Geschichte des Wallis
Antike
Obwohl schon Caesar in seinem Bericht Der Gallische Krieg Orte und keltische Stämme im Wallis erwähnte, so zum Beispiel die Seduni, die bis heute im Namen der Kantonshauptstadt Sitten (franz. Sion) weiterleben, findet sich die erste schriftliche Erwähnung des Wallis in der Küstenbeschreibung Ora Maritima des römischen Schriftstellers Avienus. Zwar entstand das Werk erst um die Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr., doch bediente sich Avienus wahrscheinlich einer verlorenen griechischen Quelle aus dem 6. Jahrhundert v. Chr..
Avienus beschreibt unter anderem den Verlauf und den Ursprung des Rhodanus (Rhone), auch die Volksstämme die zu dieser Zeit das Wallis besiedelten werden erwähnt. An der Quelle des Rhodanus (d. h. im Oberwallis) lebten die Tylangier, weiter westlich die Daliterner (der Name des Seitenfluss Dala scheint mit diesem Stamm in Verbindung zu stehen), im Unterwallis die Clahilcer und am Genfersee die Lemenicer (einer Ableitung vom antiken Namen des Genfersees Lacus Lemannus, vgl. heute franz. Lac Léman). Die Ursprünge dieser Volksstämme sind im Dunkeln, waren sie die Urbevölkerung, bevor die Kelten einwanderten? Auch eine Verbindung zu den Ligurern wird vermutet.
Das Wallis in römischer Zeit
Die Eroberung des Wallis (aus Cäsars Bello Gallico):
Das Wallis wurde in vorrömischer Zeit von vier Keltenstämmen bewohnt. Im Westen am Genfersee von den Nantuaten, am Rhoneknie von den Veragrern, im Mittelwallis von den Sedunern und im Oberwallis im Osten von den Uberern.
Gaius Julius Cäsar beschreibt in seinem De Bello Gallico unter anderem die Eroberung des Wallis durch die Römer. Im Herbst des Jahres 57 v. Chr. schickte er die 12. Legion mit einer Reiterabteilung unter der Führung des Servius Galba in das Gebiet des Genfersees. Ziel Galbas war die Sicherung der Alpenübergänge, vor allem des Grossen St.-Bernhard-Passes. Galba näherte sich ohne grossen Widerstand von Norden her dem Wallis und unterwarf die Nantuaten und die Veragrer. Er beschloss, im Octodurus genannten Dorfe der Veragrer (das heutige Martigny/Martinach) das Winterquartier aufzuschlagen; zwei Kohorten liess er im Gebiet der Nantuaten zurück. Das Dorf Octodurus wurde von einem Fluss geteilt. In der einen Dorfhälfte errichteten die Römer ein befestigtes Lager, die andere Hälfte überliessen sie den Einwohnern. Unterdessen brachten die Veragrer Verstärkung von den Sedunern herbei und stürmten von allen Seiten auf das befestigte Lager. Nach einem sechs Stunden anhaltenden Abwehrkampf beschlossen die römischen Truppen den Ausfall. Beim darauf folgenden Gemetzel wurden die Gallier in die Flucht geschlagen; von den 30000 (?) Barbaren soll jeder dritte gefallen sein. Da sie knapp an Vorräten waren und der Winter vor der Tür stand, beschlossen die Römer trotz des Sieges über die Kelten, das Lager zu räumen und das Dorf niederzubrennen. Galba zog seine Legion ohne Verluste in das Gebiet der Nantuaten zurück und ging von dort zu den Allobrogern (Region Genf), wo er Winterquartier bezog.
Zeittabelle der Provinz Vallis Poenina (Wallis) 57 v. Chr.- 454 n. Chr.
- 57 v. Chr.: Schlacht bei Octodurus (Martigny). Der Versuch der Römer, durch Galba die direkte Verbindung zwischen Italien und Nordgallien (Grosser St.-Bernhard-Pass) zu sichern, scheitert.
- 15 v. Chr.: Eroberung der Zentralalpen durch Tiberius und Drusus.
- 8-6 v. Chr.: Erste Loyalitätsbezeugungen der Walliser Keltenstämme der Seduner und Nantuaten.
- 7/6 v. Chr.: Siegerdenkmal von La Turbie bei Monaco zu Ehren des Kaisers Augustus. Aufgeführt sind unter anderem die Walliser Volksstämme "Uberi", "Nantuates", "Seduni", "Veragri". Das Gebiet der Vallis Poenina wird in die Provinz "Raetia et Vindelicum" eingegliedert.
