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Victoria (British Columbia)

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Victoria
Motto: Semper liber
Basisdaten
Gründung: 1843 (als Fort Camosun)
Staat: Kanada
Provinz: British Columbia
Bezirk: Capital Regional District
Zeitzone: UTC -8
Einwohner: 330.088 (Zensus 2006, m. V.)
Bevölkerungsdichte: 522 Einwohner je km²
Höhe: 23 m ü. NN
Fläche: 633 km²
Stadtgliederung: 13 neighbourhoods
Postleitzahlen: V0S-, V8N-, V8Z-, V9A-, V9E-
Vorwahl: 250
Website: http://www.city.victoria.bc.ca
Politik
Bürgermeister: Alan Lowe, seit 1999
Ortslage von Victoria an der Südostküste Vancouver Islands

Victoria ist die Hauptstadt der kanadischen Provinz British Columbia. Ihren Ursprung hat sie in einem 1843 errichteten Handelsposten der Hudson's Bay Company, von wo aus die Stadt unter dem Namen Fort Victoria Zentrum des Pelzhandels in den westlichen Gebieten Kanadas wurde. Der Name geht auf die englische Königin Victoria zurück.

Aus dem zentralen Handelsposten entwickelte sich die Hauptstadt der Insel, dann der Kronkolonie British Columbia, schließlich der gleichnamigen Provinz. Ihre wirtschaftliche Basis war anfangs der Handel, wozu sich Verwaltung, Militär und Polizei, dann die Marine gesellten. Die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, vor allem von Holz, Kohle und der fischreichen Gewässer, besonders aber die Goldfunde auf dem Festland machten die Ansiedlung zu einer vergleichsweise großen Stadt. Starke Zuwanderung und politische Dominanz gaben ihr einen ausgesprochen „britischen“ Charakter.



Geografie

Victoria liegt an einer kleinen Bucht an der Pazifikküste am Südzipfel der Vancouver-Insel, die der westkanadischen Provinz Britisch-Kolumbien vorgelagert ist. Die Juan-de-Fuca-Straße trennt die Insel von den Vereinigten Staaten, deren Olympic Mountains von Victoria aus im Süden zu sehen sind. Östlich liegt die Straße von Georgia, in der sich hunderte von Inseln befinden, die unter dem Namen Gulf Islands bekannt sind.

Die Stadt liegt südlich des 49. Breitengrades, der ansonsten ostwärts bis zu den Großen Seen die Grenze zwischen den USA und Kanada darstellt, und stellt somit den südlichsten Punkt Westkanadas dar.

Flora und Fauna

Quamash (Camassia quamash), deren Zwiebeln essbar sind

Die Songhees haben die Kulturlandschaft um Victoria weitgehend geschaffen. Sie pflanzten Camas, eine früher für ein Liliengewächs gehaltene Agavenart mit blauen Blüten. Ihre Zwiebeln schmecken wie sehr süße, gebackene Tomaten, manche auch wie Birnen. Sie haben einen Durchmesser von 4-8 cm und wiegen bis über 100 g. Besonders dieser Anbau und die Pflege des Bodens verwandelten die Landschaft im Laufe der Jahrhunderte, und gaben ihr den parkartigen Charakter.

Die baumarmen Zonen wurden durch den gezielten Einsatz von Feuer geschaffen. Besonders wichtig war für die Songhees eine bestimmte Eichenart, die Garry Oak (Quercus garryana). Neben dem Grasland bildeten sie ein ganz eigenes Ökosystem, neben von Douglasien oder Sümpfen dominierten küstennahen Gebieten. Die Garry-Eiche ist zwischen British Columbia und Kalifornien verbreitet, wächst aber am besten um Victoria. Sie ist nach Nicholas Garry von der Hudson's Bay Company benannt. Sie werden bis über 400 Jahre alt. Um 1800 umfasste dieses System noch rund 15 km² im Gebiet von Victoria, heute sind davon noch 21 ha übrig.

Lachs war die Hauptnahrung der Küsten-Salish. Vor allem San Juan Island wurde gern mit Kanus angefahren. Auch andere Fische wie Hering und Heilbutt, aber auch Vögel und sonstiges Wild standen auf der Speisekarte, dazu Muschelarten wie Tresus nuttallii.

Diese Kulturlandschaft war schon für die Gründer von Victoria, neben dem Naturhafen und dem milden Klima, einer der wichtigsten Gründe für die Wahl dieses Standortes für einen zentralen Handelsposten, denn sie passte in die idealen Landschaftsvorstellungen des 19. Jahrhunderts. Die großen Parks im heutigen Stadtgebiet speisen ihr Erscheinungsbild bis heute aus diesen beiden Wurzeln.

Die ursprüngliche Vegetation war also schon lange nicht mehr, wie sonst an der Westküste, gemäßigter Regenwald, der überwiegend aus Sitka-Fichten, Riesenlebensbäumen, Westamerikanischen Hemlocktannen, Douglasien und Pazifischen Eiben bestand, sondern eine Parklandschaft.

Klima

Wie vor der gesamten Westküste macht sich hier der Einfluss der Kuroshio-Strömung stark bemerkbar. Das Klima ist daher sehr mild; selten steigen die Temperaturen über 30° oder fallen unter 0° C. An durchschnittlich zwei Tagen pro Jahr fällt die Nachttemperatur unter -5° C. Die Sommer sind trocken und die Winter feucht, aber sie sind auch die mildesten in ganz Kanada.[1] Im Jahr fallen durchschnittlich 883 mm Niederschlag, während in Vancouver fast die eineinhalbfache Regenmenge fällt. Im Schnitt fallen 43,79 cm Schnee pro Jahr,[2] nur selten fallen über 100 cm. Jeder dritte Winter ist praktisch ohne Schnee. Dabei erhält die Stadt über 2.200 Sonnenscheinstunden pro Jahr.[3]

Stadtbild und -gliederung

Inner Harbour
Fairmont Empress Hotel

Die Innenstadt mit Fußgängerzone, Lokalen und Geschäften befindet sich nördlich und östlich des Inner Harbour, an dem sich die Sehenswürdigkeiten, wie die Parlamentsgebaüde und das Fairmont Empress Hotel befinden. Im Osten schließen sich Wohngebiete an. Mehrere mehrstöckige Wohngebäude befinden sich in der Innenstadt, so z. B. View Towers.

