Perperikon



Perperikon (bulg. Перперикон), gelegen im heutigen Bulgarien, ist ein Jahrtausende alter archäologischer Komplex, dessen steinerne Überreste teilweise erhalten sind und der unter anderem vor 8000 Jahren ein Felsenheiligtum in der Steinzeit war und eine heilige Felsenstadt, Hauptstadt und Festung mit Königspalast bei den Thrakern, die hier 3000 Jahre ohne Unterbrechung lebten. Später lebten hier Römer, Goten, Byzantiner und Bulgaren.
Lage

Perperikon liegt in Südbulgarien, im Osten des Rhodopen-Gebirges, 15 km nordöstlich vom heutigen Kardschali entfernt.
Das Heiligtum der Zivilisation der Thraker liegt 470 m über dem Meeresspiegel, auf einem Felsen, der sich auf der Spitze eines Hügels befindet. Von hier aus hat man einen schönen Panoramablick über die bergige Umgebung der Rhodopen.
Der Felsenberg, auf dem Perperikon gebaut wurde, liegt in einem 10 km langen und 3–4 km breiten Tal (ca. 300–370 m über NN), durch das der goldhaltige Fluss Perperischka (bulg. Перперишката река) fließt. Der Perperischka-Fluss (oder Perperek-Fluss) fließt etwas stromabwärts in den kleinen Stausee Studen Kladenez (bulg. Студен кладенец; es gibt dort auch ein gleichnamiges Dorf), der durch die Aufstauung der Arda bei dem Dorf Kalojanzi (bulg. Калоянци) entsteht.
Entlang des Flusses liegen archäologische Objekte aus verschiedenen Epochen, die sich alle um Perperikon als Zentrum gruppieren. Von unten aus dem Tal ist die Felsenstadt nicht zu sehen.
Die besiedelte Fläche von Perperikon, die sich auf den Felsen (Megalith-Hügel) und seine Umgebung erstreckte, nahm eine Fläche von ca. 12 km² ein. Die Megalithanlage, die größte auf der Balkanhalbinsel, umfasst eine Fläche von 5 km².
Am Fuße des Berges, liegt heute das Dorf Gorna Krepost (bulg. Горна крепост, deutsch: Obere Festung oder Oberburg). Das Dorf hatte früher den türkischen Namen Karalar. Das ähnlich klingende Dorf Perperek (Перперек, türkisch: Aschiklar = bulg. Ашиклар) liegt jedoch mehr als 10 km entfernt.
Perperikon liegt am rechten Ufer des Perperek-Flusses, oberhalb des Dorfes Gorna Krepost.
Die Ostrhodopen haben Mittelgebirgcharakter mit einer hügligen Landschaft, deren Durchschnittshöhe nur bei 320 m über NN liegt. Die Berge sind bis zu 1000 m über NN hoch. Die Ostrhodopen bestehen vorwiegend aus Vulkan- und Sedimentgestein, da hier einst Meeresboden war.
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Artefakte
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Thrakische Keramik
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in Perperikon
Tourismus
(für alle Angaben in diesem Abschnitt: Stand September 2007)
Perperikon ist vom Frühjahr bis Herbst (Ende Oktober) für Besucher geöffnet. Der Aufstieg vom Parkplatz ist jedoch steil, stellenweise rutschig und schweißtreibend und dauert ca. eine halbe Stunde. Auch der steile Rückweg ist nicht zu unterschätzen. Bei feuchtem Wetter kann es auf den blanken Steinen sehr rutschig werden, sowohl beim steilen Aufstieg und Abstieg, als auch oben auf dem Felsen.
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Steiler
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Aufstieg
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in Perperikon
Auf dem Berg gibt es noch keine Einrichtungen für Touristen. Lediglich am Fußes des Hügels gibt es eine Wasserquelle, einen Parkplatz und einen Verkaufskiosk für Lagepläne und Postkarten. Der Eintritt kostet einen Lew (umgerechnet knapp ein Euro), die Parkplatzbegühr kostet ebenfalls einen Lew (Stand Sommer 2006). Führungen können im Voraus über das Historische Museum in Kardschali gebucht werden, in dem auch die wertvollsten Funde aus Perperikon ausgestellt sind.
Am oberen Teil des Hügels führt der Aufstieg, über Steinstufen, einen zwei Meter breiten Weg entlang, der in den Felsen gehauen wurde. Durch das Steintor betritt man den Palast (= Tempel).
Neben den Grundmauern des Palastes und der Kirche, deren gesamtes Erdgeschoss drei bis vier Meter tief in den Felsen geschlagen wurde, ist das große, in den Fels gehauene Wasserbecken eine der interessantesten Objekte für die Touristen. 2005 hat das bulgarische Kulturministerium 100.000 Lewa für den Bau einer Straße zum historischen Komplex Perperikon bewilligt.
Für Perperikon ist mittelfristig der Ausbau als archäologisches Freilichtmuseum geplant. Damit soll auch der Fremdenverkehr in der ansonsten wirtschaftlich sehr schwachen Region um Kardschali gefördert werden. In der Region liegen noch weitere archäologische Fundstätten, wie zum Beispiel Tatul mit dem vermutlichen Grab von Orpheus (siehe unten).
Im Rahmen des Ausbaus von Perperikon als archäologisches Freilichtmuseum ist der Aufbau der Festungsmauer bis zu einer Höhe von 4 m geplant. Sie wird dann schon vom Fuße des Berges sichtbar sein. Weiterhin ist ein Besucherzentrum am Fuße des Berges geplant, wofür 2007 eine Rettungsgrabung durchgeführt wurde.
2007 wurden im Rahmen des PHARE-Programms der EU 2,8 Mill. Euro für die Entwicklung des Kulturtourismus in und um Perperikon bewilligt. Es soll ein Informationszentrum in Perperikon errichtet werden, sowie ein Museum, in dem ein Teil dr Funde gezeigt werden kann. Weiterhin soll ein Amphitheater für Kulturveranstaltungen gebaut werden. Der Felsen soll konserviert werden, da er sonst durch die ständig zunehmenden Touristenströme und die Witterungseinflüsse abgenutzt und abgetragen wird. Für die Touristenströme sollen Pfade und Holzbrücken gebaut werden, damit sie nicht direkt auf den Felsen treten.
Die ganze Restaurierung und Konservierung des Objektes soll 3,1 Mill. Euro kosten und wird von der EU finanziert.
Geschichte
Die Felsen von Perperikon wurden bereits in der späten Jungsteinzeit und in der Kupfersteinzeit (auch Chalkolithikum oder Äneolithikum genannt), Ende 6. bis Angang 5. Jahrtausend v. Chr. von den Menschen vergöttert. Die Anhöhe war bis zum 14. Jahrhundert v. Chr. besiedelt.
Bedeutung

Bis zur Entdeckung der Felsenstadt war der Name Perperikon eines der größten Geheimnisse der Antike. Perperikon wird mit vielen griechischen Mythen verbunden. Deshalb suchten die Archäologen in einer hundertjährigen Suche nach diesem verlorengeglaubten Ort, da der hier stehende Dionysos-Tempel aus schriftlichen Überlieferungen (siehe unten) bekannt war. Die Archäologen vermuteten in Perperikon viele antike Schätze. Perperikon und sein Orpheusheiligtum ist für die Archäologie ein wichtiger Überrest der Thraker und ihrer Kultur, über die der Geschichtsforschung nicht sehr viel bekannt ist.
Perperikon und die ganze Region um Perperikon war der nördlichste Vorposten der ersten europäischen Zivilisation von Kreta und Mykene. In der antiken griechischen Geschichte war das Heiligtum Perperikon genauso bekannt, wie das von Apollon in Delphi. In Perperikon haben im Laufe der Geschichte sehr viele Zivilisationen gelebt.

Die Felsen von Perperikon waren besonders während der Thrakerzeit ein heiliger Ort, ein Kultkomplex und eine antike Felsenstadt mit einem Tempel als Heiligtum der Thraker. Der Tempel ist vermutlich auch das Heiligtum des thrakischen Weltgottes Zagreus (bulg. Сабазий, Transkription: Sabasij; oder Загрей, Transkription: Zagrej), der bei den Thrakern unter verschiedenen Namen bekannt war, der ansonsten aber besser unter seinem griechischen Namen Dionysos bekannt ist. Der ursprünglich thrakische Gott Dionysos wurde erst im Laufe der weiteren Geschichte ein griechischer Gott. Bei den Römern war er dann der Gott Bacchus oder Liber.
Der thrakische Tempel Perperikon war der wichtigste Ort der Thraker in den Ostrhodopen.
Perperikon hatte eine große Bedeutung in der Geschichte, unter anderem als Heiligtum der Thraker und als Orakel während der Griechen- und Römerzeit. Es wird angenommen, dass sich hier die berühmten Heiligtümer und Orakelschreine befunden haben, die der thrakische Stamm der Bessen (auch als Volk der Besser bezeichnet, lat. bessi, bessoi) dem Gott Dionysos gewidmet haben. Dieses heilige Gebiet war auch während des Christentums heilig.
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Perperikon
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Perperikon
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Perperikon
Perperikon ist auch deshalb für die Archäologie bedeutend, weil es die größte Siedlung aus der Steinzeit auf dem Balkan war. Der steinzeitliche Komplex wurde zerstört und im Laufe der Geschichte viele Male wieder aufgebaut.
Die Funde aus der Thrakerzeit helfen bei der Rekonstruktion des Lebens einer Epoche, aus der die Historiker keine Daten besitzen, da es aus der Zeit des 13. bis 12. Jahrhunderts v. Chr. keine schriftlichen Aufzeichnung gibt.
Perperikon war die älteste Hauptstadt der Thraker, die bis heute noch bekannt ist. Der Felsenpalast von Perperikon ist 1.000 Jahre älter als die thrakischen Siedlungen, die im Tal der Thrakischen Könige bei Kasanlak (siehe Thrakergrab von Kasanlak) gefunden wurden.
Felsenheiligtümer
Im heutigen Bulgarien findet man die thrakischen Felsenheiligtümer, wie sie in Perperikon in besonderer Größe existierten, hauptsächlich in den Gebirgen. Außer in den Rhodopen sind sie auch im Strandscha-Gebirge, im Sakar-Gebirge und im Balkangebirge zu finden. Diese thrakischen Felsenheiligtümer weisen Ähnlichkeit mit den Felsenheiligtümern anderer Kulturen auf – den anatolischen Kulturen (phrygische, hethitische, urartäische, lykische), den griechischen Kulturen, den italischen Kulturen und den paläobalkanische Kulturen.
Typische Elemente diese Felsenheiligtümer sind Räume, die zumindest teilweise aus dem nackten Fels gehauen wurden, sowie Opferstätten (Gruben oder flache Flächen) zum Abfließen der Flüssigkeit (z.B. Wein oder Blut der Tieropfer), Altare, Treppen, Höhlen, Nischen für Votivgaben, Sonnensymbole. Alle diese typischen Elemente finden sich auch am Felsenheiligtum Perperikon.
Die Phryger errichteten nach Berichten von Herodot in Kleinasien ihr Königreich, nachdem sie ihr Siedlungsgebiet von Thrakien hierher verlegt hatten. Es wird angenommen, dass die Phryger ihre Verehrung für die große Mutter-Göttin der Berge aus ihrer ursprünglichen Heimat Thrakien mitbrachten, so wie sie es im Südosten Europas, in Thrakien, kannten. Das bekannteste Felsenheiligtum der Phrygier in Kleinasien ist die Midasstadt.
