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Edda

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Dieser Artikel befasst sich mit der Dichtung der Edda, andere Bedeutungen unter Edda (Begriffsklärung).


Das Wort Edda (wörtlich: "Urgroßmutter"; könnte aber auch von odhr ="Dichtkunst", "Poesie" oder "Oddi", einem Ort in Südwestisland stammen) bezeichnet die beiden auf Island niedergeschriebenen Götter-/Heldendichtungen und Spruchweisheiten.

Ältere Edda

Die Ältere Edda, auch "Lieder-Edda" oder fälschlicherweise "Saemund-Edda" genannt, ist eine Sammlung nordischer Dichtungen unbekannter Autoren.

Geschichte

Die erste uns bekannte Niederschrift der älteren Edda, der sog. Codex Regius, stammt aus dem Jahr 1271.

Inhalt

Die ältere Edda enthält 16 Götter- und 24 Heldenlieder der Wikinger. Sie sind in altisländischen Stabreimen geschrieben. Während die Göttersagen größtenteils den wenigen vorhandenen germanischen Erzählungen gleichen, enthalten die Heldensagen vor allem Geschichten aus dem Umfeld der Nibelungensage und der Völsungensage.

Inhalt nach dem Übersetzer Karl Simrock, der die Reihenfolge leicht verändert hat:

  1. Götterlieder
    1. Völuspa Der Seherin Weissagung
    2. Grimnismal Das Lied von Grímnir
    3. Vafthrudnismal Das Lied von Wafthrudnir
    4. Hrafnagaldr Odins Rabenzauber
    5. Vegtamskvida oder Baldrs draumar Das Wegtamslied oder Balders Träume
    6. Havamal Des hohen Lied
      1. 1. Teil
      2. 2. Teil, Loddfafnirs Lied
      3. 3. Teil, Odins Runenlied
    7. Harbardsliod Das Harbardslied
    8. Hymiskvida Das Lied von Hymir
    9. Oegisdrecka Oegirs Trinkgelag
    10. Thrymskvida oder Mamarsheimt Das Thrym-Lied oder Des Hammers Heimholung
    11. Alvissmal Das Lied von Alwis
    12. Skirnisför Skirnirs Fahrt
    13. Grogaldr Groas Erweckung
    14. Fiölsvinnsmal Das Lied von Fiölswidr
    15. Rigsmal Das Lied von Rigr
    16. Hyndluliod Das Hyndlalied
  2. Heldenlieder
    1. Völundarkvida Das Lied von Wölundur
    2. Helgakvida Hjörvardssonar Das Lied von Helgi dem Sohn Hiörwards
    3. Helfakvida Hundingsbana fyrri Das erste Lied von Helgi dem Hundingstöter
    4. Helfakvida Hundingsbana önnur Das andere Lied von Helgi dem Hundingstöter
    5. Sinfiötlalok Sinfiötlis Ende
    6. Sigurdarkvida Fafnisbana fyrsta edha Gripisspa Das erste Lied von sigurd dem Fafnirstöter oder Gripirs Weissagung
    7. Sigurdarkvida Fafnisbana önnur Das andere Lied von Sigurd dem Fafnirstöter
    8. Fafnismal Das Lied von Fafnir
    9. Sigrdrifomal Das Lied von Sigrdrifa
    10. Brot af Brynhildarkvida Bruchstück eines Brynhildenliedes
    11. Sigurdarkvida Fafnisbana thridja Das dritte Lied von Sigurd dem Fafnirstöter
    12. Helreid Brynhildar Brynhildens Todesfahrt
    13. Gudrunarkvida fyrsta Das erste Gudrun-Lied
    14. Drap Niflunga Mord der Niflunge
    15. Gudrunarkvida önnur Das andere Gudrun-Lied
    16. Gudrunarkvida thridja Das dritte Gudrun-Lied
    17. Oddrunargratr Oddruns Klage
    18. Atlakvida Das alte Atli-Lied
    19. Altlamal Das jüngere Atli-Lied
    20. Gudrunarhvöt Gudruns Aufreizung
    21. Hamdismal Das Lied von Hamdir

Jüngere Edda

Die Jüngere Edda, auch "Prosa-Edda" oder "Snorri-Edda" genannt, wurde 1220 von Snorri Sturluson als Lehrbuch für Skalden verfasst.

