Tschetschenien
Link-Text{| border="1" cellpadding="2" cellspacing="0" align="right" ! colspan="2" align=center bgcolor="#FFDEAD" | Tschetschenien |-
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| Staat: || Russland
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| Föderationskreis: || Nordkaukasus
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| Fläche: || 15.700 km²
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| Einwohner: || 1.160.000
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| Hauptstadt: || Grosny
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| Bevölkerungsdichte: || 74 Einwohner/km²
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| Kfz-Kennzeichen: || 20
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Tschetschenien (Eigenbezeichnung: Itschkeria,
russisch Чеченская Республика Российской Федерации, Čečenskaja Respublika Rossijskoj Federacii) ist eine autonome Republik in Russland.
Lage
Tschetschenien liegt im Generalgouvernement Nordkaukasus. Es grenzt im Süden an Georgien, im Osten an die autonome Republik Dagestan, im Westen an die autonome Republik Inguschetien und im Norden an die russische Region Stawropol.
Bevölkerung
Die Bevölkerung setzte sich bei der Volkszählung 2002aus 1031647(=93,47%) Tschetschenen, 40645(=3,68%) Russen sowie 8883(=0,80%) Kumücken zusammen. Die früher zahlreichen Minderheiten, darunter Inguschen und Ukrainer , haben das Land in Folge der Bürgerkriege verlassen. Das Ergebnis von 1103686 Einwohnern anlässlich der Volkszählung ist allerdings heftig umstritten (erstaunlich hoch angesichts der vielen tschetschenischen Flüchtlinge in anderen Gebieten Russlands). Die Sprache der Tschetschenen gehört zu den kaukasischen Sprachen, sie bekennen sich überwiegend zum sunnitischen Islam.
Städte
Nebst der Hauptstadt Grosny gibt es in Tschetschenien weitere grosse Orte, nämlich Schali , Urus-Martan , Gudermes , Kurtschaloj und Argun .
Wirtschaft
Tschetschenien ist ein Agrarland. Es besitzt zudem rund 30 Millionen Tonnen Erdölvorräte. Früher gab es hier die unterirdische Schwermaschinenfabrik "Roter Hammer", wo unter anderem Panzer gebaut wurden. In den Tschetschenienkriegen seit 1990 sind alle Betriebe Tschetscheniens zerstört worden.
Geschichte
Zur früheren Geschichte: siehe auch Tschetschenen
Nachdem zwischen dem 10. und dem 13. Jahrhundert unter georgischem Einfluss die Christianisierung erfolgt war, verbreitete sich im 16. Jahrhundert der Islam, so dass die Sunniten heute die Mehrheit bilden.
Die russische Einflussnahme in Tschetschenien begann bereits im 16. Jahrhundert, als unter Iwan dem Schrecklichen 1559 die Kosakenfestung Tarki gegründet und 1587 das erste Kosakenheer stationiert wurde. Bis ins späte 18. Jahrhundert war das Gebiet allerdings durch das dazwischen liegende Krim-Khanat vor einer Einnahme durch Russland relativ sicher. Erst als dieses Khanat 1783 an Russland gefallen war, begannen von russischer Seite die Bestrebungen, den Nordkaukasus zu kolonisieren, um sich den Zugang zum Schwarzen Meer zu sichern.
Die Bergvölker leisteten Widerstand. 1785 führten sie unter Mansur Uschurma einen heiligen Krieg gegen die Russen. In den so genannten Muriden-Kriegen von 1834 bis 1859 wurden sie von dem legendären Imam Schamil, einem Dagestaner, angeführt. Nach dessen Gefangennahme 1859 dauerte es noch bis 1864, bis die russischen Offiziere das Land unter ihre Verwaltung gebracht hatten. Allerdings erstreckte sich ihre Macht nur auf die militärischen Stützpunkte entlang der Heerstraßen. In den Bergen leistete ein Teil der Bevölkerung immer noch Widerstand. Während des türkisch-russischen Krieges 1877/78 erhoben sich die Kaukasier erneut gegen Russland. Dieser Aufstand wurde niedergeschlagen.
