Watchmen
Watchmen ist ein 1986/87 erschienener Comic von Alan Moore (Text) und Dave Gibbons (Zeichnungen). Er erschien zuerst bei DC Comics als 12-teilige Serie und wurde nicht nur im Comic-Bereich mit mehreren Preisen ausgezeichnet.
Szenario
Eine fiktive Version der USA in den 80ern. Der Krieg ist noch kalt, die Russen sind noch die außenpolitischen Gegner. Superhelden sind seit einem Anti-Superheldengesetz aus den 70er Jahren, dem Keene-Act, verboten. Die ersten von ihnen waren nach dem Sensationserfolg des ersten Superman-Comics Ende der 30er Jahre aufgetreten, maskierte Verbrecherjäger ohne große Fähigkeiten, die sich später als die "Minutemen" zusammentaten – und bis zu den 50er Jahren nach und nach freiwillig und unfreiwillig in den Ruhestand traten. Anfang der 60er entstand eine neue Generation, mit neuen technischen Fähigkeiten und zum Teil auch tatsächlichen Superkräften. Sie gerieten in den 70ern durch ihre Selbstjustiz in die Diskussion und wurden durch den Keene-Act zuletzt vor die Alternative gestellt, zurückzutreten oder für die Regierung zu arbeiten. Einige hörten damals schlicht auf (Nite Owl II, Silk Spectre II), andere arbeiten seither in der Forschung (Dr. Manhattan) oder im Geheimdienst (Comedian), einer (Ozymandias) ließ die Maske öffentlich fallen und verdiente damit ein Vermögen, einer (Rorschach) ging in den Untergrund und bekämpft – von der Polizei gesucht, von den Medien totgeschwiegen – das Verbrechen weiter.
Handlung
Der ehemalige Superheld "The Comedian" wird von einem Unbekannten ermordet. Sein Kollege Rorschach macht sich auf die Suche nach dem Täter und wittert bald eine Verschwörung, als weitere Superhelden bedroht werden: Dr. Manhattan flieht nach einem Skandal in den Weltraum, auf Ozymandias wird ein Attentat verübt, der ehemalige Superschurke Moloch erschossen und Rorschach selbst in eine Falle gelockt. Seine Verhaftung weckt schließlich seinen Ex-Partner Night Owl aus dem Ruhestand. Er befreit Rorschach und gemeinsam kommen sie der (tatsächlichen) Verschwörung auf die Spur.
Charaktere
Sämtliche Charaktere sind – teils auf Basis von wenig bekannten Figuren des Verlags Charlton Comics – neu entwickelt. Dies nimmt dem Leser die Möglichkeit alter Helden-Vorlieben oder -Abneigungen. Somit kann man "Watchmen" ohne Vorkenntnisse anderer Superhelden-Geschichten lesen, obwohl Vorkenntnisse bzw. Vergleiche mit anderen Superhelden-Comics den Reiz natürlich erhöhen. Moore nutzt das Fehlen von vorgegebenen Heldenlebensläufen zudem, um jeden Charakter mit einer authentischen Biografie zu versehen: Einer Biografie, die in einer realen Welt funktionieren würde und die Elemente dieser realen Welt verarbeitet, in der Berühmtheiten (zu denen Superhelden ja auch zählen würden) eben Merchandising betreiben, Alkoholprobleme haben, mit Komplexen kämpfen, ihren Ruhm ausnutzen u.v.m..
Die Helden der ersten Generation
Hooded Justice
Der erste der "realen" Superhelden in Watchmen. Sein Name bleibt bis zum Schluss ungenannt, es wird jedoch bekannt, dass er mit der ersten Silk Spectre eine Scheinaffäre hatte, offensichtlich um seine Homosexualität zu verbergen. Er verschwindet kurz nachdem er sich in der McCarthy-Ära geweigert hatte, seine Identität preiszugeben. Hollis Mason (der erste Nite Owl) schreibt in seinen Memoiren ,,Unter der Maske", dass hinter Hooded Justice möglicherweise ein Zirkusartist namens Rolf Müller gesteckt habe, da beide dieselbe Größe und Statur hatten.
