Elisabeth Báthory

Erzsébet Báthory, verheiratet Erzsébet Nádasdy (deutsch: Elisabeth Báthory, ungarisch: Báthory Erzsébet, slowakisch: Alžbeta Bátoriová/Báthoryová, * 7. August 1560 in Nyírbátor, Ungarn; † 21. August 1614 auf Burg Čachtice, Königliches Ungarn, heute Slowakei), genannt die Blutgräfin, war eine ungarische Gräfin und Serienmörderin. Die genauen Umstände ihrer Taten sowie die Zahl der Opfer sind bis heute umstritten.
Leben
Elisabeth Báthory war eine Tochter des adeligen Militärs Georg Báthory von Ecsed (ung.: Báthory György) und der Anna Báthory von Somlyó, der älteren Schwester des regierenden polnischen Königs Stephan Báthorys (ung.: Báthory István). Der Reichtum der Báthory war gewaltig und überstieg den des ungarischen Königs Matthias II., der sogar ihr Schuldner war. Die ständigen Heiraten innerhalb der ungarischen Adelsfamilien, durch die ihr Besitz zusammengehalten werden sollte, führten mit der Zeit zu Degenerationen. Angeblich litt Elisabeth selbst an epileptischen Anfällen.
Elisabeth wurde im Alter von fünfzehn Jahren mit Ferenc Freiherr Nádasdy verlobt, dem Sohn einer anderen ungarischen Adelsfamilie und Kommandanten im Königlichen Ungarn, der gegen die Osmanen kämpfte. Am 9. Mai 1575 heiratete sie Nádasdy, mit dem sie fünf Kinder hatte (Anna, Katalin, Orsolya, András und Péter). Nádasdy, welcher durch seine kriegerischen Verdienste den Titel „Schwarzer Ritter“ erhielt, war ein grausamer Krieger, und bei den Feldzügen gegen die Türken bereitete es ihm Vergnügen, türkische Gefangene zu foltern.
Trotzdem verwirklichte angeblich Elisabeth ihre gewalttätigen sexuellen Phantasien erst nach dem Tod ihres Mannes 1604 vollkommen ungehemmt. Es wurde ihr nachgesagt, dass seit mindestens 1585 bis 1610 zahlreiche Mädchen und junge Frauen auf ihr Schloss in Čachtice in den Kleinen Karpaten bringen liess, um sie dort zu Tode zu foltern.
"Verbrechen"
Nachdem ihr Ehemann am 4. Januar 1604 auf dem Schlachtfeld gestorben war, ließ die Gräfin alle Hemmungen fallen und lebte ihre sadistischen Folterpraktiken zügellos aus. Die Zahl der Opfer und der Grad der Grausamkeit nahm immer extremere Ausmaße an. Ihr Sadismus richtete sich dabei ausschließlich gegen Mädchen oder junge Frauen in ihrer näheren Umgebung. So liebte sie es, ihre Dienerinnen zu beißen und ihnen das Fleisch von den Knochen zu reißen. Einer ihrer Spitznamen war „Tigerin von Čachtice“, nach dem Schloss benannt, in dem sie sich überwiegend aufhielt. Außerdem praktizierte sie mit Wonne verschiedene grausame Foltermethoden. Mitunter steckte die grausame Elisabeth ihren Dienerinnen Nadeln in den Körper und unter die Fußnägel oder legte ihnen rotglühende Münzen oder Schlüssel in die Hand. Auch ließ sie im Winter Mädchen in den Schnee werfen und mit kaltem Wasser übergießen, so dass sie erfroren. Anfangs vergriff sie sich vor allem an Bauernmädchen aus der näheren Umgebung, die sie unter dem Vorwand, sie als Hausmädchen zu beschäftigen, auf ihr Schloss lud. Später wurden auch Töchter aus adligem Hause zu ihren Opfern, die Báthory zum Zwecke höfischer Erziehung anvertraut worden waren.