13 Neighbourhoods bilden die City of Victoria: Downtown, Victoria West, North Park, Harris Green, Burnside, Hillside-Quadra, Jubilee, Rockland, James Bay, Fairfield, Oaklands, Fernwood und Gonzales.

Nachbarorte sind Esquimalt, Oak Bay und Saanich. Oak Bay, nach der Garry Oak, der charakteristischen Eichenart benannt, hat über 18.000 Einwohner und wird gern als „Tweed Curtain“ bezeichnet, um seine besonders englischen Eigenarten - Teehäuser, britische Süßigkeiten usw. - zu betonen. Mit mehr als 110.000 Einwohnern ist Saanich nicht nur erheblich größer, wenn auch ähnlich britisch, sondern auch weniger ländlich. Es beherbergt die Universität von Victoria mit ihren über 18.000 Studenten, das Dominion Astrophysical Observatory, das bis 1918 das größte Teleskop der Welt besaß und das renommierte Horticulture Centre of the Pacific. Der Ortsname geht auf die dort ansässigen Küsten-Salish-Indianer zurück, die Saanich.

Geschichte

Frühgeschichte der Region

Totempfahl vor dem Royal British Columbia Museum

Die regionalen Indianerkulturen lassen sich mindestens 4000 Jahre zurückverfolgen, die Besiedlung dürfte früher eingesetzt haben. Zwischen etwa 500 und 1000 n. Chr. ist ein Kennzeichen dieser südlichen Küsten-Salish-Gruppen um Victoria eine große Zahl von Steinhaufengräbern (cairns). Daher werden sie auch „burial mounds“ genannt, also Begräbnis-Mounds. Allein in der Rocky Point Area westlich von Victoria finden sich heute rund 400 dieser Cairns.

Die Gesellschaften, die diese Monumente hervorgebracht haben, basierten auf Sammeln und Jagd, die in saisonalen Wanderzyklen erfolgten. Dabei bestand - ähnlich wie im zeitgenössischen Europa - eine Dreiteilung der Gesellschaft in einen ökonomisch, kultisch und politisch vorherrschenden „Adel“, dann die einfachen Stammesangehörigen und schließlich Sklaven. Die Winterdörfer bestanden aus großen Langhäusern, die meist aus dem Holz des Riesenlebensbaums erbaut wurden. Große, oft stammesübergreifende Zeremonien, wie das Potlatch befestigten die soziale Stellung der Stammesmitglieder und dienten zugleich dem Reichtumsausgleich durch Verschenken.

Am Finlayson Point fand man ein befestigtes Winterdorf der Songhees aus der Zeit vor 1800, das überwiegend aus Langhäusern bestand. Ihre Siedlungen reichten von Songhees Point bis zur heutigen Johnsons Street Bridge. Da wo heute das Delta Hotel steht, stand das Langhaus des Häuptlings Cheetlam George. Songhees Point, am Eingang zum Inner Harbour, hieß Pallatsis, also „Wiegenplatz“, denn dort ließen die Kinder, die inzwischen laufen gelernt hatten, ihre Wiegen zurück, was ihnen ein langes Leben sichern sollte.

Das heutige Stadtgebiet war also von den Songhees oder Lekwungen bewohnt, als James Cook 1778 als erster Europäer den Boden des späteren Britisch Columbia betrat. Doch erst am 30. Juni 1790 erreichte der Spanier Don Manuel Quimper das heutige Esquimalt, beanspruchte es für Spanien und nannte es Puerto de Cordova. Erst die Teilnehmer der Expedition George Vancouvers betraten als erstet Europäer das Gebiet des heutigen Victoria.

Fort Camosun

Fort Victoria, Südwestbastion, Sarah Crease, 1860

1842 suchte der spätere Gouverneur James Douglas einen geeigneten Ort für eine größeren Handelsposten und besuchte daher Sooke, Beecher Bay, Metchosin, Esquimalt und den späteren Hafen von Victoria. Ihm schien der letztere Platz optimal zu sein. 1843 begann die europäische Besiedlung. In diesem Jahr wurde am 4. Juni der Bau von Fort Camosun, einem Handelsposten der Hudson's Bay Company begonnen, der später als Fort Victoria bezeichnet wurde - nicht zu verwechseln mit dem in den heutigen USA gelegenen Fort Victoria. Camosack bzw. Camosun ist die anglisierte Form des Songhee-Wortes Kuo-sing-el-as, das die starken Fasern des Pacific Willow-Baums bezeichnete. Sie dienten vorrangig dem Fischfang. Das Indianerdorf neben dem Fort wurde bereits 1844 umgesiedelt, 1853 erhielt der Stamm ein Reservat. 1.200 von ihnen halfen beim Setzen der Schanzpfähle. Ihre Gesamtzahl wird auf 1.600 geschätzt.[4] Jedoch wurde der Stamm 1911 abermals umgesiedelt, diesmal nach Esquimalt, sein Reservat wurde verkauft.

Kronkolonie, Goldsucher

Als Vancouver Island 1849 zur Kronkolonie wurde, wurde die Siedlung weiter ausgebaut[5] und zur Hauptstadt ernannt. Die Hudson's Bay Company (HBC) hatte die Insel unter der Maßgabe übernommen, für die Besidlung zu sorgen. Bereits 1846 war am Mill Stream nördlich des Stadtkerns eine erste Sägemühle entstanden. Die HBC bemühte sich zugleich, den ausschließlich auf Handel basierenden Aktivitäten neue hinzuzufügen und gründete die Puget Sound Agricultural Company. Diese Landwirtschaftsgesellschaft erhielt von der HBC am 17. Mai 1854 Acre Land auf dem Gebiet der Kosapsom, der heutigen Esquimalt First Nation. Damit entstand die erste Farm auf Vancouver Island, die Craigflower Farm, die bis heute besteht.[6]