Silk Spectre
Sally Juspeczyk ist der richtige Name von Silk Spectre, der ersten Superheldin. Ihren Nachnamen gibt sie mit "Jupiter" an, um ihre polnische Herkunft zu verschleiern. Wie auch die anderen Abenteurer der ersten Generation verfügt Juspeczyk über keine besonderen Fähigkeiten, sieht jedoch überdurchschnittlich verführerisch aus – zu verführerisch auch für den Comedian, der versucht sie zu vergewaltigen.
Juspeczyk heiratet später ihren Agenten Laurence Schexnayder, der ihr eine Filmkarriere vermitteln will – was allerdings scheitert. Aus der Zeit dieser Ehe stammt Tochter Laurel, die Sally zwar zur zweiten Silk Spectre ausbildet – dabei jedoch Kontakte zwischen Laurel und dem Comedian argwöhnisch unterbindet.
Zum Zeitpunkt der Watchmen-Handlung lebt die Endsechzigerin/Anfang-Siebzigerin in einer einem Seniorenheim angegliederten Wohnanlage, trauert den alten Zeiten nach, sammelt alte Porno-Comics der 40er Jahre mit ihr als Protagonistin als Beleg des vergangenen Ruhms – und sieht sogar den traumatisierenden Vergewaltigungsversuch durch Blake in einem milderen, verklärten Licht.
The Comedian
Edward Blake, wie der "Comedian" mit richtigem Namen heißt, gehörte schon mit 17 zur ersten Generation der Superhelden. Dem Verbot der Vigilanten in den 70ern entgeht er, indem er wie auch Dr. Manhattan in den Regierungsdienst tritt. Er kämpft als Vorzeigesöldner mit unvorstellbarer Brutalität in Vietnam, befreit (anders als in der Realität) die iranischen Geiseln in der US-Botschaft, schlägt mit erkennbarerer Freude Aufstände und Aufständische nieder. Blake ist zynisch, jähzornig. Sein Regierungsauftrag ist für ihn keine Herzenssache, sondern ein Freibrief für zügellose Gewalt in einer Welt, in der es für ihn ohnehin kein Gut und Böse gibt – und von deren Untergang er sowieso überzeugt ist. Er ist es daher auch, der die Bemühungen um eine Union der zweiten Generation der Superhelden unter Ozymandias, dem "klügsten Menschen der Welt", sprengt: "In ein paar Jahren fliegen die Atomraketen hier durch die Gegend wie Maikäfer. Und unser Ozymandias hier ist dann der klügste Mensch auf der Asche. Macht's gut, ihr Witzfiguren."
Bei alledem ist der Comedian kein tumber Haudrauf, sondern beweist immer aufs Neue entlarvenden Scharfblick. Er durchschaut schnell "Hooded Justice"s sexuelle Motive zur Verbrecherjagd, er spricht offen aus, dass Captain Metropolis mit dem Versuch einer zweiten Helden-Union nur über sein Alter, seinen Bedeutungsverlust und seinen Bauchansatz hinwegkommen möchte. Und als er in Gegenwart von Dr. Manhattan in Vietnam in einem Wutanfall seine schwangere Geliebte erschießt, rechtfertigt er sich kalt, aber zutreffend: "Ja, ich habe sie erschossen, Und du hast zugesehen. Du hättest die Kugeln in Dampf verwandeln können oder jeden von uns wegteleportieren, aber du hast es geschehen lassen, weil dir Menschen egal sind."
Seine Ermordung löst die Ereignisse In "Watchmen" aus.
Mothman
Nebenfigur, sein richtiger Name lautet Byron Lewis. Sein Superheldenkostüm war ein Mottenkostüm, das ihm ermöglichte in der Luft zu gleiten. Karriereende nach Alkoholismus. Befindet sich zurzeit in Psychiatrie.
Nite Owl
Hollis Mason, vor und während seines Lebens als maskierter Abenteurer Polizist, legte sich seine Identität als Held aus verschiedenen Motiven zu. Zum einen war es aus Nostalgie für die Pulp-Romane, was durch das Erscheinen der ersten Superhelden-Comics gefördert wurde. Zum anderen hatte er durch die strengen Moralvorstellungen seines Großvaters, bei dem er mit seiner Familie in seiner Kindheit gewohnt hatte, das Gefühl, er müsse etwas Wichtiges und Richtiges tun.
