Zum Inhalt springen

Verkehrstod

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. Februar 2008 um 16:54 Uhr durch 129.13.72.153 (Diskussion) (Lage in Deutschland: quellen aktualisiert; neue zahl nachgetragen.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Unter dem Begriff Verkehrstod werden Todesfälle im Zusammenhang mit dem Verkehrswesen zusammengefasst. Häufig wird unter Verkehrstod ein Tod im Straßenverkehr verstanden, da international weit über 90% der Verkehrstode im Straßenverkehr auftreten - in wohlhabenden Industriestaaten in der Regel im Individualverkehr. 50 bis 60% der Verkehrstoten sind nicht Autofahrer, sondern Motorradfahrer, Motorfahrradfahrer, Fahrradfahrer oder Fußgänger.

Die Zahl der Verkehrstoten wird in vielen Ländern in Form einer Unfallstatistik erfasst und kann in normierter Form (bezogen auf die Einwohnerzahl oder die Zahl der zugelassenen Kraftfahrzeuge) als Indiz für die Qualität der Verkehrswege und das Fahrverhalten der Kraftfahrer herangezogen werden. Die nationalen Zählweisen weichen dabei voneinander ab, in Europa wird derzeit üblicherweise die 30-Tage-Frist verwendet, das heißt, nur eine Person, die innerhalb von 30 Tagen an den Folgen eines Verkehrsunfalls verstirbt, gilt als Verkehrstoter.

Dimensionen

Bereits die Summe der nationalen Erhebungen ergibt jährlich ca. 600 000 Todesfälle. Die tatsächlichen Zahlen liegen jedoch wesentlich höher, da beispielsweise in einigen Staaten (speziell in Afrika) keine diesbezüglichen Statistiken geführt werden. Nach Erhebungen und Schätzungen von Weltbank und Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben weltweit jährlich etwa 1 Million (Weltbank) bis 1,2 Millionen (WHO 2003) Menschen an den Folgen von Verkehrsunfällen. Die Zahl der Verkehrstoten liegt damit weit über den Opferzahlen von Krieg, Genozid oder Terrorismus. Die Anzahl der Verletzten wird auf jährlich etwa 40 Millionen geschätzt.

In den Industrienationen sind die Zahlen seit Jahren massiv rückläufig, so sind in Deutschland, den Niederlanden oder der Schweiz in den letzten 20 Jahren auf ein Drittel gefallen. Insbesondere in Europa spielen Verkehrsunfälle als Todesursache nur noch eine untergeordnete Rolle, deutlich hinter legalen Drogen und Suizid.

Lage in Deutschland

Jahr Verkehrstote insgesamt1 Veränderung zum Vorjahr davon Autofahrer Kraftfahrzeugbestand
1980 k.A. (15207) k.A. k.A. k.A.
1985 k.A. (10586) k.A. k.A. k.A.
1990 k.A. (11428) k.A. k.A. k.A.
2000 7503 (7588) k.A. k.A. fast 51 Mio.3
2001 6977 (7012) -526 (-7,01%) 4023 52,48 Mio.2
2002 6842 (6917) -135 (-1,93%) 4005 53,30 Mio.2
2003 6613 (6684) -229 (-3,35%) 3774 53,66 Mio.2
2004 5842 (5927) -771 (-11,66%) 3238 54,08 Mio.2
2005 5361 (5458) -481 (-8,23%) 2833 54,52 Mio.2
2006 5091 (5174) -270 (-5,04%) ? 54,91 Mio.2
2007 4970 -121 (-2,4%) ? 55,51 Mio.2

Quelle: www.destatis.de
1 Quelle der Angaben in Klammern: http://www.gbe-bund.de -> Themen -> Gesundheitliche Lage -> Sterblichkeit -> Mortalität und Sterbeursachen -> Tabellen -> Sterbefälle u. a. nach Nationalität
2 Quelle: destatis.de
3 Quelle: http://www.dlr.de/tt/institut/abteilungen/system/publications/HGF_Bericht_mobilitaet.PDF

Lage in Österreich

In Österreich wird die 30-Tage-Frist (siehe Einleitung) von 1961 (Beginn der statistischen Erfassung) bis 1965 und seit 1992 verwendet. Dazwischen war die von der UNO empfohlene 3-Tage-Frist in Anwendung. Beim Vergleich von Zahlen aus diesen unterschiedlichen Zeiträumen ist zu beachten, dass etwa 88 % der Verkehrstoten innerhalb der ersten 3 Tage versterben.

