, Beinschienen und einem großen Schild. Seine Angriffswaffe war das gerade Schwert. Die ersten römischen Gladiatoren trugen samnitische Rüstungen, die in den Kriegen gegen den Volksstamm der Samniten im späten 4. Jahrhundert v. Chr. in großer Zahl erbeutet worden waren. Auf diese Weise entstand die Gladiatorengattung des Samniten.

Als Hoplomachus wird der Lanzenkämpfer unter den Gladiatoren bezeichnet. Sein geschlossener Helm weist einen Kamm und/oder Federbusch auf. Zu seinem weiteren Schutz trägt er eine manica (Armschutz), einen kleinen, runden Metallschild und vermutlich gesteppte Hosen. Zwei Beinschienen komplementieren seine Schutzausrüstung. Als Angriffswaffen führt er eine Lanze und ein kurzes Schwert oder einen langen Dolch.

In der Vergangenheit wurde der Hoplomachus oft mit dem Myrmillo verwechselt.

Murmillo, "Gallier" und Andabates

Der Murmillo oder Myrmillo hatte einen Helm mit Fischverzierung, Busch und Gittervisier, keine Beinschienen, einen großen ovalen Schild und ein gerades, langes Schwert. Die Bezeichnung Murmillo geht auf den lateinischen Begriff murma zurück, einen Fisch, den man mit dem Netz fing. Den Murmillo ließ man in dessen Einführungszeit bevorzugt gegen den mit einem Netz kämpfenden Retiarius antreten, der versuchte, den Murmillo wie einen Fisch einzufangen. Gegner des Murmillo war vor allem in späterer Zeit auch der Hoplomachus.

Der Gallier war ein Gladiator, der weitgehend dem Murmillo glich. Er wurde im späten 1. Jahrhundert n. Chr. durch letzteren abgelöst.

Der Andabates hatte einen geschlossenem Helm ohne Augenlöcher, war also blind, und trat gegen einen anderen Andabates an. Über Sieg oder Niederlage entschieden unter diesen Umständen sein Gehör, sein Gespür für die Reaktionen des Publikums und der Zufall. Seine genaue Bewaffnung ist nicht überliefert.

Retiarier, Laquearius und Secutor

Im Gegensatz zu den anderen Typen war der Retiarier kaum gepanzert, deshalb auch sehr wendig. Er hatte nur einen Armpanzer mit Schulterschild (galerus) als Kopfschutz. Seine Angriffswaffen waren das Krepelnetz (eine Art Wurfnetz), der Dreizack und ein langer Dolch.

Große Ähnlichkeit mit dem Retiarier hatte der Laquearius, er brachte den Gegner aber nicht mit dem Wurfnetz, sondern mit einem Lasso zu Fall. Seine Angriffswaffen waren vermutlich die kurze Lanze und für den Nahkampf ein Dolch.

Eine Spielart des Retiarius war der Pontiarius. Ein Retiarius verteidigte eine kleine Tribune mit zwei rampenartigen Aufgängen. Auf jeder Seite griff ein Secutor an und versuchte auf die Plattform zu kommen. Zusätzlich zu seiner üblichen Ausrüstung besaß der Retiraius einen großen Vorrat an Wurfgeschossen, vermutlich Steinkugeln.

Der "Secutor" (Verfolger) war ein auf den Kampf mit dem "Retiarier" spezialisierter "Murmillo". Um dem Netz seines Gegners aber keinen Angriffspunkt zu bieten, trug er - anders als der gewöhnliche "Myrmillo" - einen enganliegenden glatten Helm. Seine Waffen waren teilweise die Spatha, Gladius oder Falcata sowie ein kleiner Faustschild. War der "Secutor" einmal im Netz des "Retarius" verfangen, so gab es für ihn kein Entkommen mehr. Verlor der "Retarius" dagegen sein Netz, so konnte er sich des Secutors nur noch mit Hilfe seines Dreizacks erwehren, in der zweiten Hand führte er dann den Dolch. Später entwickelte sich noch der "Scissor" (Schlitzer). Er trug einen Secutor-Helm, dazu jedoch einen Körperpanzer, vermutlich eine Lorica Squamata (Schuppenpanzer) oder eine Segmentata. Seine Waffen bestanden aus einem Kurzschwert / langen Dolch und einem Aufsatz, dessen Ende die Form eines Wiegemessers hatte.

Dimachaerus und Thraker

Der "Dimachaerus" kämpfte mit zwei Dolchen und trug einen gepolsterten Leibschutz, Bandagen am Dolcharm und an den Beinen, zuweilen auch Beinschienen, aber keinen Helm. Seine Existenz ist nicht gesichert, da es nur wenige, zumeist umstrittene Hinweise gibt.

Der "Thraker" oder auch "Thraex" trug einen geschlossenen Helm, dessen Kamm oft durch einen stilisierten Greifen verziert wurde. Die Augen wurden durch einen gitterartigen Schutz beschirmt. Charakteristisch für den "Thraker" waren der kleine, eckige Schild (Parno). Daher gehört er zur Kategorie der "Parmulari", der "Kleinschildner", die beiden Beinschienen sowie ein Armschutz und das kurze gebogene Schwert, die Sica.

Eques und Essedarius

Der Eques (Plural: Equites) war ein berittener Gladiator. Seine Schutzwaffen waren ein flacher Helm mit Visier, ein leichter Brustpanzer unter kurzer Tunika oder eine Kettenrüstung (Lorica Hamata), Bandagen am Waffenarm und ein kleiner runder Schild. Solange der Eques im Sattel saß, kämpfte er vor allem mit der Lanze, abgesessen aber auch mit dem Schwert. Equites kämpften vor allem gegeneinander.

Der Essedarius kämpfte von einem Streitwagen, den ein Wagenlenker führte. Er jagte seine Gegner vorzugsweise mit Fernwaffen, also mit Bogen und Speer. Im Nahkampf benutzte er auch das Schwert.

Weitere, unüblichere Gladiatorengattungen

Wohl eher im Osten des Reiches verbreitet, aber auf einigen Reliefs deutlich dargestellt war der "Sagittarius". Dieser Bogenschütze trat gegen einen anderen Schützen an.

Die Hauptwaffe des Veles war die Lanze. Gewöhnlich kämpfte er gegen einen anderen Veles.

Der Cruppellarius scheint eine gallische Gattung gewesen zu sein. Er findet bei Tacitus Erwähnung im Zusammenhang mit seinem Schlachteinsatz, allerdings gibt es auch ein Spielzeug, welches auf die Beschreibung passt. Er war komplett gepanzert und trug einen Topfhelm mit nasenförmiger Ausbuchtung. Seine Bewaffnung ist umstritten. Die Legionäre mussten zu ihren Werkzeugen wie Spitzhacke und Axt greifen, um sie aufzumeißeln.

Der oben aufgeführte Diamachaerus ist ebenfalls umstritten.