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Bahnstrecke Nürnberg-Stein–Unternbibert-Rügland

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Bibertbahn
Kursbuchstrecke: 898
Streckennummer: 5905
Länge: 32,8 Kilometer
Bundesland: Bayern
Verlaufsrichtung: Ost-West
Ausbau: eingleisig
nicht elektrifiziert
Verlauf
Strecke
Bahnstrecke von Nürnberg Hbf
Bahnhof
0,0 Nürnberg-Stein
Abzweig nach links
Bahnstrecke nach Crailsheim
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
2,5 Fürth Süd
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
4,6 Zirndorf-Altenberg
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
6,9 Leichendorf
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
9,5 Weinzierlein
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
13,2 Ammerndorf (Mittelfr)
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
16,0 Vincenzenbronn
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
18,5 Großhabersdorf
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
Schwaighausen
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
21,4 Münchzell
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
24,4 Herpersdorf
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
26,6 Dietenhofen (Mittelfr)
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
28,3 Leonrod
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
30,3 Ebersdorf (Mittelfr)
32,8 Unternbibert-Rügland

Die Bibertbahn war eine Nebenbahn ins Biberttal über Großhabersdorf nach Unternbibert-Rügland und zweigte westlich des Bahnhofs Nürnberg-Stein im Nürnberger Stadtteil Gebersdorf von der Hauptstrecke Nürnberg–Ansbach ab. Sie war eingleisig mit Begegnungsabschnitten in den Bahnhöfen Zirndorf-Altenberg, Ammerndorf, Großhabersdorf, Dietenhofen und Unternbibert-Rügland. Die Bibertbahn war nicht elektrifiziert, alle Züge verkehrten von bzw. nach Nürnberg Hauptbahnhof über Nürnberg-Schweinau. Besondere Bedeutung hatte die Bahn für Leichendorf wegen der dort ansässigen Ziegeleien.

Neben den Namen Bibertbahn und Biberttalbahn war auch der Kosename „Bibertbärbala“ (Verniedlichung von Bärbel bzw. Barbara) üblich.

Planung und Bau

Am 15. Mai 1875 wurde die Bahnstrecke Nürnberg–Crailsheim eröffnet, die ursprünglich geplante Trassenführung durch das Biberttal wurde durch den Industriellen Graf Faber-Castell verhindert, der eine Führung nahe seiner Fabriken in Stein durchsetzte. Im Februar 1894 trafen sich 200 Männer aus dem Biberttal und berieten über den Bahnanschluss des Oberen Bibertgrunds. Daraus gründet sich ein Eisenbahnkomitee, das am 17. März 1894 bei der Lokalbahn Aktien-Gesellschaft die Verlängerung der Rangaubahn von Cadolzburg nach Großhabersdorf beantragte. Der Antrag wurde abgelehnt, auch weil der Untergrund einen Eisenbahnbau zu teuer erscheinen ließ. Am 4. Dezember 1894 stellte das Komitee den Antrag, eine Lokalbahn von Zirndorf über Ammerndorf nach Rügland zu errichten. Dieses Projekt wurde am 28. August 1896 gestoppt. In den Jahren 1903 und 1905 folgten weitere erfolglose Versuche.

Am 10. und 27. März 1907 schrieb der Großhabersdorfer Pfarrer Gruber Eingaben. Per Gesetz wurde am 23. Juni 1908 der Bayerischen Staatseisenbahnverwaltung die Genehmigung für Bau und Betrieb einer Lokalbahn vom Bahnhof Stein nach Unternbibert-Rügland genehmigt. Die Bauarbeiten begannen im Oktober 1912. Am 30. September wurde die Rednitzbrücke bei Fürth Süd einer Belastungsprobe durch zwei Dampflokomotiven mit angehängten beladenen Güterwagen unterzogen. Am 22. Mai 1914 wurde der Betrieb bis Dietenhofen aufgenommen, am 1. Juni 1915 auf dem Restabschnitt bis Rügland.