- 23 n. Chr.: Die vier Stammesgemeinschaften (civitates) der Vallis Poenina errichten Steindenkmäler zu Ehren des Drusus, Sohn des Tiberius und zu Ehren von Caligula.
- 41-47: Kaiser Claudius erhebt das Wallis zur eigenen Provinz Vallis Poenina. Die Walliser erhalten das lateinische Bürgerrecht.
Es ist hierbei nicht sicher, ob die Provinzen Vallis Poenina und Alpes Graiae (Grajische Alpen) bis zur Verwaltungsreform des Diokletian um 300 n. Chr. zusammen verwaltet oder möglicherweise eigenständige Provinzen waren. Die Hauptstadt von Alpes Graiae war Axima (Römischer Name: Forum Claudii Ceutronum), das heutige Aime-en-Tarentaise. Unter Diokletian wurden die Provinz Alpes Poenina et Graiae der Präfektur Gallien unterstellt.
- ca. 47: Gründung der Hauptstadt Forum Claudii Augusti am Orte von Octodurus. Nach dem Tode des Claudius wurde die Stadt in Forum Claudii Vallensium umbenannt.
- ab 47: Ausbau der Passroute des Großen St. Bernhard, mit Meilensteinen (Ausgangspunkt: Forum Claudii Vallensium).
- 69: Ein Teil der Legionen des Vitellius überschreitete im Winter (!) den Grossen St. Bernhard-Pass. - Im März überquerte Caecina mit seiner Armee den Pass.
- ca. 100: Errichtung des Amphitheaters in Forum Claudii Vallensium.

- ca. 200: Errichtung eines Mithräums.
- 253: Kaiser Valerianus liess in Forum Claudii Vallensium ein Nymphäum und einen Aquädukt errichten.
- 275-277 (?): Bei Acaunus wurden wahrscheinlich die Alemannen zurückgeschlagen. Die Provinz blieb aber von Zerstörungen verschont, Wirtschaft und Handel erlitten jedoch einen herben Rückschlag.
- ca. 300: Publius Acilius Theodorus weihte dem Sonnengott Mithras in Forum Claudii Vallensium einen Altar. - Legende vom Martyrium der Thebäischen Legion (Hl. Mauritius) in Acaunus (St. Maurice).
- 308-312: Entlang der Passstrasse über den Grossen St. Bernhard (Summus Poeninus) wurden neue Meilensteine aufgestellt.
- 377: In Sitten (Drusumagnos?) bekennte sich der Provinzstatthalter Pontius Asclepiodotus offen zum Christentum. Das Christentum setzte sich allmählich gegen die gallo-römischen Religionen und den Mithraskult durch.
- 381: Der Hl. Theodor oder St. Joder von Octodurus, erster namentlich bekannter Bischof im Wallis, war Teilnehmer an der Synode von Aquileja.
- ca. 400-450: Erste christliche Kirche am Stadtrande von Forum Claudii Vallensium. Hierbei wurde ein bestehendes römisches Gebäude umgenutzt.
- 443: Unter Flavius Aëtius wurden die Burgunder in der Westschweiz angesiedelt.
- um 450:Bischof Eucherius von Lyon schickte die Passion der Märtyrer von Acaunus dem Walliser Bischof Slavius. Die Passion der Märtyrer von Acaunus ist die erste schriftliche Quelle der Legende des Hl. Mauritius und der Thebäischen Legion.
- 454: Tod des Aëtius und Ende der römischen Herrschaft in Gallien. Das Wallis wird dem burgundischen Königreich eingegliedert.

Das Wallis im Mittelalter
- 515 Der Burgunderkönig Sigismund gründete das Kloster St. Maurice zu Ehren der Märtyrer der Thebäischen Legion und des Hl. Mauritius. Der Ort Acaunus wird seither St. Maurice genannt. Das Kloster St. Maurice existiert heute noch und ist somit eines der ältesten Klöster in Europa.
- Nach dem Untergang des Römischen Imperiums wurde die Verwaltung des Landes von den Bischöfen übernommen. Bischof Heliodor verlegte den Bischofssitz nach dem Lombardeneinfall ab 585 von Octodurus (Martinach) nach Sitten. Die Kirche übernahm somit die Verwaltungstruktur des untergegangenen römischen Imperiums. Zu dieser Zeit wurde in Sitten die Kirche im Soussex gebaut.