Historische Quellen
Historische Quellen berichteten von einem Heiligtum mit einer Priesterin, die Prophezeihungen machte, ähnlich dem Orakel in Delphi. Die Lage des Dionysos-Orakels wurde geheim gehalten. Heute schließen die Forscher lediglich aus vielen Indizien, dass der Haupttempel des Dionysos-Kultes in Perperikon stand, ein absoluter Beweis dafür liegt jedoch noch nicht vor. eine anderer mögliche Stelle, an der sich das Dionysos-Orakel befunden haben könnte ist der Felsen Belantsch (bulg. Беланташ; auch: Belintash), ebenfalls in den Ostrhodeopen. Auch hier wurden viele thrakische Megalithheiligtümer entdeckt.
Macrobius (lebte ca. 400 n. Chr.) berichtete von einem Heiligtum in der Form einer ovalen Halle.
Da Dionysos der Hauptgott der Thraker war, gab es auf ihrem großen Territorium viele Dionysos-Tempel. So berichtete Aristoteles von einem anderen Dionysos-Tempel im Südosten der Balkanhalbinsel, der dem thrakischen Stamm der Bisalten gehörte.
Euripides ist in seiner Tragödie „Hekabe“ (424 v. Chr.) verwundert, dass „ … einige sagen, dass das Dionysos-Orakel in Pangaiongebirge liegt, während andere sagen, dass es im Hemus (= Balkangebirge) liegt.“ Nach den Berichten späterer römischer Geschichtsschreiber war jedoch das Dionysos-Orakel in den Rhodopen das wichtigste Heiligtum.
Sueton
Einer der wichtigsten Hinweise auf das thrakische Dionysos-Heiligtum in den Rhodopen kommt von dem römischen Historiker Gaius Suetonius Tranquillus (ca. 70–130 n. Chr., kurz: Sueton). In seinem Werk De vita Caesarum („Das Leben der Kaiser“) beschreibt er die Prophezeiung des Orakels, in dem Octavian, dem Vater von Augustus – dem späteren römischen Kaiser, voraussagte, dass sein Sohn Augustus der Herrscher der ganzen Welt werden würde. Er würde das größte Reich, das die Welt kennt, gründen.
Das Zeichen für diese Prophezeiung wurde aus den hoch schlagenden Flammen und dem Rauch auf dem Opferaltar bei der Darbringung des Opfers „gelesen“: „… nachdem der Wein über den Altar floss, war der Feuerrauch bis zum Himmel empor gestiegen.“
Im nächsten Satz fährt Sueton fort, das gleiche Schicksal, dass er die Welt erobern wird, bereits vor ihm Alexander dem Großen in Perperikon vom Orakel prophezeit wurde. Daraus folgern die Forscher, dass Alexander der Große in Perperikon gewesen sein muss und hier den Götter seine Opfer gebracht hat.
Herodot
Auch Herodot (ca. 484–424 v. Chr.) beschrieb in seinen neunbändigen Historien (geschrieben im 5. Jahrhundert v. Chr.; Buch 7) das Dionysos-Heiligtum der Antike. Er beschrieb den Feldzug von Xerxes I. gegen die Griechen im Jahre 480 v. Chr. und spricht dabei auch von dem Dionysos-Orakel, das „… sich auf einem hohen Gipfel im Gebirge befand. Für die Orakelsprüche im Heiligtum war das Volk der Bessen zuständig.“
Herodot berichtet, dass viele thrakischen Stämme Gesandte zu Xerxes schickten, um ihre Ergebenheit zu bekunden, während Xerxes mit seiner riesigen Invasionsarmee an der Küste der Ägäis entlangzog. Nur der in den Rhodopen lebende thrakische Stamm der Satri (oder Satren; engl. Satrae), ignorierte Xerxes.
„Die Satri jedoch haben sich, so weit bekannt ist, nie jemandem unterworfen. Bis zu meiner Zeit waren sie, als einziger thrakischer Stamm, immer noch frei. Sie leben oben im Gebirge, das mit jeglicher Art von Wäldern und mit Schnee bedeckt ist, und sie sind ausgezeichnete Krieger. Sie sind es, die das Dionysos-Orakel besitzen. Dieses Orakel liegt auf ihrem höchstem Berg. Von den Satri sind diejenigen die als Orakel auftreten die Bessen. Die Weissagerin macht Voraussagen, genauso wie in Delphi, es gibt keine Unterschiede.“
Herodot berichtete, dass in diesem Teil des Gebirges Satrapen lebten. Um die Tempel kümmerten sich Bessi, das waren Tempeldiener des Priesterstandes. Die Bessi herrschten über die Orakelstätte des Dionysos. Dieses Orakel war in den Rhodopen, im heiligen Wald des Dionysos, verborgen. Herodot bezeichnet die Rhodopen als „heiliges Gebirge“.
Nach späteren Berichten wurden die Satri als Bessen bezeichnet. Nach Herodots Worten waren die Bessen die Priesterkaste (bulg. жречески род) der Satri. Nach anderen Berichten späterer Autoren wurden später alle in den Rhodopen lebenden Stämme mit dem lateinischen Namen Bessi (deutsch: Volk der Bessen) bezeichnet.
Strabon gibt jedoch den Wohnsitz der Bessen im Balkangebirge an. Er beschreibt die Bessen als einen kriegerischen thrakischen Stamm, der im Haemus (= Balkangebirge) und seiner Umgebung lebte und dem große Teile der Umgebung des Gebirge gehören.
Herodot hatte nie selber Thrakien bereist. Auch deshalb sind die geographischen Angaben in seinen Berichten oft vage. Er gab die Lage des Dionysos-Tempels an mit: „liegt im höchsten Teil ihres Heiligen Gebirges“ (gemeint waren die Rhodopen) und „ …, welches mit Wäldern aller Art und mit Schnee bedeckt war.“ Deshalb vermuteten die Forscher den Dionysos-Tempel in den wesentlich höheren Westrhodopen und nicht, wie jetzt in Perperikon entdeckt, in den niedrigeren Ostrhodopen. Dabei hatten sie übersehen, dass von der Ägäisküste aus lediglich die höchsten Bergketten der Südrhodopen (der sogenannte Gjumjurdschinski Sneschnik, bulg. Гюмюрджински Снежник, deutsch: Schneegipfel bei Edirne) zu sehen sind, hinter denen die niedrigen Berge der Zentral- und Ostrhodopen liegen. In den Zentral- und Ostrhodopen finden sich archäologische Spuren aus verschiedenen Zeitaltern und Kulturen. Auch ist das Klima wesentlich milder, als in den Westrhodopen.
Cassius
Ein anderer römischer Geschichtsschreiber, Cassius Dio (155-235 n. Chr.), beschreibt in seiner „Römischen Geschichte“ (lat. Historia Romana) den Marsch des Generals Marcus Crassus, der Kaiser Augustus diente und 29/28 v. Chr. den Tempel der Besser einnahm und ihn den Odrysen übergab, einem ebenfalls thrakischen Stamm, der mit den Bessen verfeindeten war. 11 v. Chr. brach dann zwischen den beiden thrakischen Stämmen ein Krieg um den Dionysos-Tempel aus. In diesem Krieg wurden die Bessen vom Oberprieser des Orakels geführt.
Steinzeit / Bronzezeit / Eisenzeit
Bereits aus der späten Jungsteinzeit lassen sich Spuren in Perperikon nachweisen. Wahrscheinlich liegen die Anfänge der Kultstätte sogar noch weiter zurück. Die Fund zeigen, dass es scih nicht um eine Siedlung, sondern um einen Felsen handelt, der im Rahmen des Steinkultes verehrt wurde.
Perperikon war das Zentrum der Megalithkultur während der Steinzeit in den Rhodopen. Menschliche Aktivitäten in der Region reichen bis in das 6. Jahrtausend v. Chr. zurück. Es gibt jedoch keine erhaltenen Bauten aus dieser Zeit.
Diese Zivilisation der Felsenmenschen ist weitgehend unbekannt. Perperikon war die Hauptstadt dieser verschwundenen Zivilisation, die von den Archäologen provisorisch als „Zivilisation der Felsenmenschen“ beschrieben wird.
Aus der Kupfersteinzeit, Ende 5. / Anfang 6. Jahrhundert n. Chr. wurden Felsen-Gruben gefunden, grob in den Felsen gehauene Vertiefungen, die mit grob zerschlagener Kult-Keramik gefüllt waren.
Eines der Symbole der Felsenmenschen war ein Kreis mit fünf Strahlen, eine Sonne. In den steinzeitlichen Anfangszeiten von Perperikon vergötterten die Menschen den kahlen Felsen und beteten die Sonnengöttin an. Es gibt das Fragment eines Keramikgefäßes mit der Darstellung der fünfstrahligen Sonne, deren Strahlen in einer Corona aus Flammen enden. Das Fragment wurde zusammen mit weiteren Keramikfragmenten in einem Abwasserkanal eines Gebäudes entdeckt und wird auf die späte Bronzezeit, 15. – 12. Jahrhundert v. Chr. datiert. Damit war bewiesen, dass mit der Errichtung der Monumentalbauten bereits 1.000 Jahre früher als bisher angenommen begonnen wurde. Bis dahin hatte man angenommen, dass der Baubeginn um das 5. bis 4. Jahrhundert v. Chr. lag.
Die Steinzeitmenschen hatten noch keine Schneidewekzeuge um Stein zu bearbeiten. Deshalb war Perperikon anfangs keine Siedlung, sondern nur ein großer Felsen, der vergöttert wurde. Die Menschen jener Zeit verehrten große Berge und Felsen, sowie die Sonne als Göttin.
Die Steinzeitmenschen hatten Perperikon zum steinernen Wohnsitz ihrer Götter gewählt. Deshalb errichteten sie hier ein Orakel und nach und nach Wohnstätten für die Pilger. Später kam noch ein Tempel hinzu.
Erst als in späteren Menschheitsepochen die Kunst der Verarbeitung großer Steine beherrscht wurde, wurden immer mehr Steinmassen aus dem Felsmassiv geschlagen. Die gut erhaltenen Gebäudereste, die in die Felsen gehauen wurden, stammen aus der Bronzezeit. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die bearbeitete Steinfläche immer größer.
Dabei haben die nachfolgenden Kulturen und Bewohner die älteren steinernen Bearbeitungsspuren ihrer Vorgänger zu großen Teilen wieder verwischt. Diese älteren Spuren der Steinbearbeitung sind nur noch an Stellen zu finden, die weiter abseits und verdeckt liegen.
Allmählich wurde der Fels in eine Festungsmauer umgewandelt, deren Steine lediglich kunstfertig aufeinander gestapelt wurden. Die Fugen wurden nicht gemörtelt.
Aus der Periode gegen Ende der Kupfersteinzeit (Ende 5. / Anfang 4. Jahrtausend v. Chr.) können die Archäologen mit Sicherheit grob in den Felsen gehauene Gruben mit zerbrochener Kultkeramik. Diese Keramik ähnelt den Keramikfunden anderer Siedlungen aus der Kupfersteinzeit, beispielsweise den neolithischen Siedlungshügeln von Karanowo aus der Karanowo-Kultur.
Die ersten Zivilisationsspuren auf dem Berg datieren aus der Bronzezeit, während die Keramikfunde aus der frühen Eisenzeit stammen, genauso wie der beeindruckende Rundaltar, mit einem Durchmesser von fast zwei Metern, der aus dem Felsen gehauen wurde. Während der späten Bronzezeit und der frühen Eisenzeit haben sich die Kulteinrichtungen auf dem Berg stark ausgeweitet.
Die Entwicklung des Felsenkomplexes setzt sich in der Bronzezeit fort. In der späten Bronzezeit, 18. bis 12. Jahrhundert v. Chr., erlebte Perperikon seine erste große Blütezeit. Das ist die Epoche der kretisch-mykenischen Kultur, der Blütezeit von Troja und Mykene.
