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Tunte

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Als Tunte werden sowohl in manchen heterosexuellen als auch homosexuellen Kreisen oft solche Schwule bezeichnet, die durch ein besonders affektiertes Verhalten auffallen. Dort wird das Wort oft mit Begriffen wie Travestie, Transvestit oder Transgender gleichgesetzt und zum Teil als Schimpfwort benutzt. Besonders in der Selbstbezeichnung unter Schwulen muss es jedoch nicht negativ gemeint sein.

Die Bezeichnung Tunte für eine altjüngferliche, langweilige Frau (so verwendet z. B. von Günter Grass in der Blechtrommel – S. 122) ist inzwischen ungebräuchlich.

Zuschreibungen

Einige klischeehafte Vorstellungen, die mit dem Begriff oft verbunden werden, sind:

  1. Die Affektiertheit einer Tunte drückt sich häufig aus in Stimme (oft erhöht), Gestik (klassisch ist der abgespreizte kleine Finger beim Halten einer Kaffeetasse sowie die nach oben angewinkelten Arme bei gleichzeitig herabhängenden Händen, und Wortwahl (häufiger Gebrauch von Interjektionen wie „Huch“ oder „Hach“).
  2. Manchmal, aber nicht zwingend, gehört eine gewisse Neigung zu femininer oder schriller Kleidung zur Tuntenhaftigkeit. Die meisten Drag Queens legen ein tuntiges Verhalten an den Tag.
  3. Tuntenhaftigkeit wird manchmal als Präferenz für die Rolle des passiven Partners beim Sex gedeutet.
  4. Einige Schwule kokettieren mit dem Tuntenimage, da es in gewisser Weise das (weniger akzeptierte) Bild des „Hardcore-Lederschwulen“ süßlich überdeckt, so zum Beispiel in Japan (siehe Homosexualität in Japan).
  5. Hin und wieder findet man in der entsprechenden Literatur auch „Indikatoren“ für tuntenhaftes Verhalten wie „wiegender, die Hüften betonender, weiblicher Gang“, alberne, anzügliche und obszöne Sprechweise sowie die Verwendung von weiblichen Brustimitaten.

Tuntenstreit

Tatsächlich hat die Bezeichnung Tunte allerdings seit dem Tuntenstreit 1973 vor allem in schwulen Kreisen eine neue Wertung erfahren, vor allem durch prominente Tunten, die mit der Einstufung als Tunte selbstverständlich umgehen. Besonders in Berlin bezeichnen sich viele offen schwul lebende Künstler bewusst und mit Stolz als Tunte. Ovo Maltine sagte dazu: „Die engagierte Berliner Tunte präsentiert sich nicht in Federn und Pailletten. In Berlin Tunte zu sein, heißt, dass man auch einen politischen Gestaltungswillen hat.“

Dagegen werden Personen, die den oben genannten Klischeevorstellungen entsprechen, eher abfällig „Tucke“ oder „Trine“ genannt.

Heterotunte

Eine Heterotunte, im schwulen Slang auch Hetentunte (engl. z. B. straight sissy), ist ein heterosexueller Mann oder Junge, der durch stark feminines und affektiertes Auftreten auffällt (Gang, Körperhaltung und Sprechweise) und damit von seinen Betrachtern als Tunte eingeschätzt wird.

Literatur

  • Allan Hunter: Same Door, Different Closet: A Heterosexual Sissy's Coming-out Party. In Sue Wilkinson & Celia Kitzinger, Heterosexuality: A Feminism & Psychology Reader (S. 150-168). London: Sage. (1993)
  • Richard Green (1987), The "Sissy Boy Syndrome" and the Development of Homosexuality, Yale Univ Pr (Februar 1987), ISBN 0-300-03696-5
  • Patrick Hamm: Die Diva ist ein Mann, Das große Tuntenbuch. querverlag, Berlin, (März 2007) ISBN 389656143XISBN 978-3896561435

Siehe auch