Zum Inhalt springen

Benutzer:Cartaphilus/Spielwiese/Macht oder Ohnmacht der Subjektivität

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. Januar 2005 um 18:37 Uhr durch Cartaphilus (Diskussion | Beiträge) (Ausgangspunkt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

(Hier entsteht ein Artikel zu Hans Jonas' Abhandlung mit dem Titel "Macht oder Ohnmacht der Subjektivität", welche das Leib-Seele-Problem im Vorfeld des "Prinzips Verantwortung" bearbeitet.)

Macht oder Ohnmacht der Subjektivität? ist der Titel einer Untersuchung, welche der Philosph und Ethiker Hans Jonas im Zusammenhang mit seiner Arbeit an Das Prinzip der Verantwortung - Versuch einer Ethik für das technologische Zeitalter vornahm. Die Notwendigkeit dieser Untersuchung ergab sich daraus, daß jede Form von Ethik als eine Anleitung zum richtigen Handeln eben die Fähigkeit zu handeln - d.h. die Möglichkeit subjektiver Willensbildung und willensbasierter Einflußnahme auf die physische Welt - voraussetzt. Gegenstand der Untersuchung ist also die alte Streitfrage, ob und, wenn ja, auf welche Art und Weise Geist und Materie miteinander interagieren können. Eine Leugnung der Möglichkeit subjektiv motivierter Handlungen im Bereich der materiellen Welt, wie sie aus Richtung der Naturwissenschaften unter Berufung auf die absolute Geltung der Naturgesetze regelmäßig vorgebracht wird, würde jedwede Ethik schon im Vorfeld ihrer Formulierung unausweichlich ad absurdum führen. Folgerichtig ist es diese Leugnung, die Jonas zunächst auf ihre Begründetheit hin kritisch überprüft, um dann, in einem zweiten Schritt, zu hinterfragen, inwiefern sie überhaupt erforderlich ist, um die deterministischen Postulate der Naturwissenschaften in ihrer Geltung zu erhalten.

Ausgangspunkt

Als Einstieg in seine Arbeit wählt Jonas einen Brief Emil Heinrich du Bois-Reymonds an Eduard Hallmann von 1842 in dem sich folgendes Bekenntnis findet:

"Brücke und ich, wir haben uns verschworen, die Wahrheit geltend zu machen, daß im Organismus keine anderen Kräfte wirksam sind, als die gemeinen physikalisch-chemischen; daß, wo diese bislang nicht zur Erklärung ausreichen, mittels der physikalisch-mathematischen Methode entweder nach ihrer Art und Weise der Wirksamkeit im konkreten Fall gesucht werden muß, oder daß neue Kräfte angenommen werden müssen, welche, von gleicher Dignität mit den physikalisch-chemischen, der Materie inhärent, stets auf nur abstoßende oder anziehende Componenten zurückzuführen sind."

In der Folge kritisiert Jonas die Widersprüchlichkeit dieser "Verschwörung", die sich verpflichtet, die Erkenntnis durchsetzen zu wollen, daß es so etwas wie "Erkenntnis" oder "Verpflichtung" nicht geben kann. Ein Argument, das später in schärferer, weil allgemeinerer Form wiederkehrt (Kritik aus den Konsequenzen - Reductio ad absurdum). Als letztendlich unausweichlichen Schlußpunkt einer jeden, sich ausschließlich innerhalb der naturwissenschaftlichen Erkenntnisnormen bewegenden, Auseinandersetzung mit dem Leib-Seele-Problem sieht Jonas ein weiteres, späteres Zitat du Bois-Reymonds, nämlich dessen berühmtes "ignoramus et ignorabimus", und damit das Eingeständnis der "Nichtwißbarkeit" bestimmter Fragen wie u.a. derjenigen nach der Verbindung von Leib und Seele (S. 15 und En. 5).

Laut Jonas reicht dieser "Agnostizismus" allein jedoch noch nicht aus, um den, naturgemäß jede Möglichkeit einer Wirkmächtigkeit des Subjektiven in der materiellen Welt ausschließenden, Aussagen der Naturwissenschaften etwas entgegenzustellen, und damit die Grundlage für so etwas wie "Philosophie" und "Ethik" zu bewahren. Als Ziel seiner Untersuchung formuliert er daher die Klärung von verzerrenden und hindernden Begriffsirrungen im psycho-physischen Problembereich, um dann im Zuge dessen den Versuch zu unternehmen, das Verhältnis von handlungsfähiger Subjektivität und Geltung der Naturgesetze kompatibel zu denken (S. 17).