Ab 1852 setzte sich eine anfangs schwache, dann anschwellende Besiedlungswelle nach Norden in Bewegung, nachdem London der Kolonie den Verkauf unbewohnten Landes gestattet hatte. Nach Goldfunden auf dem Festland (Fraser-Canyon-Goldrausch ab 1858) wurde Victoria zur Versorgungsbasis der Schürfer. Die 300-Einwohner-Stadt wuchs binnen weniger Monate auf über 5.000 an, so dass sich hier erstmals eine Tageszeitung halten konnte, die bezeichnenderweise The British Colonist hieß. Weitere 10 bis 20.000 Menschen nahmen hier nur kurzzeitig Aufenthalt, um weiter nordwärts zu ziehen. Allein im Sommer 1858 entstanden 225 Gebäude.[7] 1859 baute die Hudson's Bay Company ein neues Warenhaus, erstmals aus Ziegeln, wo die Goldschürfer Mehl, Pfannen, Stiefel, Decken, Munition kauften. Dahinter entstand die Commercial Row, eine Reihe von Läden. Um die stark angewachsene Investitionsbereitschaft weiter zu verstärken, wurde die Stadt 1860 zum Freihafen erklärt. Gleichzeitig entstanden Polizeibaracken und ein großes Gefängnis, mit dessen Hilfe man versuchte, die gesetzlosen Männer unter Kontrolle zu halten. Dazu kamen 1859 und 1860 drei Feuerwehrbrigaden. Die Goldsucher fanden sich bei James Yates ein, der bereits 1853 die erste Gastwirtschaft, The Ship Inn, in Victoria eröffnet hatte. Weiter nordwärts, am Stadtrand, befanden sich die Spelunken der Johnson Street, die meisten gehörten Alfred Waddington. Bis zum Klondike-Goldrausch (um 1897) waren die Bürgersteige und Häuser aus Holz. Die Nachfolgebauten aus der Zeit um 1900 stehen überwiegend noch heute. Vierzig Jahre lang prägte der Goldrausch - an verschiedenen Stellen - die Stadt.

1862 wählte die nun als Stadt anerkannte Siedlung ihren ersten Bürgermeister (mayor) Thomas Harris. Land wurde in Auktionen versteigert. Erste Gaslichter wurden installiert, die die Eingänge von Saloons beleuchteten und bald an jeder Straßenkreuzung standen. Den Mangel an Frauen versuchte man durch Anwerbung von Heiratswilligen zu mildern, wie im September 1862, als die Tynemouth 61 junge Frauen am Hafen absetzte. 1864 konnte man, da die katastrophale Pockenepidemie von 1862 die kriegerischen Stämme des Nordens stark dezimiert hatte, das alte Fort abreißen und die Grundstücke verkaufen. 1866 wurden Vancouver Island und British Columbia zur Provinz British Columbia zusammengefasst.

Der Einfluss der USA wuchs - obwohl diese bereits 1846 auf ihre Ansprüche verzichtet hatten - und in gleichem Maße die Sorge, dies könnte auch politische Folgen haben. Die Ansiedlung der Flotte im nahe gelegenen Esquimalt dürfte damit in Zusammenhang gestanden haben. Doch gelang es der HBC unter Führung des Gouverneurs James Douglas, während des folgenden Cariboo-Goldrauschs, den Goldsucherstrom über Vancouver und das Fraser-Tal abzulenken und politisch unter Kontrolle zu halten. Zugleich förderte er die Zuwanderung aus Europa.

Dennoch verlor die Hudson's Bay Company nach und nach ihren Einfluss und am 2. April 1868 wurde Victoria zur Hauptstadt der Provinz British Columbia. Aus dem Handelsposten war binnen 25 Jahren die wichtigste Stadt an der Westküste des britischen Nordamerika geworden.

Songhees

1853 wurde das Siedlungsgebiet der Songhees verkleinert, doch wurden ihnen vertraglich zahlreiche Nutzungs- und Schutzrechte zugesichert - eine der wenigen vertraglichen Abmachungen mit den First Nations.

Von Anfang an entwickelte sich eine enge Kooperation zwischen der Siedlung und den Songhees, die beim Aufbau des Forts geholfen hatten, sowie den anderen Stämmen der Küsten-Salish, auch jenseits der Juan de Fuca Strait.[8] Viele brachten Otter- und Biberfelle, Tran und Fett zum Handeln mit, und versorgten die Stadt mit Baumaterial, Arbeitskraft und Lebensmitteln. Ihre Kanus beförderten die Post. 1859 kampierten über 2.800 Indianer nahe der Stadt, davon vielleicht 600 Songhees. Die übrigen waren Haida (405), Tsimshian (574), Stikine River Tlingit aus Südalaska (223), Duncan Cowichan (111), Heiltsuk (126), Pacheedaht (62) und Kwakwaka'wakw (44). Doch diese Art der Kooperation brach 1862 binnen weniger Wochen durch eine katastrophale Pockenepidemie zusammen, die fast alle Stämme zwischen Washington und Alaska traf.

Esquimalt wurde 1865 zum Stützpunkt der kanadischen Flotte im Pazifik. Die wachsende Handelsflotte Victorias, immerhin 59 Schoner, basierte selbst 1894 noch zu erheblichen Teilen auf indianischer Arbeitskraft. 518 der 1.336 Beschäftigten waren Indianer. 1911 siedelten sie auf der Basis eines noch heute gültigen Vertrags in die Gegend von Esquimalt um.

1862 wurde Victoria zur Stadt mit gewähltem Bürgermeister.[9] Als Vancouver Island 1866 politisch mit der 1859 geschaffenen Festlandskolonie Britisch-Kolumbien vereinigt wurde, wurde Victoria 1868 Hauptstadt der vereinigten Provinz Britisch-Kolumbien, die 1871 sechste Provinz des Dominions Kanada wurde.

Politischer Aufstieg und vorenthaltene Industrialisierung

James Douglas wurde der zweite Gouverneur der Kolonie. Ihm folgte Arthur Edward Kennedy bis 1864. Mit der Fertigstellung der Canadian Pacific Railway, die am Burrard Inlet endete - die Bahnverbindung war die Vorbedingung für den Beitritt zu Kanada gewesen -, verlor die Stadt ihre ökonomische Vorrangstellung endgültig an Vancouver.

