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Neue Mainzer Straße

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Vorlage:Infobox Frankfurter Straße

Die Neue Mainzer Straße in Frankfurt am Main ist ein Teil des Cityrings. Sie dient als wichtige Stadtteilverbindungsstraße in der westlichen Innenstadt für den Straßenverkehr von der Untermainbrücke in Richtung Eschenheimer Tor. Die durchschnittliche Verkehrsbelastung an Werktagen liegt bei über 25.000 Kraftfahrzeugen.

Die Neue Mainzer Straße entstand ab 1809 nach der Schleifung der Frankfurter Stadtmauer von 1333, deren Verlauf sie zwischen dem ehemaligen Mainzer Bollwerk und dem Bockenheimer Tor folgt. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine bevorzugte Wohngegend der Frankfurter Oberschicht, wandelte sie sich ab ca. 1870 mit dem Durchbruch der Weißfrauenstraße und der Kaiserstraße sowie dem Bau der Untermainbrücke zur verkehrsreichen Geschäftsstraße. Bereits 1929 wurde sie in einem Zeitungsartikel als Bankenklamm bezeichnet. Bis auf wenige Ausnahmen wurden die teils klassizistischen, teils gründerzeitlichen Bauten im Zweiten Weltkrieg 1944 zerstört.

Heute bildet die an beiden Seiten von Hochhäusern gesäumte Straßenschlucht der Neue Mainzer Straße das Zentrum des Frankfurter Bankenviertels.

Lage

Die Neue Mainzer Straße beginnt am nördlichen Brückenkopf der Untermainbrücke. Von dort verläuft sie in nördlicher Richtung am östlichen Rand des Willy-Brandt-Platzes entlang und kreuzt die Kaiserstraße. In Höhe des ehemaligen Junghofbollwerkes macht die Straße einen scharfen Knick nach rechts. Nach der Kreuzung mit der Junghofstraße verläuft sie wiederum in nördlicher Richtung. Am Opernplatz an der Einmündung der Goethestraße endet sie und geht in die Hochstraße über, die von hier aus zum Eschenheimer Tor führt.

Name

Die Neue Mainzer Straße erhielt ihren Namen vom Mainzer Bollwerk, einer 1520 angelegten besonders starken Verteidigungsanlage zum Schutz der südwestlichen Eckbastion der Stadtmauer, die an dieser Stelle auf das Mainufer traf. Nach den hier betriebenen Schneidmühlen, die ihr Wasser über einen Mühlengraben erhielten, wurde die Bastion auch Schneidwall genannt. Als letzter Teil der ehemaligen Stadtbefestigung begann man 1809 ihren Abriß, der sich bis 1818 hinzog. Aus den Mauerquadern des Schneidwalles entstand die neue Kaimauer, vor der Stadtgärtner Rinz um 1860 eine Grünanlage mit exotischen Pflanzen, das Nizza, anlegte.

Verkehr

Die Neue Mainzer Straße ist heute eine vielbefahrene Einbahnstraße in nördlicher Richtung. Ursprünglich eine ruhige Wohnstraße, erhöhte sich das Verkehrsaufkommen ab 1839 mit dem Bau der Frankfurter Westbahnhöfe deutlich. Einzige Querstraße war zunächst die Große Gallustraße, die den gesamten von und nach Westen führenden Straßenverkehr der Innenstadt aufnehmen mußte. Bereits um 1860 stieg die Zahl der mit der Main-Neckar-Bahn Reisenden auf über eine Million im Jahr. Um den Verkehr zu den neuen Bahnhöfen zu bewältigen, legte man deshalb 1860 mit der Junghofstraße und 1874 mit der oberen Kaiserstraße neue Straßendurchbrüche zur Innenstadt an.

Am 16. Juni eröffnete die Frankfurter Trambahn-Gesellschaft eine Pferdebahnlinie vom Opernplatz über die Neue Mainzer Straße und die Untermainbrücke nach Sachsenhausen. Am 10. April 1899 wurde die inzwischen in den Besitz der Städtischen Straßenbahn übergegangene Strecke als erste Frankfurter Straßenbahnlinie elektrifiziert.

