Bad Salzungen
Vorlage:Infobox Ort in Deutschland
Bad Salzungen ist eine Kurstadt in Thüringen (Deutschland). Sie ist Kreisstadt des Wartburgkreises. Bekannt ist die Stadt unter anderem für das Keltenbad, eines der ältesten Sole-Heilbäder in Deutschland.
Geographie
Geographische Lage
Bad Salzungen liegt an der Werra, zwischen dem Thüringer Wald im Norden und der Rhön im Süden.
Nachbargemeinden
Angrenzende Gemeinden sind Immelborn, Leimbach, Moorgrund, Stadtlengsfeld, Tiefenort, Weilar und Urnshausen im Wartburgkreis sowie Breitungen im Landkreis Schmalkalden-Meiningen.
Stadtgliederung
Neben der Kernstadt Bad Salzungen besteht die Stadt aus den Stadtteilen Kloster, Wildprechtroda, Kaltenborn, Langenfeld und Hohleborn.
Geschichte
Besiedlung und Vorgeschichte
Lange vor der ersten urkundlichen Erwähnung Bad Salzungens siedelten im Werratal und der angrenzenden Rhön Menschen, welche der keltischen Kultur zugeordnet werden können (Leimbacher Gräberfeld). Salzungen oder das noch im Dialekt gebräuchliche Sälzinge lässt eine Siedlungskontinuität mindestens seit der Völkerwanderung vermuten (siehe Suffix: -ing). Um Christi Geburt siedelte der rhein-weser-germanische Stamm der Chatten (germ. Ursprung umstritten siehe Nordwestblock) im Raum zwischen Fulda, Werra bis fast an die Saale. Im Zuge der Völkerwanderung ab dem 3 Jh.n.Ch. kam es, durch archäologische Funde bis in den Raum nördlich von Eisenach nachweisbar, zu einer Südexpansion der elbgermanischen Stämme Hermunduren und Alemannen. In wieweit man von einer gemeinsamen Siedlung und Vermischung von Chatten (spätere Hessen) und Hermunduren (spätere Thüringer) ausgehen kann ist zumindest für diese Zeit noch fraglich. Es ist stark anzunehmen, dass Salzungen seinen Ortsnamen spätestens in jener Zeit erhielt. Während der fränkischen Osterweiterungen, zwischen dem 5 und 8 Jahrhundert, wurde auch das im Thüringischen Westergau gelegene Salzungen in ein Netz fränkischer Befestigungsanlagen einbezogen. Ausgelöst durch den Aufstand eines Thüringer Grafen setzte eine Verbannungswelle in den heutigen südthüringischen Siedlungen ein. Doch im Gegensatz zum Rest der eroberten Gebiete konnte der Salzunger Raum nur teilweise in eine fränkische Neubesiedlung einbezogen werden, da hier schon sehr starke vorfränkische Siedlungsverbände existierten. Dies erkennt man u. a. am Mischdialekt, der im Raum Bad Salzungen gesprochen wird. Es ist eine Mischung aus Rheinfränkisch (Osthessisch), Mainfränkisch (Hennebergisch) und Thüringisch (Westthüringisch). Mit der fränkischen Ostkolonialisierung setzten auch die schriftlichen Überlieferungen ein.
Schriftliche Überlieferung


Am 5. Januar 775 stellte Karl der Große in der königlichen Pfalz zu Quierzy eine Schenkungsurkunde des Zehnten von seiner Villa Salsunga an das Kloster Hersfeld aus. Dies ist die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Salzungen. 841 kam der Ort an das Kloster Fulda. Im frühen 12. Jahrhundert erweiterten die Grafen von Henneberg ihren Herrschaftsbereich bis an die mittlere Werra. Der Raum Salzungen wurde fränkische Grenzregion nach Thüringen und Hessen. In der durch Adelsfehde und Sezession geschwächten Region wechselten häufig die Herrschaftsverhältnisse, u. a. zwischen den Äbten von Fulda, den Frankensteinern (hennebergische Nebenlinie) und Henneberg. Die seit 1306 als civitas bezeugte Stadt geriet 1366 durch den Verkauf fuldischer Besitzungen nun auch noch in den Machtbereich der Wettiner und wurde durch die Leipziger Teilung 1485 auf sächsischer Seite, der ernestinischen Linie zugeschlagen.