Wahr ist jedoch viel mehr, dass sich in ihren Händen ein riesiges Vermögen befand. Sie besass grosse Gebiete des damaligen Ungarn und damit verbunden auch viel Macht. Zudem war ihr cousin auch Grossfürst von Siebenbürgen. Man müsse bedenken, dass in zu dieser Zeit drei geteilte Ungarn (Habsburgisch im Westen, türkisch in der mitte und Siebenbürgen im Osten) die Familie Bathory-Nádasdy insbesondere weil Verwandten die Grossfürsten in Siebenbürgen gaben, aus Habsburgischer sicht eine grosse destabilisierungs macht aus deren sicht darstellten. Darum haben sie jede Gelegenheit wahrgenommen diese gefahr aus dem Weg zu räumen. Nach dem Tod ihres Mannes und mit ihrem vorstreitendes Alter sah man die Gelegenheit gekommen, sie aus dem wegzuräumen.
Nachdem sie schon öffter bem Hofe angezeigt worden ist, wurde am frühen Morgen des 29. Dezember 1610 von Georg Thurzo (slow.: Juraj Thurzo, ung.: Thurzó György), dem Palatin des Königlichen Ungarns, gestürmt. Man hat sie unter Arrest gestellt und ihre Diener unter vurchtbaren Folterungen zur Aussagen gezwungen. Ihr jedoch wurde nicht das Prozess gemacht. (???)Als 1611 endlich ein Prozess stattfand, wurden nur angebliche Mittäter/Innen zum Tod verurteilt. Während man ihre "Komplizen", nach verschiedenen Folterungen, bei lebendigem Leib auf dem Scheiterhaufen verbrannte, wurde die Báthory glimpflicher behandelt.
Urteil
Im anschließenden juristischen Verfahren sollten Elisabeth Báthory vor allem aufgrund von über 300 Zeugenaussagen mindestens 80 Morde angelastet werden. Der Kastellan von Schloss Nádasdy, der Burg von Sárvár, sagte sogar aus, während der dortigen Aufenthalte Báthorys seien allein 174 Mädchen tot aus der Wasserburg getragen worden. Eine andere Zeugin erwähnte ein von Báthory geschriebenes Buch, das mehr als 650 Frauennamen enthalten haben soll. Keine der Morde konnte jedoch nachgewiesen werden und vor allem schon aufgrund der grossen Anzahl der Opfer sind diese Behauptungen äusserst fraglich.
Ein formelles Urteil gegen die Gräfin kam nicht zu stande – es blieb bei ihrer Einkerkerung in einem Turmzimmer der Burg Čachtice, dessen Fenster zugemauert wurde, so dass sie niemals mehr das Tageslicht erblickte. Dafür wurden 1611 zwei Dienerinnen, die Elisabeth Báthory bei ihren Untaten eifrig unterstützt hatten, zum Feuertod auf dem Scheiterhaufen verurteilt und ein Diener enthauptet. Elisabeth Báthory wurde am 21. August 1614 um 2 Uhr nachts von einem Diener in ihrem Turmzimmer tot aufgefunden. Am 25. November wurde sie in der Kirche zu Csejte beigesetzt.