Das Bistum Sitten gehörte bis 1513 zum Erzbistum Tarentaise/Savoyen. Dieses Erzbistum entsprach geografisch in etwa der antiken römischen Provinz Alpes Graiae und Vallis Poenina.
- ab 600 Christianisierung des Oberwallis, erste Kirche in Glis bei Brig.
- 888 König Rudolf I. gründete das Königreich Hochburgund. Dieses umfasste unter anderem die Grafschaft Wallis.
Einwanderung der Alemannen
- ab ca. 800 n. Chr. wanderten allmählich die Alemannen aus dem Berner Oberland ein und zwar über zwei Routen:
- aus dem Haslital über den Grimselpass ins Goms (Dialekt: Walliser Höchstalemannisch Gruppe Ost)
- aus dem westlichen Oberland via Gemmipass und Lötschbergpass ins mittlere Rhonetal (Dialekt: Walliser Höchstalemannisch Gruppe West).
- um 920 Einfall der Sarazenen.
- 939 Plünderung der Abtei St. Maurice durch die Sarazenen.
Die Grafschaft Wallis
- Im Jahre 999 überliess der letzte Burgunderkönig Rudolf III die Grafschaft Wallis dem Bischof Hugo von Sitten als Lehen.
- 1032 das Wallis wurde Teil des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation und somit reichsunmittelbar, der Bischof von Sitten wurde weltlicher Reichsfürst. Schnelle Alemannisierung des Oberwallis. Besiedlung der Bergtäler zur Sicherung der Alpenpässe und Urbarmachung des Landes. Die Sprachgrenze zwischen Frankoprovenzalisch und Deutsch verschob sich bis Ende des 12. Jahrhunderts nach Leuk.
- Im 11. Jahrhundert wird der Einfluss der Grafen aus Savoyen im Wallis immer grösser. Die savoyischen Grafen setzten ihre Bischöfe auf den Stuhl von Sitten. Etliche Gebiete der Grafschaft fielen an das savoyische Hausgut: neben der Grafschaft Chablais am Genfersee Conthey (Gundis), Ering, Ayent und Mörel.
- Im 12.-14. Jahrhundert etablierte sich im Oberwallis ein Kleinadel, zum Beispiel die Herren von Turn in Niedergesteln oder die Herren von Ornavasso in Naters um 1250.
Die Herren von Turn entwickelten sich zur wichtigsten Walliser Adelsfamilie. Ihre Stammburg, die Gestelnburg bei Niedergesteln, wurde wahrscheinlich zwischen 1100 bis 1150 von Amadeus von Turn erbaut. Amadeus war auch Bischof von Sitten. Die Nachfolger Amadeus versuchten ihre Macht mit Hilfe des Hauses Savoyens im Wallis auszubauen, dies im Gegensatz zur weltlichen Macht des Bischofs. Diese Spannungen gipfeln in Kriegen, die ab 1260 das Wallis verwüsten.
- 1260 Peter II von Savoyen, fiel im Unterwallis ein, der Bischof verlor alle Besitzungen (Martigny, Ardon und Chamoson) westlich des Flusses Morge.
- 1296 Schlacht auf der Seufzermatte bei Leuk. Der mächtige Landadel unter Peter von Turn stellte sich mit Unterstützung der Savoyer gegen Bischof Bonifaz von Challant in Sitten. Die Landleute und die Stadt Bern unterstützten den Bischof und schlugen den Adel entscheident. Folgen dieses Krieges: Entspannug mit den Beziehungen zu Savoyen, Schwächung des Feudalwesens, die Landleute (vor allem Bauern) ringen dem Adel allmählich Rechte ab (Niedere Gerichtbarkeit, Gründung von Bauernzünften und Bruderschaften, aus denen sich ab 1300 die ersten selbstständigen Gemeinden entwickelten.) Die Landleute wurden in Form des Landrates neben Adel und Bischof zur dritten politischen Kraft des Wallis.
- 1301 Friedensvertrag des Bischofs Bonifaz von Challant mit Graf Amadeus V "der Grosse" von Savoyen, das Unterwallis wurde nun Savoyisch im Tausch gegen die Besitzungen der Savoyer im Oberwallis (Mörel/Grengiols) welche an den Bischof gingen.
