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Miesbach

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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Miesbach ist die Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises im Regierungsbezirk Oberbayern.


Geographie

Miesbach liegt in der Region Oberland, direkt am Rand der Bayerischen Alpen. Miesbach befindet sich 45 km südöstlich von München, 30 km westlich von Rosenheim und 22 km östlich von Bad Tölz im Tal der Schlierach.

Höhenlage: 688,85 m üNN (Höhenmarke Rathaus) 687,34 m üNN (Höhenmarke Marktplatz) 696,86 m üNN (Höhenmarke Stadtplatz) 712,23 m üNN (Höhenmarke Amtsgericht) 908,16 m üNN (Höhenmarke ehem. Stadlberghaus) 924,00 m üNN Stadlberg; Höhendifferenz Rathaus/Stadlberg = ca. 235 m

Es existieren folgende Gemarkungen auf dem Gemeindegebiet: Hausham, Miesbach, Niklasreuth, Parsberg, Wies, Wörnsmühl. Gemeindeteile sind Miesbach (mit den Ortsteilen Schweinthal, Kreuzberg, Haidmühl, Au, Schopfgraben, Berghalde), Parsberg, Bergham, Wies, Wachlehen und Müller am Baum.

Topographie

Luftbild

Die Innenstadt Miesbachs staffelt sich auf drei unterschiedlich hoch gelegenen Flussterassen des örtlichen Schlierachtals. Auf der untersten Ebene liegen der historische Marktplatz, das Rathaus, Eisporthalle und der Bahnhof. 9 bis 10 Meter höher liegt weiter östlich der Stadtplatz, mit der Pfarrkirche ältester Teil der historischen Altstadt. Die gesamte östlich angrenzende neuere Innenstadt mit Gewerbegebiet und Ortsdurchfahrt der Bundesstraße 307, sowie Polizeigebäude und Stadthalle Waitzinger Keller, liegen nochmals 10 bis 15 Meter höher auf der obersten, weitgehend ebenen Flussterasse. Diese topographischen Besonderheiten führten zu einer reizvoll gegliederten Altstadt mit oberem Stadtplatz und unterem Marktplatz.

Geschichte

1114 erfolgte die erste Erwähnung Miesbachs in einer Urkunde des Bischof Heinrich von Freising und Abt Aribo von Tegernsee. Vermutlich noch unter den Freisinger Bischöfen erhielt der Ort im 13. Jahrhundert das Marktrecht. 1312 gelang den Waldeckern mit der Zerstörung der Burg Miesbach der erste Schritt zur Ablösung des Gebietes vom Bistum Freising. Die endgültige Anerkennung als Reichslehen erfolgte 1476 durch Kaiser Friedrich III.. 1516 gelangte die Reichsherrschaft Waldeck an die Familie Maxlrain. 1527 wurde bei einem Stadtbrand die Kirche so stark zerstört, daß sie abgetragen werden musste. 1584 beendete der bayerische Herzog Wilhelm V. die von Wolf Dietrich von Maxlrain seit um 1560 geförderte Reformation mit einer Handelssperre. Im Januar 1637 erhob Kaiser Ferdinand II. Waldeck zur Grafschaft Hohenwaldeck. Nach dem Aussterben der Maxlrainer kam Hohenwaldeck an die Wittelsbacher, die es als gesonderten Teil in das Kurfürstentum integrierten. Im 17. und 18. Jh. erlebte der Ort eine Blütezeit durch die Wallfahrt zur Schmerzhaften Maria und das Kunsthandwerk. 1783 wurde bei einem Stadtbrand fast der gesamte Markt zerstört. 1803 wurde die Grafschaft Hohenwaldeck aufgelöst und in ein Landgericht umgewandelt, dessen Nachfolger der heutige Landkreis Miesbach ist. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Gemeinde Miesbach.

Die Trachtenbewegung hat ihre Wiege in Miesbach, die Miesbacher Tracht wurde in der Folge zum Synonym für bayerische Tracht. Am 4. April 1859 entstand der Vorläufer des heutigen Trachtenvereins, die "Gesellschaft Gemüthlichkeit". Den Forschungen des ehemaligen Miesbacher Bürgermeisters Dr. Gerhard Maier zufolge war sie die erste vereinsmäßige Organisation, die sich um den Erhalt der heimischen Tracht bemühte. Der erste Verein, der das Wort "Tracht" auch im Namen führte, entstand jedoch in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts in Bayrischzell.

