Dachsteinmassiv
Der Dachstein ist ein stark verkarsteter Hochgebirgsstock der nördlichen Kalkalpen. Er liegt im äußersten Süden Oberösterreichs an der Grenze zur Steiermark, unweit jener zu Salzburg. Das Massiv erreicht im Hohen Dachstein mit 2.995 m (die auf Postkarten angegebene Höhe von 3.004 m ist eine Erfindung des lokalen Tourismus) den höchsten Gipfel Oberösterreichs und der Steiermark.
Topografie

Das Dachsteingebirge bietet zwei sehr unterschiedliche Ansichten: Vom Norden, etwa von den Gosauseen aus, beherrschen die weißen Gletscherflächen das Bild, die von den dahinter liegenden Felsgipfeln überragt werden. Vom Süden dagegen fallen vor allem die beinahe senkrecht aufragenden Südwände auf.
Das gesamte Massiv umfasst etwa 20 x 30 km mit Dutzenden Gipfeln über 2.500 m, deren höchste im Südwesten und Süden liegen:
- Hoher Dachstein 2.995m
- Torstein 2.948 m
- Mitterspitz 2.925 m
- Koppenkarstein 2.863 m.
- Hoher Gjaidstein 2.800 m
Im Massiv befinden sich drei großen Eisflächen. Sie bilden die nördlichsten und östlichsten Gletscher der Alpen.
- Hallstätter Gletscher
- Großer Gosaugletscher
- Schladminger Gletscher
Weiters existieren auch noch kleinere Eisflächen wie der Kleine Gosaugletscher und der Schneelochgletscher. Die Gletscher schrumpfen sehr stark. So hat der Hallstätter Gletscher im Jahr 2003 um 20 m abgenommen. Es wird vermutet, dass in 80 Jahren das Gebiet völlig eisfrei sein wird.
Durch seine exponierte Lage zwischen Hallstätter See, dem Tal der Traun, dem breiten Ennstal und einigen nur niedrigen Pässen hat er großen Einfluss auf das lokale Wetter.
Nach Osten schließt sich die große Karsthochfläche "Auf dem Stein" an, die weiter östlich in das Kemetgebirge (Stoderzinken, Kammspitze) und den Grimming übergeht.
Im Westen geht das Dachsteinmassiv in den schroffen Gosaukamm über, dessen isoliert stehende Bischofsmütze (2.458 m) trotz ihres brüchigen Gesteins zum Klettern sehr beliebt ist. Im Norden des Massivs, im Einzugsgebiet der Traun, liegen die bekannte Riesen-Eishöhle und die Koppenbrüller Höhle (Tropfstein).

Geologie
Es herrscht der weit verbreitete Dachsteinkalk vor, der auch in den südlichen Kalkalpen, z. B. den Südtiroler Dolomiten, steile Wände bildet. Der Kalk bildete sich im jüngeren Trias vor rund 220 Millionen Jahren.
Der Dachstein ist bekannt für sein großes Fossilienvorkommen. So führt etwa der Linzer Weg direkt über sogenannte "Kuhtritte" (Muschelreste).
Der massigere Dachstein-Riffkalk baut unter anderem den markanten Gosaukamm auf.
Geschichte
1810 gelingt Erzherzog Johann die erste Überquerung des Dachsteingebirges. Den Hauptkamm überquert er dabei über die Feisterscharte im Bereich des heutigen Guttenberghauses. Zwei Jahre später unternimmt Erzherzog Karl einen Versuch, den Gipfel des Hohen Dachsteins zu erreichen, muss aber am Hallstätter Gletscher umkehren.
1819 wird der Torstein, der westlichste Gipfel in der Dachsteinsüdwand, erstmals von Jakob Buchsteiner bestiegen; 1832 folgt der Hauptgipfel, der Hohe Dachstein, durch Peter Gappmayr.
Friedrich Simony widmete im 19. Jahrhundert viele Jahre der Erforschung des Gebietes. Im Jahr 1847 führte er die erste Winterbesteigung durch. Simony legte auch zahlreiche Wege und Hütten an, um den Dachstein für andere zugänglich zu machen. Am 14. August 1872 ist sein älterer Sohn Oskar Simony der Erste, der am Mitterspitz steht, das ist der dritte gorße Gipfel im Dachstein-Hauptkamm. Schließlich folgt der jüngere Sohn, Arthur Simony, als Erstbesteiger des Koppenkarsteins am 20. August 1873.
Heilbronner Tragödie
Am Gründonnerstag 1954 starten zehn Schüler und drei Lehrer aus Heilbronn bei gutem Wetter zu einer Tageswanderung rund um den Krippenstein los. Als das Wetter umschlägt werden sie von Einheimischen gewarnt, dennoch setzen sie ihren Weg fort. Innerhalb kürzerster Zeit fällt ein Meter Schnee und der dichte Nebel im baumlosen Karstgelände macht jede Orientierung unmöglich.
Es beginnt die größte Hilfsaktion in der österreichischen Geschichte der alpinen Bergrettung. Erst nach 43 Tagen konnten sie gefunden werden. Alle Mitglieder der Gruppe sind erfroren.
Das Heilbronner-Kreuz im Dachsteinmassiv ist eine Gedenkstätte die an dieses Unglück erinnert.
Besteigung