Mitverurteilte
Mehrere langjährige Dienstboten der Gräfin waren auf der einen oder anderen Weise in die Taten verstrickt, da sie z. B. die Opfer auf das Schloss brachten, bei den Folterungen und Morden mithalfen oder anschließend die Leichen beseitigten. Die vier Hauptschuldigen, die mit ihrer Dienstherrin verurteilt wurden, waren:
- Helena Jo (auch Helene), Witwe des Stephan Nagy, arbeitete zehn Jahre lang als Kindermädchen für die drei Töchter der Gräfin Báthory
- Dorothea Széntes (genannt Dorkó), Witwe des Benedict Scöcs, arbeitete fünf Jahre als Kammerzofe für die Gräfin
- Katharina Beneczky (genannt Kata), Witwe des Johann Boda, war zehn Jahre lang als Wäscherin auf der Burg Csejte tätig
- Johannes Ujvári (genannt Ficzkó, zu dt. Bursche), war sechzehn Jahre lang Diener der Gräfin
Katharina war nicht annähernd maßgebend an den Verbrechen beteiligt und hatte nie selbst jemanden getötet. Sie wurde von der Gräfin jedoch regelmäßig zur Beseitigung der Leichname aufgefordert. Zeugenaussagen zufolge hatte sie auch aus Mitleid viele der eingesperrten Opfer mit Nahrung versorgt. Sie war eine Mitwisserin, die die Vorgänge stillschweigend duldete und daher nur mit einer Gefängnisstrafe belegt wurde. Helena und Dorothea jedoch wurden per Gerichtsbeschluss vom 7. Januar 1611 auf dem Scheiterhaufen verbrannt, nachdem man ihnen mit Werkzeugzangen die Finger einzeln gebrochen hatte. Der Diener Ficzkó wurde geköpft und sein Leichnam anschließend mit dem der beiden Frauen auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Blutgräfin-Legende
Erst im Zuge des späteren Vampirglaubens entstand die Legende, Báthory habe im Blut der ermordeten Mädchen gebadet oder es getrunken, um sich selbst jung zu halten (so zuerst schriftlich bei László Turóczi in seinem Geschichtsbuch „Ungaria suis cum regibus compendio data“, 1729). Aus den zeitgenössischen Prozessaussagen, deren Protokolle erhalten sind, geht jedoch nur hervor, dass die Mädchen auf bestialische Weise geschlagen, gequält und verstümmelt wurden, nicht jedoch, dass ihr Blut als Verjüngungsmittel benutzt wurde.
Bereits zu Lebzeiten waren Gerüchte über das Treiben der Gräfin im Umlauf gewesen, welche sich um so mehr mit der Fantasie des Volkes vermischten, als die Nennung des Namens Elisabeth Báthory nach dem Publikwerden ihrer angeblichen Verbrechen in Ungarn lange Zeit einem Tabubruch gleichkam. Die blutleeren Leichen, welche angeblich von den Bauern auf ihren Feldern gefunden worden waren, hatten das Ihre dazu beigetragen, dass die Gräfin zur „Blutgräfin“ wurde. Wohl mit auf der erwiesenen Eitelkeit der Gräfin beruhend, entstand die Vermutung, sie habe in dem Blut der von ihr getöteten Mädchen gebadet, um sich dadurch selbst ewige Jugend und Schönheit zu verschaffen. Wahrscheinlich jedoch, dass sie nicht grausamer war als andere Feudalherren ihrer Zeit.
Kulturelle Bezüge auf Erzsébet Báthory
- E.B.S. Raupach veröffentlichte 1823 die Erzählung „Lasst die Todten ruhen“. Darin wird der Blutdurst der Titelfigur, die im übrigen namentlich mit Báthory identisch ist, auf eine Wiedererweckung von den Toten zurückgeführt, Báthory zum Ende in einer Basilika eingemauert. 2006 erschien dazu das Hörspiel Die Blutbaronin der Reihe Gruselkabinett im Titania Medien-Label.
- Fasziniert von der Blutbädersage schrieb Leopold von Sacher-Masoch seine Novelle „Ewige Jugend“ (1886).
- Eine Darstellung der Báthory als Blutgräfin ist in dem Episodenfilm „Unmoralische Geschichten“ (1973) von Walerian Borowczyk enthalten. Die Tatsache, dass die Picasso-Tochter Paloma sich als Blutgräfin lustvoll-eitel im Blut suhlte, sorgte damals für erhebliches Aufsehen.
- In der Fernsehserie Frankensteins Tante wurde die Rolle der Weißen Frau durch Gräfin Báthory inspiriert. Regisseur Juraj Jakubisko drehte von 2005 bis 2007 einen Film über sie unter dem Titel „Bathory“, welcher am 6. März 2008 seine Premiere in Ungarn haben wird.
- Die Burg der Gräfin Báthory (Čachtice in der Slowakei) ist zu Beginn des Filmes Dragonheart zu sehen.
- Der französische Zeichner Georges Pichard poträtierte Erzsébet Báthory im Comic „La Comtesse rouge“ (erschienen 1985 bei Editions Dominique Leroy, Paris). Er stützte sich dabei auf dem Text von Masoch (die Erzählung „Ewige Jugend“), den er für den Comic J.M. Lo Duca adaptiert (und das Vorwort verfasst) hat.