Am 16. September 1882 war Miesbach Ausgangspunkt einer 57 Kilometer langen auf Holzmasten verlegten Gleichstromleitung nach München. Miesbach wurde als Ort der Übertragung ausgewählt, weil das (1911 aufgelassene) Bergwerk in technischer Hinsicht führend war. Mit Dampfmotor zum Antrieb wurde per Freileitung eine Gleichspannung von 1.343 Volt in den Münchner Glaspalast übertragen. Mittels elektrischer Pumpe wurde ein künstlicher Wasserfall erzeugt. Damit wurde gezeigt, dass elektrische Energie über große Distanzen übertragen werden kann. Diese von Oskar von Miller und Marcel Deprez präsentierte Neuerung war die weltweit erste Kraftstromübertragung über eine derart weite Strecke.

Bedeutung hat Miesbach seit alters her auch als ein wichtiges Zentrum der Viehzucht. Schon 1837 hatte der Gmunder Wirt Max Obermayr mit der Zucht des Miesbacher Fleckviehs begonnen. Als dann 1892 der Zuchtverband für oberbayerisches Alpenfleckvieh entstand, war er erst der zweite seiner Art. Noch heute sind die Viehmärkte in der 1910 erbauten Oberlandhalle von überregionaler Bedeutung.

1918 wurde Miesbach durch König Ludwig III. zur Stadt erhoben. Bekanntheit erlangte der Ort wenig später mit den nationalistischen Artikeln des Miesbacher Anzeiger.

Wie schon im Ersten Weltkrieg war Miesbach auch ab 1940 wiederum Garnisonstadt. Am 2. Mai 1945 wurde Miesbach kampflos an die Amerikanern übergeben. Noch am Vortag hatte es Auseinandersetzungen couragierter Bürger mit der SS gegeben, da diese in einer sinnlosen Tat die zentrale Johannisbrücke über die Schlierach sprengen wollte, was auch weite Teile der Innenstadt in Mitleidenschaft gezogen hätte.

1978 erfolgte die Eingemeindung von Parsberg, Wies, Haidmühl und Straß, Parsberger Höhe und Unterwartbichl. 1997 wurde das lange umstrittene Kulturzentrum Waitzinger Keller eröffnet, das heute aus dem kulturellen Leben im Oberland nicht mehr wegzudenken ist.

Religionen

Miesbach besitzt eine überwiegend katholische Bevölkerung, die ihren Mittelpunkt in der Hauptkirche der Stadt, der Stadtpfarrkirche, hat.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Gemeinden Altbayerns, verfügt es über eine wechselvolle Religionsgeschichte. So war Miesbach als Teil der Herrschaft Waldeck seit der Mitte des 16. Jahrhunderts unter Wolf Dietrich von Maxlrain ein Zentrum des Protestantismus im südlichen Bayern. 1584 zur Rekatholisierung gezwungen, musste der katholische Glaube noch bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts durch die Missionstätigkeit der Franziskaner von Tölz gefestigt werden. Seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert entwickelte sich Miesbach sogar zu einem überregional bekannten Wallfahrtsort zur Muttergottesfigur der Stadtpfarrkirche. Auf dem Höhepunkt dieser Zeit verehrte Papst Innozenz XIII. dem Gnadenbild den Titel "Mater dolorosa, miraculis gloriosa". Sein Nachfolger Benedikt XIII. schenkte zudem der Gemeinde die Gebeine des Hl. Maurus, die bis vor kurzem in der Kirche aufbewahrt wurden.

Eine evangelische Gemeinde konnte sich erst wieder seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bilden und ist neben der Gemeinde in Tegernsee die älteste im Landkreis. Daneben gibt es noch eine neuapostolische Gemeinde mit Kirche und eine islamische Gemeinschaft, deren Moschee im November 2007 eröffnet worden ist.

Von den ehemals in Miesbach vorhandenen drei klösterlichen Niederlassungen musste das Kloster der Armen Schulschwestern als letztes 2005 seine Pforten schließen.

In den Jahren 2005 bis 2007 wurde in Miesbach eine Moschee in osmanischem Baustil errichtet. Mit einer Rundkuppel bedeckt stellt sie das Zentrum des islamischen Glaubens in Miesbach und Umgebung dar. Im Anbau daran befindet sich das Kulturzentrum des Türkisch-Islamischen Kulturvereins Miesbach, das eine offene Begegnungsstätte zwischen den Kulturen darstellt.