Diese Motive enthüllt Mason in seinen Memoiren genauso wie die Gründe seines Rücktritts. Zum einen, schreibt er, hätten mehr und mehr die maskierten Schurken gefehlt – und damit die Daseinsberechtigung, gleich in doppelter Hinsicht. Denn ohne Superschurken brauche man nicht nur den Helden nicht mehr, der Held käme sich auch dämlich vor, wenn er der einzige sei, der in einem seltsamen Kostüm herumrenne. Der Hauptgrund für seinen Rückzug ist jedoch das Auftreten von Dr. Manhattan, dem ersten echten Superhelden im Jahr 1960. Mason trennt hier sehr sorgfältig: Er und seine Kollegen der ersten Generation sind für ihn nur "costumed heroes" oder "masked adventurers", Manhattan ist der erste "Superhero". Und seine, Masons, Bemühungen erscheinen ihm zunehmend unzulänglich in einer Welt, in der jemand wie Manhattan praktisch alles bewirken kann, während alles, was er, Mason, anzubieten hätte, "ein guter linker Haken" sei.
Nach seiner aktiven Zeit eröffnet er eine Autowerkstatt, schreibt seine bereits erwähnten Memoiren (Titel: "Under the Hood") und trifft sich regelmäßig mit seinem Nachfolger, dem er, nachdem er dessen Talent gesehen hatte, bereitwillig seinen Namen überlassen hatte.
Dollar Bill
Eine tragische Nebenfigur, deren Schicksal nur über Hollis Masons Memoiren enthüllt wird. Auf dem Höhepunkt der ersten Superhelden-Welle in den 40ern engagiert eine Bank einen eigenen Helden als Werbegag und Schutzmaßnahme – Dollar Bill. Der trainierte Athlet wird bei einem Überfall von einem Räuber erschossen, wehr- und hilflos, nachdem sich sein Umhang in der Drehtür der Bank verheddert. Rückschauend mutmaßt Mason, Bill könne wohl noch leben, wenn sein Kostüm nicht von Marketingstrategen entworfen worden wäre, sondern von Bill selbst. Er, Mason, habe sich aus ähnlichen Erwägungen stets gegen die effektvollen, aber gefährlichen Umhänge entschieden.
Silhouette
Ursula Zandt wurde 1939 zur Heldin und trat auch sogleich den "Minutemen" bei. Später wurde sie auf Empfehlung von Silver Spectres Manager aufgrund ihrer Homosexualität aus der Gruppe ausgeschlossen, um schlechte Publicity zu vermeiden, nachdem dieser Umstand an die Öffentlichkeit gelangt war. Sie und ihre Liebhaberin wurden nur zwei Wochen später ermordet.
Captain Metropolis
Sein richtiger Name lautet Nelson Gardner. Bevor er sich zum Superhelden Captain Metropolis machte, war er bei der US-Navy. Er versucht die Superhelden Comedian, Rorschach, Ozymandias, die zweite Silk Spectre, die zweite Nite Owl und Dr. Manhattan dazu bewegen, nach dem Vorbild der alten Heldenvereinigung "The Minutemen" eine neue Heldenunion zu gründen: die Crimebusters. Doch der Comedian erkennt Gardners wahres Motiv: Gardner versucht, über seine zunehmende Bedeutungslosigkeit hinwegzukommen, indem er mittels Gründung eines Vereins an die Prominenz und das strahlendere Image erfolgreicherer Superhelden andockt. Später stirbt Nelson Gardner durch einen Autounfall.
