Zum Inhalt springen

Weihrauch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. Januar 2005 um 14:59 Uhr durch 85.73.48.101 (Diskussion) (Links). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Weihrauch-Harz

Der Begriff Weihrauch bezeichnet:

1. Ein körniges getrocknetes Harz, das von altersher als aromatisches, desinfizierendes und entzündungshemmendes Räuchermittel in Gebrauch ist. Es entwickelt beim Verglühen (Räuchern) einen aromatisch duftenden Rauch und wird in verschiedenen Religionen (z. B. der katholischen und orthodoxen Kirche) bei Kulthandlungen verwendet, meist vermischt mit anderen Räuchermitteln wie z. B. Benzoe, Myrrhe, Galbanum, Zistrose, Styrax, Lorbeer etc.

Früher wurden auch andere Räucherharze als Weihrauch bezeichnet. Das echte Weihrauchharz wird vom Weihrauchbaum gewonnen, einer Gattung der Familie der Balsambaumgewächse (Boswellia sacra, Boswellia serrata, Gummi olibanum). Der Baum wächst in Trockengebieten um das Horn von Afrika (Somalia, Äthiopien, Eritrea, Sudan), in Arabien (Dhofar im Süden Omans, Hadramaut im Jemen) und in Indien. Hauptabnehmer ist die Parfümindustrie. Seit einigen Jahren wird das Weihrauchharz auch für medizinische Zwecke aufbereitet und verarbeitet.

2. Den Rauch, der sich beim Verbrennen von Weihrauch entwickelt.

In der katholischen Liturgie wird Weihrauch vor allem in der Messe und in der Vesper verwendet. Der Altar und die eucharistischen Gaben, das Evangelienbuch, der Priester und alle Gläubigen, auch die Osterkerze und die Weihnachtskrippe u. a. werden mit Weihrauch verehrt. Er ist dabei das Zeichen der göttlichen Gegenwart und der aufsteigenden Gebete der Gläubigen.

Historisch geht die Verwendung von Weihrauch im Christentum auf den Kult der Israeliten zurück, in deren Tempel oft Weihrauch verbrannt wurde. Aber auch viele andere antike Religionen und auch der orientalische und römischen Herrscherkult kannten den Weihrauch. Kaisern und Statthaltern wurde beim Einzug in eine Stadt Weihrauch vorangetragen - als Zeichen der Huldigung, aber auch zur Verdrängung des Kloakengestanks. Auch privat war das regelmäßige Ausräuchern des Hauses mit verschiedenen aromatischen Mischungen in der Antike verbreitet.

In der traditionellen arabischen Heilkunde wird die innere Anwendung von Weihrauchharzperlen (Boswellia serrata , Boswellia sacra) zur "Stärkung des Geistes und des Verstandes" empfohlen ("Hakim" Avicenna). Diese in Europa bislang unbekannte Wirkung, Steigerung der Lern- und Gedächnisleistung, wurde in letzter Zeit in Tierversuchen und Testreihen mit Menschen an der Universität Isfahan (Iran) durch Prof. Alaei eindeutig bestätigt.

In der klassischen europäischen Naturheilkunde wurde der Weihrauch hauptsächlich zur Linderung von rheumatische Erkrankungen eingesetzt. So war Weihrauch noch 1850 zur inneren und äußeren und 1870 lediglich zur äußeren Anwendung in pharmakologischen Büchern zu finden. Nach 1875 geriet der Weihrauch, wie so viele andere Erfahrungsarzneimittel, durch chemisch definierte Medikamente in Vergessenheit.

Heute wird der Weihrauch als nebenwirkungarmes Heilmittel bei rheumatischen Erkrankungen wie z. B. Morbus Chron oder Polyarthritis wiederentdeckt. Studien mit hoffnungsvollen Ergebnissen wurden z. B. an der Universität Mannheim (Dr. Henning Gerhard) durchgeführt. Die Universität Tübingen hat Weihrauch als unterstützendes Heilmittel gegen Hirntumore eingesetzt und ebenfalls hoffnungsvolle Resultate erzielt. Wirkungsvoll scheint in allen Fällen die in dem Weihrauch vorhandenen Boswellia Serrata Säuren zu sein. Allerdings sollte man beachten, dass hierzulande verkaufter Weihrauch nicht bei allen Bezugsquellen dem Lebensmittel- oder Arzneirecht mit ihren Reinheitsbestimmungen unterliegt.

Weihrauch enthält psychoaktive Stoffe, die zeitweise das Bewußtsein verändern können.