Geschichte

Obwohl die jüngere Edda vor der ältesten bekannten Niederschrift der "Älteren Edda" verfasst wurde, wird sie die "Jüngere" genannt, weil die "Ältere Edda" ganz klar die Grundlage für Snorris Werk bildet (er zitiert an einigen Stellen wortwörtlich daraus).

Inhalt

Die jüngere Edda enthält neben zwei Kapiteln über die nordische Dichtkunst im Allgemeinen auch das Gylfaginning, in dem die nordische Götterwelt ausführlich dargestellt wird. Im Skaldskáparmál werden unter anderem die Kenningar erläutert, künstlerischen Umschreibungen, die meist aus den Göttersagen stammen.

Gattung und Funktionen

Die Entstehungszeit der Heldendichtung in der Edda reicht von den frühesten (in Snorri’s Edda) enthaltenen Liedern um 1220 bis hin zum auslaufenden 13. Jahrhundert. Hierfür gibt es Nachweise, die sich auf linguistische Kriterien beziehen. Weiterhin wurde gefolgert, daß alle Lieder in Codex Regius bereits um 1200 bestanden um 1240 schriftlich aufgezeichnet waren, oder anders ausgedrückt: sie alle waren zu Snorri’s Lebzeiten – mündlich, schriftlich oder beides – im Umlauf. Einige der Lieder waren in Form einer Bildkunst sogar schon zu Zeiten der Wikinger bekannt. Es gab Vermutungen, daß, aufgrund von linguistischen Kriterien, Teile der eddischen Gedichte schon um 800 n. Chr. Bekannt waren. Ein weiteres bedeutendes Merkmal der Heldenlieder ist, daß sie in Versform verfasst sind. Diese steht im Gegensatz zu der in Island damals weitaus verbreiteteren Prosaform. Die sagas stehen ebenfalls in der Prosaform. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, daß es von den Liedern des Codex Regius auch eine Version in Prosa gibt, die Völsunga saga. Den Anfang eines Liedes bildet meistens eine Prosa-Einleitung, wobei im gesamten Lied immer direkte und indirekte Rede gemischt sind. Im Gegensatz zu den deutschen und französischen Dichtern war Prosa das bevorzugte Medium für die isländischen Autoren, nachdem sie sich die Schreibkunst angeeignet hatten. Warum also sind die Edda-Verse in Versform verfasst? Die isländischen Dichter schrieben die Heldenlieder in Versform, weil diese entlehnt waren von denen des europäischen Festlandes. Außerdem waren die Verse so mündlich überliefert worden- es war eventuell einfacher, sich die langen Geschichten so zu merken. Derjenige, der es dann aufschrieb, schrieb die Teile in Versen, an die er sich erinnern konnte und überbrückte den Rest mit Prosa. Das wäre eine mögliche Erklärung für die Mixtur aus Prosa und Lyrik. Diese Versform zeichnet sich durch ein einfaches Versmaß aus. Metriker sind sich nicht einig, wie sie aus der Edda eine metrische Einheit machen sollen; was übereinstimmt ist jedoch, daß jeder Vers mindestens zwei Hebungen enthalten muss, wobei mehr als zwei möglich sind. Die beschriebene Versform ist germanischen Ursprungs und demzufolge wahrscheinlich einfach übernommen worden. Die meisten Edda-Lieder sind in dieser Form geschrieben. Während die Metrik die gesamte Edda zu einer Einheit macht, wird sie trotzdem in zwei Teile aufgeteilt, die Helden- und die Götterlieder. Die Inhalte der Heldenlieder befassen sich also mit verschiedenen germanischen Helden und nicht, wie in den sagas üblich, ausschließlich mit Isländern. Die Lieder sind unter- und miteinander verwoben und weisen zum größten Teil Ähnlichkeiten mit dem Nibelungenlied auf. Sie handeln von Helden, die auf dem europäischen Festland zur Zeit der sogenannten Völkerwanderung lebten, wobei die Existenz mancher von ihnen geschichtlich nicht nachweisbar ist, andere jedoch tatsächlich historisch sind; so zum Beispiel Attila, der Hunnenkönig (Atli) oder Gundaharius, König der Burgunder (Gunnarr).