Die Helden der zweiten Generation
Ozymandias
Ozymandias (Adrian Veidt) ist schlicht der "klügste Mann der Welt". Das Genie hat sich noch vor der Untersagung durch die Regierung als Superheld zurückgezogen und ein Multimilliarden-Dollar-Unternehmen gegründet. Veidt verkauft unter seinem Namen Parfum, aber auch "Ozymandias"-Actionfiguren. Veidt verkörpert in "Watchmen" eine Art "Superman"/Gott-Dilemma: Wenn ein Held allmächtig ist, wenn er den Weg kennt und die Mittel hat, um die Welt zu retten – wie weit würde er gehen und wie weit darf er gehen? Darf er Opfer fordern? Welche Legitimation hat er dazu?
Veidt hat diesen Weltrettungsplan und beschließt, ihn umzusetzen. Moralische Skrupel kennt er, unterdrückt sie jedoch aus Vernunftgründen – dies wird besonders am Ende deutlich, als Veidt (trotz des Gelingens seines Plans) verunsichert Dr. Manhattan fragt, ob er, Veidt, denn nun auch das Richtige getan hätte. Manhattan kann diese Frage nicht beantworten – und reicht sie somit unausgesprochen an den Leser weiter.
Dr. Manhattan
In seinem früheren Leben Physiker, ist Jon Osterman der einzige, der sich seine Identität nicht gewünscht oder ausgesucht hat. Nach einem Laborunfall, bei dem er in seine Atome zerlegt wurde, schafft er es, sich wieder zu materialisieren. Allerdings kommt er nicht mehr als Mensch, sondern eher als Gott zurück, was die amerikanische Regierung direkt für sich nutzt.
Für Manhattan spielt Zeit keine Rolle. Die Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft von ihm und ihm nahestehenden Personen – alles ist ihm gewärtig. Insofern hält er die Zukunft für unabänderlich. Seine Konsequenz: Er widmet sich der Forschung im Regierungsauftrag, wird damit nicht mehr gesetzlich verfolgt und macht zugleich, was ihn interessiert. Denn an der Verbrechensverfolgung hat er immer mehr das Interesse verloren, sie ist ihm zu unbedeutend – auch, weil es wenig sinnvoll ist, Verbrecher zu jagen, wenn doch ohnehin nur passiert, was sowieso passieren wird. Die Frage, die ihn viel mehr reizt, ist die nach dem Warum: Also nutzt er seine Superkräfte für physikalische Experimente.
Mit Dr. Manhattan spielt Alan Moore den Gedanken des Helden mit tatsächlichen Superkräften durch – und der Wirkung jener Kräfte auf den Helden selbst: Anders als Rorschach treibt Manhattan nämlich nicht die Sehnsucht nach Gerechtigkeit an – Manhattan ist Held ohne Interesse am Heldentum, er ist es einfach, weil er durch einen Unfall eben Superkräfte unvorstellbaren Ausmaßes gewinnt. Und diese Kräfte beeinflussen wiederum auch ihn: Der dadurch gewonnene neue Blickwinkel, die Einsicht in elementare Zusammenhänge des Universums, lassen für ihn zunehmend herkömmliche Zusammenhänge, Zwischenmenschliches an Bedeutung verlieren. So findet Manhattan nichts dabei, beim Sex mit seiner Lebensgefährtin Doubles von sich zu erschaffen, die die Zeit nutzen, und im Labor weiterforschen. Eine Herabsetzung von Partnerschaft und Romantik kann er darin nicht mehr erkennen, ihren Ärger bei Auffliegen seiner mehrfachen parallelen Beschäftigungen nicht mehr nachvollziehen. Und mehr noch, verliert er später jegliches Interesse an der Rettung der Menschheit, der er angesichts des Kosmos nur marginale Bedeutung zubilligen kann.
Rorschach
Eine extreme Persönlichkeit, die sich durch ein reines Schwarz/Weiß denken auszeichnet. Rorschach besitzt keinerlei Superkräfte oder spezielle Ausrüstung, er ist nur sehr erfahren im Straßenkampf und ein ausgezeichneter Detektiv. Außerdem legt er eine extreme Brutalität an den Tag. Sein Merkmal ist eine Maske mit einem sich ständig ändernden Muster welches einem Rorschachtest gleicht. Der Charakter basiert auf dem DC/Charlton Comics Superhelden The Question.