Die erste Tagung der Gesetzgebenden Versammlung von Vancouver Island fand 1856 in Fort Victoria statt. Drei Jahre später entstanden erste Regierungsgebäude an der James Bay, South Fork. Diese wurden als „Vogelkäfige“ bezeichnet und wurden durch das heutige Parlamentsgebäude erst 1897 eretzt. Außer 1866-68, als für kurze Zeit New Westminster Hauptstadt war, tagte hier die Provinzregierung. Das heutige Gebäude wurde 1898 eingeweiht. Bereits 1890 wurde das seit 1875 von John Teague entworfene das Rathaus, die City Hall, im Stil des Second Empire fertiggestellt.

Der erste Zensus wurde 1871 in Victoria durchgeführt, 1881 auf ganz Vancouver Island, erneut 1891 und 1901.[10] British Columbia hatte demnach 176.546 Einwohner, davon knapp 21.000 in Victoria, von denen 333 angaben „Indians“ zu sein.

Ab 1861 erlebte Vancouver Island einen erneuten Zuwanderungsschub, als der Cariboo-Goldrausch ausbrach. Über die Cariboo Wagon Road wanderten in den nächsten Jahren über 100.000 Männer Richtung Barkerville, doch der überwiegende Teil von ihnen landete zunächst in Vancouver, nicht in Victoria. Doch nicht nur Goldfunde, auch Kohlefunde lockten zahlreiche Menschen an, dazu Holzeinschlag und Landwirtschaft. Später kamen zu diesen, sich schnell entwickelnden Industrien, weitere hinzu, zunächst vor allem der Eisenbahnbau. Die Baustellen der Canadian Pacific Railway und der Esquimalt and Nanaimo Railway zogen Tausende an. Dazu kam eine beginnende Urbanisierung um Victoria, das 1901 bereits 20.919 Einwohner hatte.[11]

1880 installierte die Victoria and Esquimalt Telephone Company eine erste Telefonleitung zwischen der Hauptstadt und Esquimalt, 1886 wurde die Esquimalt and Nanaimo Railway nach Nanaimo fertiggestellt. Die R.P. Rithet, ein Dampfboot, fuhr den Fraser aufwärts bis nach Yale.

Zunehmend beherrschten Industrielle, wie Robert Dunsmuir, mit seinen Beteiligungen an Kohlegruben und Eisenbahnbauten die Hauptstadt. Sein Sohn James Dunsmuir wurde sogar Premier und Vizegouverneur der Provinz. Der Bauboom dieser bis zum Ersten Weltkrieg andauernden Prosperitätsphase prägt bis heute das Stadtbild, das ausgesprochen viktorianisch wirkt. Dabei dominierten im privaten Hausbau Holzhäuser, im öffentlichen Ziegelbauten. Die umliegenden Städte wuchsen zunehmend mit der Metropole zusammen, wie etwa Esquimalt, der Oak Bay District und weitere Orte auf der Saanich-Halbinsel, der Heimat der namengebenden Saanich, denen man ein Reservat zuwies. Postverbindungen bestanden nach San Francisco (dreimal monatlich per Dampfboot) und Portland, eine Telegrafenleitung via Nanaimo verband die Stadt ebenfalls mit dem Festland. Die Wasserversorgung erfolgte vom Elk Lake her. 1884 installierte man die ersten elektrischen Leuchten. Es entwickelte sich eine industrielle Struktur mit den Schwerpunkten Eisen- und Bleckverarbeitung, Seifenproduktion, Schuhe, Handschuhe und Stiefel, Streichhölzer und Zigarren. Auch der Tourismus setzte bereits ein, Hotels entstanden, auch als Ziegelbauten, und sogar Kutschenverleihe waren profitabel.

Dabei war die Fluktuation in der Stadt, die um 1882 ca. 7.000 Einwohner zählte, hoch. Dazu kam, dass im Winter rund 1.000 Fischer, Minenarbeiter und Straßenbauer in die Stadt zurückkehrten, eine Zahl, die sich seit 1877 verdoppelt hatte.

Dennoch erfolgte mit der Entscheidung der Eisenbahngesellschaften, Vancouver als Endpunkt der Ost-West-Verbindung vorzuziehen, für Victoria eine Weichenstellung. Die Stadt wurde keine Industriemetropole sondern ein Regierungs- und Verwaltungszentrum, das im regionalen Handel eine gewisse Rolle spielen konnte, aber wirtschaftlich immer im Schatten von Vancouver und Seattle verblieb. Dennoch war diese Entwicklung nicht sogleich absehbar, denn auf Vancouver Island wurden Kohlefunde gemacht, eine Eisenbahn gebaut und zahlreiche Arbeiter fanden hier Beschäftigung.

Die Hauptmasse der Zuwanderer waren dabei Briten, also Engländer, Schotten, Iren, Waliser. Sie kamen zunächst mit der Hudson's Bay Company, wurden aber auch gezielt für die Kolonisierung um Victoria angeworben. Diese Einwanderung sollte ein Gegengewicht gegen die starke Zuwanderung aus den USA, vor allem aus Kalifornien schaffen.

Die ersten Chinesen kamen 1858 im Zuge des Cariboo-Goldrauschs, wenn auch schon einige der Entdecker Chinesen an Bord gehabt hatten. Die meisten wohnten entlang der heutigen Johnson Street in Zelten oder Holzhütten. Schon um 1880 war die Chinatown die größte in ganz Kanada. 1901 wohnten 3.004, 1911 bereits 3.458 Chinesen in der Stadt, viele hatten längst ihre Familien nachgeholt, und es entstanden Geschäfte, Theater, Schulen (1909, Unterricht in Chinesisch).[12] Die Chinese Consolidated Benevolent Association versuchte Konflikte mit Nichtchinesen beizulegen und repräsentierte die Community. Die Chinesen trafen in Victoria zwar auf weniger gewalttätige rassistische Ausschreitungen als in Vancouver, doch wirkte die Gesetzgebung nicht besonders mäßigend. So durften sie erst ab 1947 wählen.

Ganz anders die Japaner, von denen 1901 im District Victoria 338 lebten. Sie waren nicht industrielle Hilfsarbeiter oder in der Gastronomie tätig, sondern überwiegend Fischer. Doch wurde ihre Gemeinde während des Zweiten Weltkriegs interniert, sie wurden enteignet und mussten 1946 das Land verlassen.