Da der Hohe Dachstein als Hauptgipfel der höchste Gipfel Oberösterreichs und der Steiermark ist, wird dieser von vielen Bergsteigern, im Winter als auch im Sommer, besucht. An Tagen mit guten Wetterverhältnissen sind oft über 100 Bergsteiger unterwegs und lange Staus an Schlüsselstellen sind möglich. Aber auch andere Gipfel und Verbindungswege sind beliebte Ziele für hochalpine Wanderungen:
- Hoher Gjaidstein (2.794 m): kann von der Bergstation der Dachsteinsüdwandbahn aus unschwer erreicht werden
- Hoher Krippenstein (2.108 m): Endpunkt der Obertrauner Dachsteinseilbahn
- Zinken (1.854 m): im Nordosten vorgelagerter Gipfel, der nur in einer anstrengenden Tagestour von Bad Aussee aus erreichbar ist.
- Kufstein (2.049 m): östlichster Gipfel mit hervorragender Aussicht auf die umliegende Bergwelt.
- Scheichenspitze (2.667 m): südlichster Gipfel
- Rötelstein (Rettenstein, 2.247 m): im Südwesten etwas vorgelagert, mit interesanten Blicken in die Dachsteinsüdwand.
Viel begangen ist auch die Längsüberquerung des Dachsteinmassivs von der Hofpürgelhütte im Gosaukamm bis zum Stoderzinken. Diese Bergtour kann entweder in der "Gletschervariante" (mit Überquerung von Gosaugletscher, Hallstätter Gletscher und Schladminger Gletscher) oder in der "gletscherfreien Variante" (die im ersten Teil am Fuß der Südwandabstürze entlangführt) ausgeführt werden.
Daneben gibt es zahlreiche Kletterrouten im gesamten Gebiet. Die bekanntesten und interesantesten sind dabei im Bereich der beinahe senkrecht abstürzenden Südwände:
- Steinerweg (Hoher Dachstein, klassische Route, IV+)
- Pichlweg (Hoher Dachstein, klassische Route, IV)
- Koppenkarstein-Südwand (klassische Route, IV)
- "Merci Cerri" (Koppenkarstein, Sportkletterroute)
- "Der Johann" (Dachsteinwarte, Klettersteig)
- "Ramsauer Klettersteig" (Scheichenspitze, Klettersteig)
Als Besonderheit kann der Dachstein mit einem Fußgängertunnel aufwarten, der die Bergstation der Dachsteinsüdwandbahn mit dem Einstieg zum Ramsauer Klettersteig und mit der Skitourenabfahrt durch das Edelgries verbindet.
Tourismus
Das Gebiet ist touristisch durch zwei Seilbahnanlagen erschlossen:
- Dachsteinseilbahn in Obertraun: Diese aus insgesamt 4 Seilbahnen bestehende Anlage führt die Asuflügler zu den Eishöhlen und auf den Krippenstein. Im Winter stehen hier auch einige Skiabfahrten zur Verfügung.
- Dachsteinsüdwandbahn in Ramsau am Dachstein: Die Seilbahn überwindet ohne eine einzige Stütze 1.000 m und endet am Hunerkogel (2.687 m), einem der niedrigsten Gipfelpunkte des Südwandverlaufs. Mit ihr erreicht man auch das kleine Sommerskigebiet und das Trainingszentrum für den Skilanglauf am Schladminger Gletscher.
Weitere Attraktionen für den Fremdenverkehr sind:
- Eishöhle, Mammuthöhle und Koppenbrüllerhöhle: alle drei Höhlensysteme sind von Obertraun aus erreichbar.
- Viele Wanderwege vor allem auf den bewaldeten Kuppen, die im Süden vorgelagert sind: Bachlalm, Brandriedl etc.
- Silberkarklamm: kleine, steile Klamm im Südosten
- Alpinmuseum: Kleine alpinhistorische Sammlung in den Kellerräumen der Austriahütte am Brandriedl.
Im Winter gibt es sowohl an der Süd- als auch an der Nordseite kleine Skigebiete. Bei Skibergsteigern ist die Überquerung des Massivs von Süden (Ramsau) nach Norden (Obertraun oder Hallstadt) sehr beliebt.
Bekannte Talorte sind Hallstatt, Gosau, Schladming, Ramsau am Dachstein und Filzmoos.
Berghütten
Nördlich des Hauptgrates (von Westen nach Osten):
- Adamekhütte (2.196 m)
- Dachsteinwartehütte (2.741 m)
- Simonyhütte (2.205 m)
- Wiesberghaus (1.872 m)
- Schutzhaus Krippenstein (2.060 m)
Südlich des Hauptgrates (von Westen nach Osten):
- Dachsteinsüdwandhütte (1.871 m)
- Austriahütte (1.638 m)
- Gutenberghaus (2.147 m)
- Silberkarhütte (1.223 m)