Die ältesten Fundschichten stammen aus der Eisenzeit.
Metallverarbeitung
Die Archäologen fanden 2006 unter anderem Gießformen für Äxte, Blasebalg, die für die Verhüttung benutzt wurden, Pfeile, Schmelztiegel und Metallscharniere. Diese Funde belegen, dass Perperikon im 13. Jahrhundert v. Chr. ein Zentrum der Metallverarbeitung war.
Diese Funde stammen aus der Zeit des Übergangs von der späten Bronzezeit zur frühen Eisenzeit. Zu dieser Zeit, dem Ende der Bronzezeit, gingen, mit Ausnahme der Thraker, die östlichen Mitelmeerzivilistationen schlagartig unter. Wahrscheinlich wegen einer oder mehrerer Naturkatastrophen und/oder feindlicher Invasionen. Danach begann das sogenannte dunkle Zeitalter, aus dem nur sehr wenige Funde und Daten vorliegen. Die Zivilisation der thrakischen Stämme entwickelte sich jedoch in dieser Zeit weiter und blühte auf.
Thraker

Die heilige thrakische Stadt Perperikon wurde um 1.500 v. Chr. gebaut. Perperikon war eine Hauptstadt der Thraker und ihr religiöse Zentrum. In Perperikon stand die Residenz der thrakischen Könige, die ca. im 6. bis 5. Jahrhundert v. Chr. erbaut wurde. Ausgrabungen lassen vermuten, dass in der Umgebung wichtige Mitglieder der Königsfamilie bestattet wurden. Offensichtlich war das Palastheiligtum die befestigte Hauptstadt der thrakischen Herrscher in den Rhodopen.
Die fruchtbare Gegend und die geschützte Lage in den Ostrhodopen, die im Gegensatz zu den Westrhodopen eher Mittelgebirgscharakter haben, hat die Thraker zusätzlich angezogen. Die Thraker betrieben hauptsächlich Viehzucht. Besonders ihre Pferde waren berühmt. Die Thraker verehrten die Naturkräfte, denen sie menschliche Gestalt verliehen. Sehr verbreitet war bei den Thrakern der Kult des Thrakischen Reiters, von dem in Bulgarien Tausende von Tafeln mit desser Abbildung gefunden wurden.
Während im 13. bis 12. Jahrhundert v. Chr. die mykenische Kultur, die sich wenige hundert Kilometer weiter südlich entfaltet hatte, unterging, wahrscheinlich durch Erdbeben und Überfälle ihrer Feinde, blieben die Thraker von solchen Katastrophen verschont. Die thrakischen Städte und kultischen Orte existierten weiter. Die Kultur der Thraker in Thrakien und insbesondere in den Rhodopen konnte sich weiterentwickeln und erreichte im 11. bis 10. Jahrhundert v. Chr., am Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit, ihre Blütezeit.
Orphismus
Perperikon war eine Kultstätte der thrakischen Religion der Orphiker. Dieses philosophische System wird heute wegen ihres Mitbegründers Orpheus als Orphismus bezeichnet. Seine Ursprünge hatte der Orphismus in den Lehren und Gesängen von Orpheus. Der Orphismus hatte Anfang des 9. Jahrhunderts v. Chr. seine Ursprünge in Thrakien und verbreitet sich dann über das antike Griechenland und den Mittelmeerraum.
Dem Orphismus lag ein ausgesprochen aristokratisches Konzept zugrunde. Es war ein Kult um die Ahnen-Könige, um die Quelle der Fruchtbarkeit, um die Oberpriester und um Anthropodemonen (Tote, deren Körper nicht verfallen, eine Art „Untote“). Der Orphismus gründete sich auf den Dionysoy-Kult.
Der Orphismus als Glaube und als Philosophie war um 900-800 v. Chr. weit verbreitet. Unter anderem hingen viele römische Kaiser diesem Glauben an. An den Festen zu Ehren von Orpheus, die an geheimen Orten stattfanden, unter anderem in Perperikon, durften nur unverheiratete, geweihte Männer teilnehmen, während „normale Sterbliche“ nicht zugelassen waren.
Der Archäologe Prof. Owtscharow nimmt an, dass der mythische Held Orpheus nicht nur hier lebte, sondern ein lokaler Herrscher in den Rhodopen war.
Die Thraker suchten an diesem heiligen Ort das Gleichgewicht zwischen den fünf Elementen, aus deren chaotischer Mischung die Welt nach ihrer Vorstellung bestand. Außer Erde – Feuer – Wasser – Luft war auch das Pferd, als fünftes Element, heilig und wurde verehrt.
Der Riten des Dionysos-Kultes wurden an verstecken Orten im Gebirge oder in Höhlen durchgeführt. Solche Höhlen wurden unter anderem in den Rhodopen, im Strandscha-Gebirge und im Sakar-Gebirge gefunden.
Die Teilnehmer führten pantomimische Stücke auf und ein Chor sang die Erzählung dazu. Der Höhepunkt des Rituals war die Darstellung des Todes des König-Priesters, eine Anspielung auf den Mythos, nach dem die Titanen den Gott Dionysy zerstückelt und verspeist haben. Zur Darstellung wurde das Blutopfer eines Bullen, eines Pferdes, einer Ziege und manchmal sogar eines Menschen verwendet. Die nachfolgende Massenkopulation, zur Darstellung der Empfängnis durch die Mutter-Gottheit, veranlasste den antiken Geschichtsschreiber Herodot die Thraker wegen ihre sexuellen Zügellosigkeit anzuprangern.
Erst viel später wandelten sich die Riten der Orphiker zu den Bacchanalien und Dionysien der Römer. Die Bacchanalien sind eine Feierorgie und Besäufnis zu Ehren von Bacchus.
Nach der orphischen Mythologie war Zagreus, der männliche Natur-Gott, verwandt mit der weiblichen Mutter-Gottheit. Ihre Kopulation versinnbildlichte ihre Vereinigung.
Römisches Reich
Die Römer, die im 1. Jahrhundert n. Chr. den Balkan eroberten, bauten die alte thrakische Siedlung aus und urbanisierten sie.
Die Epoche des Römischen Reiches hatte einen deutlichen Einfluss auf Perperikon. Es wurde eine große, drei- bis vierstöckige Festung in den ausgehöhlten Fels gebaut. Um den Hügel herum wurde eine große Festungsmauer gebaut, deren Wände 2,80 m dick waren. Die Festungsmauer umgab Tempel und ganze Wohnviertel. Die meisten dieser Gebäude sind noch nicht gefunden worden. Jedoch wurden einige, in den Fels gehauene Straßen, gefunden.
Nach der Eroberung durch die Römer wurden neue Befestigungen gebaut und nach der Einführung des Christentums im 4. Jahrhundert n. Chr. wurden die heidnischen Tempel in christliche umgewandelt und neue Kirchen gebaut.
Während der römischen Periode bewachte eine starke Festung mit einer Garnison die Stadt. Es gab drei Stadttore, die in größeren Abständen hintereinander lagen und so den Eroberern den Weg versperrten. Von der Verankerung des inneren Stadttores sind noch quadratische Löcher im Fels zu sehen. Auf der Akropolis (eine Festung auf dem höchstgelegenen Teil einer Stadt) hatte der römische Gouverneur ein Schloss. Einige Meter vom Schloss entfernt wurde die älteste Kirche in den Rhodopen entdeckt, die Ende des 4. Jahrhunderts erbaut wurde.
Archäologische Grabungen haben gezeigt, dass während der Zeit des Römischen Reiches ein großes zweistöckiges Gebäude errichtet wurde und eine große Burgmauer um den Hügel gebaut wurde, deren Wände 2,80 m dick und bis zu 10 m hoch waren. Die Mauer folgt dem Geländeverlauf in unterschiedlicher Höhe. Die beiden Außenflächen der Mauer bestanden aus gehauenen Steinblöcken, das Innere war mit Geröll aufgefüllt.
Innerhalb der Mauern wurden auch Tempel und Wohngebäude errichtet. Die Felsenstadt hatte während der Zeit des Römischen Reiches ihre größte Ausdehnung und ihren kulturellen Höhepunkt.
Die Bessen wurden 70 v. Chr. von den Truppen des Feldherrn Lucullus (117-56 v. Chr.; bekannt für seine üppigen Gastmähler – „lukullisches Mahl“) unterworfen. Die Bessen waren das letzte thrakische Volk, das unter römische Herrschaft fiel.
Das thrakische Volk der Bessen war bis dahin immer mit dem thrakischen Volk der Odrysen verfeindet gewesen. Die Bessen waren die Hüter des Hauptheiligtums ihre Gottes Zagreus in Perperikon. Nach der Unterwerfung der Bessen durch die Römer übergaben die Bessen jedoch das Heiligtum in Perperikon (Dionysos-Tempel) an die Odrysen, um ein antirömisches Bündnis zwischen beiden thrakischen Völker zu schmieden.
Nach anderen Quellen eroberten die Römer 29 bis 28. v. Chr. das Heiligtum und übergaben es den Odrysen, die weiter im Osten lebten und der Erzfeind der Bessen waren. Damit provozierten die Römer einen Aufstand der Bessen gegen die Römer im Jahr 15 v. Chr. Einen zweiten Krieg zwischen den beiden thrakischen Stämmen gab es im Jahr 11 v. Chr. In beiden Kriegen wurden die Bessen von ihrem König Wologes (bulg. Вологес) in den Kampf geführt, der gleichzeitig ihre Oberpriester des Dionysos-Kultes war. Nachdem beide Stämme in diesem zweiten Krieg hohe Verluste erlitten hatten und geschwächt waren, gelang es den Römern ganz Thrakien einzunehmen. Die Bessen wurden fast völlig vernichtet. Einige übriggeblieben Bessen wurden in die Dobrudscha umgesiedelt.
Nach neueren Quellen verlief die Grenze zwischen dem Königreich der Bessen und dem Königreich der Odrysen in den Ostrhodopen, östlich des heutigen Kardschali. Cassius Dio meint, dass die heilige Stadt Perperikon mit ihrem Dionysos-Tempel genau an der Grenze zwischen den beiden Königreichen lag.
46 n. :Chr. haben die Römer endgültig die Rhodopen erobert. Jetzt begann eine eine gemischte thrakische-römische Periode, die bis zum Vordringen der Slawen in diese Region anhielt. Octavius machte die Region später zur römischen Präfektur (eine Untereinheit der römischen Provinz) Bessica.
Während der Herrschaft der Römer kamen römischen Offizieren und Adligen zur Erholung in die Region um Perperikon. Ein Beispiel dafür ist die gut erhaltene villa Armira in Iwajlowgrad (bulg. Ивайловград) und die antike Stadt Perperikon.
Beim Zerfall des Römischen Reiches wurden die Thraker wahrscheinlich hellenisiert, zumindest das Volk der Bessen. Das bedeutet wahrscheinlich auch die Christianisierung der Bessen. Die Goten zogen im 3. Jahrhundert n. Chr. durch die Rhodopen und verwüsteten die Region.
Während der Herrschaft des Römischen Reiches erreichte Perperikon eine Blütezeit, die jedoch mit dem Einfall der Goten endete. Diese zerstörten die Städt und Dörfer der Region in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr. Auch in Perperikon fanden die Archäologen Hinweise, dass die Stadt eingenommen und niedergebrannt wurde. Jedoch bereits im 5./6. Jahrhunderts n. Chr. entstand sie wieder neu.
Byzantinisches Reich
Nach der Teilung des Römischen Reiches wurde Perperikon ein Teil des Byzantinischen Reiches. In dieser Zeit dehnte sich die bebaute Fläche auf die Hänge und den Fuß des Hügels aus und bestand einige Hundert Jahre lang.