Die russische Besatzung löste eine Emigrationswelle aus, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts anhielt. Tausende von Kaukasiern ließen sich in der Türkei und anderen Ländern des vorderen Orients nieder. In den eingenommenen Städten und Dörfern wurden Kosaken und Armenier angesiedelt.
1921 wurde Tschetschenien Teil der Gorskaja autonome sozialistische Sowjetrepublik und 1922 autonomes Gebiet, das seinerseits Mitte der 30er Jahre zur tschetscheno-inguschischen ASSR zusammengelegt wurde.
Anfang der 40er Jahre erfolgte auch hier die Kollektivierung und mit Kriegsbeginn Deportationen, in deren Folge 1944 die ASSR aufgelöst wurde, was erst 1957 rückgängig gemacht wurde.
General Dschochar Dudajew wurde im Oktober 1991 zum Präsidenten gewählt und leistete den Amtseid auf den Koran. Am 27. November erklärte er einseitig die Souveränität der tschetscheno-inguschischen ASSR und den Austritt aus der UdSSR. Daraufhin wurde der Ausnahmezustand über Tschetschenien verhängt. Truppen des Innenministeriums wurden zurückgeschlagen. Es erfolgte eine Trennung der Inguschen von Tschetschenien, worauf seitens Russlands ein umfangreicher Boykott Tschetscheniens eingeleitet wurde.
1993 kam es in Tschetschenien zu Konflikten zwischen Parlament und Dudajew. 1994 scheiterte ein letzter inner-tschetschenischer Umsturzversuch.
Erster Tschetschenienkrieg
Zum ersten Tschetschenienkrieg, der bis zum August 1996 andauerte, kam es am 11. Dezember 1994 mit der Invasion russischer Truppen.
Nachdem Dudajew 1996 getötet worden war, wurde Aslan Maschadow 1997 bei Neuwahlen Präsident.
Am 7. August 1999 marschierten tschetschenische Einheiten der Rebellenführer Schamil Bassajew und Ibn al-Chattab in der zu Russlands Staatsgebiet zugehörigen Nachbarrepublik Dagestan ein, um einen islamisch-fundamentalistischen Kalifatstaat im Kaukasus zu errichten. Es kam zu schweren Gefechten mit der russischen Armee. Fälschlicherweise wird in Medien oft von den Bombenanschlägen auf russische Wohnhäuser als Kriegsgrund gesprochen. Diese ereigneten sich in Wahrheit Wochen nach dem tschetschenischen Einfall in Dagestan. Bis Ende September 1999 wurden die tschetschenischen Einheiten aus Dagestan vertrieben.
1999 kündigte Wladimir Putin eine gewaltsame Lösung des Tschetschenien-Konfliktes an, um es wieder unter die vollständige Kontrolle der russischen Zentralregierung zu stellen.
Zweiter Tschetschenienkrieg
Am 1. Oktober 1999 marschierte die russische Armee in Tschetschenien ein. 2001 begann Russland mit einer breit angelegten so genannten 'Antiterror-Operation' den zweiten Tschetschenienkrieg mit dem Ziel der Zerschlagung des tschetschenischen Widerstandes.
Siehe auch
Menschenrechte
Internationale Beobachter und Mitglieder von Menschenrechtsorganisationen melden seit Beginn des Zweiten Tschetschenienkriegs immer wieder schwere Menschenrechtsverletzungen an der tschetschenischen Zivilbevölkerung und an Gefangenen der russischen Truppen in Tschetschenien. Obwohl seit 2003 mehrere Anklagen am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg gegen russische Truppenangehörige sowie verantwortliche Regierungsangehörige anhängig sind, ist der internationale Protest bisher ausgeblieben. Die Vorwürfe betreffen u.a. Massenvergewaltigungen und Folterungen.
Weblinks
- Bessere Welt Links zu Tschetschenien
- Karte
- Tschetschenien: Menschen, Religion, Geschichte (de)
- Henrik Bischof: Sturm über Tschetschenien. Rußlands Krieg im Kaukasus, Kurzfassung (de)
- Bericht der Gesellschaft für Bedrohte Völker über die humanitäre und Menschenrechtslage in Tschetschenien
- Frankfurter Rundschau Dossier "Tschetschenien - der vergessene Krieg"
- Berichte von amnesty international zur Menschenrechtslage zu Tschetschenien