Marcus Omofuma
Marcus Omofuma († 1. Mai 1999, Sofia) ist der Name eines Asylwerbers aus Nigeria, der während einer Abschiebung aus Österreich von drei Polizisten getötet wurde. Die Polizeibeamten schnürten seinen Brustkorb mit Klebebändern ein und verklebten ihm den Mund sowie die Nase, sodass er erstickte.
Es ist offenkundig, dass "Omofuma" unter falschem Namen und falscher Herkunftsangabe -Sierra Leone- bereits in der BRD Asyl erlangen wollte. Nachdem 1997 sein Ansuchen in der Bundesrepublik abgewiesen wurde, wollte Bangurari in Österreich einwandern - nunmehr unter dem Namen Omofuma (dazu: OGH, 29. August 2002, Geschäftszahl 6Ob283/01p). Auch dieses Ansuchen wurde abgelehnt und Omofuma oder Bangurari sollte in sein Heimatland abgeschoben werden, leistete gegen die Abschiebung vehement Widerstand, wurde in der beschriebenen Weise behandelt und kam dabei zu Tode. Der Fall erregte großes innenpolitisches Aufsehen in Österreich und brachte dem damaligen Innenminister Karl Schlögl (SPÖ) viel Kritik - auch aus der eigenen Partei - ein. Ihm wurde vorgeworfen, von der gesetzwidrigen Praxis des Verklebens von abzuschiebenden Personen gewusst und nichts dagegen unternommen zu haben. Diese Vorwürfe würden auch durch Aussagen seines Vorgängers Caspar Einem (SPÖ) erhärtet. Rückendeckung bekam Schlögl von der FPÖ sowie der Kronen Zeitung, die mit Argumenten, die von manchen als rassistisch bezeichnet werden, das Vorgehen der Polizisten rechtfertigten.
Laut medizinischem Gutachten war der Tod Marcus Omofumas die Folge eines Erstickungsvorganges, bei dem eine Brustkorbkompression und eine partieller Verschluß der Atemöffnungen durch Klebeband zusammenwirkten. Der Vorgang war mit einem 20 bis vielleicht 60 Minuten bestehenden Sauerstoffmangel verbunden.
Die drei Fremdenpolizisten wurden 2002 der fahrlässigen Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen für schuldig befunden. Das Strafmass von 8 Monate, bedingt auf drei Jahre, ist vergleichsweise gering, was den Verurteilten eine Weiterbeschäftigung als Polizeibeamte ermöglichte. Ihre Suspendierung vom Dienst wurde bereits am 5. Mai 2001 aufgehoben.
Medizinische Gutachten zum Tod Marcus Omofumas
- 2. Gutachten(Februar 2001, Wien)
- 3. Gutachten(Mai 2001, Wien)
Gedenkstein
Ulrike Truger, Künstlerin und Bildhauerin schuf auf eigene Kosten einen Gedenkstein für den Ermordeten Asylwerber und als Zeichen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Die drei Meter hohe und fünf Tonnen schwere Granit-Skulptur wurde am 10. Oktober 2003, ohne Genehmigung vor der Wiener Staatsoper aufgestellt.
Statement der Künstlerin anlässlich eines Interviews:
"...durch die öffentliche Aufstellung des Marcus Omofumaa Steins wird dem Bedauern über den tragischen Tod des Marcus Omofuma Ausdruck verliehen und ein Anstoß zu einer integrativen und humanen Sichtweise gegeben."[1]
Cirka 1 Monat später sollte der Gedenkstein von staatlicher Seite abgetragen werden. Mit 17. November bekam er, im Zuge einer kleinen Gedenkfeier, jedoch einen neuen Platz in der Öffentlichkeit, vor dem Museumsquartier in der Wiener Mariahilferstraße.
Seit der Aufstellung beim Mueseumsquartier wurde der Gedenkstein mehrmals Ziel von fremdenfeindlichen Vandalismus. Mehrmals wurde er gereinigt abermals beschmiert. Daraufhin entschloss sich die Künstlerin dazu, ab 2. September 2004 aus Protest gegen die Vandalenakte eine symbllische Verhüllung vorzunehmen. Am 30. November wurde er gereinigt, anlässlich einer antirassistischen Feier, offiziell enthüllt.
siehe auch
Weblinks
- www.wien-vienna.at Chronologie der Omofuma-Affäre(Die Bunte Zeitung)
- www.no-racism.net Artikel-Sammlung zum Prozess gegen die drei Fremdenpolizisten(no-racism.net)
- www.kanalb.at Kurzes Video & Interview von der Enthüllung am 30. November 2004
- www.amnesty.org Presseaussendung zum Tod von Marcus Omofuma (Englisch)