Die Verkehrsanbindung wurde für Victoria immer wichtiger. So verband ab 1903 ein regelmäßiger Fährdienst der Victoria Terminal Railway and Ferry Company Sidney mit den Städten an der Fraser-Mündung, vor allem dem schnell wachsenden Vancouver. 1932 fuhr die erste Fähre von Sidney nach Anacortes. Aus diesen Fährbetrieben gingen 1961 auf Regierungsinitiative die BC Ferries hervor. Zu Anfang des Ersten Weltkriegs errichtete die kanadische Regierung einen Militärflughafen (Patricia Bay Airport), der der Vorgänger des heutigen Internationalen Flughafens ist.

Daneben baute die Stadt ihre Bildungsressourcen aus. So entstand aus dem Victoria College 1963 die heutige Universität.

Der Erwerbszweig, der heute am schnellsten wächst, der Tourismus, spielte schon im 19. Jahrhundert eine bedeutende Rolle, was sich im Bau des Empress Hotel durch die Canadian Pacific Railway 1905 niederschlug. 1994 war die Stadt Gastgeberin für die 15. Commonwealth-Spiele und 1998 setzte die Tourismusbranche erstmals mehr als eine Milliarde Dollar um.

Bevölkerung

Die Volkszählung von 2006 ergab, dass die Stadt mit den 13 Vororten 330.088 Einwohner hatte. Der eigentliche Kern der Stadt hatte allerdings nur 78.659 Einwohner.[13]. Fünf Jahre zuvor hatte die Stadt noch 311.902 Einwohner gehabt, 1996 sogar erst 304.287.[14]

Dabei ist der Anteil der alten Menschen relativ hoch: 17,8% der Bevölkerung sind über 65 Jahre alt, 10.215 sind sogar über 85, der Median ist in den letzten zehn Jahren von 38,7 auf 43,1 gestiegen, die Zahl der Haushalte von 129.350 auf 145.430. Der Anteil der Mietwohnungen fiel von 37,8 auf 35,2 %, dementsprechend stieg der Anteil der Eigentumswohnungen und -häuser.

Multikulturelle Gesellschaft, First Nations und (nicht) sichtbare Minderheiten

129.580 Einwohner British Columbias rechneten sich 2006 der Aboriginal Population zu. In Victoria waren dies 10.905 Menschen, von denen sich 6.800 einer der First Nations zuordneten (5.410 waren registrierte Indians), 3.620 den Métis, 135 den Inuit. 130 machten Mehrfachangaben, stammten dementsprechend wohl aus verschiedenen dieser Gruppen.[15]

Die Zahl der Zuwanderer aus dem Ausland ist von 3,0 auf 3,4% gestiegen, die aus Kanada von 9,4 auf 6,4 % gesunken. Der Anteil der Immigranten (landed immigrants) liegt bei 19,1%. 8.935 Immigranten kamen aus Amerika (davon 6.125 aus den USA), 34.030 aus Europa (davon 19.395 aus England), 2.225 aus Afrika und 15.290 aus Asien. Dabei kamen 5.555 aus China und Hongkong, 2.810 aus Indien, 1.775 von den Philippinen. Aus „Ozeanien“ (was Grönland und St. Pierre und Miquelon einschließt) kamen 1.585. Als Non-permanent Residents, also als Flüchtlinge oder Inhaber von Studien- oder Arbeitserlaubnissen galten 3.575 Menschen. Allein in den letzten fünf Jahren sind 5.975 Menschen zugewandert, wobei der Anteil Ost- und Südostasiens stärker angestiegen ist. Während aber 1961-70 noch 11.595 Menschen einwanderten, kamen 1991-2000 nur 10.070, im Zeitraum 2001-06 kamen wieder 5.975, was einen starken Anstieg darstellt.

2001 zählten sich zu den sichtbaren Minderheiten: Chinesen (11.240), Südasiaten (5.775), Philippinos (1.815), Südostasiaten (1.245), Araber (280), Westasiaten (410), Koreaner (680), Japaner (1.740), Schwarze (2.175), Lateinamerikaner (1.165), sonstige (210), gemischt (460). Dies macht deutlich, dass der bei weitem überwiegende Teil der visible minorities aus Asien, und dort besonders aus Ostasien stammt. In ganz Kanada hat ihr Anteil die eine Million bei weitem überschritten.

Die Ureinwohner zählen hingegen zu den nicht sichtbaren Minderheiten und umfassten drei Gruppen (First Nations, Métis und Inuit) von insgesamt 8.700 Menschen.[16]

Die Stadt zählt 24 Multicultural Communities, von der Alliance Francaise bis zum Edelweiss Club, vom Native Friendship Center bis zu den Sons of Norway oder der Vietnames Association.[17]

Zu den sichtbare sozialen Problemen zählt vor allem die Obdachlosigkeit. Daher wurde im Januar 2008 beschlossen, die 55 Schlafmöglichkeiten der Hilfsorganisation Streetlink in ein städtisches Gebäude in 525 Ellice Street zu verlegen, und diese auf 80 Betten aufzustocken. Dazu kommen 24 Stellen für betreutes Wohnen. Die noch von Streetlink genutzte Stätte in 1634 Store Street wird zu 15 Wohnungen im gleichen Sinn umgewandelt, dazu 26 weitere Einheiten in der angrenzenden Swift Street. Auch das in Provinzeigentum befindliche Haus in 950 Humboldt Street wird entsprechend zu 53 Einheiten umgewandelt.[18]

Bevölkerungsentwicklung

Der Victoria Municipal Census von 1871, die erste Volkszählung, zählte 1054 Haushaltsvorstände, davon waren 61 „natives“ und 10 Chinesen. Die Einwohnerzahl lag bei 3.530. 1881 hatte die Stadt bereits 18.623 Einwohner. Victoria hatte 1901 genau 20.919 Einwohner, dazu kamen 2.947 im ländlichen Umland, davon waren 3.000 Chinesen, 338 Japaner und 333 Indianer. Auf 14.304 Männer kamen nur 9.359 Frauen.

