Zum Inhalt springen

Einzelsprache

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. Januar 2005 um 19:09 Uhr durch Pjacobi (Diskussion | Beiträge) (Dialekte, die als Einzelsprachen gelten). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Eine Einzelsprache ist eine menschliche Sprache, die ihren Sprechern ein vollständiges und abgeschlossenes Zeichensystem zur Kommunikation untereinander bietet. Beispiele für Einzelsprachen sind Deutsch, Japanisch oder Esperanto. Oft ist Einzelsprache ein Synonym für Abstandsprache.

Eine Einzelsprache unterscheidet sich von bloßen Sprachvarianten durch die Vollständigkeit; mit den Wörtern und Regeln einer Einzelsprache können sich Sprecher in allen Kommunikationssituationen verständigen. Sprachvarianten (Dialekt, Fachsprache, Soziolekt) dagegen ergänzen oder modifizieren Teile einer Einzelsprache. Sie bauen auf dem Grundgerüst der Einzelsprache auf; würden aber auf sich gestellt keine Kommunikation ermöglichen (so braucht auch die Fachsprache des Rechts Verben wie sein aus dem "normalen" Deutschen).

Einzelsprachen untereinander unterscheidet man durch das Kriterium des Nicht-Verstehens. Sprecher A und Sprecher B haben jeweils eine Muttersprache und sprechen nur diese. Wenn A zu B in seiner Sprache spricht, und B das Gesagte nicht versteht, dann sind die beiden Muttersprachen jeweils unabhängige Einzelsprachen.

Einzelsprache oder Dialekt?

Die unscharfe Definition, ab wann man sich versteht, macht die Abgrenzung zwischen echten Einzelsprachen einerseits und Dialekten andererseits oft zu einer politisch (oder soziologisch) motivierten ideologischen Entscheidung, die oft sogar bewusst linguistische Fakten ignoriert. Genau aus diesen Gründen sind die nachfolgenden Beispiele umstritten:

Dialekte, die als Einzelsprachen gelten

Vom Verstehenskriterium her werden diese Sprachen linguistisch allgemein als Dialekte klassifiziert, aber politisch gelten sie als eigene Sprachen. Die Motivation ist in allen Fällen die politische Abgrenzung von der Hauptsprechergruppe, die in einem anderen Staat lebt. Daher findet man solche Fälle auch ausschließlich in Europa und Asien, den zwei Kontinenten, in denen vor allem einheimische Sprachen und nicht Kolonialsprachen Amtssprachen sind. Der politische Prozess hinter der gewaltsamen Klassifizierung eines Dialekts als Einzelsprache wird sehr schön im Kapitel Moldawisch erklärt; siehe auch Serbokroatisch oder Indonesisch illustriert. Teilweise wird die Abgrenzung durch die Verwendung einer anderen Schrift gefördert.

Europa

Asien

Einzelsprachen, die als Dialekte gelten

Die Sprecher können sich untereinander nicht verstehen, aber die Zugehörigkeit zu einem gemeinsamen Staat führt dazu, dass die Regierung die Einzelsprachen "gewaltsam" als Dialekte einer gemeinsamen Staatssprache oder als Dialekt der Sprache der herrschenden Volksgruppe deklariert.

ähnlicher Fall:

  • Arabisch: Gemeinsame Zugehörigkeit zum Islam und gemeinsame Schriftsprache verbindet untereinander unverständliche "Dialekte" (siehe Artikel für Details)

Verstehensgemeinschaften von Einzelsprachen

Viele Sprachen sind sehr nahe verwandt. Hier kann man zwischen Verstehen und Nicht-Verstehen eine weitere Stufe einschieben: Man versteht sich nicht auf Anhieb, aber man kann sich an die andere Sprache "gewöhnen", ohne explizit Grammatik und Wortschatz lernen zu müssen. In typischen Kommunikationssituationen sprechen Sprecher solcher Sprachen normalerweise jeweils ihre eigene Sprache untereinander. Bei sehr häufigem Kontakt kann eine neue Mischsprache entstehen.


Für eine Liste von Einzelsprachen siehe: Kategorie:Einzelsprache