Rorschach (eigentlich: Walter Kovacs) hat nichts Glamouröses, nichts Bewundernswertes. Er ernährt sich von Nudeln aus der Dose und von Zuckerwürfeln, die er gelegentlich verschlingt. Er schläft kaum, und wenn er seine Maske kurz lüftet, wirkt er extrem ungepflegt – eben wie jemand, der Tag und Nacht Verbrecher jagt. Nach seiner Verhaftung enthüllt Rorschach gegenüber dem Gerichtspsychologen, dass sich seine Heldenkarriere in zwei Teile gliedert. Anfangs sei er ein Verbrechensbekämpfer aus schlichter Überzeugung gewesen, eben Walter Kovacs, der sich zum Verbrecherjagen verkleidet. Erst nach einem extrem grausamen Entführungsfall sei er tatsächlich durch und durch zu Rorschach geworden – der angesichts von Verbrechen und Korruption nicht mehr wegsehen könne. Und der in den ihm vom Psychologen entgegengehaltenen Rorschach-Flecken eben keine Blumen und Schmetterlinge mehr sehen könne, sondern nur noch die entsetzlichen Grausamkeiten, die er in seiner Verbrecherjäger-Karriere erlebt hat. Seither ist er nicht mehr jemand, der sich gelegentlich als Rorschach verkleidet – sondern Rorschach, der gelegentlich die Maske ablegt und sich als Walter Kovacs ausruht.
Eindeutig sind dabei die Parallelen zum "Comedian", der aus derselben Erkenntnis wie Rorschach jedoch die exakt gegenteilige Schlussfolgerung zieht: Während Rorschach von seiner schier unerfüllbaren Verpflichtung zum Kampf für Gerechtigkeit aufgefressen wird, folgert der "Comedian", er als Einzelner könne ohnehin nichts ändern – und somit genausogut aus seiner Rolle den größtmöglichen Spaß für sich ziehen.
Der zweite Nite Owl
Richtiger Name: Daniel Dreiberg. Dreiberg ist das introvertierte Gegenstück zu Batman (und zahlreichen, nach einem ähnlichen Grundmuster gestrickten Superhelden) – ein wohlhabender Mann, der seinen Charakter "Nite owl" mit jeder Menge Gimmicks ausrüstete. Ein Eulenschiff ("Owlship"), verschiedene Eulenanzüge zum Tauchen etc. helfen Dreiberg, der keinerlei Superkräfte besitzt. Dreiberg hat sich inzwischen zurückgezogen, geht gelegentlich in seinen bathöhlenartigen Keller, um den guten alten Zeiten nachzutrauern und weiß ansonsten nicht so recht, was er mit seiner Zeit tun soll. Er ist rationaler als sein Ex-Partner Rorschach, zog sich deshalb auch bei der Verabschiedung des Antisuperheldengesetzes widerspruchslos zurück, was der Fanatiker Rorschach ihm übelnahm.
Die Rolle des "Nite Owl" dient ihm auch zur Überwindung seiner Selbstzweifel. Dies wird besonders deutlich in seiner Beziehung zur ehemaligen Heldenkollegin Juspeczyk, wo er erst dann volle erotische Leistungsfähigkeit erreicht, als er das Eulenkostüm zu Hilfe nimmt.
Die zweite Silk Spectre
Laurel Jane Juspeczyk hatte nie große Lust auf den Superheldenjob. In die Rolle gedrängt wurde sie von ihrer Mutter, der ersten Silk Spectre, die ihre Karriere steuerte wie Mütter von Tennis-Stars oder Models. Juspeczyk hat sich ebenfalls zurückgezogen, lebt nun an der Seite Dr. Manhattans und leidet unter seiner wachsenden Vergeistigung, die sie in die Nähe Daniel Dreibergs bringt.