Trotz leicht steigender Unfallzahlen ist die Zahl der getöteten Personen in Österreich seit 1999 rückgängig:

Jahr Verkehrstote
1998 963
1999 1079
2000 976
2001 958
2002 956
2003 931
2004 878
2005 768
2006 730

Lage in der Schweiz

Auch in der Schweiz geht die Anzahl der Unfalltoten von Jahr zu Jahr zurück. Massnahmen wie das Gurtentragobligatorium, die Senkung der Geschwindigkeitslimiten, die Optimierung der Fahrzeugtechnik und des Rettungswesens, aber auch verkehrstechnische und edukative Massnahmen haben wesentlich zu dieser Reduktion beigetragen. Mit der Einführung der 0,5-Promillegrenze zum 1. Januar 2005 (zuvor 0,8 Promille) hat sich die Zahl der im Strassenverkehr Getöteten innert Jahresfrist um 20% reduziert. Gemessen an den insgesamt zurückgelegten Distanzen sind die Motorradfahrer die am stärksten gefährdeten Verkehrsteilnehmer. Auf dem Motorrad ist das Risiko tödlich zu verunglücken 18 Mal grösser als im Auto. Bei den Velofahrern ist es sieben Mal grösser und bei den Fussgängern sechs Mal. Das mittlere Sterbealter eines Verkehrsunfallopfers liegt bei 46.

Jahr Verkehrstote Motorfahrzeugbestand Bemerkungen / gesetzliche Neuerungen
1929 370 0.100 Mio. Gerundete Werte
1965 1304 k.A.
1970 1694 k.A.
1971 1773 k.A. Bisheriger Höchststand an Unfalltoten
1975 1243 k.A.
1980 1246 k.A. Definitive Einführung 0,8-Promillegrenze
1981 k.A. k.A. Einführung Gurtentragobligatorium und Helmtragpflicht für Motorradfahrer
1984 k.A. k.A. Einführung Tempo 50 innerorts (zuvor 60)
1985 908 k.A. Einführung Tempo 120 auf Autobahnen und Tempo 80 ausserorts (zuvor 130/100)
1990 954 3.777 Mio. Einführung Helmtragpflicht für Motorfahrradlenker
1991 860 3.881 Mio.
1992 834 3.936 Mio.
1993 723 3.965 Mio.
1994 679 4.034 Mio. Einführung Gurtenobligatorium für Rücksitzpassagiere
1995 692 4.121 Mio.
1996 616 4.173 Mio.
1997 587 4.260 Mio.
1998 597 4.349 Mio.
1999 583 4.471 Mio.
2000 592 4.585 Mio.
2001 544 4.707 Mio.
2002 513 4.809 Mio.
2003 546 4.888 Mio.
2004 510 4.969 Mio. Tragquote von Sicherheitsgurten unter Lenkern 81%1
2005 409 5.043 Mio. Einführung 0,5-Promillegrenze und anlassfreie Kontrollen
2006 370 5.108 Mio. Tragquote von Sicherheitsgurten unter Lenkern 86%1
2007 400 - Zunahme vor allem im Tessin und der Westschweiz (+21%)

1 Gemischte Werte (innerorts/ausserorts/Autobahn). Die Gurtentragquote ist innerorts am geringsten und auf der Autobahn am höchsten.


Aufgeschlüsselte Werte nach Verkehrsteilnahme seit 2004

Jahr Verkehrstote Personenwagen Fahrräder Motorräder Fussgänger Motorfahrräder Andere
2004 510 232 42 114 95 9 18
2005 409 178 37 86 69 6 332
2006 370 156 35 69 76 11 23

2 Die relativ hohe Zahl erklärt sich durch den Reisebusunfall am Grossen St. Bernhard (Kanton Wallis) im April 2005, welcher 13 Menschenleben forderte.

Getötete im internationalen Vergleich

Gesamtanzahl Verkehrstote pro 1 Mio. Einwohner (30-Tage-Frist)

Land 1980 1990 2000 2004 2006
Deutschland 193 140 91 71 62
Niederlande 142 92 68 50
Österreich 265 203 120 107 88
Schweiz 192 139 83 69 49
USA 225 179 152 145

Quelle: bfu

Quellen

Statistik für Deutschland

Statistik für die Schweiz / Internationaler Vergleich

Zitate

„Wirklich hat sich der Verkehr zu einer Art Moloch entwickelt, der jahraus, jahrein eine Summe von Opfern verschlingt, wie sie nur an denen des Krieges zu messen ist. Diese Opfer fallen in einer moralisch neutralen Zone; die Art, in der sie wahrgenommen werden, ist statistischer Natur.“

Ernst Jünger: 1932 in „Der Arbeiter'“', §30