  • 1871: 3.630
  • 1881: 18.623
  • 1901: 20.919
  • 1996: 304.287
  • 2001: 311.902
  • 2006: 330.088

Religionen und Konfessionen

Die vorherrschende Religion ist das Christentum, wobei die protestantischen Bekenntnisse die bei weitem größte Gruppe darstellen. Abgesehen davon, dass über 11.000 Bewohner ihr Bekenntnis nicht spezifizierten, rechneten sich den Protestanten rund 115.000, den Katholiken rund 48.000 (dazu zählen Römische und „Östliche“ Katholiken, Angehörige der Polish National Catholic Church und Alt-Katholiken), den Orthodoxen knapp 1.700 zu. 3.470 Menschen zählten sich zu den Sikhs, 3.315 waren Buddhisten, 1.550 Juden, 1.230 Muslime, 765 Hinduisten. Über 3.000 rechneten sich anderen Religionen zu. Die stärkste Gruppe war erstmals die Gruppe derjenigen, die sich keiner Religion zurechneten, und die 116.000 Menschen umfasste.[19]

Die katholische Diözese Victoria hat ihren Sitz in der Hauptstadt und vertritt rund 94.000 Katholiken auf Vancouver Island. Sie betreut im Raum Victoria 12 Gemeinden. Kathedrale des Bistums ist die St. Andrews Cathedral.[20] Seit 2004 ist Richard Gagnon der 16. Bischof der Diözese Victoria.

Die jüdische Gemeinde Victorias umfasst weit über tausend Mitglieder. Die meisten Mitglieder zählen sich zum konservativen Judentum, gefolgt vom Reformjudentum und dem orthodoxen Judentum. Für Reisende jüdischen Glaubens wurde vom lokalen Chabad-Center[21]eine Inernetseite eingerichtet, die auf koschere Unterkünfte, Restaurants und dergl. hinweist.[22]

Sikhs, Hindus und Muslime kamen und kommen vor allem durch die britische Kolonialherrschaft und durch die weiterhin bestehenden engen Kontakte, z.B. in Form des Commonwealth, nach Victoria - auch dies ein Aspekt des britischen Charakters der Stadt. So bauten etwa die indischen Sikhs einen Tempel in der 1210 Topaz Avenue, der wohl vor 1912 entstand,[23], Buddhisten errichteten 1905 den ältesten Tempel Kanadas und die Muslime versammeln sich in der Masjid al-Imam, der Moschee in der 2214 Quadra Street.

Politik

Seit 1999 ist der Bürgermeister (mayor) Alan Lowe (geb. 1961), womit er Anspruch auf die Anrede His Worship hat. Er hatte Umweltstudien in Manitoba mit einem Bachelor-Grad abgeschlossen und in Oregon Architektur studiert. Er hat nicht nur chinesische Vorfahren, sondern war mit 38 Jahren auch der jüngste Mayor des Landes. 1999 errang er über 43% der Stimmen, 2002 sogar über 61%, gewann die Wahl von 2005 aber nur mit knappem Vorsprung. Er steht nach eigener Aussage nur noch bis zum Ende dieser Legislaturperiode für das Amt zur Verfügung.

Im Provinzparlament, der Legislativversammlung von British Columbia ist die Stadt Victoria mit zwei Sitzen vertreten. Seit den letzten Wahlen im Mai 2005 werden die Wahlkreise Victoria-Beacon Hill und Victoria-Hillside von Abgeordneten der New Democratic Party of British Columbia gehalten, die in Opposition zur regierenden British Columbia Liberal Party steht.

Abgeordnete Victorias im kanadischen Unterhaus ist Denise Savoie von der New Democratic Party.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Victoria zieht jährlich weit über 3 Millionen Besucher an, die hier rund eine Milliarde Dollar ausgeben.[24] Es ist beliebtes Ziel vor allem amerikanischer Touristen und wird häufig als Altersruhesitz gewählt.

Schon der Hafen, Ogden Point Terminal, bringt viele Besucher nach Victoria, da er eine wichtige Etappe zahlreicher Kreuzfahrtschiffe ist, zudem liegt im nahe gelegenen Esquimalt das Hauptquartier der kanadischen Pazifikflotte.

Doch nicht nur Durchreisende legen hier einen Zwischenhalt ein. Der Reiz der Stadt liegt in ihrem besonderen Charakter. Victoria gilt als britischste Stadt Nordamerikas; Bau- und Lebensstil sind sehr von England geprägt, schon auf den ersten Blick erkennbar an den roten Doppeldeckerbussen. Dazu kommt, dass die Bewohner stolz auf ihr kulturelles Erbe sind. Weit über tausend Gebäude sind in einem Inventar des historischen Erbes erfasst.[25]

Im Umkreis des Inner Harbour

1898 wurde das Parlamentsgebäude als Sitz der Gesetzgebenden Versammlung fertiggestellt. Es ist 152 m breit und eine Bronzestatue von George Vancouver erhebt sich auf dem Gebäude.

Neben dem Parlamentsgebäude ist das direkt am Hafen gelegene Fairmont Empress Hotel das bekannteste Gebäude von Victoria. Das Parlamentsgebäude und seine Umgebung gehören mit ihren 4 ha zu den wertvollsten Grundstücken in der gesamten Provinz.[26] 2006 schätzte man seinen Wert auf 40.000.000 CAD. Doch es stellte rechtlich betrachtet bis 2006 Indianergebiet dar. Die Regierung einigte sich mit den Besitzern, den Songhees und Esquimalt auf eine Kompensation. Am 25. November 2006 einigte man sich auf eine Summe von 31,5 Millionen Dollar. Dabei sollen jeweils pro Stammesmitglied nie mehr als 2.000 CAD aus einem Fond ausgezahlt werden dürfen. Bei zusammen 700 Stammesmitgliedern der beiden Stämme ergibt dies 1,4 Millionen. Weitere 8,5 Millionen CAD sollen zum Kauf von Ersatzgrundstücken aus dem staatlichen Besitz eingesetzt werden. Sie müssen in Victoria oder in Esquimalt, Langford, Colwood oder View Royal liegen und maximal die gleiche Fläche umfassen, wie das alte Grundstück. Schließlich sollen 3 Millionen zur Deckung der Anwaltskosten aufgebracht werden sowie in die Umsetzung der vertraglichen Vereinbarungen.

