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Albaner

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Albanischer Volkstanz
Albanischsprachige Gebiete im 5.-10. Jahrhundert n. Chr.

Die Albaner, früher auch Albanesen (Selbstbezeichnung Shqiptarë, deutsch Skipetaren, in etwa: „Adlersöhne“) sind ein Volk auf der Balkanhalbinsel. Sie sind vermutlich verwandt mit den Illyrern, was jedoch umstritten ist. Albanisch gehört zu den indogermanischen Sprachen.

Der Großteil der Albaner lebt in verschiedenen Ländern des südwestlichen Balkans. Die meisten Albaner sind muslimisch, viele gehören der Bektaschi-Tariqa, einem mystisch-islamischen Sufi-Orden, an oder stehen dieser nahe. Es gibt unter ihnen aber auch viele Christen, die zum Teil orthodox, zum Teil katholisch sind. Die letzten exakten Daten über die Religionszugehörigkeit in Albanien wurden bei einer Volkszählung 1939 ermittelt, als Albanien 1,05 Mio. Einwohner hatte. Damals waren 70 % der Bevölkerung muslimisch (Sunniten und Bektaschi), 20 % albanisch-orthodox und 10 % katholisch.

Albanisches Volkstum und die Politik

Albanische Tosk aus Südalbanien mit traditionellen Kleidern

In Albanien selbst leben etwa 3,6 Millionen. Im Kosovo stellen sie ca. 90 Prozent von 2,1 Millionen der Bevölkerung. In der Republik Mazedonien sind 25,2 Prozent der insgesamt 2 Millionen Staatsbürger albanischer Abstammung (nach der Volkszählung in Mazedonien 2002). Albanische Minderheiten leben in Montenegro (um Ulcinj), Griechenland und Serbien.

Durch die geringe Übereinstimmung des Siedlungsgebietes und des albanischen Staatsgebiets gibt es besonders mit den Serben und Mazedoniern ethnische Spannungen bzw. offene Konflikte.

Seit dem Spätmittelalter gibt es in Italien albanische Gemeinden, deren Angehörige sich selbst als Arbëresh bezeichnen. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts, besonders jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden größere Diasporagemeinden der Albaner in den Vereinigten Staaten (Zentren Boston, New York, Michigan und Baltimore), in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Großbritannien, Australien und in der Türkei (Zentren Istanbul und Izmir).

Bei den auch publizistisch ausgetragenen ethnischen Konflikten der Albaner und ihrer Nachbarn spielt es regelmäßig eine große Rolle, wie viele Albaner es insgesamt gibt und wie viele in den einzelnen genannten Gebieten und Staaten leben. Die jeweiligen Gegner der Albaner gehen meist von zu geringen Zahlen aus. Albanische Nationalisten dagegen überschätzen in der Regel die Größe ihres Volkes. Dieses Problem ist auch bei vielen anderen Völkern zu bemerken. Insbesondere die Zahlen für die Diaspora sind meist viel zu hoch, weil man kaum in Rechnung stellt, dass sich Albaner im Einwanderungsland assimilieren. Außerdem wird in den kosovoalbanischen Schätzungen regelmäßig vergessen, dass die Bevölkerung im benachbarten Albanien durch die Auswanderung seit zehn Jahren sinkt. Einigermaßen korrekt sind nur die offiziellen Angaben aus Albanien und Montenegro. Alle anderen Zahlen zu albanischen Populationen lassen sich kaum verifizieren. Auch die internationale Verwaltung im Kosovo hat kaum einen Überblick über die Fluktuation der Bevölkerung in ihrem Zuständigkeitsbereich. Die Übergangsverwaltung der UNO im Kosovo hat eine Volkszählung geplant.

Kosovo

Hauptartikel: Kosovo-Albaner

In der serbischen Provinz Kosovo, die sich am 17. Februar für unabhängig erklärte, sind die Albaner in der Mehrheit mit 90% der Gesamtbevölkerung. Der Kosovo-Krieg führte dazu, dass 500.000 Kosovo-Albaner nach Albanien flüchteten.

  • Auf dem Staatsgebiet Kosovos leben 1.871.503 Albaner, vgl. [1]

Griechenland

Im 13. bis 15. Jahrhundert wanderten erste albanische Gruppen aus Südalbanien nach Griechenland ein, auf Einladung der griechischen Herrscher. Die sogenannten Arvaniten siedelten in Böotien, Attika, auf dem Peloponnes und auf einigen Ägäisinseln wie Euböa, Hydra und Methana. Die heutige Zahl der Arvaniten ist schwer zu schätzen. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts assimilieren sie sich zunehmend an das Griechentum.

Eine weitere albanische Gruppe in Griechenland siedelte sich im 16. Jahrhundert in Thrakien an. Sie war viel kleiner und ist heute nur noch in einigen wenigen Dörfern und Städten (z. B. Tychero, Feres) vorhanden.