Der 1. Bürger- und Freiheitskrieg
- 1342 Witschard Tavelli wurde Bischof von Sitten. 1351 geriet er mit Peter V von Turn bezüglich feudaler Rechte im Oberwallis in Uneinigkeit. Peter V verlangte vom Bischof das Meiertum des Zenden Leuk, hierfür verbündete er sich mit den Freiherrn von Raron und Aniviers. Nachdem Anhänger von Tavelli Angehörige der Familie Peters in Visp ermorden liessen und in deren Besitzungen in Niedergesteln und Lötschen branntschatzten und plünderten, entlud sich der Volkszorn gegen den Bischof. Die fünf oberen Zenden Goms, Brig, Visp, Raron und Leuk nahem Partei für Peter V von Turn. Der Bischof, ohne Rückhalt in der Bevölkerung suchte eifrig Verbündete, nachdem auch keine päpstliche Hilfe aus Avingnon zu erwarten war, wandte er sich an Graf Amadeus VI von Savoyen genannt der "Grüne Graf".
- 1352 Erfolgreicher Feldzug des "Grünen Grafen", Kampflose Besetzung der Stadt Sitten, die Stadt Leuk tratt in Verhandlungen ein, die Walliser gelobten dem Grafen Treue und wollten ihn als Oberherrn anerkennen.
- 1353 Die Friedensbedingungen der Savoyer: Wiedereinsetzung des Bischofs, Erhebung militärischer Kontingente für Savoyen und die Einsetzung des "Grünen Grafen" als Landvogt für neun Jahre. Nach dem Abzug der savoyischen Truppen kam es erneut zu Aufständen der Walliser. Die oberen Zenden besetzten die Stadt Sitten. Erneuter Feldzug der Savoyer, diesmal wurde die Stadt Sitten von den Savoyern belagert, erobert und niedergebrannt. Nach weiteren Kämpfen und Scharmützeln in den folgednen Jahren beugten sich Walliser den harten Bedingungen des "Grünen Grafen".
- 1354 Die Zenden Leuk, Siders und Sitten beriefen sich nun auf die Reichsunmittelabrkeit und verlangten vom König des Hl. römischen Reiches Karl IV., dass der Graf von Savoyen diese anerkennen solle. Diese Bemühungen blieben aber erfolglos.
- 1355 Die Zenden Leuk, Raron, Visp, Brig und Goms, schlossen ein Schutzbündnis ab.
Entstehung der Zenden
Aus den Grosspfarreien und den bischöflichen Verwaltungsbezirken des Wallis entstanden vermutlich die so genannten Zenden. Die genaue Entstehung der Zenden liegt im Dunkeln, 1355 wurden sie erstmals Urkundlich erwähnt. Die sieben Zenden des Wallis waren Goms, Brig, Visp, Raron, Leuk sowie Siders und Sitten. Die Zenden entsprachen in etwa den heutigen Bezirken des Kantons.Im Spätmittelalter entwickelten sich die Zenden zu eigenständigen Kleinstaaten, mit eigenen Richter, Zendenräten, usw. Die einzelnen Zenden schlossen zum Beispiel mit den Eidgenossen Verträge ab, mit Frankreich schloss jeder Zenden zum Beispiel separat Söldnerverträge ab.
Die Walserzüge
- Um 1200 schien das Oberwallis schon sehr dicht bevölkert gewesen zu sein. Wahrscheinlich mit Unterstützung des Adels begannen die Walserzüge zur Besiedlung des noch freien Alpenraumes.
Verschiedene Adelsfamilien wie die Blandrate oder die Ornavasso stammten aus Norditalien. Die Blandrate Z.B. aus Biandra in Novara. Die Blandrate besassen um 1237 Güter auf beiden Seiten des Simplonpasses und des Monte Moro Passes (Saastal), es liegt daher die Vermutung nahe, dass diese die Walserzüge aktiv unterstützten und die Südtäler dieser Pässe zur Besiedelung frei gaben. Die Walserzüge enden im 14. Jh.
Die Walserkultur lebt in vielen der von ihnen besiedelten Orte noch heute in Brauchtum, Dialekt und Tradition. Siehe hierzu z.B. die Seite Seite zur Geschichte der Walser
Der 2. Bürger- und Freiheitskrieg
- 1361 Friedensvertag der Sieben Zenden des Wallis mit Savoyen, der "Grüne Graf" versuchte sich als Schiedsrichter zwischen Peter V von Turn und Bischof Tavelli: Der Bischof wird wieder als Landesfürst eingesetzt, Savoyen verzichtet auf Ansprüche im Oberwallis (Status Quo von 1301.) Die Kriegskosten müssen von den Zenden übernommen werden. Am 16. Oktober wurde der Bischof beim Versuch die Kosten des Zenden Goms einzufordern im Dorfe Ernen verhaftet und für 11 Wochen in den Kerker geworfen. Nachdem er die Schulden der Gommer erliess wurde er freigelassen.