Nachdem das Byzantinische Reich den Kampf gegen die eindringenden Barbaren gewonnen hatte, gewann es wieder an Stärke und baute die Grenzen des Reiches aus.
Unter Kaiser Justinian I. (Regierungszeit 527-565) erreichte das Reich fast wieder seine ursprüngliche Ausdehnung. Er ließ kolossale Bauwerke errichten, sowie die alten Städte und Festungen umbauen und erneuern. Die Festungsmauern von Perperikon wurden wiederhergestellt, teilweise wurden neue gebaut, um den Schutz für die Akropolis zu verstärken – insbesondere von der verwundbaren Westseite her.
Mit der Stabilisierung des Byzantinischen Reiches im 9. Jahrhundert n. Chr. wurde Perperikon zum administrativen Zentrum der Ostrhodopen. Das Leben in der Stadt am Fuße des Hügels blühte erneut auf, erreichte jedoch nicht mehr den gleichen Glanz, wie in der Antike. Auf den Überresten des aus der Spätantike stammenden Tempels auf der Akropolis, wurde eine neue Kirche errichtet. Das Baumaterial waren gehauene Steine, die gemörtelt wurden. In der Nähe wurde eine sehr große Nekropole angelegt, die den Archäologen eine Vorstellung von der Größe der Stadt ermöglichte. Es wurden Wohngebiete angelegt, deren Häuser teilweise in die Erde gebaut waren (Grubenhaus) und zum Teil wurden auch die alten Straßen wiederverwendet.
Im 13./14. Jahrhundert n. Chr. war die Festung in Perperikon das administrative Zentrum der Region und Bischofssitz. Später wurde aus der Region Perperikon und der Region Achridos eine gemeinsame Verwaltungseinheit geschaffen und die Festung gewann wieder an Bedeutung. Noch später – 1339 – wurde der bis dahin bestehende Bischofssitz Achridos aufgeteilt und Perperikon wurde zum selbständigen Bischofssitz.
Unter den in Perperikon entdeckten Funden von Keramik, Münzen und Gerätschaften sind die für dieses Gebiet äußerst seltenen Silbermünzen des Zaren Iwan Alexander (herrschte 1331–1371) von besonderem Interesse. Solche Münzen wurden bisher in dieser Region äußerst selten gefunden wurden. Diese Münzen dokumentieren Alexanders kurze Herrschaftsperiode über Perperikon im Jahre 1343.
Während eines Bürgerkrieges von 1341 bis 1346 wurden die Festungen in den Ostrhodopen zerstört und nicht wieder aufgebaut. Augenscheinlich erlitt auch die Festung von Perperikon dieses Schicksal.
Auch das Christentum, das sich seit dem 5. Jahrhundert gefestigt hatte, hinterließ seine Spuren in Perperikon. Die Basilika auf der Akropolis wurde zu einer Kirche umgebaut, indem an der Ostseite eine benötigte Apsis hinzugefügt wurde. Gleichzeitig wurden auch in der Umgebung von Perperikon weitere Kirchen erbaut. In Perperikon befand sich auch eine Reliquie aus dem 9. bis 10. Jahrhundert n. Chr. – eine Kreuzreliquie, ein Kreuz, das einen Holzsplitter vom Kreuz Christi enthält. In Bulgarien wurden bisher drei Kreuzreliquien dieser Art gefunden.
Urbulgaren
Von Norden und Südost drangen Slawen und Araber in die Region ein. Erst später dann die Urbulgaren (= Protobulgaren). Das Territorium des Byzantinischen Reiches verkleinerte sich wieder so stark, dass sogar der Fortbestand des Reiches gefährdet war. Überall gab es Verfall und Entvölkerung. Anfang des 7. Jahrhunderts n. Chr. wurden viele Festungen aufgegeben, obwohl ihr Ausbau gar nicht lange zurück lag. Dieses Schicksal widerfuhr auch Perperikon. Das Leben in Perperikon verschwand nicht völlig, war aber nicht mehr mit dem Glanz früherer Zeiten zu vergleichen.
Nach der Gründung des Ersten Bulgarischen Reiches 681 n. Chr. wurde die Rhodopenregion zum umkämpften Grenzland zwischen dem Bulgarischen Reich und dem Byzantinischen Reich. Bei den häufigen Kriegen und Belagerungen der Festungen in den Rhodopen wurden viele der Festungen zerstört – Perperikon, Ustra, Efrem und Wischegrad. Zeitweise war die Rhodopenregion zwischen dem Oströmischen Reich (= Byzantinische Reich) und dem Weströmischen Reich umkämpft.
Im 7. Jahrhundert n. Chr. wurden auf Anweisung des byzantinischen Kaisers die Urbulgaren unter ihrem Anführer Khan Kuber in der Umgebung von Thessaloniki angesiedelt. Ähnlich wie in der Religion der Thraker spielte auch in ihrer Religion die Verehrung von Felsen eine wichtige Rolle. Der bulgarische Stamm unter Kuber hinterließ an den Südhängen der Rhodopen einige von den von Archäologen gefundenen Graffiti-Zeichnungen, unter anderem in Perperikon. Diese Zeichnungen ähneln sehr den Zeichnungen der Urbulgaren, die in Nordostbulgarien gefunden wurden. Alle diese Zeichnungen haben Kultcharakter – ein symbolisches Damespiel und rituelle Darstellungen der weiblichen Gechlechtsorgane. Letztere haben wahrscheinlich mit dem Kult um die Göttin Umay (bulg. Умай, deutsch auch: Umaj; Umay = tungusisch für Erde, auch Tenger Ninnian genannt – siehe Tengrismus) zu tun. Umay war eine Fruchtbarkeitsgöttin bei den Turkvölkern. Die Zeichnungen wurden mit einem spitzen Gegenstand auf der höchsten Stelle in den Felsen von Perperikon geritzt.
Die Urbulgarn, deren Glaube der Tengrismus war, nannten den Himmelsgott Tangra. Eine der archäologischen Spuren, die der Glaube der Urbulgaren hinterlassen hat, ist das Relief mit der Abbildung der tengristischen Fruchtbarkeitsgöttin Umay auf dem höchst gelegenen Felsen von Perperikon.
Die traditionelle Verehrung von hohen Bergen bei den Urbulgaren führte dazu, dass der höchste Berg auf dem Balkan den Namen ihres Gottes Tangra erhielt (heute heißt er Musala, 2.925 m, im Rilagebirge gelegen). Die Urbulgaren verehrten aber auch kleinere Berge, wie etwa den Berg von Perperikon, der auch schon vor den Urbulgaren ein heiliger Ort für die Thraker war.
Auf dem höchst gelegenen Felsen von Perperikon findet man Inschriften mit protobulgarischen Runen.
Mit der Ankunft der Urbulgaren in dieser Region begann die göttliche Verehrung für deren Fruchtbarkeitsgöttin Umay. Davon gibt es eine in Stein gekratzte Zeichnung in Perperikon. Weibliche Genitale sind in den höchsten Felsen von Perperikon gemeißelt.
Zwischen dem 7. und dem 14. Jahrhundert n. Chr. kämpften die Bulgaren gegen das Byzantinische Reich um die Kontrolle über dieses Gebiet. 1343 verloren die Bulgaren hier endgültig.
Mittelalter
Die Bulgaren kämpften unter Zar Kalojan 1205 gegen den lateinischen Kaiser Balduin I. (Lateinisches Kaiserreich) in der Schlacht von Adrianopel.
Im Jahre 1339 wurde Perperikon schon als reiches Bistum bezeichnet.
Bis 1999 hielten die Archäologen Perperikon lediglich für den Teil eines mittelalterlichen Festungssystems. Auf dem Felsen steht heute noch der teilweise erhaltene und restaurierte Festungsturm der starken mittelalterlichen Festung von Perperikon. Er wurde ca. im 12.-14. Jahrhundert erbaut. Zu dieser Zeit erlebte die neu geschaffene Provinz Achridos (bulg. Ахридос), die die ganzen Ostrhodopen umfasste, ihre Blütezeit. Es gab auch ein Erzbistum Achridos. Das Erzbistum Achridos hatte auch ein Kloster auf dem Sinai. dieses hatte vier Kapellen. In jeder Kapelle wurde eine andere Sprache gesprochen. In der einen Kapelle waren Bessen, die in ihrer Sprache sprachen (lingua bessica). Auch die Bibel wurde in die Sprache der Bessen übersetzt (Biblia Bessica). Die Bessen existierten also zumindest bis zum 4. Jahrhundert n. Chr.
Osmanisches Reich
Perperikon war eine starke byzantinische Militärfestung. Bei der Eroberung des Gebietes durch das Osmanische Reich wurde die Festung 1362 eingenommen und zerstört.
Bei einer Rettungsgrabung auf der geplanten Fläche für die Errichtung des Besucherzentrums wurden 2007 die Reste einer Kirche aus dem 11. Jahrhundert n. Chr. gefunden. Es wurden 20 Gräber gefunden, in denen christlich gekleidete Menschen bestattet waren. Einige sind einfach in der Erde begraben worden, andere in Steinkammern. Darunter waren auch die Gräber von sechs geköpften Männern, die 1362 durch die Osmanen hingerichtet worden sein könnten. Damit versuchten die Osmanen während der langen Belagerung von Perperikon 1362 den Verteidigungswillen der Verteidiger von Perperikon zu brechen.
Die menschlichen Überreste in weiteren 19 Gräber mit Männern, Frauen und Kindern neben der Kirche stammen aber offensichtlich aus friedlichen Zeiten und aus noch älteren Jahrhunderten. Die Kirche und die Nekropole mit den insgesamt 25 Gräbern wurden vom Team von Chitko Watschew (bulg. Хитко Вачев) vom Historischen Museum in Weliko Tarnowo entdeckt.
Weil man die Schädel etwas seitlich von den Gräbern gefunden hat, wird daraus geschlossen, dass die enthaupteten Leichen zuerst ohne den Kopf begraben wurden, der dann erst später bestattet wurde. In dem einem Grab eines Geköpften wurde zusätzlich ein weiterer Schädel ohne Körper gefunden.
Ähnliche Straf- und Racheaktionen sind auch von anderen osmanischen Belagerungen bekannt, später auch vom Aprilaufstand (1876), der sehr blutig von den Osmanen niedergeschlagen wurde. In anderen Festungen der Region aus dieser Zeit finden sich meist keine Hinweise auf einen Widerstand gegen ihre Eroberung im 14. Jahrhundert. Ihre potentiellen Verteidiger waren möglicherweise durch die osmanischen Racheaktionen und das tragische Schicksal der Verteidiger von Perperikon abgeschreckt worden.
Zu dieser Zeit war es üblich die Männer hinzurichten und die Frauen und Kinder als Sklaven in das Osmanische Reich zu verschleppen (Bild von gefundenen Fesseln).
Bei Grabungen neben der Zitadelle auf dem Gipfel fanden die Archäologen große Mengen an zerbrochenen Waffen, improvisierte Gräber, 70 zerstörte christliche Altar-Kreuze aus Bronze und Silber. Diese Spuren deuten auf heftige Kämpfe hin. Diese Kämpfe fanden sehr wahrscheinlich bei der Einnahme der Stadt durch die Osmanen 1362 unter Orhan I. statt. Die Kreuze wurden wahrscheinlich von den flüchtenden Bewohnern der Umgebung mit in die Festung gebracht, um sie vor der Entweihung durch die anrückenden Osmanen zu retten.
Dafür spricht, dass 30 Silbermünzen von Orhan I. hier gefunden wurden. Das ist eine relativ große Menge einer ansonsten eher seltenen Münzen.
Die Einnahme dieser großen und gut befestigten Stadt war offensichtlich sehr wichtig für die angreifenden Osmanen, da nur Hundert Kilometer entfernt Edirne lag – von 1365 bis 1453 Hauptstadt des Osmanischen Reiches.