- Die britische Band Venom widmete ihr auf dem Album „Black Metal“ den Song „Countess Bathory“. Das Lied wurde von der schwedischen Death-Metal Band Unleashed 1992 auf dem Album „Shadows in the Deep“ gecovert.
- Nach Báthory benannte sich die schwedische Band Bathory, die als Vorreiterin des Black- und Viking Metal gilt und die ihr das Lied „Woman of Dark Desires“ gewidmet hat.
- Die britische Metal-Band Cradle of Filth veröffentlichte 1998 das Album „Cruelty and the Beast“, welches sich komplett mit der Figur der Blutgräfin befasst.
- Die Band Untoten veröffentlichte 2006 ein Album mit dem Titel „Die Blutgräfin“, das den Blutgräfin-Mythos auf eine nie zuvor veröffentliche Weise erzählt. Hier wird die Bathory nicht nur als brutale Mörderin dargestellt, sondern auch als traumatisiertes Mädchen; als Mensch.
- Die Power-Metal-Band Kamelot aus den USA widmet die letzten drei Tracks („Mirror, Mirror“, „Requiem For The Innocent“ und „Fall From Grace“) auf ihrem Album „Karma“ (2001) der Blutgräfin.
- Der Horrorfilm Stay Alive von Regisseur William Brent Bell, gedreht im Jahr 2006, greift den Mythos der Blutgräfin auf, hier befindet sich die Burg jedoch absurderweise in den USA.
- Im Jahre 2000 brachte die Firma Blizzard das beliebte Computerspiel Diablo II heraus. Die Blutgräfin finden wir im ersten Akt als Bossgegner im Keller eines Burgturmes wieder
- Majesco veröffentlichte im Jahr 2002/03 das Computerspiel Bloodrayne. Einer der Bossgegner von Rayne ist die Schlächterin (The Butcheress), diese stellt sich im Spiel als direkter Nachkömmling von Erzsébet Bathory vor.
- Wolfgang Hohlbein veröffentlichte 2004 den Roman Die Blutgräfin. Dieser Band der Chronik der Unsterblichen greift zwar einige Aspekte der Legende um Erzsébet Báthory auf, stellt sie aber größtenteils in einem völlig anderen Zusammenhang dar.
- Im Horrorfilm Hostel 2 ist eine Szene enthalten, bei der eine Mrs. Bathory eine junge Frau foltert und in ihrem Blut badet
Literatur
- Michael Farin: Heroine des Grauens. Elisabeth Báthory. München: Kirchheim, 3. Aufl. 1999, ISBN 3874100383
- Andreas Varesi: Das Geheimnis der Báthory. Facility Management and Publishing Dresden Ltd., 2005, ISBN 3-00-017216-5
- Raymond T. McNally: Dracula was a woman: in search of the blood countess of Transylvania. New York: McGraw Hill, 1983, ISBN 0070456712
- Tony Thorne : Countess Dracula: The Life and Times of Elisabeth Báthory, the Blood Countess. Bloomsbury Publishing Plc. 1997, ISBN 0747529000
- R.von Elsberg Die Blutgräfin Elisabeth Bathory, Breslau 1894
- Maurice Perisset La comtesse de sange, Pocket, ISBN 2266119508
Weblinks
- Vorlage:PND
- Text über Erzsébet Báthory
- „Elizabeth Bathory: The Opera“, mit Fotos der Burg und Bibliographie
- Ahnentafel Erzsébet Báthorys
Personendaten | |
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NAME | Báthory, Erzsébet |
ALTERNATIVNAMEN | Báthory, Elisabeth (deutsch); Nádasdy, Erzsébet (eigentlicher Name); die Blutgräfin (genannt) |
KURZBESCHREIBUNG | ungarische Adlige |
GEBURTSDATUM | 7. August 1560 |
GEBURTSORT | Nyírbátor, Siebenbürgen, heute Ungarn |
STERBEDATUM | 21. August 1614 |
STERBEORT | Čachtice, Königreich Ungarn, heute Slowakei |