Im Epirus leben die albanischen Çamen. Im Zuge des griechischen Bürgerkriegs wurden viele von ihnen 1944 von griechischen Truppen nach Albanien vertrieben. Nach einer Volkszählung im Jahre 1951 bestritt Griechenland, dass sich auf griechischem Boden Einwohner mit albanischer Herkunft befänden. Griechenland erlaubte den Albanern aus Çameria nicht, in ihre Heimatdörfer zurückzukehren und gab ihnen auch ihr Eigentum nicht zurück. Bisher hat der internationale Minderheitenschutz nichts gegen diese Menschenrechtsverletzung getan. Viele Albaner sind auch wegen der Arbeitsmigration nach Griechenland gekommen.

  • 443.550 Albaner in Griechenland[1]

Mazedonien

albanischsprachige Gebiete in Mazedonien

Schon in vorrömischer Zeit gab es im heutigen Mazedonien illyrische Stämme. Mit den slawischen Mazedoniern gibt es immer wieder Konflikte.

  • 809.083 Albaner in Mazedonien

Montenegro

Die Albaner in Montenegro siedeln kompakt in Ulcinj, Plav, Rožaje und im Großraum Podgorica.

  • 31.163 Albaner in Montenegro, siehe: [2]

Serbien

Die Albaner in Serbien siedeln kompakt um Preševo und Bujanovac. Die Jugoslawienkriege, der Kosovokrieg sowie auch der Mazedonienkonflikt führten dazu, dass die wirtschaftliche Situation in ihrem Siedlungsgebiet miserabel ist. Erst seit 2002 dürfen auch Albaner in Preševo und Bujanovac Polizeiposten antreten. Auch andere Staatsbetreibe stellen immern noch proportional zur Bevölkerung wenig Albaner ein. In der Vojvodina gibt es eine kleine Minderheit von Albanern, die ausschließlich aus dem Kosovo ausgewandert sind, in der Hoffnung, hier Arbeit zu finden.

Kroatien

Die Albaner in Kroatien leben an der Dalmatischen Küste verstreut. Viele von ihnen haben in Tourismusorten wie Pula, Zadar, Split und Dubrovnik eigene Boutiquen und Restaurants eröffnet.

  • 15.082 Albaner in Kroatien, siehe: [5]

Slowenien

Die Albaner in Slowenien, die hierher wegen wirtschaftlichen Gründen kamen, leben im ganzen Land verstreut.

  • 6.186 Albaner in Slowenien, laut Volkszählung 2001

Türkei

Die Albaner in der Türkei siedeln kompakt in Izmir und Istanbul. Viele assimilieren sich allmählich an die türkische Kultur.

  • 705.862 Albaner, siehe: [6]

Italien

Datei:Arbereshflagg.png
Flagge der Arbëresh

In Italien siedeln einerseits die, nach der Eroberung Albaniens durch die Osmanen geflüchteten Arbëresh kompakt auf Sizilien und dem Mezzogiorno sowie andererseits die über das ganze Land verstreuten Diaspora-Albaner.

  • 100.000 Arbëresh in Italien, siehe:[7]
  • 348.813 Diaspora-Albaner in Italien, siehe:[8]

West- und Mitteleuropa

Die Albaner in West- und Mitteleuropa sind Einwanderer aus Albanien, dem Kosovo und Mazedonien. Bei den folgenden Zahlen sind die eingebürgerten Albaner nicht mitgezählt.

  • Deutschland: ca. 180.000 Albaner
  • Schweiz: ca. 40.000 Albaner
  • Österreich: ca. 50.000 Albaner
  • Frankreich: ca. 20.000 Albaner
  • Grossbritannien: ca. 30.000 Albaner
  • Dänemark: ca. 10.000 Albaner
  • Luxemburg: ca. 1.000 Albaner

Vereinigten Staaten und Kanada

James Belushi US-Schauspieler, albanischer Abstammung

Die eingewanderten Albaner in den USA leben im ganzen Land verstreut.

  • 113.661 Albaner in den USA, siehe:[2]

In Kanada leben die Albaner in den wichtigsten Städten wie Toronto, Quebec, Montreal und Ottawa.

  • 14.935 Albaner in Kanada, siehe:[3]

Australien

Die eingewanderten Albaner leben im ganzen Land verstreut.

  • 50.000 Albaner

Literatur

  • Peter Bartl: Albanien. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Regensburg/München 1995
  • Thede Kahl, Izer Maksuti, Albert Ramaj (Hg.): Die Albaner in der Republik Makedonien. Fakten, Analysen, Meinungen zur interethnischen Koexistenz. Wiener Osteuropa-Studien 23, Wien.
  • Miranda Vickers: The Albanians. A Modern History. London/New York 1995 (englisch)
  • Dashnor Nikollari, Michael Schmidt-Neke: Das Bildungswesen der nationalen Minderheiten in Albanien. Frankfurt 2003
  • Peter Jordan/Karl Kaser u.a. (Hrsg.): Albanien. Geographie - Historische Anthropologie - Geschichte - Kultur - Postkommunistische Transformation. (= Österreichische Osthefte, Sonderband 17) Peter Lang Verlag, Frankfurt/am Main u.a. 2003, ISBN 3-631-39416-0 (mit Beitrag über Bevölkerungsentwicklung in Albanien seit 1990)
Wiktionary: Albaner – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  1. [9]
  2. [10]
  3. [11]