- 1364 Der Sohn Peters, Anton von Turn, pflegte gute Beziehungen zum Savoyischen Grafen. Die Spannungen mit Bischof Tavelli hielten aber an.
- 1375 Gefolgsleute Antons liessen Bischof Tavelli auf seiner Burg Seta bei Sitten ermorden. Daraufhin erhoben sich die Zenden nun gegen die Herren von Turn. Anton erhielt Hilfe von Savoyen. Belagerung der Stammburg Antons von Turn in Niedergesteln. Anton musste mit seiner Familie nach Savoyen flüchten. Der "Grüne Graf" beschlagnahmte alle Länder und Schlösser des Bischofs, und kaufte der Familie von Turn die Güter im Wallis ab. Damit endete die Herrschaft der Familie von Turn im Wallis. Als neuer Bischof von Sitten wurde Eduard von Savoyen durch Papst Gregor XI eingesetzt.
Dieser Bischof wurde auf Berufung des grossen Schismas 1378 von den Walliser nicht annerkannt. Papst Klemens VII in Avingnon erkannte Eduard als Bischof von Sitten an, Papst Urban VI von Rom jedoch nicht. Zudem war Eduard ein Vetter des "Grünen Grafen"
- 1383 Nach dem Tode Amadeus VI von Savoyen, wurde sein Sohn Amadeus VII genannt der "Rote Graf" Graf von Savoyen. Erneut erhoben sich die Landleute unter Führung des Freiherrn Peter von Raron. Zerstörung der Gestelnburg, Eroberung der Bischofsburgen Tourbillon und Seta in Sitten. Die Savoyische Verwaltung wurde verjagt.
- 1385 Abdankung Bischof Eduards
- 1387 Feldzug Amadeus VI der "Rote Graf", Rückeroberung Sittens, Vorstoss bis Leuk.
- 1388 Schwere Niederlage des savoyischen Ritterheeres gegen die Landleute in Visp. Im sogenannten Mannenmittwoch zerschlugen sich die Träume des "Roten Grafen" das ganze Wallis unter seine Kontrolle zu bringen.
- 1391 Der "Rote Graf" verstarb an den Folgen eines Jagdunfalles.
- 1392 Die Mutter des verstorbenen Grafen, Bonne de Bourbon, schloss mit den sieben Zenden Goms, Brig, Visp, Raron, Leuk, Siders und Sitten, Frieden. Wiederherstellung der Situation von 1301. Folgen: Die sieben Zenden haben sich als republikähnliche Kleinstaaten endgültig etabliert. Der Landrat wurde nun stärkste politische Kraft im Wallis in Konkurrenz zum Bischof in Sitten, Die Freiherren von Raron wurden die wichtigste Adelsfamilie im Wallis.
Die Freiherren von Raron
Die Freiherren von Raron sind wahrscheinlich seit dem 12. Jh. im Wallis. Vermutlich waren sie mit den Herren von Turn verwandt. Ihre Stammburg war in Raron, dem Hauptort des gleichnahmigen Zenden (Bezirks). Heinrich von Raron (ca. 1200 bis 1271) war Bischof in Sitten und einer der erster Vertreter dieses Adelsgeschlecht. Die von Raron besasen auch im 13. Jh. im Berneroberland in Ringgenberg - Brienz Besitzungen (Burg Ringgenberg). Nach der Vertreibung der von Turn 1383, waren sie die reichsten und einflussreichsten Adeligen des Wallis. Der Schwerpunkt ihrer Herrschaft verlagerte sich um 1400 ins Mittelwallis. Peter von Raron war Viztum von Leuk und Anniviers (Eifischtal). Neben der Burg in Raron, besassen sie noch die strategisch wichtige Festung Beauregard am Eingang des Eifischtales. Nach dem Tode Peter von Raron um 1412 wurde sein Sohn Witschard Familienoberhaupt bzw. Nachfolger.
- 1413 Witschard von Raron unterstützte den deutschen Kaiser Sigismund von Luxemburg im Feldzug gegen Mailand mit 700 Mann. Dafür verlieh ihm der Kaiser die Herrschaft über das Wallis, alle weltlichen Besitzungen und Rechte des Bischofs sollten in den erblichen Besitz der Familie von Raron übgergehen.