Nach der Einnahme der Festung und der Stadt Perperikon stationierten die Osmanen dort eine Garnison. Diese bestand aber nur ca. 20 Jahre, bis zur endgültigen Eroberung des Rhodopen-Gebietes durch die Osmanen und wurde 1385 aufgegeben, da sich die Grenzen des Reiches viel weiter nach Norden verschoben hatten.
Am Fuße des Berges, wo früher die Vorstadt mit den Wohnvierteln lag, siedelte wahrscheinlich weiterhin eine christliche Bevölkerung. Die einzige schriftliche Überlieferung dafür ist ein Eintrag aus dem osmanischen Steuerregister von 1628/29 , in dem die beiden Derwendschi-Dörfer (Derwendschi – eine priviligierte christliche Bevölkerung, die mit dem Schutz der Bergpässe und der Instandhaltung der Straßen betraut war) Karalar (bulg. Каралар) und Dere Machala (bulg. Дере махала) erwähnt werden. Diese beiden Dörfer waren für die alte Römerstraße zuständig, die aus dem Inneren der Rhodopen nach Chaskowo führte. Ein Teil dieser Römerstraße ist noch heute in der Gegend um das Dorf Most (bulg. Мост) erhalten. (Anmerkung: Im Osmanischen Reich wurde die Bevölkerung wurde nach ihrer Religionszugehörigkeit registriert, nicht jedoch nach ihrer ethnischen Zugehörigkeit.)
Bei den Rettungsgrabungen am zukünftigen Besucherzentrum wurde innerhalb der Ruinen der Kirche aus dem 11. Jahrhundert eine weitere sehr kleine, spätere Kirche aus dem 16. Jahrhundert entdeckt. Auch neben dieser kleine Kirche wurde eine Nekropole gefunden. Offensichtlich war Perperikon auch nach der osmansichen Eroberung 1362 weiterhin ein, wenn auch kleines und nur noch für die umliegenden Dörfer, geistliches Zentrum der Christen. Dafür spricht auch der Fund des Bronzebeschlages einer Ikone aus dem 16. Jahrhundert, auf dem man gut die Aufschrift Charitonos (bulg. Харитонос) entziffern kann. (Anmerkung: Der orthodoxe Feiertag des Heiligen „der gerechte Hariton Beichtvater“ (bulg. Преподобни Харитон Изповедник) ist nach dem orthodoxen Kirchenkalender der 28. September.) Die Verehrung dieses Heiligen war besonders im 15./16. Jahrhundert verbreitet. Möglicherweise war er der Schutzheilige der Kapelle. Die letzten Gräber um die Kapelle stammen aus dem 17. Jahrhundert, als Alianen (engl. Alians) aus dem Iran in diese Region umgesiedelt wurden. Das weitere Schicksal der örtlichen christlichen Bevölkerung ist nicht bekannt.
Die verstärkte Ansiedlung von Moslems im 18. Jahrhundert hat die ethnische Zusammensetzung in der Region grundlegend verschoben.
Name
Die älteren Namen der Stadt, vor der Zeit der Byzantiner, sind nicht genau bekannt. Die Erklärungen zum Namen Perperikon sind teilweise noch sehr spekulativ, da seit Grabungsbeginn im Jahr 2000 noch keine Funde dazu vorliegen. Die Hypothesen für den Ursprung des Namens müssen noch durch weitere archäologische Forschung abgeklärt werden.
Pergamon
Das religiöse Zentrum Perperikon wurde einst Pergamon genannt. Diese These vertritt Prof. Owtscharow in seinem Buch (siehe unten: Literatur), nach sechs Jahren Tätigkeit als Leiter der Grabungen in Perperikon.
Pergamon ist ein thrakisches Wort und bedeutet so viel wie „Festung auf dem Gipfel“. Der Name Pergamon zeugt von der Existenz einer Festung. „Pergamon“ war auch der erste Name von Troja. Karten aus dem Mittelalter verzeichnen in der Nähe des Flusses Arda eine große Stadt mit dem Namen Pergamon. Die Forscher gehen davon aus, dass die Namen Pergamon und Perperikon die gleiche Stadt bezeichnen. Mit Sicherheit können sie aber nur sagen, dass es irgendwo in der Gegend, in der Perperikon steht auch ein Pergamon gegen hat.
Hyperperakion
Schriftstücke aus dem 13. und 14. Jahrhundert n. Chr. erwähnen den Ort Hyperperakion. Erst die Byzantiner nannten die Stadt Perperikon. Der ursprüngliche byzantinische Name für Perperikon war Hyperperakion, der von den Zeitgenossen bald zu Perperikon (oder Perperakion) gekürzt wurde. Der Name Perperikon (Hyperperperikon oder Hyperperakion) wurde erst ab dem Mittelalter verwendet.
Hyperpyros
Eine weitere Erklärung leitet den Namen Hyperperakion von den griechischne Wörtern Hyperperos oder Hyperpyros ab, was „über dem Feuer“ bedeutet. Der Name stellt somit eine Assoziation mit dem Wein-Feuer-Ritual des Dionysos-Kultes dar. Das Wort existierte erst in der Mittelgriechischen Sprache, die zur Zeit des Byzantinischen Reiches verbreitet war, nicht jedoch in der Altgriechischen Sprache, die zur Zeit von Aristoteles im antiken Griechenland verbreitet war.
Perpera
Andere Forscher leiten den Namen von der byzantinischen Münze Hyperpyron oder Perpera ab. Die Währung Perper war noch von 1906 bis 1918 in Montenegro gebräuchlich. Der byzantinsiche Kaiser Alexios I. hatte 1082 eine Währungsreform durchgeführt, um die Goldwährung des Reiches zu stärken. Da in den Goldminen in unmittelbarer Nähe von Perperikon, in seinem Herrschaftsbereich, große Mengen Gold gefördert wurden, könnte der byzantinische Kaiser die Stadt nach der neuen Währung benannt haben.
Ob der byzantinische Kaiser die Stadt, wegen der benachbarten Goldminen, nach der neuen Goldmünze benannte oder umgekehrt, die Goldmünzen nach der antiken heiligen Stadt benannte, konnte von den Archäologen bisher noch nicht mit Sicherheit beantwortet werden.
„Perper“, „Perpera“ oder „Perperek“ heißt in einer alten nichtslawischen Sprache „Goldenes Geld“ und hängt sicherlich mit der Goldgewinnung in der Umgebung von Perperik zusammen.
Perperik
Zwischen Archäologen und Thrakologen gibt es eine Meinungsverschiedenheit, ob die Stadt Perperik oder Perperikon genannt werden soll. „Per“ war der Gott der Felsen. „Per“ war bei den Thrakern der „Stein“ oder „Fels“. „Perper“ dementsprechend der „Fels auf dem Fels“. Die Endung „-on“ in Perperikon ist davon nur die gräzisierte Form. Der Wortstamm „Per“, mit der gleichen Bedeutung, kommt auch in anderen bulgarischen Toponymen vor:
- Goljam Perelik (bulg. Голям Перелик, = Großer Perelik, der höchste Berg der Rhodopen, 2191 m),
- Goljam Persenk (bulg. Голям Персенк, = Großer Persenk, Berg in den Rhodopen2091 m),
- Perlowska reka (bulg. Перловска река, = Perlowska Fluss, ein sehr kleiner Fluss, der unter anderem durch Sofia fließt).
Mit der griechischen Vorsilbe „Hyper-“ würde dann Hyperperikon (oder Hyperperekon) der „höchste Felsen“ bedeuten.
Per-Per-Ek
Eine dritte Erklärung wird von dem bulgarischen Ägyptologen Wasil Dobrew (bulg. Васил Добрев) vertreten [1]. Er spekuliert, dass die Bessen den Gott „Bes“ verehrt haben müssen. Das folgert er aus den Analogien: Christen – Christus, Mohammedaner – Mohammed, Budisten – Buddha. Wobei der Name des Volkes der Beser (lat. bessi) belegt ist, der Name ihres Gottes allerdings nur Spekulation von Dobrew ist. Bes war ein bekannter ägyptischer Gott. Der thrakische Gott Zagreus hieß in der ursprünglichen Aussprache Sabasij, vielleicht auch Sabaz oder Sabas (bulg. Сабазий – Сабаз – Сабес), was auf ägyptisch „Sohn des Bes“ heißt. Der Name Perperikon ist nur die griechisch eingefärbte Form des ursprünglichen Namens Perperek. Perperek ist eine Wortdoppelung (Per-Per …). Die Wiederholung von Worten ist sehr typisch für Ägypten und für Thrakien. Per hieß in der Sprache der Pharaonen Tempel und „ek“ heißt auf Deutsch „Du“. Damit wendet sich der Sprecher an Gott. Daraus baut Dobrew seine Hypothese, die er eher als Spekulation verstanden haben möchte, dass Perperek oder Per-Per-ek „zwei Tempel“ oder genauer „deine zwei Tempel“ bedeutet. Seine Hypothese ist eine Folgerung aus seiner Annahme, dass Thraker und Ägypter in Kontakt getanden haben müssen, wofür es allerdings noch keine Funde oder sonstige Belege gibt.
Ein wirtschaftliches Motiv für den Kontakt der beiden Kulturen könnte der Handel von Kupfer sein. Die ägyptischen Pyramiden wurden mit Kupferinstrumenten erbaut. Zu dieser Zeit wurde Kupfer im Strandscha-Gebirge in Thrakien (heute Bulgarien) gewonnen. Belegt ist der Kontakt der Ägypter mit der Insel Kreta zu dieser Zeit. Der Kupferhandel hätte also über den Tundscha-Fluss und dann über die Ägäis oder über Land stattfinden können. Ein Vergleich der Kupferproben aus Ägypten und aus dem Strandscha-Gebirge steht noch aus.
Beschreibung

Perperikon besteht aus der Festung auf dem Hügel, einem Tempel (= Palast) gleich unterhalb der Festung, in südöstlicher Richtung, sowie zwei äußeren Städten am nördlichen und südlichen Abhang.
Wichtige Teile von Perperikon sind:
- der Megalith-Tempel, der später vom Dionysos-Tempel umbaut wurde
- der Dionysos-Tempel (ein heiliger Tempelpalast)
- in den Felsen gehauen, Fläche ca. 10.000 m²
- ein antiker runder Altar des Tempels Dionysos (Dionysos-Altar),
- die große Festungsmauern,
- die Akropolis, die aus riesigen Steinblöcken errichtet wurde und auf dem höchsten Punkt des Berges steht, einschließlich der Kolonnade der Akropolis,
- die nördliche und südliche Vorstadt, die aus kleinen Gassen und Straßen im Felsen besteht, sowie aus Wohnhäusern und Tempeln
- der Felsdurchbruch zum Schloss,
- die Krypta mit den entdeckten Sarkophagen,
- ein sehr großer Wasserspeicher,
- mehrere Felszeichnungen der Urbulgaren
- der Klosterkomplex.
Berg
Der Berg im Zentrum von Perperikon ragt über die umliegenden Hügel heraus. Sein oberer Teil ist größtenteils aus Fels. An der höchsten Stelle entsprang Wasser. Der Felsen ist vulkanischen Ursprungs. Dieser „weiche Stein“ lässt sich relativ leicht bearbeiten. So konnten die Baumeister Räumlichkeiten, Säle, Treppen und Durchgänge mit fast senkrechten Wände (70°) meißeln.