Bereits in den 1920er Jahren kam es in der Neuen Mainzer Straße zu regelmäßigen Verkehrsstauungen. Ein Frankfurter Journalist bezeichnete sie 1929 als Frankfurter Thermopylen und Bankenklamm, eine noch heute übliche Bezeichnung für die Straße.

Am 21. Mai 1955 endete der Straßenbahnbetrieb in der Neuen Mainzer Straße. Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg verfolgte das Ziel einer autogerechten Stadt, bei der dem Individualverkehr der Vorrang gegenüber dem öffentlichen Personenverkehr zukam; dies ließ einen parallelen Betrieb der Straßenbahn neben dem Straßenverkehr in der schmalen Straße nicht länger zu.

Geschichte, Einzelbauten

1809 erließ Stadtbaumeister Johann Georg Christian Hess eine städtische Bauordnung, in der er den Klassizismus als verbindlichen Baustil festschrieb. Alle Häuser mußten künftig in einfachen, symmetrischen Formen errichtet werden. Die zuvor für Frankfurt charakteristischen Architekturelemente – steile Giebeldächer, Zwerchhäuser, Überhänge, Erker und Mansarden – wurden verboten. Auf dem Gelände der ehemaligen Stadtmauern legte der Stadtgärtner Sebastian Rinz öffentlichen Grünanlagen an, die seit 1827 durch eine Wallservitut gegen Bebauung geschützt sind.

Lediglich die Parzellen entlang der inneren Wallstraßen wurden ab 1809 auf beiden Seiten bebaut. 1811 erhielt die westliche Wallstraße zwischen Schneidwall und Bockenheimer Tor den Namen Neue Mainzer Straße. In rascher Folge entstanden nun die Neubauten, die von renommierten Architekten wie Nicolas Alexandre Salins de Montfort, Stadtbaumeister Johann Friedrich Christian Hess und Friedrich Rumpf für die wohlhabendsten und angesehensten Bürger der Freien Stadt Frankfurt errichtet wurden. Unter ihnen finden sich die Familien Andreae, Bernus, Brentano, du Fay, Grunelius, Guaita, Hauck, Jordan de Rouville, Mülhens, Metzler, Passavant, Rothschild und von Saint George. 1852 bis 1858 wohnte Otto von Bismarck in der Neuen Mainzer Straße Nr. 23. Er war in dieser Zeit preußischer Gesandter beim Bundestag.

Haus Nr. 49/51

Als erster Neubau entstand 1809 das Haus des Gasthalters Lippert (Neue Mainzer Straße 49/51). Nachdem es lange Zeit dem Thurn und Taxisschen Oberpostmeister Freiherr von Vrints-Treuenfeld gehörte, ging es 1829 in den Besitz des Städelschen Kunstinstituts über. Friedrich Hessemer baute das Haus zu einem Kunstmuseum um. Nachdem das Städel 1878 seinen Neubau am südlichen Mainufer bezogen hatte, erwarb die Polytechnische Gesellschaft den Bau und ließ ihn um einen Anbau erweitern, den die Frankfurter Sparkasse von 1822 bezog.

Haus Nr. 54

1819 erbaute Friedrich Rumpf dieses Haus für den Bankier Jordan de Rouville, der es 1833 an Kurfürst Wilhelm II. verkaufte. Er bewohnte das Jordansche Palais mit seiner morganatischen Ehefrau, der Gräfin Emilie von Reichenbach-Lessonitz bis zu deren Tod 1843. Nachdem der Kurfürst erneut geheiratet hatte, kam das Palais in den Besitz von Luise von Bose, der ältesten Tochter des Kurfürsten und der Gräfin Reichenbach-Lessonitz. Sie vermachte es 1883 testamentarisch der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, die hier ihre Verwaltung einrichtete. Im 20. Jahrhundert befand sich hier bis zur Zerstörung des Hauses 1944 die Intendanz der Städtischen Bühnen

Haus Nr. 57

Das von Salins de Montfort für Lulu Brentano entworfene Haus lag auf der westlichen Straßenseite unmittelbar vor dem Knick. Es kam später in den Besitz der Familie du Fay, später erwarb es der Bankier Paul Hirsch. Er legte in dem langen Seitenflügel entlang des ehemaligen Junghof-Bollwerkes eine bedeutende Musikbibliothek an, die er nach seiner erzwungenen Übersiedelung nach Cambridge heute dem Britschen Museum gehört. Der Garten des Palais beherbergte bis 1950 das Schweizerhäuschen, ein beliebtes Café. Heute gehört der Garten zur Taunusanlage. Hier befindet sich das Beethovendenkmal Georg Kolbes.