Der Verkauf der fuldischen Besitzungen war über die folgenden Jahrhunderte bis zum Ende des Heiligen Römischen Reichs immer wieder Anlass zu Streitigkeiten und wechselnden Machtverhältnissen. Die Sachsen mussten ihre Herrschaft in der Folge mit Mainz, Würzburg, Henneberg-Aschach und ab 1433 mit Henneberg-Römhild teilen. 1524 wurde die Reformation eingeführt, ein Jahr später schlossen sich Bürger der Stadt einem 8000 Mann starken Trupp aus dem Werragebiet an, der zum Kampf nach Mühlhausen weiterzog, um am Bauernkrieg teilzunehmen. Nach dem Tod der Gräfin von Henneberg-Schwarza (Nebenlinie von Henneberg-Römhild), welche dem Hause Stollberg entstammte, nahm Sachsen die hennebergische Hälfte von Salzungen 1577 in Sequest. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Salzungen am 10. Juni 1640 von den Schweden geplündert, im selben Jahr kam die Stadt an Sachsen-Gotha. Von 1680 bis 1918/1920 war Salzungen Teil des Herzogtums Sachsen-Meiningen.
Bis zur Auflösung des Heiligen Römischen Reichs 1806 blieb Salzungen die nördlichste Peripherie des 1500 gegründeten Fränkischen Reichskreises. 1868 ging das Amt Salzungen im Landkreis Meiningen auf und ist, mit diesem Erbe, auch Teil des historischen Henneberger Landes. Bereits 1858 erhielt Bad Salzungen Anschluss an das Eisenbahnnetz. Dies geschah durch die Werrabahn von Eisenach im Norden nach Coburg und Lichtenfels im Süden.

Die schon in frühgeschichtlicher Zeit betriebene Salzgewinnung war bereits im 14. Jahrhundert so einträglich, dass es seit 1321 eine privilegierte wohlhabende Pfännerschaft gab. Diese wurde von so genannten Salzgrafen geleitet, die jährlich gewählt wurden. Seit dem Jahr 1590 wurde zur Salzgewinnung das gegenüber den früheren Verfahren das deutlich produktivere Gradierverfahren eingesetzt. Im 19. Jahrhundert wurde die heilende Wirkung der Sole ausgenutzt. So entstand 1821 das erste Badehaus, woraus sich ein zunehmender Kurbetrieb entwickelte. Im Jahr 1911 verzeichnete die Stadt bereits 5000 Kurgäste. Am 31. Mai 1923 wurde dann durch das zuständige Thüringer Ministerium dem Antrag der Stadt stattgegegeben, den Namen Bad Salzungen zu tragen.
Mit Beginn der Zeit des Nationalsozialismus antworteten engagierte Bürger auf die politische Verfolgung mit der Bildung von Widerstandsgruppen. Eine Gruppe um den Vorsitzenden der KPD-Fraktion im Thüringer Landtag, Richard Eyermann, organisierte sich in der Firma Jung & Dittmar. Eine andere Gruppe in der Maschinenfabrik W. Prox hatte Verbindung zu Zwangsarbeitern und zur Widerstandsgruppe Neubauer-Poser in Jena. Während des Zweiten Weltkrieges mussten 90 Kriegsgefangene sowie Frauen und Männer vorwiegend aus der Sowjetunion Zwangsarbeit verrichten: bei der Reichsbahn, bei der Firma Jung & Dittmar sowie in der Thüringer Blechwarenfabrik Allendorf. Als im Januar 1945 unterirdische Rüstungsanlagen zur Flugmotorenproduktion errichtet wurden, kamen zwei KZ-Außenkommandos unter den Decknamen Renntier und Kalb zum Einsatz mit 485 bzw. 500 Häftlingen aus dem KZ Buchenwald. Für die mehr als 250 Opfer der Zwangsarbeit wurde 1956 im Rathenau-Park ein Ehrenfriedhof errichtet. Die Skulptur „Der Mahner“ erinnert an diese Opfer.
Am 4. April 1945 wurde die Stadt von amerikanischen Truppen kampflos besetzt, genau drei Monate später rückte die Rote Armee ein.
1950 wurde Bad Salzungen durch eine Gebietsreform in der DDR Kreisstadt des neu gegründeten Kreises Bad Salzungen und nach der Wende 1998 des Wartburgkreises.
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1960 31. Dezember):
1833 bis 1946
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1950 bis 1997
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1998 bis 2004
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- Datenquelle ab 1994: Thüringer Landesamt für Statistik
1) 29. Oktober
2) 31. August
Politik
Stadtrat
Der Stadtrat besteht aus 24 Mitgliedern. Die Stadtratsmitglieder wurden am 27. Juni 2004 gewählt. Dadurch ergab sich folgende Sitzverteilung.