Felsenstadt / Akropolis
Die ersten, in die Felsen gehauenen Bauwerke entstanden in Perperikon während der Spätbronzezeit, im 18.-11. Jahrhundert v. Chr. Es handelte sich um Nischen, die nach Süden, zur Sonne ausgerichtet waren. In die Felsen wurden Opfertische geschlagen, auf denen Steinaltäre standen und Gefäße zum Weinstampfen und zur Herstellung des heiligen Weins. Der Wein wurde an den Hängen des Hügels angebaut. Fragmente neolithischer Keramik wurden von den Archäologen in Felsspalten gefunden, wo sie von den Steinzeitmenschen als Opfergaben für die Götter abgelegt wurden.
Im Laufe der Jahrhunderte kamen ringsum Tempel und Paläste dazu und schließlich eine ganze Stadt, deren Straßen und Plätze in die Felsen gehauen waren. Die Felsenstadt ist mehrgeschossig, wie in einem Amphitheater angelegt. Die Höfe waren oft von Kolonnaden umgeben. Die Felsenstadt wird von gut geplanten und effektiv im Felsen angelegten Entwässerungsrinnen durchzogen. Mit der Akropolis, den Wohnvierteln, Höfen und Kolonnaden stand Perperikon zu seiner Blütezeit mit nichts hinter einer griechischen Polis jener Zeit zurück.
Orpheus-Heiligtum
Im nahegelegenen Dorf Tatul (bulg. Татул) wurde ein Orpheus-Heiligtum gefunden, dass ca. 6.000 v. Chr. errichtet wurde, während Perperikon erst seit ca. 5.000 v. Chr. bewohnt war.
Dionysos-Tempel
Die Archäologen haben die Umrisse des gut erhaltenen Dionysos-Tempels freigelegt, ein Orakel-Heiligtum des thrakischen Volkes der Bessen. Der Dionysos-Tempel liegt im Nordwestteil von Perperikon. Er ist das größte bekannte Steinzeit-Heiligtum aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. Rund um den Felsentempel, der Dionysos gewidmet ist, haben die Bessen eine ganze Stadt in das Gestein gehauen.
Der Dionysos-Tempel, auch als Megalith-Tempel bezeichnet, wurde während der späten Bronzezeit in den Felsen geschlagen. Er war das religiöse Zentrum der Felsenstadt und war bis zur Christianisierung in Benutzung.
Der Dionysos-Tempel war eine Halle ohne Dach, mit einer annähernd ovalen Grundfläche, die in den Fels gehauen wurde. Der große steinerne Rundaltar mit fast zwei Metern Durchmesser – der Dionysos-Altar – steht in der Nordecke des Dionysos-Tempels, etwas über dem Boden erhoben. Der Dionysos-Altar trägt Spuren von zahlreichen Feuern, die für die religiösen Zeremonien entzündet wurden. Neben dem Altar ist eine rechteckige Plattform, auf der die Priester ihre religiösen Rituale durchführten.
Mit der Christianisierung wurde dieser heidnische Tempel im 5. Jahrhundert aufgegeben und mit Erde zugeschüttet.
Trotz aller Quellen und wissenschaftlichen Schlussfolgerungen gibt es keinen absoluten Beweis, dass der Dionysos-Altar in Perperikon stand. Die meisten Autoren, die von dem Heiligtum sprechen, beschreiben jedoch die eigentümliche runde Form Altars. Die ovalen Umrisse des entdeckten Altars sprechen dafür, dass sich das antike Orakel in Perperikon befand.
Zeremonie
Orpheus und Dionysos (bei den Thrakern Zagreus) waren die beiden Hauptgottheiten bei den Thrakern.
Der Dionysos-Tempel war genaugenommen ein Zagreus-Heiligtum. Zagreus war der Name des thrakischen Gottes, aus dem später der griechische Gott Dionysos wurde, auf dessen Suche die Archäologen seit hundert Jahren waren.
Auch Orpheus spielte in der thrakischen Religion, über die nur wenig bekannt ist, eine wichtige Rolle. Auf antiken Abbildungen wird er immer in traditioneller thrakischer Kleidung dargestellt. In der Überlieferung der Thraker war Orpheus ein Priester oder Magier mit übernatürlichen Kräften.
Über einen Durchgang und hohe Stufen gelangt man zu einer sehr großen ovalen Halle, in deren Zentrum ein runder Altar steht, mit einer Steinplattform daneben. Die Archäologen spekulieren, dass dies der berühmte Dionysos-Tempel des Orakels ist. Wenn sie recht haben, dann erfuhr Alexander der Große hier, dass er Asien erobern wird. Das Orakel sagte die Zukunft mittels eines Wein- und Feuerrituals voraus. Es wurde Wein über den Altar gegossen und entzündet. Aus dem Aussehen und der Höhe der Flammen wurden die Prophezeiungen gelesen.
Prof. Owtscharow ist sich sicher, dass das wahre Orakel nicht das Orakel von Delphi ist, sondern in Perperikon war.
Bei der Zeremonie, die nur in der Nacht durchgeführt wurde, wurde ein Feuer auf dem Dionysos-Altar entzündet und von einer Prophetin Wein in das Feuer gegossen. Die Tropfen des Weines funkelten im Feuerschein besonders schön. Dann gab es eine Stichflamme, aus deren Höhe und Form die Zukunft vorausgesagt wurde.
Der Dionysos-Tempel war dem altgriechischen Weingott Dionysos (bei den Thrakern Zagreus) gewidmet. Auf einem speziellen Altar wurde ein Wein-Feuer Kult ausgeführt und aus der Höhe der Flammen wurde geschlossen, welche Kraft die Voraussage hat.
An vielen Stellen in Perperikon sind ausgehöhlte Steine und kleine in den Stein gemeißelte Steinbecken zu finden. Diese wurden wahrscheinlich zur Weinherstellung verwendet.
Die Weinherstellung war ein Bestandteil des Gottesdienstes für Dionysos (Zagreus), dem Gott des Weines. Das Auspressen des Traubensaftes symbolisierte die Zerstückelung von Orpheus, der laut griechischer Mythologie einen schrecklichen Tod starb, weil er dem Gott Dionysos den Gehorsam verweigerte, woraufhin er in seiner Heimat von wutentbrannten Mänaden, berauschten Anhängerinnen des Dionysos, bei lebendigem Leib zerrissen wurde.
Thrakischer Palast
Der Thrakische Palast ist das bedeutendste architektonische Bauwerk in Perperikon. Er wird auch als Palastheiligtum oder Königspalast (thrakischer Königspalast) oder Königsschloss bezeichnet. Er lag auf einem großen unebenen Plateau, das von einer starken Festungsmauer umgeben war.
Beim Bau des Thrakischen Palastes wurde der wesentlich ältere Dionysos-Tempel mit integriert, faktisch mit umbaut. Der kleinere Dionysos-Tempel, der vorher hier stand, wurde beim Bau des Palastes in die Nordwestecke des Thrakischen Palastes integriert, so dass das ganze architektonische Ensemble treppenförmig auf mehreren Etagen angeordnet ist.
Der Ovalsaal im Thrakischen Palast hatte im Unterschied zu den anderen Räumen kein Dach. Das ist daraus zu sehen, dass im Felsen ringsum die Löcher für die Befestigung der Dachbalken fehlen. In der Mitte des Ovalsaals steht ein großer, 3 m hoher, aus Stein gehauener Altar mit einem Durchmesser von 2 m. Neben dem engen, steilen Steinsteg, der zum Altar hochführt sind 4 runde, die für wahrscheinlich das Aufstellen von Fackeln benutzt wurden.
Die thrakischen Könige waren gleichzeitig die Oberpriester ihres Stammes. Deshalb befand sich der Haupttempel ihres Gottes in ihrer Residenz.
Daraus folgern die Forscher, dass Perperikon die Hauptstadt war, und dass sich der Tempel mit dem Dionysos-Orakel, das mit dem Orakel von Delphi konkurrierte, auch hier befunden haben muss.
Der Thrakische Palast wurde wahrscheinlich in der späten Bronzezeit erbaut und war bis zur späten römischen Periode in Benutzung. Er war das Königsschloss der Thraker, der Sitz und die Festung ihres Königs, der auch gleichzeitig ihr Oberpriester war.
Der thrakische Königspalast und seine Festung waren die Hauptstadt des Königreiches der Odrysenen, dem stärksten thrakischen Staat.
Da bisher schriftliche Hinweise fehlen, stützen sich die Forscher auf viele Annahmen und Schlussfolgerungen, die nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit stimmen können, zumal die Grabungen noch lange nicht abgeschlossen sind. Obwohl die Archäologen mit den Grabungen in Perperikon bereits 2000 begonnen haben, stehen sie eigentlich noch am Anfang der Grabungsarbeit. Die bisherigen Funde in Perperikon deuten jedenfalls darauf hin, dass es sich um das aus der Antike bekannte Heiligtum des Gottes Dionysos handelt, nach dem Archäologen seit 100 Jahren suchen.
Der bis dahin unbekannte Thrakische Palast wurde 2005 von den Archäoloen auf der Akropolis von Perikon entdeckt. Dabei wurde auch Keramik, Silber- und weiterer Goldschmuck gefunden.
Der Grundriss des Thrakische Palastes war 10.000 m² groß und umfasste 50 einzelne Räume, Korridore, Hallen und innen liegende Treppen. Die große, 30 m lange Empfangshalle, ist teilweise in den Felsen geschlagen, ebenso die beiden unterirdischen Mausoleen mit Gräbern auf der West- und der Ostseite.
Der Palast ist im Stil einer mediterranen Festung gebaut, insbesondere die Anlage des großen Saales (Megaron), der seinen Ursprung von der Insel Kreta hat und typisch für die Minoische Kultur ist. Die Fachleute sprechen von einer Tempelwirtschaft, wie es sie auch auf Kreta und im Nahen und Mittleren Osten gab.
Im Palast gab es Thronsäle, Orakelstätten und Wirtschaftsräume. Auch die Mitglieder der königlichen Familie wurden hier beigesetzt.
Phallusthron
Ein 6.000 Jahre alter Keramikgegenstand, der 2007 im Thrakischen Palast gefunden wurde und der das Modell eines königlichen Throns mit einem aufrechten Phallus darauf ist, hat eine kultische Bedeutung (Bild 1, Bild 2). Der Phallus, als männliches Symbol, ist auf der Mitte der Sitzfläche platziert. Der Thron hat vier Füße und eine zum Dach gewölbte Rückenlehne. Der Phallus symbolisiert den Auftakt zu einer heiligen Hochzeit. Der Phallus war ein wesentlicher Bestandteil des archetypischen Fruchtbarkeitsrituals im Dionysos-Kulte.
Dieser Thron und drei weitere bereits vorher gefundene, allerdings ohne Phallus, stammen aus dem Chalkolithikum (Kupfer-Steinzeit). Bei dem Phallus auf dem Thron handelt es sich um eine heilige Ehe zwischen dem Himmelsgott und der Erdengöttin. Diese heilige Ehe gebiert nach den Vorstellungen unserer uralten Vorfahren die Natur und sorgt so dafür, das die Welt wieder erschaffen wird. Auch Figuren vieler weiblicher Gottheiten wurden gefunden, da sie früher als Symbol der Fruchtbarkeit vergöttert wurden. Durch diese Funde gewinnen die Forscher Einblick in die kultischen Vorstellungen unserer Ahnen.
Keramikadler
Auf die Periode der Blütezeit der thrakischen Kultur, der frühen Eisenzeit, wurde auch der Fund eines 3000 Jahre alten Keramikfragmentes eines Adlers mit ausgestreckten Schwingen datiert. Der Adler symbolisiert die königliche Macht. Das Wissen der Forscher über diese Periode ist sehr gering, zumal es aus diesen Jahrhunderten aus dem benachbarten Griechenland keine historischen Information gibt.