Unweit des Parlamentsgebäudes befindet sich das wichtigste Museum in Westkanada, neben dem in Vancouver. Mit seinen Ausstellungsschwerpunkten Naturgeschichte, Stadtgeschichte und Geschichte der First Nations zieht das Royal British Columbia Museum jedes Jahr Hunderttausende an.

Die Art Gallery of Greater Victoria in 1040 Moss Street ist eine Mischung aus Kunstgalerie und -museum. Zahlreiche Werke von Emily Carr sind hier zu finden. Das Swans Suite Hotel bietet als Teil der Williams Collection, einer der größten Sammlungen Westkanadas, Möbel, Gemälde und Skulpturen vom 17. bis zum 20. Jahrhundert und bildet einen Schwerpunkt auf der Kunst der First Nations.

Aber auch die Kernstadt selbst, mit ihrem europäischen Erscheinungsbild, ihren farbenfrohen Häusern und ihrer Kleinräumigkeit, ist besonders leicht für Fußgänger zu erschließen. Dazu kommt, dass jedes Quartier eine ganz eigene Atmosphäre bietet. Das gilt vor allem für die Chinatown, die die älteste und besterhaltene Kanadas ist (in Amerika ist nur die in San Francisco älter). Sie reicht bis 1858 zurück. Dort befindet sich auch der älteste buddhistische Tempel Kanadas, der Tam Kung, dessen Bau 1905 begonnen wurde.

In der Umgebung

Craigdarroch Castle
Hatley Castle

Das von dem Industriellen Robert Dunsmuir in Auftrag gegebene Landhaus (mansion) Craigdarroch Castle gibt einen Eindruck von Vermögen und Geist der gewaltige Reichtümer anhäufenden, dominierenden Familien Westkanadas.

Ähnliches gilt für Hatley Park National Historic Site, einen Park mit alten Baumbeständen und einem ebenfalls von Dunsmuir beauftragten schlossartigen Gebäude Hatley Castle von 1908. Sieben der elf dicksten Douglasien Kanadas sollen dort stehen. Außerdem residiert hier seit 1995 die Royal Roads University und ein Museum. Ausgeführt wurde das Anwesen von dem für die Baugeschichte Victorias überaus wichtigen Architekten Samuel Maclure, der 1892 in die Stadt kam.[27]

Auf der Saanich Peninsula im Norden, bei Brentwood Bay, finden sich zwei parkähnliche Anlagen, zum einen die Butchart Gardens,[28] deren Anlage 1904 von Jennie Butchart begonnen wurde, zum anderen die Victoria Butterfly Gardens, die mindestens 35 Schmetterlingsarten einen Lebensraum bieten.

Kirchen

Die Christ Church Cathedral, Anglikanische Kathedrale an der Ecke Burdett Avenue - Quadra Street, erbaut ab 1929
Die katholische St. Andrews-Kathedrale, erbaut 1890-1892

Victoria war durch die britischen Bewohner von Anfang an anglikanisch. So entstand hier bereits in den 1850er Jahren eine anglikanische Kathedrale, die jedoch abbrannte. Ihre Nachfolgerin wurde durch die heutige Kirche ab 1929 ersetz. Daneben ist noch die Church of Our Lord, erbaut 1876, an 626 Blanshard Street, einen Besuch wert. Das katholische Pendant ist die St Andrews Cathedral.

Musik und Theater

Beim Jazzfest International ziehen über 300 Musikgruppen in zehn Tagen weit mehr als 35.000 Zuschauer an.

Das Victoria Symphony (-Orchester) tritt im Royal Theatre und im Farquhar-Auditorium der Universität zwischen September und Mai auf. Freiluftkonzerte geben die Symphoniker an allen 10 Feiertagen - die Veranstaltung heißt Symphony Splash und findet im Inneren Hafen statt.[29] Die Pacific Opera Victoria,[30] der Philharmonic Choir und Ballet Victoria treten im Macpherson oder im Royal Theatre auf. Daneben existiert noch seit 1864 die Royal Canadian Artillery Band.

Mehrere Theater prägen die Stadt mit. Zum einen sind dies das von der Royal & McPherson Theatres Society unterhaltene Royal Theatre in 805 Broughton Street und das McPherson Playhouse in 3 Centennial Square. Das Bastion Theatre musste leider 1988 seinen Bankrott erklären, und auch das New Bastion Theatre war ohne Fortune (1992 Pleite). Hingegen überlebt das Belfry Theatre seit 1974 bzw. 1976. Daneben gibt es ein universitäres Theater, das Phoenix Theatre, dann das Kaleidoscope Theatre und das Intrepid Theatre.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Hauptbeschäftigungszweige sind Tourismus, Bildung, die Regierung und die Behörden, sowie Dienstleistungen. Zahlreiche Banken und zunehmend Technologie-Unternehmen prägen außerdem das Bild. Vor allem bei letzteren spielt das Vancouver Island Advanced Technology Centre eine wichtige Fördererrolle. Dementsprechend hoch sind die Löhne, und vor allem die Immobilienpreise. Die Stadt ist Sitz des Dominion Astrophysical Observatory und der University of Victoria, zwei bedeutenden Arbeitgebern. Eine wichtige Rolle spielt nach wie vor der Hafen, der eigentlich aus drei Häfen besteht, dem Outer Harbour für Hochseeschiffe, dann der Inner und der Upper Harbour, dazu kommt noch der von Esquimalt. Die Verschiffung von Rohstoffen leidet allerdings unter dem Verfall des US-Dollars, der Holz, Lachs und inzwischen auch Mineralien für den südlichen Nachbarn stark verteuert.

Verkehr

Victoria liegt am Transcanadian Highway, verfügt über einen Flughafen, den Victoria International Airport, und ist durch Fähren mit dem amerikanischen Bundesstaat Washington sowie Vancouver verbunden. Wasserflugzeuge verbinden den Inneren Hafen sowohl mit Seattle als auch mit dem Flughafen und dem Hafen von Vancouver.