Verlauf

Von der Untermainbrücke zum Willy-Brandt-Platz

Blick von der Untermainbrücke in die Neue Mainzer Straße

Die Neue Mainzer Straße beginnt am nördlichen Brückenkopf der Untermainbrücke. Auf der westlichen, in Blickrichtung linken Seite steht mit der Hausnummer 1 als markanter Torpfosten zur Innenstadt das National-Hochhaus. Das 1962/63 errichtete siebzehnstöckige, 56 Meter hohe Gebäude ist nach seinem Eigentümer, der in Basel ansässigen National-Versicherung, benannt. Das markante Hochhaus mit seinen kupferverkleideten Stützen und der Vorhangfassade aus dunkelgrünem Leichtmetall und Glas ist ein Entwurf der Architekten Max Meid und Helmut Romeick.

Nördlich der Einmündung der Hofstraße liegt der Komplex der Städtischen Bühnen. Er wurde 1959 bis 1963 um das ehemalige, im Krieg stark zerstörte Schauspielhaus von 1902 erbaut. Die ebenfalls gründerzeitliche Blockrandbebauung wurde dafür abgerissen. Es beherbergt neben Werkstätten, Garderoben, Büro- und Probenräumen vor allem die Spielstätten der beiden wichtigsten Sparten, der Oper Frankfurt und des Schauspiel Frankfurt, deren Eingänge am Willy-Brandt-Platz liegen. An der Hofstraße liegt der Eingang des Kammerspiels, eines kleinen Theaterraums für ca. 300 Besucher. Das Restaurant Fundus an der Ecke Neue Mainzer Straße/Willy-Brandt-Platz ist ein beliebter Treffpunkt für Theaterbesucher und Künstler.

Die östliche Straßenseite wird von einer Blockrandbebauung begleitet. Hier befand sich bis 2000 der Verwaltungssitz der Degussa. Ende 2005 erwarb ein Konsortium von Investoren das 21.000 Quadratmeter große Areal. Unter dem Projektnamen MainTor soll ab Mitte 2008 bis 2013 nach Plänen von KSP Engel und Zimmermann ein neues Quartier mit gemischten Wohn- und Büroflächen entstehen. Einzelhandels- und Gastronomiebetriebe sowie das bereits im alten Degussa-Komplex ansässige Theater Die Komödie sollen für eine urbane, attraktive Atmosphäre sorgen. Architektonisch wird der neue Komplex von einem 100 Meter und zwei 60 Meter hohen Türmen geprägt werden.[1] Von den alten Degussa-Bauten bleibt der Degussa-Turm an der Ecke Weißfrauenstraße/Neue Mainzer Straße mit neuer Fassade erhalten. Die Degussa (heutige Evonik) wird auch während der Bauzeit mit rund 1000 Mitarbeitern Hauptnutzer des Geländes bleiben.[2]

Literatur

  • Wolfgang Klötzer, Frankfurt ehemals gestern und heute. Eine Stadt im Wandel der letzten 50 Jahre, Stuttgar, J.F. Steinkopf Verlag 1979, ISBN 3-7984-0398-8
  • Fried Lübbecke: Das Antlitz der Stadt. Nach Frankfurts Plänen von Faber, Merian und Delkeskamp 1552–1864, Frankfurt am Main 1983, Verlag Waldemar Kramer, ISBN 3-7829-0276-9
  • Hans-Otto Schembs, Bankenklamm galt einst als eine der vornehmsten Adressen, in: ders., Spaziergang durch die Frankfurter Geschichte, Frankfurt am Main, Verlag Waldemar Kramer 2002, ISBN 3-7829-0530X

Quellen

  1. Grünes Licht für MainTor-Projekt
  2. 100-Meter-Turm auf Degussa-Areal (FAZ vom 8. November 2007)

Die Neue Mainzer Straße. In: altfrankfurt.com., archiviert vom Original.