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Georg Poelchau

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Georg Johann Daniel Poelchau (*1773-1836), war ein deutschbaltischer Musiker, Privatgelehrter und Musikaliensammler.

Biographie

Poelchau war ein Schüler von Georg Michael Telemann. Vor allem wegen seiner Leidenschaft als berühmter Musikaliensammler fand er jedoch Eingang in die Musikgeschichte. Er trug eine mehr als 2.600 Titel umfassende Musikerhandschriften-Sammlung zusammen. Seine Bachsammlung war die größte und bedeutendste, die sich jemals in Privathand befand.[1].

Zwischen 1799 und 1813 lebte Poelchau in Hamburg, der letzten Wirkungsstätte Carl Philipp Emanuel Bachs. Nach dessen Tod erwarb er einen großen Teil seines Nachlasses, darunter das Altbachische Archiv.

Im Jahre 1813 übersiedelte Poelchau nach Berlin. Er trat in die Sing-Akademie zu Berlin unter Carl Friedrich Zelters Leitung ein und begann, sich an Zelters Seite um die Bibliothek der Institution zu kümmern, welche Zelter in dieser Zeit insbesondere für den Gebrauch des Chores aufbaute. Durch Poelchau gelangten viele der Musikalien in die Notenbibliothek.

Er brachte auch Handschriften Georg Philipp Telemanns nach Berlin, die er als Schüler des Georg Philipp Telemann-Enkels, Georg Michael Telemann, erwerben konnte und fertigte selbst Abschriften von Werken verschiedener Komponisten.

Nach Zelters Tod entwickelte Poelchau gemeinsam mit Adolf Bernhard Marx in der Sing-Akademie die Pflege vor allem der Musik Johann Sebastian Bachs weiter, was 1850 auch zur Gründung der (alten) Bachgesellschaft und deren Hauptaufgabe, eine Gesamtausgabe der Werke Bachs vorzulegen, führte.[2]

Die Musikabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin verdankt Poelchau wesentliche Substanz. Nach Pölchaus Tod gelangte dessen Sammlung durch Verkauf am 25. Februar 1841 in den Besitz des "Musikalischen Archives" an der "Königlichen Bibliothek", der heutigen Musikabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin. In der Poelchau-Sammlung befanden sich neben zahlreichen Bach-, Beethoven- und Haydn-Autographen auch die ersten acht Mozart-Autographe. Im Nachgang zu diesem bedeutenden Kauf wurde die Musikalische Abteilung gegründet.[3]

Als Pölchau nach Berlin kam hatte er auch die Handschrift der Matthäuspassion Johann Sebastian Bachs aus dem Nachlass dessen Sohnes Carl Philipp mit in die Stadt gebracht, in der das Werk 16 Jahre später mit der Sing-Akademie unter Leitung des zwanzigjährigen Felix Mendelssohn Bartholdy seine Wiederauferstehung feierte. Die Handschrift diente jener Abschrift zur Vorlage, die sich der knapp fünfzehnjährige Mendelssohn zum Weihnachtsfest 1823 gewünscht hatte und aus der er am 11. März 1829 die Wiederaufführung dirigierte. Seit dem Erstdruck der Passion von 1830 diente diese Partiturhandschrift (Signatur: Mus. Ms. autogr. J. S. Bach P 25) neben dem meist autographen Stimmensatz (St 110) allen kritischen und revidierten Ausgaben als Vorlage.[4]

Quellen

  1. staatsbibliothek-berlin.de: Pressemitteilungen der Staatsbibliothek, Hintergrundinformationen - Die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach (1685 - 1750), veröffentlicht im Rahmen der Pressemitteilung 16.12.2003
  2. christoph-graupner-gesellschaft.de: Mitteilungen der Christiph-Graupner-Gesellschaft 2007/1, S. 8-9
  3. staatsbibliothek-berlin.de: Pressemitteilungen der Staatsbibliothek, Barbara Schneider-Kempf, Einführung zu „...gewaltig viel Noten, lieber Mozart!“, 25. Oktober 2006
  4. staatsbibliothek-berlin.de: Pressemitteilungen der Staatsbibliothek, Hintergrundinformationen - Die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach (1685 - 1750), veröffentlicht im Rahmen der Pressemitteilung 16.12.2003