CDU | : 9 Sitze |
Die Linke. | : 6 Sitze |
SPD | : 3 Sitze |
Freie Wähler Bad Salzungen e.V. |
: 5 Sitze |
FDP | : 1 Sitz |
Bürgermeister
Bürgermeister der Stadt Bad Salzungen ist seit dem 1. Juli 2006 Klaus Bohl (Freie Wähler Bad Salzungen e. V.)
Wappen
Blasonierung: „Auf blauem Grund ein Bischof in goldenem Ornat mit roten Schuhen, in der rechten Hand einen goldenen Krummstab und in der linken Hand ein rotes Buch mit schwarzem Kreuz.“
Bedeutung: Das älteste Stadtsiegel zeigte schon im Jahr 1345 den Bischof Bonifatius in einer Anordnung wie oben beschreiben. Er missionierte unter anderem in Thüringen und gründete das Bistum Erfurt. Der Bischof übte lange Zeit in Salzungen auch die weltliche Macht aus und das Kloster Fulda (Eigengründung und Grablege von Bonifatius) hatte hier über Jahrhunderte großen Einfluss. Der Gründer des Bistums wurde daher als Schutzherr Salzungens in das Wappen übernommen.

Altes Wappen: Vom 1. Dezember 1949 bis 26. Juni 1991 führte die Stadt ein Wappen, das sich von dem historischen Wappen abwendete. Das Wappen zeigte auf blauen Grund ein silbernes Wellenband, einen roten Dreischalenbrunnen und zwei rote Mühlräder.
Städtepartnerschaften
- Mezőkövesd (Komitat Borsod-Abaúj-Zemplén in Ungarn, seit 13. August 1969)
- Strakonitz (Südböhmische Region in Tschechien, seit 22. April 1977)
- Bad Hersfeld (Hessen in Deutschland, seit 3. März 1990)
- Ishøj (Region Hovedstaden in Dänemark, seit 31. Oktober 1994)
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
Das auffällige Fachwerkhäuschen mit dem Türmchen an der August-Bebel-Straße im einstigen Ort Dorf Allendorf erinnert an die Reformationszeit. Die 1499 erbaute Wallfahrtskapelle diente später als Wohnhaus für den Schäfer und Flurknecht. Als 1528 das Kloster säkularisiert worden war, erübrigte sich auch eine gegenüberliegende Schäferei. Auf das Haus des Schäfers wurde ein Türmchen aufgesetzt, um das Glöckchen der einstigen Kapelle St. Jacobus unterzubringen. Später brachte man noch am Giebel ein sächsisches Wappenschild, das von einem Engel gehalten wird, oben an. Das kleine Gebäude wurde später das Gemeinde- haus und erhielt um 1900 eine Turmuhr. In dem nunmehr restaurierten Fachwerkhaus befindet sich seit 1995 das Heimatmuseum, in dessen Räumen man sich einen Überblick über die 1.230-jährige Geschichte der Stadt Bad Salzungen verschaffen kann. Auch finden im Rhythmus von 4 bis 6 Wochen Sonderausstellungen unterschiedlichster Thematiken statt.
Parks
Bad Salzungen besitzt mit dem Rathenaupark einen weitläufigen Park, der den direkt an der Innenstadt liegenden Burgsee umschließt. Des weiteren befindet sich im Kurgebiet unweit des Gradierwerks der so genannte Puschkin-Park, der dem Verlauf der Werra folgt.
Geschichtsdenkmale
Auf dem Gebiet der Stadt Bad Salzungen gibt es mehrere Denkmale, die sich aus unterschiedlicher Sichtweise mit der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts auseinandersetzen. Einerseits wird der Opfer unter den Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge im Zweiten Weltkrieg gedacht, andererseits wird an die in den beiden Weltkriegen gefallenen deutschen Soldaten erinnert:
- Ehrenfriedhof im Rathenau-Park mit Steinskulptur „Der Mahner“ von Erich Wurzer für 250 Opfer der Zwangsarbeit
- Gedenkstein auf dem Husenfriedhof an der Leimbacher Straße für 13 polnische Kriegsgefangene
- Gedenktafel auf dem Friedhof von Langenfeld in Erinnerung an 15 dort begrabene KZ-Häftlinge[1]
- Kriegerdenkmal im Rathenaupark: Das Denkmal für die Salzunger Gefallenen im Deutsch-Französischen Krieg von 1870 bis 1871 wurde am 23. Oktober 1904 in der damaligen städtischen Parkanlage eingeweiht und wurde in den darauf folgenden 100 Jahren noch dreimal aktualisiert. Jeweils nach dem Ersten dem Zweiten Weltkrieg wurden zusätzlich die dabei gefallenen Soldaten in die Erinnerung einbezogen. Seinen letzten Stand erhielt das Kriegerdenkmal nach der Deutschen Wiedervereinigung und ist seitdem den Opfern aller Kriege gewidmet.