Weitere Paläste
Die Überreste eines zweiten und dritten Palastes liegen am südlichen Fuß des Berges, von dichten Wäldern umgeben. In seiner Umgebung wurden Überreste vieler weiterer Gebäude gefunden, sowie Wasserspeicher und steinerne Gänge.
Der Thrakische Palast und die zwei nahegelegene weiteren Paläste sind Teil eines ganzen bisher unentdeckten Komplexes, der bis dahin weder von Archäologen untersucht wurde, noch von Grabräubern heimgesucht wurde.
In der Gegend wurden bisher 100 Opferaltäre gefunden.
Nekropole
Bei Perperikon wurde im Sommer 2007 außerhalb der Festung eine christliche Nekropole (Gräberfeld) aus dem 16. und 17. Jahrhundert n. Chr. entdeckt. Wahrscheinlich handelte es sich um die Gräber der letzten Bewohner der Festung.
Es handelte sich um 15 Gräber aus dem 14. Jahrhundert. Wahrscheinlich wurden hier die letzten Verteidiger der Festung gegen die Osmanen begraben, die nach der Belagerung durch die Osmanen 1362 unter Orhan I. unterlagen und hingerichtet wurden. Nach historischen Berichten richteten die Osmanen nach der Einnahme von Perperikon ein Massaker unter den unterlegenen Verteidigern an.
Wasserbecken
In Perperikon wurde das größte in Fels gehauene antike Wasserbecken der Balkanhalbinsel gefunden. Die Archäologen mussten das Wasserbecken erst vom Pflanzenbewuchs reinigen und die Frösche und Schlangen entfernen. Es wird angenommen, dass zu der Zeit, als Perperikon bewohnt war, auf dem gesamten Felsen kein Pflanzenbewuchs vorhanden war.
Das Wasserbecken ist 6 m tief, 12 m lang und 6 m breit, was rechnerisch 432 m² entspricht. Da es jedoch nur an der tiefsten Stelle 6 m tief ist, hat es nur ein Fassungsvermögen von 270 m².
Aus dem Wasserbecken wurde Perperikon in seiner Blüteperiode im 3. und 4. Jahrhundert v. Chr. mit Wasser versorgt.
Die Umrisse von zwei weiteren Wasserbecken wurden freigelegt, deren gänzliche Freilegung jedoch noch nicht erfolgt ist. So standen der Stadt ca. 1 Mill. Liter Wasser in den Wasserbecken zur Verfügung, was für eine Einwohnerzahl gereicht haben dürfte, die weit über 10.000 liegt.
Kirche
Entdeckt wurden die Fundamente einer sehr alten Kirche, die Mitte des 5. Jahrhunderts n. Chr. erbaut wurde, der Zeit der Christianisierung des Rhodopengebirges. Von hier aus wurde das Christentum unter den thrakischen Stämmen verbreitet. Hier war auch der Bischofssitz der Region. Erbauer der Kirche war wahrscheinlich der in den Rhodopen aktive Baumeister Niketa Remisianski.
Die Christianisierung des Rhodopengebietes erfolgte im 4. Jahrhundert n. Chr durch den Heiligen Andrej (bulg. Свети Андрей).
Die Kirche ist 16,5 m lang und hat die Form einer Basilika mit einem Kirchenschiff, was die am weitesten verbreitete Form bei den frühchristlichen Kirchen war. Diese für ihre Zeit große antike Kirche hatte Marmorsäulen. Teile des riesigen Kapitells sind erhalten geblieben.
In der Krypta stehen aus Stein gemeißelte Sarkophage.
Es wird angenommen, dass die Kirche bis zum 12. Jahrhunderts existierte und dann von den eindringenden Barbaren zerstört wurde und danach in Vergessenheit geriet.
Kanzel
Die Archäologen entdeckten 2005 auch eine Kanzel. Angefertigt wurde die Kanzel wahrscheinlich Ende des 4. oder Anfang des 5. Jahrhunderts n. Chr., während der Herrschaft des byzantinischen Kaisers Honorius. Diese Zeit fällt mit der Christianisierung der Thraker und der Bewohner der Rhodopen zusammen. Das ist der erste Fund dieser Art in Bulgarien.
In die Kanzel sind Inschriften gemeißelt, deren Bedeutung noch nicht enträtselt ist. Die Kanzel, die vom Zahn der Zeit fast unberührt blieb, ist reich verziert, mit in Stein gemeißelten Reliefs.
Deutlich ist ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen auf dem Stein zu sehen. Weiterhin trägt die Kanzel fünf Inschriften in griechisch, die wahrscheinlich liturgischen Zwecken dienten, aber noch nicht genau gedeutet werden können.
Festung und Turm
Von der oberen Festung von Perperikon sind ein 40 m hoher Wachturm und 40 m Mauer erhalten. Die Festung liegt auf einem breiten und nicht sehr hohen Felsenhügel, auf dessen Gipfel eine Zitadelle errichtet wurde. Die Festung liegt direkt unterhalb der Zitadelle
Der weit sichtbare Wachturm aus dem Mittelalter zählt aus ärchäologischer Sicht zu den weniger bedeutsamen Bauwerken in Perperikon zählt.
Bei Grabungen wurden in der Nähe eines alten Wachturmes menschliche Sklelette gefunden, die eine unnatürliche Haltung hatten. Es wird angenommen, dass es sich bei ihnen um einige der letzten Verteidiger der Festung gegen die Osmanen handelt.
Lagerhaus
Die Archäologen haben Spuren eines antiken Warenlagers entdeckt. Es wurden vier komplett erhaltenen Gefäße mit Steindeckel und einem Fassungsvermögen zwischen 160 und 200 Litern gefunden. Die Gefäße wurden in der Kulturschicht gefunden, die dem 4. Jahrhundert v. Chr. zugeordnet wird. Wahrscheinlich wurde Wein in den Gefäßen aufbewahrt, da an ihren Wänden ein roter Niederschlag nachgewiesen werden konnte. In Gefäßen, in denen sonst Nahrungsmittel aufbewahrt werden, hätte man ansonsten etwas Erde gefunden.
Goldschatz
Prof. Owtscharow entdeckte 2003 in Perperikon einen 4.000 Jahre alten Goldschatz, der hinsichtlich seiner Bedeutung mit Schliemanns Schatz des Priamos vergleichbar ist.
Münzen
In Perperikon wurde eine Goldmünze gefunden, die aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts n. Chr. stammt, aus der Zeit von Michael IV. (1010–1041) (Bild). Diese Münze, mit einem Gewicht von 4,45 g, war nie im Umlauf und wurde zusammen mit einer Feinwaage aufbewahrt. Die Münze hat wahrscheinlich einem byzantinischen Kaiser gehört und wurde in einer Schüssel aufbewahrt. Auf der Vorderseite trägt sie das Abbild des Kaisers und auf der Rückseite Jesus Christus.
Eisenkreuze
Die christliche Periode dauerte in der Felsenstadt bis zu ihrer Eroberung durch die Osmanen 1362. Damals stand in Perperikon die größte Kirche in den Rhodopen.
Aus dieser Zeit wurden Eisenkreuze gefunden, die auf christlichen Reliquien angebracht wurden. Die Eisenkreuze und 60 weitere religiöse Gegenstände wurden in der Zitadelle gefunden, der Hauptfestung von Perperikon, in der sich die Bewohner zur Verteidigung einschlossen.
Fast alle gefundenen Kreuze wurden entweiht, da sie verbogen, abgebrochen oder abgeschnitten waren.
Diese Funde sind im Historischen Museum in Kardaschali ausgestellt.
Drachenkopf / Schlangenkopf
In Perperikon wurden zwei Tonfiguren aus dem 3.-1. Jahrhundert v. Chr. gefunden. Sie stellen einen Schlangenkopf – eine Kobra – mit aufgerissenem, angriffsbereitem Mund dar und einen Drachenkopf mit ebenfalls aufgerissenem Rachen, einer Mähne und Verzierungen an den Seiten (Bild). Der Fund ist einmalig und für die Archäologen bedeutsam, da die Figuren eine kultische Bedeutung haben. Die Kobra wurde als der Wächter der Unterwelt angesehen und war Teil des Dionysos-Kultes. Allerdings ist von der Kobra nur ein Fragment erhalten.
Beide Figuren sind wahrscheinlich der Zepina-Kultur zuzurechnen. Die in der Nähe gelegene Zepina-Festung (bulg. крепост Цепина, in den Westrhodopen, bei Welingrad, die moderne bulgarische Form von Zepina ist Tschepina, bulg. Чепина) ist auch nach dieser Kultur benannt. Hier wurden erstmalig Keramikfiguren dieser Art gefunden.
Weiterhin wurden zwei Gefäße gefunden, auf denen Kultszenen dargestellt wind.
Keramikfunde
2002 wurde Keramik aus der späten Bronzezeit gefunden. Es handelt sich um viel Fragmente und einige erhalten gebliebene Gefäße – kleine Tassen, sowie Gefäße mit hohen und gewundenen Henkeln, wie sie für diese Zeit typisch waren.
Einige teile wurden aus sehr grobem Ton mit Beimischungen von Steinchen gefertigt, während für andere Luxuskeramik sehr feiner Ton verwendet wurde. Diese Luxuskeramik hat eine hochglänzende, schwarze Oberfläche.
Einmalig ist auch ein importiertes Keramikgefäß von der Küste des Marmarameeres aus dem 18. Jahrhundert v. Chr. Sie belegt die ersten Handelsbeziehungen. Auf der Außenseite des fast vollständig erhaltenen Gefäßes ist eine Zeichnung in die Keramik eingraviert und mit weißer Farbe gefüllt. Die Zeichnung stellt 6 Gestalten dar, die um eine zentral gelegene Sonne gruppiert sind. Dabei handelt es sich um unbekannte antike Götter.
Die Ausbildung der Religion wurde während der frühen Eisenzeit, 11.–6. Jahrhundert v. Chr., besonders intensiv. Das spiegelt sich auch deutlich in der Keramik in Perperikon wieder. Jedoch wissen die Forscher über den Orphismus – das religiös-philosophische System der Thraker – fast nichts, ganz im Gegensatz zur griechischne Mysthologie, die sich zur gleichen Zeit entwickelte. Die Erschaffung solcher Figuren, wie Dionysos oder Orpheus, fällt genau in diese Epoche.
Weitere Monumente
Außerhalb von Perperikon wurden noch weitere historische Monumente gefunden:
- die Felsenhöhle bei dem Dorf Nenkowo (bulg. Ненково), 14 km von Kardschali – eine Höhle in der Form einer Gebärmutter. In Euripides Drame „Die Bakchen“ findet eine orgastische Prozession in einer Höhle statt. Eine solche Höhle wurde in den Hügeln oberhalb von Nenkowo gefunden
- thrakische Megalithe und
- das Grab eines Bischofs aus dem 13. bis 14. Jahrhundert.
Im Tal unterhalb der Festung wurden die Ruinen eines mittelalterlichen Klosters gefunden. Laut historischen Quellen war es ein wichtiges religiöses und militärisches Zentrum.
Schrift
In Perperikon wurde eine Inschrift in Linearschrift A entdeckt, die die erste europäische Schrift war.
Bei der Inventarisierung der archäologischen Sammlung des Historischen Museums Kardschali haben die Kuratoren ein Steintablett wiederentdeckt, dass 1982 bei den ersten Grabungen in Perperikon gefunden wurde. Es trug eine nicht zu entziffernde Inschrift. Dabei handelt es sich um das Fragment einer längeren Inschrift. Experten identifizierten die Inschrift als Linearschrift A. Die Linearschrift A wurde ca. 1850 bis 1400 v. Chr. in Kreta benutzt.
Das Tablett wurde auf das 15. bis 14. Jahrhundert v. Chr. datiert und ist das erste dieser Art, das bei den Thrakern gefunden wurde.
