Zum Inhalt springen

Caro-Kann-Verteidigung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. Februar 2008 um 11:12 Uhr durch Bernd Burow (Diskussion | Beiträge) (Hauptvarianten mit 3. Sb1-c3 / 3. Sb1-d2). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Fehler Vorlage:Schachbrett: Die Einbindung mit alter Syntax ist nicht mehr möglich!
Hilfe zur Umstellung auf die neue Syntax gibt es unter Vorlage:Schachbrett/Konvertieren

Bei der Caro-Kann-Verteidigung oder kurz Caro-Kann handelt es sich um eine Eröffnung des Schachspiels. Sie zählt zu den Halboffenen Spielen und ist in den ECO-Codes unter den Schlüsseln B10 bis B19 klassifiziert.

Die Grundstellung der Caro-Kann-Verteidigung entsteht nach den Zügen (siehe auch: Schachnotation):

1. e2-e4 c7-c6

Geschichte

Der Name geht auf eine 1886 in der Wiener Zeitung Brüderschaft veröffentlichte Analyse durch Horatio Caro und Marcus Kann zurück, obwohl die erste bekannte Partie mit dieser Eröffnung bereits 1847 gespielt wurde. 1910 wurde sie in der bekannten Kurzpartie Réti – Tartakower gespielt. Populär wurde die Eröffnung allerdings erst, als Aaron Nimzowitsch sie in sein Repertoire aufnahm. Bei einem Weltmeisterschaftskampf wurde die Caro-Kann-Verteidigung erstmals 1958 von Michail Moissejewitsch Botwinnik angewandt.

In der modernen Turnierpraxis ist der Zug 1. ... c7-c6 nach 1... c7-c5 (Sizilianische Verteidigung), 1... e7-e5 (Offene Spiele) und 1. ... e7-e6 (Französische Verteidigung) die vierthäufigste Antwort auf den meistgespielten Eröffnungszug 1.e2-e4. Prominente Vertreter der schwarzen Spielweise sind unter anderem der ehemalige Schachweltmeister Anatoli Karpow und Evgeny Bareev. Auch der amtierende Schachweltmeister Viswanathan Anand greift gelegentlich auf die Caro-Kann-Verteidigung zurück.

Strategische Grundidee

Mit seinem Eröffnungszug plant Schwarz die nachfolgende Expansion im Zentrum mit 2. ... d7-d5. Im Gegensatz zur Skandinavischen Verteidigung, bei der direkt im ersten Zug d7-d5 gespielt wird, kann Schwarz nach etwaigem Schlagen des Bauerns (e4xd5) nun seinerseits mit einem Bauern zurückschlagen (c6xd5) und somit seine Zentralstellung behaupten. Caro-Kann verfolgt insoweit die gleiche Idee wie die Französische Verteidigung, 1. ... e7-e6. Wesentliche Unterschiede zur französischen Verteidigung bestehen unter anderem darin, dass der weißfeldrige Läufer c8 auf der Diagonalen c8-h3 entwickelt werden kann und nicht durch den Bauern e6 blockiert ist. Zudem gibt Schwarz in den Hauptvarianten nach 3. Sb1-c3 bzw. 3. Sb1-d2 bereits im dritten Zug sein Bauernzentrum auf (d5xe4), wohingegen der Weißspieler gegen die französische Verteidigung keine Möglichkeiten besitzt, diesen für Schwarz zweischneidigen Bauerntausch zu erzwingen.

Varianten

Die Hauptvarianten von Caro-Kann ergeben sich nach den weiteren Zügen:

2. d2-d4 d7-d5

Fehler Vorlage:Schachbrett: Die Einbindung mit alter Syntax ist nicht mehr möglich!
Hilfe zur Umstellung auf die neue Syntax gibt es unter Vorlage:Schachbrett/Konvertieren.