Einwohnerentwicklung

Auf dem Gebiet der Gemeinde wurden 1970 8.944, 1987 dann 9.571 und im Jahr 2002 11.187 Einwohner gezählt. Die Einwohnerzahl betrug am 1. Januar 2007 12.140 Einwohner (darunter 850 Zweitwohnsitze). Somit betrug das Bevölkerungswachstum in den letzten 20 Jahren etwa 27 %. Die Zahl der Einwohner setzt sich zusammen aus 5.758 männlichen und 6.382 weiblichen Einwohnern.

Politik

Bürgermeisterin ist Ingrid Pongratz (CSU). Ihre beiden Vorgänger waren Konrad Schweinsteiger † (SPD) und Dr. Gerhard Maier † (CSU).

Die Gemeindesteuereinnahmen betrugen im Jahr 1999 umgerechnet 6.536 T€, davon betrugen die Gewerbesteuereinnahmen (netto) umgerechnet 1.550 T€.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Miesbach ist ein Zentrum der bayerischen Brauchtumspflege (sehr bekannt durch die "Miesbacher Tracht"). Im 17. und 18. Jahrhundert erlangte der Ort Bedeutung durch die Wallfahrt zur Schmerzhaften Maria und wegen seines Kunsthandwerks. Er ist ein früheres Zentrum des Haberer-Wesens. Die Altstadt mit Stadtplatz, Marienplatz und Marktplatz stehen unter Ensemblesschutz. Innerhalb dieses Ensemblesschutzbereich befinden sich zahlreiche Baudenkmäler. Der obere Stadtplatz und der Marktplatz mit seinen angrenzenden kleinen Gassen und Plätzen bis zum Marienplatz stellt ein Altstadtensemble von hohem städtebaulichem Reiz und Wert dar. Hinzu kommen die exponierte Lage der Stadtpfarrkirche und die Ledererstrasse mit zahlreichen Baudenkmälern.Die Blickbeziehungen von erhöhten Lagen auf die Altstadt, der Wasserlauf der Schlierach mit begleitendem Grün und der teilweise vorhandene wertvolle Baumbestand ergänzen das prächtige Stadtbild.

Sehenswert

Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt
  • kath. Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt (ehemalige Wallfahtskirche 1783 bis 1786 nach Stadtbrand von Johann Baumgartner wiederaufgebaut)
  • Portiunkulakirche (1659), frühbarocker Zentralbau mit nazarenischer Innengestaltung
  • ev. Apostelkirche (1908-11) mit Jugendstilelementen
  • kath. Pfarrkirche St. Laurentius in Parsberg (1724)
  • Moschee
  • Schloss Wallenburg (17. Jh.), ehemaliger Sitz der Grafen von Hohenwaldeck
  • Pflegschloss (1611), jetzt Vermessungsamt
  • Kulturzentrum Waitzinger Keller (1876/77) mit Jugendstilsaal von 1906
  • Heimatmuseum (Waagstraße 2) z.Zt. nur für Gruppen zu besichtigen (Schwerpunkt Möbel, Trachten)
  • Historische Altstadt mit ensemblengeschütztem Bereich
  • Weißbierbrauerei Hopf
  • Oberlandhalle (1910) mit Ross- und Viehmärkten
  • bäuerliche Haglandschaft Wies
  • Stadlberg, mit 924 m höchste Erhebung im Stadtgebiet und weitem Ausblick in das Mangfallgebirge, Inntal und bis nach München

Wirtschaft und Infrastruktur

Das Geschäftszentrum Miesbachs liegt deutlich erkennbar an den wichtigsten Plätzen, dem oberen Stadtplatz, dem tiefergelegenem Marktplatz und dem Bahnhofplatz. Der Marktplatz und Bahnhofplatz ist umgeben von reizvollen kleinen Plätzen und Gassen, wie dem Marienplatz, dem Heimbucher Winkl, dem Manhardtwinkl und dem Marktwinkl. Diese kleinteilige Struktur ist in vergleichbaren Innenstädten nur selten zu finden, sie ist eine Besonderheit Miesbachs. Der Kunde findet in kürzester Entfernung eine Vielzahl von unterschiedlichen Geschäften vor.