Pfarrer Gruber

Ohne das Engagement des im Volksmund „Eisenbahnpfarrer“ genannten Pfarrer Gruber, hätte es die Bibertbahn nie gegeben, deswegen verlieh ihm Großhabersdorf bereits 1914 die Ehrenbürgerwürde. Der Markt Ammerndorf stiftete ihm 1931, drei Monate vor seinem 80. Geburtstag, eine Gedenktafel, die an einem Sandsteinobelisken am Marktplatz zu finden ist.

Brücke der Bibertbahn über die Rednitz bei Fürth Süd

Betrieb

1926 übernahm die Gruppenverwaltung Bayern der Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (DRG) den Betrieb von den Bayerischen Staatseisenbahnen.

In der Zeit zwischen 1955 und 1960 wurden 10 der insgesamt 74 Bahnübergänge mit Blinklichtern ausgestattet. Zwischen 1958 und 1962 wurden die Gleise auf der kompletten Strecke erneuert. Zur 125-Jahr-Feier der ersten Deutschen Eisenbahn besuchte 1959 der Adler-Nachbau den Bibertgrund, in Ammerndorf wurde ein Film gedreht.

Zusätzliche Haltepunkte

Am 15. März 1919 stellte die Stadt Fürth den Antrag auf Errichtung eines Haltepunktes zwischen Stein und Zirndorf-Altenberg, am 26. Oktober 1921 hielt der erste Zug in Fürth Süd.

Am 17. August 1931 genehmigt die DRG die Errichtung eines Haltepunktes in Leonrod, dieser erscheint wenige Wochen später erstmals im Winterfahrplan 1931/32.

Bei Schwaighausen existierte ein Haltepunkt.

Stilllegung

Die restlichen Schienen der Bibertbahn

Am 26. September 1971 wurde auf der Streckenabschnitt zwischen Großhabersdorf und Rügland stillgelegt, am 26. September 1986 der Streckenabschnitt zwischen Leichendorf und Großhabersdorf.

Als Anfang der 1980er Jahre die geplante Stilllegung der Bibertbahn im Rahmen des sogenannten „Dollinger-Gohlke-Plans“ bekannt wurde, formierte sich Widerstand in der Bevölkerung. Die gegründete Bürgerinitiative „Rettet die Bibertbahn“ veranstaltete unter anderem anlässlich des 70-jährigen Jubiläums Sonderfahrten am 9. September 1984 zur Großhabersdorfer Kirchweih.

Hauptforderung waren:

  • Ausweitung des Angebots der üblichen zwei „Alibi-Zugpaare“ („Da fahren doch Züge, aber keiner fährt mit.“),
  • Neue Triebwagen (Baureihe 628) für den Einmannbetrieb der Linie,
  • Beendigung der Konkurrenz zwischen Bahn und Bahnbus und
  • Errichtung zusätzlicher Haltepunkte am östlichen Ortsrand von Großhabersdorf, bei Wintersdorf und in Zirndorf in der Nähe des Zirndorfer Bades und des Landkreisgymnasiums sowie die Verlegung des Haltepunktes Weinzierlein.

Obwohl die Bürgerinitiative einen Privatinvestor gefunden hatte, ließ die Bundesbahn im Dezember 1986 die Gleise entfernen, da weder die Bürgerinitiative noch der Privatinvestor bereit waren, den bereits von der Bundesbahn bestellten Gleisbauzug zu bezahlen.

Am 1. Januar 1994 wurde der Güterverkehrs zwischen einer Anschlussstelle bei Kilometer 2,4 und Leichendorf eingestellt.

Lokomotiven und Triebwagen

Auf der Bibertbahn wurden die folgenden Dampflokomotiven eingesetzt:

Diese Diesellokomotiven kamen zum Einsatz:

Datei:614036-069-22.jpg
Nahverkehrszug im Haltepunkt Weinzierlein, Juli 1986

Mit diesen Triebwägen wurde die Strecke bedient:

Ausblick

Im Rahmen der geplanten Stadt-Umland-Bahn im Landkreis Fürth sollte unter Einbeziehung der Rangaubahn und des Gleisstumpfes nach Leichendorf ein Netz aus vier Linien aufgebaut werden. Die beiden Linien in Richtung Nürnberg hätten auf einer im „Intraplan-Gutachten“ für die Stadt Nürnberg vorgeschlagenen Straßenbahnlinie bis nach Nürnberg durchgebunden werden sollen. Wegen Vorbehalten der Stadt Zirndorf und dem Beschluss Nürnbergs, eine U-Bahn ins „Tiefe Feld“ zu bauen, wurde dieser Plan verworfen.

