Sumitomo-Affäre
Die Sumitomo-Affäre aus dem Jahre 1996 gilt als einer der größten Finanzskandale der neueren Geschichte. Der Skandal, bei dem ein einzelner Händler des japanischen Handelsunternehmens Sumitomo Corporation 11 Jahre lang vollkommen unautorisierte Geschäfte kaschierte, endete letztlich mit einen Verlust von 1,8 Milliarden US-Dollar. Dieser Rekordverlust für ein einzelnes Unternehmen an den internationalen Finanzmärkten ist bisher nur durch einen Händler der französischen Grossbank Société Générale überboten worden, welcher sich auf eine Summe von 4,9 Milliarden Euro beläuft. Nicht nur Finanzexperten fragten sich, wie ein einzelner Händler einen so beispiellosen Verlust vor seinen Vorgesetzten verheimlichen konnte.
Dadurch, dass die Betrügereien allerdings im Gegensatz zu anderen Fällen (siehe z.B. Barings-Bank) nicht den Konkurs des Unternehmens zur Folge hatten, blieb die Affäre eher außerhalb der Massenmedien. Allerdings wurde der Rekordverlust in Höhe von den obig genannten 4,9 Milliarden Euro -der SG-, durch den Beginn der Subprime-Krise; die verheerende Abschreibungen der jeweiligen börsennotierenden Finanzinstitute zur Folge hatten; über die Medien und die Börse in die Öffentlichkeit gebracht (Januar 2008).
Hintergrund
Die Sumitomo Corporation in Tokio stellt 1985 den Börsenhändler Yasuo Hamanaka ein. Der damals 37-jährige Mann gilt als ein ausgesprochener Experte in Sachen Warenterminhandel. Insbesondere beherrscht er Kenntnisse über den sehr komplexen Handel mit Kupfer. Der nach außen hin sehr bescheiden auftretende Börsenhändler ist in seinem Beruf alles andere als bescheiden. Wenn er zum Telefonhörer greift und Orders gibt, bebt der Kupfermarkt. Schon bald bringt ihm das den Namen „Mr. Fünf Prozent“ ein, weil Hamanaka angeblich fünf Prozent des Weltkupferhandels kontrolliert.
Seine Vorgesetzten verwöhnt der Börsenstar mit atemberaubenden Gewinnen. Doch die Wirklichkeit wollen die japanischen Bosse nicht erkennen. Denn Hamanaka manipuliert durch unerlaubte Aktienkäufe von Kupferunternehmen den Markt. Diese zieht er künstlich durch riesige Ankäufe von Kupfer-Terminkontrakten in schwindelerregende Höhen. Bereits 1991 wendet sich die Aufsichtsbehörde der LME (London Metal Exchange) besorgt an die Controller bei Sumitomo. Sie beweisen dem Unternehmen sogar konkret, dass Hamanaka Luftbuchungen in die Bilanz einfließen lässt. Die Warnungen bleiben ungehört. Im Gegenteil: Ganz gegen die Firmentradition bleibt der Börsenhändler auf seinem Posten, während seine Kollegen in bestimmten Zeiträumen immer wieder versetzt werden.
Im Jahre 1993 erkennt Hamanaka, dass China einen enormen Bedarf an Kupfer hat, weil die industrielle Großproduktion ins Rollen kommt. Doch in Peking weiß das Wirtschaftsministerium vermutlich schon lange, dass Hamanaka auf einen weiter steigenden Kupferpreis spekuliert. Durch Verbalinterventionen setzen die Chinesen den Markt immer wieder unter Druck, was für Sumitomos Starhändler Verluste in Millionenhöhe bedeutet. Der Börsenhändler bedient sich jetzt einer alten Zocker-Strategie: er verdoppelt und versetzt den Markt in heftige Bewegung. Doch der Durchschnittspreis seiner Terminkontrakte ist noch immer weit oberhalb des Marktpreises, denn China hat es offensichtlich nicht eilig mit seinen Käufen von Kupfer. Unterdessen fälscht Hamanaka fleißig Bilanzen und Handelsberichte. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wird der Mann kriminell.
Im Juni 1996 ist nichts mehr zu verdecken. Das Unternehmen muss hohe Verluste bekanntgeben und kündigt den ehemaligen Starhändler fristlos. Das tröstet den Kupfermarkt auch nicht mehr. Der Preis sinkt um 27 Prozent innerhalb eines Tages. Am Ende dieses Tages ist die Sumitomo Corporation 2,6 Milliarden US-Dollar ärmer. Allerdings bedeutet dies gerade mal ein Zehntel des Firmenkapitals.
Urteil
Hamanaka wurde 1998 zu einer Haftstrafe von 8 ½ Jahren verurteilt. Der Richter kritisierte allerdings in seiner Urteilsbegründung auch das Management des Bankhauses scharf.
Weblinks
- http://web.mit.edu/krugman/www/copper.html Artikel von Paul Krugman auf web.mit.edu (engl.)