Goldminen
Die Rhodopoen waren in der Antike bekannt für ihre Gold- und Silbervorkommen. Ebenso gab es Bleivorkommen, Halbedelsteine und Edelsteine in diesem Gebirge.
In Perperikon gab es größere Goldvorkommen. Eine der größten Goldminen der Antike und des Mittelalters lag nur 3 km entfernt, in der Nähe des heutigen Dorfes Stremzi (bulg. Стремци). Die Goldmine in Stremzi wurde in den letzten Jahrhunderten vor der Zeitenwende eingerichtet. Später wurden sie aufgegeben, jedoch im 11. bis 13. Jahrhundert n. Chr. wieder in Betrieb genommen.
Heute noch findet man von diesen antiken Bergwerken Dutzende von Eingängen und über 500 m Galerien. Der ganze Hügel bei Stremzi ist von einem Netz von Tunneln und Kavernen durchzogen.
Bei dem Dorf Gusak liegt auch der Eingang zu einem antiken Bergwerk. Das goldhaltige Geröll wurde noch unter Tage zerkleinert und dann über Dutzende von senkrechten Schächten zu Tage befördert. In den Wänden dieser senkrechten Schächte sieht man noch die Löcher, die wahrscheinlich zur Befestigung der Hebevorrichtungen dienten. Diese senkrechten Schächte waren auch die einzige Belüftungsöffnung für die Schächte. Aus dem geförderten Geröll wurde dann an den nahegelegenen Flüssen der Sand ausgewaschen und das Gold gewonnen. Die übrig gebliebenen Geröllhaufen sind noch heute in der Region zu finden.
Viele der kleinen Flüsse am Fuß von Perperikon sind selber goldführend.
Während des Pleistozäns war hier ein unterirdischer goldhaltiger Fluss. In den nachfolgenden geologischen Perioden ist das felsige Flussbett kollabiert, der Fluss trocknete aus und die angeschwemmten Ablagerungen verfestigten sich.
Kloster
Die Überreste eines mittelalterlichen Klosters, das Teil von Perperikon war, aus dem 10. bis 14. Jahrhundert n. Chr. wurden von Prof. Owtscharow und seinem Ausgrabungsteam entdeckt.
Die Ruine einer Basilika sind 1,5 m unter der Erde erhalten geblieben. Sein Boden ist mit einem Marmormosaik bedeckt, das in der Technik des Opus sectile angefertigt wurde und ausgezeichnet erhalten ist. Das Mosaik zeigt verschiedene Szenen, die den Teil eines Lebenszyklus darstellen.
Die Hauptbasilika war von anderen Räumen umgeben, einschließlich einer Grabkammer-ähnlichen Kirche mit einem Sarkophag. Die Archäologen fanden im Sarkophag die Gebeine eines byzantinischen Bischofs. Da keinerlei Inschriften am Sarkophag angebracht waren, ist der Name nicht bekannt. weiterhin fanden die Archäologen verschiedene Siegelstempel von bekannten Würdenträgern aus dem 10. und 12. Jahrhundert n. Chr. Einer der Siegelstempel aus der Basilika ist aus schwarzem Onyx gefertigt und trägt das Bildnis von Erzengel Michael.
Grabungsgeschichte
Die Rhodopen waren in der Antike die mythischen Landschaft, in der der unglückliche Sänger Orpheus lebte. Noch heute sind die Rhodopen nur dünn besiedelt, teilweise mit weiten, fast menschenleeren Gebieten, mit Bergdörfer zu denen keine Straßen führen.
Nach der Zerstörung der Festung vergaßen die Bewohner der umliegenden Dörfer im Laufe der Jahrhunderte den Ort und sogar den Weg durch die undurchdringlichen Wälder dorthin.
Lediglich aus historischen Quellen (siehe oben) wußten die Forscher noch von der Existenz des Heiligtums, die genau Lage war aber nicht mehr bekannt.
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts berichtete der tschechische Historiker Konstantin Jireček (1854–1918), ein bekannter Forscher auf dem Gebiet der bulgarischen Geschichte, von der mittelalterlichen Festung Hyperperakion (Perperikon) in der Region Achridos, wenn er auch nicht persönlich den Ort aufgesucht hatte. Ein interessanter Moment in seiner Beschreibung ist der Fakt, dass nach fast 500 Jahren osmanischer Herrschaft über diese Region, unter den überwiegend türkischen Toponymen der Region, die Erinnerung an Perperikon einzig im Namen des Flusses erhalten geblieben war, der im Tal unterhalb der Festung fließt. Der Fluss hieß auf türkisch Perperek-dere (türk.: der'e = Fluss) und deutete damit auf den alten Namen Perperikon. Die Festung war früher schon von Georgios Akropolites (1217–1282, byzantinischer Historiker, griech. Γεῶργιος Ἀκροπολίτης), erwähnt worden.
Die lokale Bevölkerung bezeichnete den Berg als den „Gipfel der Geister“.
Die ersten zielgerichteten archäologischen Grabungen in perperikon wurden von 1979 bis 1982 durchgeführt und dann im Jahr 2000 wieder aufgenommen. Leiter der Grabung ist der Archäologe Prof. Nikolaj Owtscharow (bulg. Николай Овчаров, geb. 1957, Nikolay Ovcharov). Die Grabungen werden gegenwärtig fortgesetzt (Stand: September 2007). Erst 2000 wurden sich die Archäologen über die sehr große Fläche der archäologischen Fundstelle bewusst.
Es wurde eine große Felsenstadt entdeckt, die ihre Blütezeit zur Zeit des Römischen Reiches hatte, wenn auch ihre Geschichte einige weitere Jahrtausende zurückreicht. Bisher sind aber nur kleine Teile des riesigen Areals archäologisch gut erforscht.
Während der jährlichen Grabungen der Archäologen im Sommer, wurden in den Anfangsjahren täglich 100 bis 150 Alltagsgegenstände der früheren Bewohner entdeckt.
Im Tempel wurden 2002 heilige Holzteilchen vom Jesus-Kreuz entdeckt, welche momentan im historischen Museum der Stadt Kardschali zu sehen sind.
Sehr wahrscheinlich sind noch viele historische Schätze im Boden verborgen. An den Ausgrabungen im Sommer 2007 waren 6 Wissenschaftler und 160 Arbeiter aus den benachbarten Dörfern beteiligt. In den Jahren davor waren es auch jeweils über Hundert Arbeiter. Trotzdem schätzen Archäologen, dass zur kompletten archäologischen Untersuchung des Gebietes noch sehr viel Zeit (600 Jahre) erforderlich ist.
Wegen der großen Fläche des Grabungsareals haben die Archäologen ein Problem mit dem „Abraum“, der eigentlich weit fortgeschafft werden müsste, um die benachbarten, noch nicht freigelegten historischen Kulturschichten nicht wieder mit der rausgeschaufelten Erde zuzuschütten.
Grabräuber
Das bulgarische Staatsfernsehen zeigte 2006 in seiner Nachrichtensendung „Po sweta i u nas“ (deutsch: In der Welt und bei uns) einen Bericht über einen wahrscheinlichen Diebstahl im Herbst 1982 in Perperikon. Dazu wurden auch zwei unbeteiligte Augenzeugen gezeigt. [2]
Im Königspalast in Perperikon war bereits während archäologischer Erkundungen 1979–1982 eine Krypta entdeckt worden, die 12 erhalten gebliebene Steingräber von thrakischen Edelleuten enthielt. Der wichtigste Fund dabei war ein Marmor-Sarkophag eines thrakischen Edelmannes. Dieser Sarkophag verschwand im Herbst 1882 auf unbekannte Weise aus Perperikon.
Bei Beginn der archäologischen Grabungen 2000 in Perperikon wurden die fraglichen Gräber geöffnet und völlig leer vorgefunden. Bis vor kurzem dachten die Archäologen, dass die leeren Gräber bereits in der Antike aufgespürt und ausgeraubt wurden, da nichts von der Erstentdeckung (ca. 1979–1982) bekannt war.
Normalerweise dokumentieren Archäologen alle Funde und fertigen Fotos an. Von den Särgen in der Krypta liegen jedoch im zuständigen Historischen Museum in Kardschali keine Unterlagen vor, so dass von einer vorsätzlichen Vernichtung der Unterlagen vermutet wird.
Lediglich ein einziges Foto aus dieser Zeit wurde bei der Suche im Archiv des Historischen Museums Kardschali gefunden. Auf dem Foto ist deutlich zu sehen, dass im Herbst 1982 die zwölf Gräber mit großen Steinplatten verschlossen waren und deshalb sehr wahrscheinlich nicht ausgeraubt waren. In der Nordwestecke der Krypta gab es einen Marmorsarkophag von drei Meteren Länge. Der Sarkophag ist ebenfalls deutlich auf dem Foto zu sehen. Es ist jetzt wegen der fehlenden Dokumentation jedoch nicht mehr bekannt, was in dem Sarkophag enthalten war. Im Historischen Museum Kardschali gibt heute es keine Spuren mehr von dem Sarkophag und seinem Inhalt.
Ein Team des bulgarischen Fernsehens stellt Nachforschungen in Kardschali an und fand Augenzeugen, die eine geheime Operation mit Beteiligung eines Hubschraubers beobachtet hatten. Vermutlich war der bulgarische Geheimdienst darin verwickelt. Die Archäologen argumentieren, dass nur der bulgarische Geheimdienst die Möglichkeit hatte so etwas auszuführen, schon allein wegen der Beteiligung eines Militärhubschraubers, und dass sonst überhaupt niemand die Möglichkeit hatte etwas aus dem gesperrten Gebiet wegzuschaffen.
Die beiden Augenzeugen berichteten, dass das Kisten in einen Militärhubschrauber geschleppt wurden und ausgeflogen wurden. Der Augenzeuge Rasim Murad berichtete, dass der Hubschrauber rote Buchstaben hatte, und dass einer der Männer ein Russe war und ein zweiter Mann ein Bulgare. Sie forderten ihn auf nicht näher zu kommen und den Ort des Geschehens zu verlassen. Ein weiterer Augenzeuge – Nuredin Sabachatin – berichtete, dass die Kisten verschlossen waren. Ehemalige Geheimdiestleute berichteten von einem Machtkampf zwischen dem bulgarischen Geheimdienstes und der Ersten Hauptabteilung, bei dem es um Dutzende Objekte und um Schatzsuche ging.
Der fragliche Sarkophag ist an sich schon äußerst wichtig und sehr wertvoll. Heute können die Archäologen nur rätseln, ob und was damals in dem offensichtlich noch ungeöffneten Sarkophag enthalten war. Nach dem Kenntnisstand der Archäologen über thrakische Begräbnisse von Edelleuten muss auch Gold mit in dem Sarkophag gewesen sein. Schließlich lag die größte Goldmine Südosteuropas nur drei Kilometer entfernt.
Einzelnachweise
Literatur
- englisch: „Perperikon – a Civilization of the Rock People“ (Perperikon, eine Zivilisation der Felsenmenschen), 2005, Autor: Nikolay Ovcharov, Verlag: Borina Publishing House, 160 Seiten, ISBN 954-5001-40-2
- bulgarisch: „Светилището на Дионис на Перперикон“ (Das Dionysos Heiligtum in Perperikon), Autoren: Nikolaij Owtscharow, Daniela Dodschamanowo, Milen Kamarew, Verlag: Popgeorgiewi (bulg. Попгеоргиеви и сие) ISBN 954-9750-12-4
Weblinks
- Perperikon.bg Offizielle Webseite – (engl./bulg., die „full version“ ist defekt, die engl. bzw. bulg. Flash-Version funktioniert)
- Museum Kardschali – die Seite über Perperikon
- Bildergalerie Perperikon
- Bilder von Perperikon