- 1414 Dieses Vorgehen wurde von den Landleuten als Anmassung betrachtet, in Brig formierten sich die Gegner Witschards und gründeten die Gesellschaft Von dem Hund , es kam zum Aufstand.
- 1415 Witschard flüchtete mit seiner Familie auf die Burg Seta des Bischofs bei Sitten, diese wurde dann von den Landleuten belagert. Die Landleute zwangen dem Bischof, welcher ein Neffe Witschards war, den Vertrag von Seta auf. Darin verpflichtete sich der Bischof das Mitspracherecht des Landrates anzuerkennen, u.a. bei der Wahl des Landvogtes und allen wichtigen Ämtervergaben und Entscheidungen die das Wallis betrafen. Somit hatte das Bistum den Landrat als politische Kraft erstmals offiziell anerkennen müssen.
- 1416 mittels Verträgen wurden die Zenden Goms, Brig, Visp, Siders und Sitten Zugewandte Orte der eidgenössischen Orte Unterwalden, Uri und Luzern. Neue Streitigkeiten zwischen Witschard und den Zenden führten zum Bruch des Vertrages von Seta. Witschard verbündete sich mit dem Herzog von Savoyen, dieser liess Witschard jedoch in Stich. Zerstörung der Burg Beauregard durch die Landleute, sowie Zertsörung der Bischöflichen Burgen Tourbillon und Montorge.
- 1417 Als Bürger der Aarestadt Bern fand Witschard einen neuen Verbündeten um seine Interessen im Wallis durchzusetzen. Somit stand die Eidgenossenschaft vor einer Spaltung. Die vier unbeteiligten Orte Schwyz, Glarus, Zug und Zürich versuchten zu vermitteln, blieben aber erfolglos. Der Bischof und Witschard von Raron wurden nach Bern ins Exil geschickt, was in Bern für Empörung sorgte.
- 1418 Im Oktober überfielen Bernertruppen die Stadt Sitten. Die Kathedrale wurde eingäschert und die Stadt geplündert.
- 1419 Um einen Bürgerkrieg zwischen den eidgenössischen Orten zu vermeiden wurde in Zürich ein Schiedsgericht abgehalten, welches Witschard von Raron in allen Punkten Recht gab. Der neue Walliser Bischof weigerte sich den Schiedsspruch zu unterzeichnen und verliess bei Nacht und Nebel die Stadt. Die Stadt Bern musste nun die Rechte von Witschard mit Gewalt durchsetzen, im Herbst überschritten Bernertruppen den Sanetschpass und den Grimselpass und wollten das Wallis mit einer Zangenbewegung besetzen. In der Schlacht bei Ulrichen wurden die Berner zurückgeschlagen, scheitern des Feldzuges.
- 1420 Friedensschluss durch Vermittlung des Herzog von Savoyens und des Erzbistums von Tarentaise. Witschard von Raron erhält seine Besitzungen im Wallis zurück, jedoch seine politische Macht im Wallis war gebrochen. Folgen: Das letzte grosse Adelsgeschlecht verliert seinen Einfluss im Wallis, es gab von nun an nur noch zwei politische Kräfte in der Republik der sieben Zenden, den Bischof und den Landrat.
1475-1477 erobert der Bischof von Sitten mit den sieben oberwalliser Zenden das bis dahin savoyische Unterwallis. (Gemeine Herrschaft bis 1792)
Neuzeit
Im 16. Jahrhundert setzen die Zenden ihre Unabhängigkeit vom Bischof durch.
- 1799 27.-28. Mai Pfynschlacht, Niederlage der Walliser gegen die französischen Truppen. Das ganze Wallis wird von den napoleonischen Revolutionstruppen besetzt. Ende der Republik der sieben Zenden.

Hauptmann Ferdinand Venetz, 1764-1822, Kommandant der aufständischen Oberwalliser während der Pfynschlacht 1799
In napoleonischer Zeit wird das Wallis nach der Eroberung durch französische Revolutionstruppen 1802 zunächst unabhängige Republik, ab 1810 französisches "Département du Simplon".
- 1814 wird das Wallis Kanton der Eidgenossenschaft und 1845-47 Mitglied des Sonderbundes
Literatur
- Das Wallis in römischer Zeit, Kantonales Museum für Archäologie, Sitten, erschienen 1995.
- Walliser Geschichte Band 1-3, Arthur Fibicher.
- Das Haus Savoyen, Marie José, Stiftung pro Castellione, erschienen 1994.
- Blätter aus der Walliser Geschichte (BWG), Geschichtsforschender Verein Wallis.