Hauptvarianten mit 3. Sb1-c3 / 3. Sb1-d2

Weiß erhält die Spannung im Zentrum aufrecht, indem er den Bauern e4 deckt. Die Varianten nach 3. Sb1-c3 oder 3. Sb1-d2 gehen nach dem Schlagzug 3. ... d5xe4 ineinander über. Der ehemalige Schachweltmeister Karpow bevorzugte in seiner aktiven Zeit die Entwicklung nach d2, um im Modernen System – 3. ... g7-g6 und folgendem Läuferfianchetto nach g7 – seinen Bauern auf d4 mittels c2-c3 stützen zu können. 3. Sb1-c3 d5xe4 4. Lf1-c4 ist das Van Hennig-Gambit.

Varianten nach 3. Sb1-c3 (bzw. 3. Sb1-d2) d5xe4 4. Sc3xe4:

  • Klassisches System: 4. ... Lc8-f5 5. Se4-g3 Lf5-g6

Der Ausflug des weißfeldrigen Läufers lädt Weiß zu dem aggressiven und meistgespielten Zug in dieser Stellung ein: 6. h2-h4. Es droht h4-h5 mit Läufergewinn. Schwarz verschafft seinem Läufer deshalb durch 6. ... h7-h6 das Fluchtfeld h7. In dieser Variante rochieren beide Seiten in der Regel lang. Weiß versucht seinen Raumvorteil am Königsflügel und im Zentrum auszunutzten, während Schwarz versucht, auf der halboffenen d-Linie Druck auszuüben und das weiße Zentrum ggf. durch den Hebel c6-c5 zu sprengen. Der vorgerückte weiße h-Bauer kann im Endspiel zur Schwäche werden.

Die Idee dieses soliden Systems ist es, den weißen Springer auf e4 mit 5. ... Sg8-f6 anzugreifen und im Falle eines Abtausches auf f6 mit dem Springer von d7 zurückzuschlagen, um eine Schwächung der Bauernstellung zu vermeiden. Weiß hat die Möglichkeit, mit dem aggressiven 5. Se4-g5 und folgendem Lf1-d3, Sg1-f3 und ggf. Dd1-e2 Springeropfer auf f7 oder e6 vorzubereiten. Die sechste und letzte Partie des Wettkampfes zwischen dem Schachcomputer Deep Blue und dem ehemaligen Schachweltmeister Kasparow am 11. Mai 1997 wurde durch ein solches Springeropfer auf e6 zugunsten des Schachcomputers entschieden. Bei genauem Spiel kann Schwarz solche Opfer vermeiden und auf ein vollwertiges Spiel hoffen.

In dieser Variante nimmt Schwarz einen Doppelbauern in Kauf und erhält dafür auf der halboffenen g-Linie und durch sein Bauernzentrum aktives Spiel. Allerdings hat der schwarze Aufbau auch erhebliche Nachteile: der Doppelbauer macht das schwarze Spiel unflexibler und der isolierte h-Bauer neigt im Endspiel zur Schwäche.

Hier verfügt Weiß über eine Bauernmehrheit auf dem Damenflügel (4 weiße gegen 3 schwarze Bauern), weshalb ein Bauern- oder Leichtfigurenendspiel für Schwarz meistens verloren ist. Zwar verfügt auch Schwarz über eine Bauernmehrheit auf dem Königsflügel, diese führt wegen des Doppelbauern aber zu keinem Freibauern. Dafür erreicht Schwarz eine schnelle Figurenentwicklung und nach der kurzen Rochade eine sichere Königsstellung.

Varianten mit 3. Sb1-c3 ohne Tausch auf e4:

Fehler Vorlage:Schachbrett: Die Einbindung mit alter Syntax ist nicht mehr möglich!
Hilfe zur Umstellung auf die neue Syntax gibt es unter Vorlage:Schachbrett/Konvertieren.

