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PCLinuxOS

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PCLinuxOS
Entwickler Bill Reynolds (Texstar)
Lizenz(en) GPL und andere Lizenzen
Akt. Version 2007 (21. Mai 2007)
Abstammung \ Linux
  \ SLS
    \ Slackware
      \ Red Hat Linux
        \ Mandrake Linux
          \ PCLinuxOS
Architektur(en) i586
Sonstiges Sprache: Englisch
Inoffizielle deutsche Version jedoch verfügbar
PCLinuxOS.com

PCLinuxOS – kurz PCLOS – ist eine US-amerikanische, RPM-basierte Linux-Distribution, die ursprünglich auf Mandrake zurückgeht und vor allem auf den Desktop-Einsatz zugeschnitten ist. Sie wurde in der Linuxwelt vor allem durch ihre sehr hohe Popularität auf der Vergleichsseite DistroWatch[1] bekannt, wo ihre Seite etwa seit Mitte 2007 im Halbjahresvergleich die meisten Aufrufe erhielt.

Laut verschiedener Tests zeichnet sich die Distribution durch ihre Einfachheit und Benutzerfreundlichkeit sowie die überdurchschnittlich gute Hardwareerkennung aus.[2][3] Von Heimanwendern oft genutzte Software wie Codecs für Multimediadateien, Flash und Java ist bei PCLinuxOS vorinstalliert, und als Standard-Arbeitsumgebung kommt KDE mit der von Debian stammenden Paketverwaltung APT und deren grafischen Aufsatz Synaptic zum Einsatz.

Entwicklungsgeschichte

Bill Reynolds (in der Entwicklerszene bekannt als Texstar), heute der Hauptentwickler von PCLinuxOS, bot ab 2000 auf einer eigenen Quelle namens PCLinuxOnline selbstkompilierte RPM-Pakete für Mandrake Linux an, um diese Distribution zu verbessern.

2003 entschied sich Reynolds aus Unzufriedenheit mit der Politik von Mandrake einen Fork der Version 9.2 von Mandrake zu erstellen, die er PCLinuxOS nannte. Die ersten Versionen, die als Previews bezeichnet wurden, ähnelten noch stark dem Original, seitdem hat sich die neue Distribution jedoch immer weiter vom heutigen Mandriva Linux entfernt.

Die Version PCLinuxOS 2007 mit der internen Versionsnummer .94, deren stabiles Release am 21. Mai 2007 veröffentlicht wurde, war eine vollkommene Neugestaltung des Systems, weshalb ein normales Upgrade von früheren Versionen nicht möglich war. Zudem wurden kosmetische Verbesserungen, wie ein neues Logo und eingebaute 3D-Desktopeffekte via Beryl und Compiz eingefügt. Alle weiteren Versionen sollen auf .94 aufbauen. Die Version wurde ein großer Erfolg und erhielt besonders im US-amerikanischen Raum viel Zuspruch bei Testergebnissen, u.a. beim bekannten Linux-Portal Linux.com.[2] Wegen des großen Ansturms auf die letzten Vorversionen von PCLinuxOS 2007 musste der Server im April des Jahres für eine Zeitlang vom Netz genommen werden.[4]

Anfang November 2007 wurde die erste größere Bearbeitung der 2007er Version vorgenommen, die unter anderem einen neuen Kernel beinhaltete, sie ist jedoch bisher nur über die Paketquellen downloadbar, eine CD-Version ist geplant.

Verbreitung

Obwohl bisher keine wirklich repräsentativen Daten über die Verbreitung der einzelnen Linux-Distributionen erhoben wurden, weisen Umfrageergebnisse darauf hin, dass PCLinuxOS zumindest zu den zehn beliebtesten Distributionen zählt. So lag es nach der Umfrage Desktop Linux Market Survey[5] mit 38.500 Teilnehmern im August 2007 in der Popularität auf Platz 10 (2 % der Teilnehmer gaben an, PCLOS zu benutzen) und damit nur knapp hinter Arch Linux und Slackware. Nach der Log-Statistik der Betreiber von Distrowatch benutzten von allen Besuchern der Seite sogar 6,2 % PCLinuxOS, was es bei diesen so zur drittbeliebtesten Distribution hinter Ubuntu und Debian mache. Die Diskrepanz wird damit erklärt, dass die Desktop-Linux-Umfrage vor allem an Unternehmen orientiert ist, während Distrowatch vor allem von Heimanwendern genutzt wird, an die sich PCLinuxOS richtet.[6]

Besonderheiten

Der 3D-Desktop

In erster Linie ist PCLinuxOS eine für den einfachen Desktop-Gebrauch gedachte Live-CD. Weiter besteht die Möglichkeit persönliche Dateien und Konfigurationsdateien auf einen USB-Stick abzulegen. Das System kann aber auch auf eine Festplatte installiert werden. Danach kann man mit dem Paketmanagement-System APT weitere Software einspielen. Die einzelnen Pakete liegen hier in RPM-Form vor. Die CD enthält, wenn dekomprimiert, etwa zwei Gigabyte an Software, wie KDE, OpenOffice.org, KOffice und noch viele weitere Applikationen.

PCLinuxOS legt großen Wert auf Kompatibilität, so sind zum Beispiel NdisWrapper oder Codecs für zahlreiche proprietäre Multimediaformate (z.B. MPEG) vorinstalliert, was bei anderen Distributionen aufgrund der daraus resultierenden unklaren Rechtslage unterlassen wird. Das umstrittene Paket libdvdcss ist zwar nicht vorinstalliert, aber im offiziellen Repository vorhanden.