Ablegestelle der Fähren (BC Ferries) nach Tsawwassen südlich von Vancouver und zu mehreren Gulf Islands, ist der Swartz Bay Ferry Terminal knapp 30 km nördlich des Ortskerns von Victoria. Die Washington State Ferry hingegen hat ihre Anlegestelle in Sidney, von wo sie nach Friday Harbor, Orcas Island und nach Anacortes in Washington fährt. Eine Autofähre vom Inneren Hafen fährt nach Port Angeles, dazu verkehren Hochgeschwindigkeits-Katamarane nach Seattle.

Der Trans Canada Highway beginnt in Victoria genau an der Ecke Douglas Street/Dallas Road.

Die öffentlichen Verkehrsmittel, in Victoria Busse, unterliegen dem Victoria Regional Transit System, das zu BC Transit gehört.

Bildung

Neben der Universität (UVic oder University of Victoria) ist das Royal British Columbia Museum eine der wichtigsten Bildungsstätten, die auch für den Tourismus von großer Bedeutung ist. Dazu kommen das Lester B. Pearson College of the Pacific in Metchosin, das sich, entsprechend dem namengebenden Friedensnobelpreisträger, dem Ziel einer friedlichen Koexistenz verschrieben hat, und als jüngste Einrichtung die Royal Roads University sowie das Camosun College. Dazu kommt die University Canada West unter Leitung des ehemaligen UVic-Präsidenten David Strong.

Das Dominion Astrophysical Observatory und das Centre of the Universe-Planetarium stellen herausragende naturwissenschaftliche Institute dar.[31]

Neben dem Royal BC Museum ist das Maritime Museum of British Columbia für Erforschung und Dokumentation sowie Präsentation der Geschichte der Seefahrt von Bedeutung.

Die einzige Highschool in der Stadt ist die Victoria High School von 1876. Für die frankophone Minderheit steht die École Victor Brodeur zur Verfügung, für die Chinesen die Chinese School in Chinatown. Dazu kommt eine Reihe, z. T. christlich ausgerichteter Privatschulen.

Medien

Die älteste Tageszeitung ist der Times Colonist, der 1980 aus der Verbindung zweier Zeitungen hervorging, nämlich der Victoria Daily Times (gegr.1884) und dem British Colonist bzw. Daily Colonist, wie er später hieß (gegr. 1858). Die Zeitung zirkuliert mit einer Auflage von über 70.000 Exemplaren und gehört CanWest Global Communications, mit Sitz in Winnipeg.

Sport

Professionell Eishockey wird von den Victoria Salmon Kings gespielt. Die Mannschaft Victoria Cougars, die von 1911 bis 1926 existerte, gewann 1925 den Stanley Cup. Der lokale Fußballclub ist Victoria United. Für das Eishockey wurde 2005 eine Hallen-Arena, das Save-On-Foods Memorial Centre (SOFMC) errichtet, das den „Lachskönigen“ gehört. Victoria war Austragungsort der Commonwealth Games 1994.

In der zweiten kanadischen Nationalsportart, Lacrosse, war Victoria wesentlich erfolgreicher. Die Victoria Shamrocks gewannen den Mann Cup, den kanadischen Pokal, 1955, 1957, 1979, 1983 (1983-94 nach ihrem Sponsor Victoria Payless genannt), 1997, 1999, 2003 und 2005.

Städtepartnerschaften

Napier, Neuseeland
Suzhou (Jiangsu), China
Chabarowsk, Russland
Morioka, Japan

Persönlichkeiten

Literatur

  • Chuen-Yan David Lai / Pamela Madoff / David Chuenyan Lai, Building and Rebuilding Harmony: The Gateway to Victoria's Chinatown (Canadian Western Geographical Series, Bd. 32) 1997
  • Gregory Edwards, Hidden Cities: Art and Design in Architectural Details of Vancouver and Victoria, Talon Books 1992
  • Robin Ward, Echoes of Empire: Victoria & Its Remarkable Buildings, Harbour Publishing 1996

Anmerkungen

  1. Weather Winners – Mildest Winter Environment Canada
  2. Weather Winners – Snowiest City Environment Canada
  3. Eine Klimatabelle findet sich hier: Canadian Climate Normals 1971-2000.
  4. Nach Janis Ringuette, Beakon Hill Park History, digital: [1].
  5. Die Victoria Heritage Foundation hat eine chronologisch geordnete Liste der frühen Gebäude angefertigt, die noch existieren (PDF, 20 kB): [2].
  6. Die Website der Craigflower Farm: [3].
  7. Terry Reksten, More English than the English. A Very Social History of Victoria, 1988, S. 43.
  8. Dies und das Folgende nach: [4].
  9. Eine Fotografie von Fort Victoria von 1862 (BC Archives): [5].
  10. Hier die Ergebnisse der Zählung von 1901
  11. Nach: [6].
  12. Ein Grundriss der Chinatown von Victoria findet sich: Royal British Columbia Archives.
  13. BC Municipal Population Estimates, 1996-2006: [7].
  14. Nach Statistics Canada: [8].
  15. Nach Statistics Canada: [9].
  16. Alle Angaben nach der Volkszählung von 2001: Statistics Canada.
  17. [10]
  18. Vgl. (PDF): New supportive housings for Victoria's Homeless
  19. Angaben nach: Statistics Canada.
  20. Websites: St. Andrews und Diözese Victoria.
  21. Website: Chabad Center of Vancouver Island.
  22. koscheres Victoria
  23. Pioneer Asian Indian Immigration to the Pacific Coast
  24. Tourism Victoria
  25. Die Liste findet sich hier (PDF, 124 kB): Heritage Inventory.
  26. Vgl. Artikel in The Vancouver Sun v. 25. 11. 06: [11].
  27. Vgl. die Website von Helen Edwards, die aus einem Universitätsprojekt hervorgegangen ist: [12].
  28. Die Website der Butchart Gardens: [13].
  29. Die Website der Victoria Symphony: [14].
  30. Die Website der Pacific Opera Victoria: [15].
  31. Website: BRC-HIA: Centre of the Universe - Öffentl. Observatorium

Siehe auch

Commons: Victoria%2C_British_Columbia – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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