Der Panow-Angriff

3. e4xd5 c6xd5 4. c2-c4 Sg8-f6 5. Sb1-c3. Schwarz hat zwei Hauptfortsetzungen:

  • Mit 5. ... e7-e6 verzichtet Schwarz auf die Entwicklung seines weißfeldrigen Läufers nach f5 oder g4 und befestigt sein Zentrum. Nach 6. Sg1-f3 Lf8-e7 7. c4xd5 Sf6xd5 8. Lf1-d3 entsteht eine typische Isolani-Stellung, wie sie sonst oft im angenommenen Damengambit vorkommt.
  • Nach 5. ... Sb8-c6 beginnt ein eigenständiger Variantenkomplex, der teilweise zu sehr konkretem Spiel führt und bis ins Endspiel analysiert ist. Zwar kann Schwarz seinen Läufer weiterhin nach f5 oder g4 entwickeln, er muss aber dafür mit dem Vorstoß c4-c5 rechnen, der mit dem schwarzen Springer auf c6 wesentlich stärker ist als ohne: nach dem Bauernhebel b7-b6 ist dieser ungedeckt und kann mittels Lf1-b5 angegriffen werden.

Die Vorstoßvariante

Im Gegensatz zur Vorstoßvariante der Französischen Verteidigung entwickelt Schwarz nach 3. e4-e5 zumeist seinen Läufer mit 3. ... Lc8-f5, um im nächsten Zug mit e7-e6 den Punkt d5 zu festigen und den Bauernhebel c6-c5 vorzubereiten. Weiß hat zahlreiche Möglichkeiten im vierten Zug: Lf1-d3, h2-h4, g2-g4, Sg1-e2, c2-c4, c2-c3, Lc1-e3, Sb1-d2, c2-c3, f2-f4 sowie

  • Das positionelle Short-System: 4. Sg1-f3 und
  • Das scharfe Van der Wiel-System: 4. Sb1-c3 e7-e6 5.g2-g4 Lf5-g6 6. Sg1-e2

Die Varianten mit f2-f4, c2-c3 und Lc1-e3 können auch durch Zugumstellung ineinander übergehen.

Oft wird der Schwarze Läufer auf f5 das Ziel weißer Angriffe, etwa durch g2-g4, h2-h4-h5 oder Sg1-e2-g3 bzw. Sg1-e2-f4 oder kann im Falle einer Öffnung des Damenflügels durch c2-c4 dort fehlen. Deshalb gewinnt in letzter Zeit die Fortsetzung 3. ... c6-c5 wieder an Popularität.

Nebenvarianten

  • Abtauschvariante: 3. e4xd5 c6xd5 4. Lf1-d3. Nach folgendem c2-c3 und e7-e6 entspricht diese Stellung der Abtauschvariante des Damengambits mit vertauschten Farben.
  • Mit 3. f2-f3 wird zwar der Bauer e4 gedeckt; dieser Zug gilt allerdings als zweischneidig, da er nichts für die Entwicklung der Figuren leistet. Schwarz kann gut mit 3. ... e7-e6 oder 3. ... g7-g6 fortsetzen. Nicht selten wird mit 3. ... d5xe4 4. f3xe4 e7-e5 (drohendes Damenschach auf h4) fortgesetzt, womit die Situation im Zentrum etwas geklärt wird und Schwarz freies Figurenspiel erhält. Analog zum Blackmar-Diemer-Gambit kann der Anziehende stattdessen (nach 3. ... d5xe4) auch einen Bauern mit 4. Sb1-c3 opfern.
  • Von Hennig-Gambit: 3. Sb1-c3 d5xe4 4. Lf1-c4 Sg8-f6 5. f2-f3 e4xf3 6. Sg1xf3 (Variante des Blackmar-Diemer-Gambits)
  • Zweispringer-System: 2. Sg1-f3/Sb1-c3 d7-d5 3. Sb1-c3/Sg1-f3
  • Apocalypse Attack: 2. Sg1-f3 d7-d5 3. e4xd5 c6xd5 4. Sf3-e5
  • Breyer-Variante: 2. d2-d3
  • Anti-Caro-Kann: 2. c2-c4

Literatur

  • Anatoli Karpow: Caro-Kann-Verteidigung – richtig gespielt. Beyer, Hollfeld 2005, ISBN 3-88805-482-6