Daneben gibt es noch im Rathenaupark das Wucke-Denkmal, eine aus einem Rhöner Basaltblock gefertigte Gedenksäule, die am 30. April 1911 zum Gedenken an den Dichter und Heimat-, Sagen- sowie Dialektforscher Christian Ludwig Wucke eingeweiht wurde.
Regelmäßige Veranstaltungen
Das Pressenwerk ist ein Klub in Bad Salzungen und ist auch über die Region Südthüringen hinaus bekannt. Seit 1996 gibt es hier regelmäßig Veranstaltungen von Houseparty über Film, Theater, HipHop, Rock, Pop, Jazz bis Chanson. (bisher u. a.: Rio Reiser, Mother Tongue, Nina Hagen, Fish, Chumbawamba, Stoppok, Anne Clark, Roger Chapman, Hans Söllner, H-Blockx, Jazzkantine, Ulla Meinecke, Blumentopf, Afrob, Napalm Death, Subway To Sally, In Extremo, Dive, Fehlfarben, Non Feminin)
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
- Im Bahnverkehr liegt Bad Salzungen an der Werrabahn Eisenach-Meiningen-Eisfeld, die von der Süd-Thüringen-Bahn betrieben wird.
- Auf der Straße ist die Stadt über die Bundesstraße B 62 (Bad Hersfeld (A 4)–Barchfeld) und von der nahe gelegenen Bundesstraße B 19 (Eisenach–Meiningen–Würzburg) zu erreichen.
Medien
- In Bad Salzungen erscheint die regionale Tageszeitung Südthüringer Zeitung, deren Inhalte zum größten Teil mit denen der Lokalausgabe der Regionalzeitung Freies Wort identisch sind.
Staatliche Einrichtungen
- In der Werratal-Kaserne ist das Panzergrenadierbataillon 391 sowie das Panzerbataillon 393 der Bundeswehr stationiert, sie unterstehen der Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“ in Frankenberg.
- Die Agentur für Arbeit ist mit einer Geschäftsstelle in Bad Salzungen vertreten.
Bildung
- In Bad Salzungen befindet sich die Hauptstelle der kommunalen „Musikschule Wartburgkreis“.
- Das Staatliche Gymnasium Bad Salzungen ist das einzige Gymnasium der Stadt mit etwa 780 Schülern.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Johann Theodor Roemhildt (1684–1756), Komponist
- Johann Christian Sulzberger (1730–1803), Gründer der Dr. Sulzberger'schen Armen- und Krankenstiftung und Erfinder der Salzunger Tropfen
- Ludwig Wucke (1807–1883), Mundartdichter und Sagenforscher
- Heinrich Beck (1878–1937), Ingenieur und Erfinder der Beck-Bogenlampe und des Beckscheinwerfers
- Gerhard Unger (* 1916), Tenor
- Axel Kutsch (* 1945), Schriftsteller
- Hans-Ulrich Jörges (* 1951), Journalist
- Rüdiger Erben (* 1967), Politiker (SPD)
- Steffen Skel (* 1972), Rennrodler
- Alexander Zickler (* 1974), Fußballer und deutscher Nationalspieler
- Ronny Ackermann (* 1977), Nordischer Kombinierer
Weitere Persönlichkeiten
- Johann Heinrich Rumpel (1650–1699), Dichter und Pfarrer, Superintendent von Salzungen
- Alexander von Fielitz (1860–1930), Komponist, starb in Bad Salzungen
Literatur
- Salzungen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 14, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 248.
- Folgende Bücher sind jeweils Reportagen über den Ersten Parteisekretär und andere Politiker im Kreis Salzungen: Landolf Scherzer, Der Erste 1989; Landolf Scherzer, Der Zweite 2000; Landolf Scherzer, Der Letzte 2002.
Siehe auch
Quellen
- ↑ Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 316f., ISBN 3-88864-343-0