Darauf folgte der Vorschlag der Kombi-Bahn, einer Bahn, die im Landkreis oberirdisch als eisenbahnähnliche Stadtbahn verkehrt und im Stadtgebiet ins U-Bahn-Netz eingeführt wird. Diese Pläne wurden verworfen, als sich die Stadt Nürnberg entschloss, die geplante U-Bahnlinie vollautomatische zu betreiben. Geplant ist daher inzwischen, die U-Bahnlinie 3 in den Landkreis weiterzuführen und nach der Verbindungsstraße West zu gabeln. Der Südast soll mit einem U-Bahnhof auf Höhe der Bushaltestelle Altenberg West den Oberasbacher Ortsteil Altenberg erschließen, der Nordast am Zirndorfer Bahnhof eine Umsteigemöglichkeit zur Rangaubahn bieten.

Kritiker entgegnen, dass noch offen sei, ob dieses Vorhaben wirtschaftlich ist, wann die automatische U-Bahn den Betrieb aufnimmt, wann und ob sie jemals die Landkreisgrenze beim Haltepunkt Fürth Süd, der dann Gebersdorf heißen soll, erreichen wird. Inzwischen hat sich eine Interessengemeinschaft Bibertbahn (IG Bibertbahn) gegründet, welche die Reaktivierung der Bibertbahn als moderne Regionalbahn vorschlägt.

Die Stadt Nürnberg plant, gemäß einer mit der Deutschen Bahn getroffenen Absprache die in Gebersdorf ungenutzten 1,3 Hektar Bahnkörper anderweitig zu nutzen. Auf einem Teilstück sind die Gleise bereits seit längerem entfernt, dennoch müsste der Bereich hierzu erst von Bahnbetriebszwecken freigestellt werden, da er bisweilen noch als Eisenbahnstrecke „gewidmet“ ist. Der Stadtplanungsausschuss hat sich bereits dafür ausgesprochen, dass dort ein Rad-/Gehweg angelegt und Teile der Fläche anliegenden Grundstücksbesitzern zum Kauf angeboten werden sollen. Weiterhin sollen Flächen für den künftigen U-Bahnhof Gebersdorf sowie für eine oberirdische Abstellanlage vorgehalten werden. Die Städte Zirndorf und Oberasbach, die Grünen in Nürnberg, die Städte Zirndorf und Oberasbach sowie die Interessengemeinschaft Bibertbahn und der VCD lehnen diese Planung ab: Ein Verkauf der Flächen würde die Reaktivierung der Bibertbahn unmöglich machen. [1] Am 16. Mai 2007 hat der Nürnberger Stadtrat beschlossen, den Bebauungsplan „ehemalige Bibertbahn“ aufzustellen, allerdings sollen bis zum Abschluss einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung für die U-Bahnverlängerung in den Landkreis Fürth keine „unumkehrbaren Tatsachen“ geschaffen werden. [2]

Literatur

  • Wolfgang Bleiweis/Peter Ramsenthaler: Lokalbahn Nürnberg − Unternbibert-Rügland Schweinfurt 1996, ISBN 3-928786-48-2
  • Zirndorfer Eisenbahnfreunde (ZEF) e. V. Autor + Hrsg. der Literatur: "Schienenverkehr im Landkreis Fürth"

IG Bibertbahn

Einzelnachweise

  1. Nürnberger Nachrichten: Zug für Bibertbahn abgefahren?. Artikel vom 15. Mai 2007 (abgerufen am 15. Mai 2007)
  2. Nürnberger Nachrichten: Mehrheit bremst Bibertbahn dennoch aus. Artikel vom 17. Mai 2007 (abgerufen am 09. Oktober 2007)