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Hottentotten

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„Hottentotten“ war eine in der Kolonialzeit von den Buren erstmals verwendete (Fremd-)Bezeichnung für das Volk der Khoi Khoi (mitunter auch kurz „Khoi“) im südlichen Afrika, zu denen die Volksgruppen der Nama und Orlam gehören. In der Folge wurde diese Bezeichnung von den Buren zumeist mit einem sehr abwertenden Zug (Pejoration) verwendet und wird heute allgemein in Bezug auf Rassismus und als Schimpfwort genutzt. Die Khoi Khoi wurden unter anderem für ihre Tradition der Genitalmanipulation bei Frauen bekannt, die sog. „Hottentottenschürze“. [1] Auf die künstliche Manipulation der Schamlippen wies bereits Alexander Merensky hin. [2]

Etymologie

Die nach dem heutigen Stand der Wissenschaft plausibelste Herleitung des Begriffs „Hottentotten“ stammt von einem Lied, das die Khoekhoen bereits im 17. Jahrhundert zur Begrüßung holländischer Händler sangen. Der Refrain klang nach „hot hot hot“, was die Holländer dazu veranlasste, diese Menschen „Hottentotten“ zu nennen. Die Bedeutung von „hot“ ist nicht bekannt.

Ein älterer, überholter Erklärungsversuch geht auf eine Eigenart der Khoisan-Sprachen zurück. Er ging von der Tatsache aus, dass diese Sprachen von – für europäische Ohren ungewohnten – Klick- und Schnalzlauten, so genannten ingressiven Verschlusslauten, durchsetzt sind. Diese Laute hätten dann die niederländischen Siedlern als Gestotter empfunden und die Khoi somit als „Stotterer“ (im nördlichen Dialekt des Afrikaans: hottentots) bezeichnet. Diese Herleitung des Begriffs „Hottentotten“ wird von den meisten Wissenschaftlern als falsch angesehen.

Es finden sich auch historische Erklärungen, nach denen das Wort Hottentotte auch nordafrikanischen Ursprunges (Hadendoa) sein könnte.

Der heutige Sprachgebrauch

Briefaufkleberwerbung des Linden-Museums Stuttgart: Von Kapstadt bis Windhuk. "Hottentotten" oder Khoekhoen? Die Rehabilitierung einer Völkergruppe
Briefaufkleberwerbung des Linden-Museums Stuttgart: Von Kapstadt bis Windhuk. "Hottentotten" oder Khoekhoen? Die Rehabilitierung einer Völkergruppe

Heute wird „Hottentotten“ im Sprachgebrauch oft mit Khoi Khoi ersetzt. Das Oxford Dictionary of South African English bezeichnet es als offensive (d. h. „anstößig, beleidigend, befremdlich, widerwärtig“). Die Homepage der Südafrikanischen Regierung nennt „Hottentotten“ einen Begriff früher europäischer Terminologie. In Namen oder Bezeichnungen aus der Tier- und Pflanzenwelt bleibt das Wort präsent; ein Beispiel sind die Hottentottenfeigen (Carpobrotus).

Der deutsche Sprachgebrauch

Das Deutsche Kolonial-Lexikon (1920), Band II, S. 77 ff schreibt dazu:

Hottentotten (s. Tafel 65, 66, 183). Die H. nennen sich selbst Koikoin, was soviel wie Menschen bedeutet. Als Naman faßt man dagegen jetzt am besten alle H.Stämme von Deutsch-Südwestafrika zusammen, obwohl diese Bezeichnung ursprünglich wohl nur für die vor 1800 dort vorhandenen Hottentotten galt. Das sonderbare Wort „Hottentott“ hat man meist als einen holländischen Spottnamen bezeichnen wollen, doch finden sich auch Erklärungen, nach denen es fremden, selbst nordafrikanischen Ursprunges (Hadendoa) sein sollte.

Das Wort fand über Matrosen und Kaufleute schon früh seinen Weg nach Deutschland. Verzerrte Berichte, Jägerlatein, Seemannsgarn und die Unkenntnis vor dem Fremden taten ihr übriges, um aus dem Hottentotten, den so gut wie nie ein Deutscher je gesehen hatte, den dummen August Afrikas zu machen. Der Hottentotte wurde so während des theaterverliebten Barockzeitalters zu einer afrikanischen komödiantischen Stilfigur, der sich auch bekannte deutsche Dichter nicht verschlossen. Auch als die Deutschen Jahrhunderte nach den Buren auf dem afrikanischem Boden Kolonien gründeten, übernahmen sie weiterhin unreflektiert viele Sichtweisen und Worte ihrer holländischen Nachbarn. Nun überwog jedoch die aus europäischer Sicht rückständige Lebensform der Khoi Khoi. Sie war es - neben der eigentümlichen Sprache - mit der sich von nun an das Wort „Hottentotte" verband.

Bis heute hat sich in Deutschland eine Redewendung gehalten: „Hier geht es zu wie bei den Hottentotten!“, sagt man, wenn es „drunter und drüber“ geht und keine Ordnung erkennbar ist.

Beispiele für die Verwendung des Wortes Hottentotten finden sich vor allem bei Karl May („Kaffern und Hottentotten“), Johanna Spyri (Heidi), Wilhelm Raabe, Mathias Claudius und Gotthold Ephraim Lessing.

Siehe auch

Rassismus, Sarah Baartman

Quellen

  1. Dr. med. Marion Hulverscheidt, Medizinhistorikerin und Ärztin: [1]
  2. www.medizinische-berufe.de[2]