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Karl Cervik

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Karl Cervik (* 15. Oktober 1931 in Wien) ist ein österreichisch-deutscher Sozialpsychologe und Autor.

Biographie

Cervik wuchs von 1931 bis 1942 in Wien und von 1942 -1945 in Würzburg (Mainfranken) auf. Danach befand er sich wieder von 1945 bis 1948 in Wien und Niederösterreich. 1946 starb seine Mutter an Hunger und Kälte, 1949 sein Vater. 1948 wollte er mit 16 Jahren in die USA auswandern, kam jedoch aufgrund eines Sturzes bei seiner Flucht aus der dritten Etage des Landeserziehungheimes Karlshof in Wabern bei Kassel nur bis Essen-Kupferdreh. Der Unfall (Verletzung am Steißbein mit Gehbehinderung) zwang ihn zur Arbeits- und Wohnungssuche ins Ruhrgebiet. Schon seit 1945 musste er sich allein in ländlichen Gebieten durchschlagen. Arbeit und Wohnung waren in Essen gleichzeitig nachzuweisen, daher musste er als Bergbaulehrling anfangen. Er absolvierte von 1948 bis 1950 seine Lehre als Bergknappe auf der Zeche Heinrich in Essen-Überruhr. Von 1951 bis Mitte 1955 war er in der chemischen Industrie (Rheinisch-Westfälische Farbwerke Nierenhof), in der Bauwirtschaft (Fa. Koppers, Fa. Schryn) und als Praktikant in der Kohlenstoffbiologischen Forschungsanstalt der Ruhrgas AG bei Dr.Rempke in Essen-Bredeney tätig. 1955 fing er bei der Bahmmeisterei Essen Hbf 1 der DB an, zuletzt war er im technischen Dienst bei der Bundesbahndirektion Essen. Im Zweiten Bildungsweg machte er 1986 das Fachabitur. 1990 schied er nach einem Herzinfarkt aus dem aktiven Beamtendienst aus.

In den 1960er Jahren gründete Karl Cervik den Fördererkreis der Gemeinschaftsschule, Sitz Essen e. V. und 1966 einen Schulpolitischen Arbeitskreis der Humanistischen Union in NRW, war er doch selber ein „Produkt" der Bildungsreformperiode. Cervik leistete auch die Vorarbeiten zur Gründung des Bildungswerks der Humanistischen Union e. V. in Nordrhein-Westfalen 1971 und war dort jahrelang als Vorsitzender ehrenamtlich tätig. Beide Organisationen wirkten auf die Gesetzgebung zugunsten der Gemeinschaftsschule in NRW ein. Mit der Schulreform 1968, der Trennung der alten Volksschule in Grund- und Hauptschulen und der Einführung der Gemeinschafts-Hauptschule als Regelschule in NRW, waren Teilziele erreicht.

In seiner ehrenamtlichen Arbeit danach im geschlossenen und offenen Justizvollzug in Essen, Werl und Castrop-Rauxel als Leiter von Gesprächgruppen bot er den Insassen die Gelegenheit, sich in persönlicher, politischer und sozialer Hinsicht mit ihrer Rolle und den Strukturen der Gesellschaft auseinanderzusetzen. Alle ehrenamtlichen Tätigkeiten wurden neben der hauptberuflichen Arbeit bei der Deutschen Bundesbahn ausgeführt. - In den letzten Jahren befasste er sich mit Kinder-„Euthanasie“ in Wien und Fürsorgeerziehung unter der NS-Herrschaft in den damaligen Gauen Wien, Niederdonau und Mainfranken und veröffentlichte sein Tagebuch aus den Bergbaujahren. Er ist Träger des Goldenen Verdienstzeichens des Landes Wien.

Veröffentlichungen u. a.

  • Hat Lernen einen Sinn? - Der Eisenbahner 1962
  • Kindergärten in Nordhrein-Westfalen - Von den Versäumnissen eines sozialen Rechtsstaates - HU-Mitteilungen 1969
  • Elternhaus und Schule in der Gesellschaft von morgen - Vorgänge 1970
  • Demokratie für Unmündige? Zum Schulstreit in Nordrhein-Westfalen - Vorgänge 1971
  • Kleines Kursbuch in die Freiheit - 1973
  • Briefkontakte mit Gefangenen - ...
  • Arbeitsplätze für Entlassene - ...
  • Einweisungsanstalten in Nordhrein-Westfalen 1975
  • Mit Rudolf Kühne: Politische Gewalt und Terrorismus - Vorgänge 40/41 Zeitfragen 1979
  • Gruppenarbeit in der Justizvollzugsanstalt Essen 1972 - Zeitschrift für Gruppenpädagogik 2/1979 S. 37ff
  • Über sexuelle Beziehungen von Strafgefangenen mit ihren Angehörigen. Vorgänge 47/48 Heimat und Identität 1980
  • Sexualität hinter Gittern - Analysen, HU-Essen 1980
  • Kindermord in der Ostmark. Kindereuthanasie im Nationalsozialismus 1938-1945. Aus dem Programm des LIT-Verlages Münster gestrichen. ISBN 3825855511.
  • Was ist Pädophilie? Annäherung an ein strittiges Thema, BoD Verlag Norderstedt 2005, ISBN 3833427302
  • KO-Autor Rainer Busch: Der Steinkohlenbergbau in Essen Überruhr - mit dem Tagebuch des Bergbaulehrlings Karl Cervik 1948 - 1950. Eigenverlag Bürgerschaft Essen-Kupferdreh, ISBN 3-00-019524-6
  • Der Abnahmebeschluss - Eine Kindheit in den nationalsozialistischen Erziehungs- und Fürsorgeanstalten in den ehemaligen Gauen Wien, Niederdonau und Mainfranken. Eine Spurensuche. BoD Verlag Norderstedt 2007, ISBN 978-3-8334-6696-0. Ko-Autorin Frau Dr. Kerstin Dietzel.
  • Schizophrenie im Spiegel der Presse und der Literatur mit einem Vorwort von

Dr. Martin van der Ven, Neurologe und Psychiater. Eigen-Verl. K.C. Ludwigstr. 4, 49744 Geeste (15,00 E).

  • Leserbriefe 1962 - 2008 - Erhältlich wie vor.

Siehe auch

Quellen