Land- und Forstwirtschaft

Miesbach ist Mittelpunkt der alpenländischen Vieh- und Milchviehwirtschaft.
Es gab 1998 nach der amtlichen Statistik im Bereich der Land- und Forstwirtschaft 152, im produzierenden Gewerbe 991 und im Bereich Handel und Verkehr 736 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 1.701 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 3.591. Im verarbeitenden Gewerbe gab es 10 Betriebe, im Bauhauptgewerbe 22 Betriebe. Zudem bestanden im Jahr 1999 109 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 2.348 ha, davon waren 2.344 ha Dauergrünfläche. Entsprechend seiner Stellung in diesem Wirtschaftsbereich existiert seit vielen Jahrzehnten eine Land- und Almwirtschaftsschule in Miesbach. Der Unterricht im Bereich Almwirtschaft ist dabei eine ausgesprochene Besonderheit.
Große Bedeutung hat der 1892 gegründete Zuchtverband, einer der ältesten seiner Art. Die regelmäßigen Ross- und Viehmärkte sind von überregionaler Bedeutung.

Verkehr

Eisenbahn: Miesbach hat einen Bahnhof auf der von der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) betriebenen Strecke von München Hauptbahnhof nach Bayrischzell
Autobahnabfahrten: Miesbach ist über die A8 und deren Anschlussstellen Weyarn oder Irschenberg (und die Behelfsausfahrt Seehamer See) ans Autobahnnetz angeschlossen.
Bundesstraßen: B472 und B307

Bildung

Im Jahr 2005 existierten folgende Einrichtungen:

  • Kindergärten: 5 mit 375 Kindergartenplätze mit 360 Kindern
  • Volksschulen: 3 mit 78 Lehrern und 1211 Schülern
  • Realschulen: 1 mit 66 Lehrern und 680 Schülern
  • Gymnasium: mit 71 Lehrern und 1.007 Schülern
  • Staatliche Berufsschule
  • Staatliches Berufsbildungszentrum für Hauswirtschaft und Sozialwesen (BBZ)
  • Land- und Almwirtschaftsschule
  • Berufsfachschule für Altenpflege - Miesbach
  • Berufsfachschule für Altenpflegehilfe - Miesbach

Ehrenbürger

(seit 1945)

  • 1952: Carl Feichtner (1883-1968), Bürgermeister 1919-38, 1945 und 1946-52
  • 1955: Johann Ev. Trasberger (1889-1964), Stadtpfarrer 1932-56
  • 1960: Josef Zwickl (1896-1967), Bürgermeister von Wies 1945-60 (Ehrenbürger der Gemeinde Wies)
  • 1988: Christa Kinshofer-Güthlein (geb. 1961), Skirennläuferin
  • 1990: Heinrich Rosner (geb. 1937), Missionspfarrer in Ecuador
  • 2002: Sr. Helga Wadislohner (geb. 1937), Ordensschwester und ehemalige Leiterin des Pfarrkindergartens

Persönlichkeiten

Literatur

  • Andrelang, Franz: Landgericht Aibling und Reichsgrafschaft Hohenwaldeck. München 1967.
  • Gasteiger, Michael: Markt und Stadt Miesbach. Miesbach: Mayr, 1957.
  • Gloetzl, Fritz u.a.: Miesbach. Ein historischer Streifzug in Wort und Bild. Hausham: Fuchs, 1983.
  • Langheiter, Alexander: Miesbach. Ein Kulturführer. Miesbach: Maurus, 2006.
  • Obernberg, Joseph von: Denkwürdigkeiten der Burgen Miesbach und Waldenberg, so wie des alten Pfarrdorfes Pastberg im Isarkreise des Königreichs Bayern. München: Franz, 1831.

Vereine (Auswahl)

  • ASCM - Airsoft Club Miesbach
  • Bürgerstiftung Energiewende Oberland
  • Chor- und Orchesterverein, gegr. 1845
  • 1. FC Miesbach, gegr. 1924
  • Freiwillige Feuerwehr Miesbach, gegr. 1868
  • Gebirgsschützenkompanie Miesbach-Parsberg-Wies, gegr. 1979
  • "Die Miesbacher Haberer"
  • Heimat- und Volkstracht- Erhaltungsverein Miesbach e.V., gegr. 1859
  • Kgl. privilegierte Feuerschützengesellschaft, gegr. 1748
  • Musikverein Miesbach e.V.- Bayer. Blaskapelle
  • RRT Miesbach Rennrodeln
  • SC Miesbach, gegr. 1949
  • TEV Miesbach Eishockey- und Tennisverein, gegr. 1928