Beschreibung
Die Serie erweist sich als "Was-wäre-wenn-Superhelden-Geschichte". Die vormaligen Retter des Universums sind verarmt oder haben mit ihrer Identität Millionen verdient. Es geht darin um die Frage "Wie würden sich die Superhelden aus den amerikanischen Comics in der realen Welt verhalten und wie würde die reale Welt auf sie reagieren?" Angereichert mit viel Gesellschaftskritik wird unter anderem das Vigilantentum der selbsternannten Hüter von Recht und Gesetz hinterfragt. Dies kulminiert im Plan des ehemaligen Superhelden Ozymandias, durch einen fingierten Angriff Außerirdischer (mit allerdings sehr realen Millionen Toten) die Welt zu einen, den Weltfrieden zu beschwören und so einen drohenden Atomkrieg abzuwenden.
Der Plan gelingt, seine Legitimität können allerdings weder die wider Willen beeindruckten Gegner Ozymandias' noch kann es Ozymandias selbst beurteilen. Die Frage wird an den Leser weitergereicht, und das in weitaus deutlicherer Form als in Frank Millers Batman - Die Rückkehr des Dunklen Ritters: Während bei Batman die mythische, stets bewundernswert rebellische Figur den Leser für den Superhelden einnimmt, ist bei "Watchmen" keine vertraute Sympathiefigur vorgegeben. Obendrein erscheint auch kein Watchman sonderlich nachahmenswert: Weder will man sich auf Seiten des arroganten Ozymandias schlagen, noch möchte man der übergewichtige Nite Owl sein, der seltsam kalte Dr. Manhattan zieht so wenig an wie der moralisch einwandfreie, aber extrem ungepflegte Rorschach. Und auch die Coolness des Comedian verblasst gegen die Ungerührtheit, mit der er in Asien Gegner mit Flammenwerfern bekämpft und schwangere Frauen erschießt.
Titel
Der Titel Watchmen bezieht sich auf ein Zitat des römischen Autors Juvenal aus seiner Satire VI, Vers 347: "Quis custodiet ipsos custodes?", deutsch: "Wer wird die Wächter überwachen?". Ins Präsens gewandt, beherrscht dieser Spruch ("Who watches the Watchmen?") als Graffiti die Straßenbilder der "überwachten" Städte im Comic. Die deutsche Ausgabe der Serie wurde erstmals 1989 in sechs Bänden vom Carlsen Verlag veröffentlicht.
Verfilmung
Schon seit der späten 80er Jahre ist eine Verfilmung der Materie im Gespräch. Sam Hamm schrieb damals bereits ein Drehbuch, das allerdings nie umgesetzt wurde. Auch Terry Gilliam war eine Zeitlang im Gespräch, wollte den Comic allerdings nicht in Form eines einzelnen Filmes umsetzem. 2005 war Darren Aronofsky als Regisseur vorgesehen, konnte aber aufgrund zeitlicher Überschneidungen mit einem anderen Filmprojekt Watchmen nicht umsetzen. Nachdem schon andere erfolgreiche Comics von Alan Moore, wie From Hell, Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen und V wie Vendetta in Kinofilme umgesetzt wurden, ist inzwischen Zack Snyder auf dem Regiestuhl gelandet und wird das Projekt auch umsetzen. Geplanter Veröffentlichungstermin ist bisher der 3. Juni 2009.
Auszeichnungen
Watchmen wurde mit mehreren Preisen nicht nur aus dem Comic-Bereich ausgezeichnet, darunter
- 1987 Kirby Award, Best Finite Series, Best New Series, Best Writer, Best Writer/Artist
- 1988 Eisner Award, Best Finite Series, Best Graphic Album, Best Writer, Best Writer/Artist
- 1988 Hugo Award, Spezielle Auszeichnung
- 1990 Max-und-Moritz-Preis, als beste deutschsprachige Comic-Publikationen
- Liste der 100 besten Romane seit 1923 des Time Magazine (als einziger Comic)
Deutsche Ausgaben
- Dave Gibbons, Alan Moore: Watchmen - Ultimate Edition. Panini Comics, 2005, 512 Seiten, ISBN 3-89921-972-4 (mit neuer Colorierung und Extraseiten)
- Dave Gibbons, Alan Moore: Watchmen. Carlsen Verlag, 2000, ISBN 3-551-74408-4 (US-Format)
- Dave Gibbons, Alan Moore: Watchmen - Die Wächter. Carlsen Verlag, 1989 (6 Bände, Softcover-Albenformat)