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Kopfgelenk

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Als Kopfgelenke werden die Gelenke zwischen Hinterhauptsteil des Schädels, erstem (Atlas) und zweitem Halswirbel (Axis) bezeichnet. Diese beiden Gelenke bewirken die Beweglichkeit des Kopfes in alle Richtungen.

Erstes Kopfgelenk

Das obere Kopfgelenk oder Atlanto-okzipitalgelenk (Articulatio atlantooccipitalis) liegt zwischen den beiden Kondylen des Hinterhaupts (Occiput) und der Fovea articularis cranialis des Atlas. Es handelt sich um ein Ellipsoidgelenk, das vorwiegend Streckung und Beugung, also Nickbewegungen ermöglicht (im Englischen daher auch als "Yes"-Joint, deutsch "Ja"-Gelenk bezeichnet). Im geringerem Umfang sind auch Seitwärtsneigungen des Kopfes möglich.

Die Gelenkkapsel ist jeweils dorsal und ventral zu Membranen (Membrana atlantooccipitalis dorsalis und ventralis) verstärkt. Im Bereich der dorsalen Membran ist ein größeres, nicht knöchernes Loch zwischen beiden Knochen. In diesem Bereich kann man mit einer Kanüle in den Subarachnoidalraum bzw. deren Erweiterung (Cisterna cerebellomedullaris) vordringen, um eine Punktion von Liquor cerebrospinalis durchzuführen. Außerdem kann man dort mit einem spitzen Gegenstand das Rückenmark zerstören ("Genickstich").

Zweites Kopfgelenk

Das untere Kopfgelenk oder Atlanto-axialgelenk (Articulatio atlantoaxialis) liegt zwischen Atlas und Axis. Der Axis trägt einen nach vorn gerichteten Dorn (Dens axis), der entwicklungsgeschichtlich eigentlich vom Atlas abstammt. Dieser nun am Axis befindliche Dorn greift in eine Grube am Atlas (Fovea dentis) und bildet ein sogenanntes Rad- oder Zapfengelenk. Der Dens axis wird durch das Ligamentum tranversum atlantis gehalten. Dieses Band überspannt den Dens ohne selbst an ihm anzusetzen und ist zwischen den beiden Massae laterales des Atlas aufgespannt. Neben diesem Gelenksanteil stehen Atlas und Axis noch über die beiden Gelenke der Gelenkfortsätze (Processus articulares) und durch eine kleine Gelenkfläche unterhalb des Dens miteinander in Verbindung.

Diese vier Gelenksabschnitte werden von einsamer gemeinsamen Gelenkkapsel umschlossen und durch mehrere weitere Bänder fixiert. Um den Dens des Axis werden vorwiegend Drehbewegungen wie beim Kopfschütteln ("No-joint", "Nein"-Gelenk) ausgeführt. Das Zapfengelenk am Dens ermöglicht 20°-30° Rotation zu jeder Seite. Etwa 70 % der Kopfdrehung geschieht in diesem unteren Kopfgelenk, der Rest in der übrigen Halswirbelsäule.

Bei einem Abriss der Bandverspannung des Dens axis kann sich dieser in das Rückenmark einspießen, was meist tödliche Folgen hat ("Genickbruch").

Zusammenwirken der Kopfgelenke

Die insgesamt 6 Gelenksabschnitte (2 am oberen, 4 im unteren Kopfgelenk) ermöglichen eine sehr feine Abstufung der Bewegungen des Kopfes. Durch Kombinationen der Nickbewegungen des oberen und der Drehbewegungen des unteren Kopfgelenks sind praktisch Bewegungen in allen Ebenen möglich.