Motive und Inhalte

Die Inhalte des Heldenliedteils des Codex Regius hängen eng mit dem Nibelungenlied zusammen. Es wird eine zusammenhängende Geschichte erzählt, die nicht immer vollkommen chronologisch ist. Diese Geschichte handelt von den selben Charakteren wie in den Nibelungen, wobei die Namen jedoch etwas nordischer gestaltet sind. So wird aus Kriemhild Gudrun und Siegfried wird zu Sigurd. Es wurden außerdem kleine Änderungen an der Originalgeschichte vorgenommen, wodurch Hagen Gunters Bruder ist, also Sigurds Schwager. In der deutschen Version sind Hagen und Gunter nicht verwandt, wodurch hier das Motiv des Mordes am Verwandten nicht mehr zutrifft. Im Heldenliedteil sterben über dreißig Protagonisten. Das hervorstechendste Merkmal, das für alle Lieder des Heldenzyklus gleichsam gilt, ist also, daß es immer wiederkehrende Motive gibt. Diejenigen Motive, die – wie auch in den sagas – immer wieder auftauchen, sind unter anderem Visionen, Rache, Ehre und Tod, bzw. Mord. Visionen können hier solche sein, die die Helden heimsuchen, entweder in Form von Träumen oder durch die Einwirkung Dritter, wie zum Beispiel Sehern oder ähnlichem. Gudruns Brüder töten Sigurd aus Neid, woraufhin ein Rabe den Tod seiner Mörder durch Atlis Hand voraussagt. Gudrun ahnt ihren Verrat und schwört Rache. Desweiteren träumt Brynhild in der Nacht vom Untergang Gunnarrs Geschlechts, was also einen weiteren Tod voraussagt. Außerdem kann auch ein einfaches Wissen um den Tod vorhanden sein, das in Verbindung steht mit dem geduldigen, ja fast gleichgültigen Warten auf denselben. Der Tod bildet damit ein zweites großes Motiv, wobei als Beispiel eine Passage aus dem Heldenliedteil (die Altakviða) zu nennen ist, in dem Atli, um ihnen eine Falle zu stellen, Gudruns Brüder in das Hunnenland einlädt. Högni erkennt die Gefahr, läuft jedoch nicht vor ihr davon, sondern reist trotzdem mit seinem Bruder Gunnarr in Atlis Land, obwohl er durch die Voraussage des Raben weiß, daß diese Tat sein Tod sein wird. Diese Vorkommnisse erleuchten die weiteren Motive Ehre und Ehrenhaftigkeit in Verbindung mit Tapferkeit. So kann Gunnarr, als er sich in Atlis Gefangenschaft befindet, nur durch seine und Högnis Tapferkeit sein Geheimnis, wo Sigurds Schatz begraben ist, mit ins Grab nehmen. Er lässt seinen Bruder töten, um der einzige zu sein, der um das Geheimnis weiß. Atli lässt einen Diener namens Hialli töten, und Gunnarr erkennt, daß es nicht sein Bruder sein kann, als er das zitternde Herz sieht. Daraufhin töten sie wirklich Högni, dessen Herz nicht vor Angst zittert, als man es Gunnarr zum Beweis bringt. So trägt auch die Tapferkeit Högnis dazu bei, daß Gunnarr ihr Geheimnis behalten kann und Sigurds Schatz unentdeckt im Rhein bleibt. Ein anderes Motiv ist die Rache. Es bildet meistens auch gleichzeitig die Ursache für die anderen Geschehnisse, denn aus Rachegründen lockt Atli Gudruns Brüder in sein Land, und aus Rache am Tod ihrer Brüder bringt Gudrun Atli um, nachdem sie schon ihren gemeinsamen Söhnen das Leben genommen und deren Fleisch Atli zu essen gegeben hatte. Gerechtfertigte Rache ist dennoch selten. Die meisten Racheakte ergeben sich aus anderen, die vorher begangen wurden. So endet die Geschichte in der Katastrophe. Fast alle Akteure der Geschichte werden getötet, meistens durch ungerechtfertigte Rache. Der Heldenliedteil berichtet den Tod von 36 Protagonisten.



Siehe auch: Rigsthula