Varianten

PCLinuxOS MiniME

Bei der Variante PCLinuxOS MiniME handelt es sich um eine abgespeckte Variante der Distribution, die statt des kompletten KDE-Desktops nur die Teile KDE-Libs und KDE-Base enthält. Sie richtet sich an fortgeschrittenere Benutzer, die die Software-Vorgaben der Standardvariante nicht wünschen und stattdessen ihr System weitergehender selbst einrichten und konfigurieren möchten. Das inoffizielle Derivat TinyME verfolgt ähnliche Ziele.

Inoffizielle Derivate

SAM Linux, ein Derivat mit Xfce als Desktop

Das wohl bekannteste Derivat der Distribution ist SAM Linux, das ursprünglich direkt auf Mandrake basierte und seit der Version 2007 als Grundplattform auf PCLInuxOS setzt. Im Unterschied zum Original setzt diese Variante auf die Desktopumgebung Xfce und ist damit eher für ältere Hardware konzipiert. Neben SAM gibt es noch zwei weitere Anpassungen an andere Desktopumgebungen, das PCLinuxOS GNOME Project (mit GNOME) und PCFluxboxOS (mit Fluxbox), beide befinden sich jedoch noch in der Entwicklung. Die Version für GNOME soll nach der Fertigstellung der stabilen Version in den Status eines offiziellen Derivats erhoben werden.

Weiterhin ist in PCLinuxOS das Skript mklivecd integriert, das dem Benutzer erlaubt, einen "Schnappschuss" von seiner Installation zu machen (mit allen Einstellungen, Programmen, Lesezeichen, Dokumenten, Bildern etc.) der dann zu einem ISO-CD-Image komprimiert wird. Dadurch ist es sehr einfach, Backups zu machen sowie seine eigene PCLinuxOS-basierte Distribution zu erstellen.

Zu den auf dieser Weise produzierten Varianten zählen VideoLinux, wie im Namen schon angedeutet auf die Videoproduktion fokussiert, die Small Business Edition mit an Unternehmen orientierter Programmauswahl, CAE Linux (Computer Aided Engineering Linux), das sich an Ingenieure richtet und technische Programme enthält, die Ruby on Rails LiveCD für Programmierer sowie die Spieleedition PCLinuxOS Supergamer. Des Weiteren gibt es zwei Versionen für Schulen, Edu~Los und Karoshi (server-orientiert), eine grafisch aufpolierte Version namens Granular Linux sowie einige weitere kleinere Derivate (PCLOS Myth Edition, Llama Linux, Amarok Live CD und Kid-Safe LiveCD).

PCLinuxOS und Mandriva Linux

Obwohl PCLinuxOS auf Mandriva Linux basiert und auch ein ähnliches "look and feel" hat, hat es sich immer weiter davon entfernt. Der Großteil der Pakete, zum Beispiel der Kernel, GCC oder KDE wurden unabhängig von Mandriva kompiliert. Es hat sein eigenes Repository, auf das mit APT und dessen Frontend Synaptic zugegriffen werden kann, während Mandriva weiterhin auf urpmi setzt. Weiterhin hat PCLinuxOS eigene Grafiken und Icons sowie eine eigene Menü-Struktur. PCLinuxOS ist vor allem für den Desktop-Einsatz bestimmt, während der Server-Einsatz eine eher geringe Rolle spielt.

Bei der Popularität bzw. Häufigkeit der Seitenaufrufe sowie der Logstatisik auf DistroWatch steht PCLinuxOS mittlerweile auf Platz eins (Stand: 2008-02-12), und damit vor Mandriva Linux.[6] Bei der DesktopLinux-Umfrage von August 2007 rangierte es jedoch ein Prozent hinter dem Original.[5]

Kritik

Im Unterschied zu Mandriva und anderen größeren Distributionen wird PCLinuxOS von einer unabhängigen Entwicklergemeinde ohne nennenswerte kommerzielle Interessen vertrieben, neben Bill Reynolds ist dies vor allem eine als Ripper-Gang bekannte Programmierergruppe. Als Nachteil dieser Entwicklungsform wird genannt, dass der Releasezyklus unregelmäßig erfolge und vergleichsweise viel Zeit zwischen den einzelnen Versionen vergehe. Zudem war lange Zeit keine gesonderte Version für 64-Bit-Prozessoren geplant,[1] erst Ende Oktober 2007 kam es im offiziellen Forum zu einer Ankündingung der Entwickler, eine solche zu entwickeln. Weiterhin findet von Seiten der Entwickler kaum Öffentlichkeitsarbeit statt.[7] Außerdem existiert bis jetzt noch keine offizielle Multilanguage-Unterstützung. Für die deutschsprachigen Benutzer gibt es jedoch eine inoffizielle Version, die bereits komplett auf Deutsch umgestellt wurde.[8]

Versionen

PCLinuxOS
Version Datum
MiniMe 2008 7. Januar 2008
2007 (alias 0.94) 21. Mai 2007
P.93a Big Daddy 21. August 2006
P.93a Junior 9. August 2006
P.93a MiniME 4. August 2006
P.93 MiniME 21. April 2006
P.92 21. November 2005
P.91 7. Juli 2005

Einzelnachweise

  1. a b Top Ten Distributionen: Ein Überblick über die heute führenden Distributionen bei Distrowatch.com
  2. a b Test von PCLinuxOS 2007 bei Linux.com
  3. Vergleichstest zwischen PCLinuxOS und Mandriva bei tecchannel.de
  4. "PC LinuxOS disappears" - Artikel in The Inquirer
  5. a b 2007 Desktop Linux Market Survey
  6. a b Artikel auf DesktopLinux.com zur Schwierigkeit, den Marktanteil der Distributionen zu bestimmen
  7. Artikel auf Desktoplinux.com
  8. PCLinuxOS.de