Die Betrachtung erfolgt also primär unter Gesichtspunkten der Logik und erst in zweiter Hinsicht der naturwissenschaftlichen Forschung. Historische Vorläufer des naturwissenschaftlichen Determinismus werden allenfalls am Rande (Laplace, Descartes) gestreift, bzw. gar nicht erst in die Betrachtung einbezogen (so etwa die Eleaten um Parmenides und Zenon).

Argumente des naturwissenschaftlichen Determinismus

Das Unvereinbarkeitsargument

Kritik des Unvereinbarkeitsarguments

Das Epiphänomen-Argument

Kritik des Epiphänomen-Arguments

Innere Kritik

Innere Widersprüche der These von der Subjektivität als bloßem Epiphänomen.

Äußere Kritik

Widersprüchlichkeit der These von der Kraftlosigkeit des Subjektiven im naturgesetzlichen Determinationsgefüge nach außen hin.

Konflikt der These mit dem von ihr vorausgesetzten Naturbegriff
Kritik aus den Konsequenzen - Reductio ad absurdum

Folgen einer Anwendung des Unvereinbarkeisarguments für seine eigene Geltung (theorievernichtende Theorie).

Positive Kritik - Versuch einer Lösung des psychophyischen Problems

Erörterung der Erforderlichkeit dieses Selbstmords der Vernunft.

Das Auslöserprinzip

Um zu verdeutlichen daß die, durch die Zulassung psychischer Ursachen im physikalischen Bereich, zu gewärtigende Beeinträchtigung theoretisch derart minimal ausfallen kann, daß dem naturgesetzlichen Determinismus genug Raum bleibt, um weiterexistieren zu können, beschreibt Jonas zwei Gedankenexperimente zum Auslöserprinzip, in denen infinitesimale Einwirkungen gewaltige Folgen zeitigen können.

Erstes Gedankenexperiment: Der Kegel

Indeterminiert ist dabei nur die Frage, welcher der potentiell absolut gleichwertigen, in unendlicher Anzahl vorliegenden Auslöser x, x′, x″ usf. tatsächlich zur Entfaltung kommt und - im Rahmen der naturgesetzlichen Determinismen - den ursprünglichen Zustand des Kegels von a0 zu a1, a1′, a1″ usf. verändert. Das Geschehen zwischen t0 und t1 an sich unterliegt also - nachdem sich ein Auslöser realisiert hat - wiederum gänzlich den naturgesetzlichen Determinismen.

Zweites Gedankenexperiment: Efferente Nervenbahnen

Modellbildung

Quantenphysikalische Betrachtungen

(Ergebnisse eines Dialogs mit Professor Kurt Friedrichs vom Courant Institute of Mathematical Sciences der New York University.)

Die aktuelle Diskussion (inkl. Links)

Die aktuelle Diskussion zu diesem Thema - ausgelöst durch neue Erkenntnisse der neurophysiologischen Forschung (i.Gr. beschreibt diese Forschung lediglich eine extreme Form des bekannten Phänomens, daß die materielle Welt Einfluß auf die Psyche nehmen kann - über die Möglichkeit einer Einflußnahme in umgekehrter Richtung sagt dies nichts aus [solange sich nicht jedes willentliche des rechten Armes auf eine künstliche Stimulation des entsprechendes Hirnarreals - etwa durch einen Experimentator - zurückführen läßt, bleibt genug Raum für das Wirken des Geistes]).

Primärliteratur

  • Macht oder Ohnmacht der Subjektivität? - Das Leib-Seele-Problem im Vorfeld des Prinzips Verantwortung. - Frankfurt a.M. : Suhrkamp, 1987. - ISBN 3-458-38013-8
  • Das Prinzip Verantwortung - Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation. - Frankfurt a.M. : Suhrkamp, 1984. - ISBN 3-518-375857

Sekundärliteratur