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Isaak Luria

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Isaak Luria, jüdischer Kabbalist, (* 1534 in Jerusalem; † 1572 in Safed in Galiläa)

Namensvarianten und Beinamen

  • Isaak Aschkenasi ben Salomo, unter Anspielung auf die deutsche Abstammung, siehe auch Aschkenasim
  • ARI, Abkürzung für Aschkenasi Rabbi Isaak oder Adonenu Rabbi Isaak (der göttliche Rabbiner Isaak)

Vita

Nach dem frühen Tod von Lurias Vater zog die Mutter mit ihm nach Kairo. Er beschäftigte sich bereits früh mit der Kabbala und zog sich zeitweise auf eine einsame Nilinsel zurück. 1569/70 zog Luria nach Safed. Bei Moses Cordovero (1522-1570) studierte er die Kabbala. Nach dessen Tod übernahm er die Leitung der Kabbalisten-Schule von Safed.

Lehren zu Schöpfung und Erlösung

Luria interpretierte die theoretische und praktische Kabbala neu. Man spricht von lurianischer Lichtmystik. Zentrale Punkte seiner Lehre sind:

  • An Amfang war der Zimzum: ein Akt göttlicher Selbstbeschränkung bei En Sof (Gott an sich) ermöglicht die erste Schöpfung.
  • Die Sefirot als zehn Dimensionen des Seins entstehen, zugleich auch der erste Geistmensch, Adam Kadmon. Der kabbalistische Lebensbaum enthält diese Sefirot.
  • Von Adam Kadmons Gesicht strömt Licht in die Gefäße der Sefirot.
  • Es kommt zu einem Unfall im Schöpfungsgeschehen: Das Licht ist zu stark, die Gefäße brechen, die Schöpfung gerät in Unordnung, alle Geschöpfe befinden sich im Exil, von der Schechinah als weiblicher Seite Gottes, bis zur Mikrobe.
  • Die materielle Welt entsteht, in der Gutes und Böses gemischt sind. Die Lichtfunken sind in den Kelipoth (Schalen) gefangen.
  • Im Tikkun, einem komplizierten Prozess der Wiederherstellung wird das Licht aus den Kelipoth befreit und zum Ursprung zurückgebracht. Dem Menschen kommt dabei eine entscheidende Rolle zu. Beim Tikkun spielen Gilgul (Seelenwanderung / Reinkarnation) und Ibbur (Schwängerung einer lebenden Seele durch eine andere Seele) ebenso eine Rolle wie die Kawwana als magisches Gebet, aber auch Askese und die Mizwa (Erfüllung der Gebote).

Überlieferung und Wirkung

Isaak Luria schrieb seine Lehren nicht selbst nieder, bis auf ein paar kurze Traktate und drei Hymnen zum Sabbat, die im Judentum äußert beliebt wurden.

Was als lurianische Kabbala überliefert wurde, hat zum größten Teil der Luria-Schüler Rabbi Vital Calabrese (1543-1620) aufgezeichnet, der auch die Lebensgeschichte Lurias aufzeichnete. Calabrese kann als Evangelist und Paulus in einer Person betrachtet werden.

Um Issak Luria rankten sich bald mannigfaltige Legenden, er soll bereits als Kind durch wunderbare Eigenschaften aufgefallen sein, auch in Safed wirkte er durch Wunder.

Sein Leben wie sein Werk wirkten auf die Kabbalisten, etwa den Messias Sabbatai Zwi, beeindruckten aber im 17. bis frühen 19. Jahrhundert auch weite Kreise im Judentum. Während einerseits ein Moses Mendelssohn die Philosophie der Aufklärung vertrat, entwickelten sich auf lurianischer Basis mystische Strömungen, die mit dem Chassidismus verknüpft sind.

Eine Renaissance erlebt die Lehre Lurias in der von Thorwald Dethlefsen gegründeten Neuen Religiösen Bewegung Kawwana - Kirche des neuen Aeons zum Jahrtausendwechsel.

Literatur

  • Chaim Bloch: Das himmlische Urteil. Kabbalistische Legenden. Mit einer Einleitung herausgegeben von Manfred Baumotte. Hannover : Lutherisches Verlagshaus, 2001 ISBN 3-7859-0841-5
  • Gershom Scholem: Die jüdische Mystik in ihren Hauptströmungen. suhrkamp taschenbuch wissenschaft 330