Johannes Steinhoff
Johannes „Mäcki“ Steinhoff (* 15. September 1913 in Bottendorf / Thüringen; † 21. Februar 1994 in Bonn) war ein Fliegerass der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg und später General der Bundeswehr.
Leben
Als Sohn eines Mühlenbesitzers und Getreidekaufmanns absolvierte Steinhoff sein Abitur an der Klosterschule Roßleben und studierte anschließend an der Universität Jena Philologie. In Jena wurde er Mitglied der Landsmannschaft Suevia (heute Landsmannschaft Saxo-Suevia Erlangen). Nachdem er aus finanziellen Gründen das Studium aufgeben musste, trat er in die Kriegsmarine ein und wurde ein Jahr lang als Seeflieger ausgebildet. 1936 wechselte er zur neuen Luftwaffe und wurde nach seiner Ausbildung als Jagdflieger dem Jagdgeschwader 26 zugeteilt.
Steinhoff nahm am Zweiten Weltkrieg von Beginn an teil und stieg bereits im ersten Kriegsjahr zum Staffelkapitän auf. Er nahm sowohl am Westfeldzug 1940, der Luftschlacht um England und am Russlandfeldzug teil, war im Mittelmeer als auch in der „Reichsverteidigung“ gegen die alliierten Bombenangriffe gegen Ende des Krieges eingesetzt. Zuletzt war er im Rang eines Oberst Jagdflieger beim Jagdverband 44. Während dieser Zeit flog er über 900 Einsätze und war bei über 200 davon in Luftkämpfe verwickelt. Dabei gelangen ihm 176 Abschüsse, womit er an 22. Stelle unter den Jagdfliegern aller am II. Weltkrieg beteiligten Nationen rangiert; er selbst wurde rund ein Dutzend mal abgeschossen. Bei einem Start am 18. April 1945 in München-Riem verunglückte er mit seiner Me 262 und wurde schwer verletzt, schwere Verbrennungsnarben im Gesicht zeichneten ihn sein Leben lang. Steinhoff ist Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub und Schwertern.
Außerdem beteiligte er sich an der „Rebellion der Jagdflieger“, durch welche der Befehlshaber der Luftwaffe Hermann Göring abgesetzt werden sollte. Zusammen mit Adolf Galland und anderen Fliegerassen wollte er die Ablösung Görings durch Robert Ritter von Greim erreichen, was aber an Adolf Hitler scheiterte. In Folge dessen wurde Steinhoff seines Postens enthoben und dem Jagdverband 44 als Fluglehrer zugeteilt.[1]
Nach der Entlassung aus den Lazaretten - insgesamt war er zwischen 1945 und 1947 dauerhaft in Behandlung - lernte er in einem Majolikabetrieb Keramikmalerei. 1950 trat er in München in die Werbeagentur Gabler ein, die er im Juni 1952 wieder verließ, um als Gutachter für Fragen der Luftkriegführung im Amt Blank tätig zu werden. Zudem nahm er als Berater auch an den Verhandlungen zur Europäischen Verteidigungsgemeinschaft in Paris teil.
Ab November 1955 wieder Soldat, nahm er an einer Umschulung auf amerikanischen Kampfflugzeugen in den USA teil, bevor der Oberst a.D. Steinhoff im März 1956 zum Berufssoldaten ernannt wurde. Er war bereits ab 1954 einer der Hauptverantwortlichen für den Aufbau der Luftwaffe der Bundeswehr und flog auch das italienische Kampfflugzeug Fiat G.91. Steinhoff wurde bereits 1956 als Brigadegeneral Unterabteilungsleiter Planung in der Abteilung VI im Bundesministerium für Verteidigung in Bonn, aus der dann der Führungsstab der Luftwaffe (Fü L) stand. Im Zuge dieser Umgliederung wurde er als Stabsabteilungsleiter III im Fü L auch stellvertretender Chef des Stabes der Luftwaffe. 1960 wurde er deutscher militärischer Vertreter beim NATO-Militärausschuss in Washington D.C./USA (ab 1962 als Generalmajor), bevor er 1963 Kommandeur der 4. Luftwaffendivision in Aurich wurde. Es schloss sich 1965 die Verwendung als Chef des Stabes und Stellvertreter des Oberbefehlshabers der Alliierten Luftstreitkräfte Europa Mitte (engl. Allied Air Forces Central Europe = AAFCE) im Range eines Generalleutnants an, ehe er 1966 Inspekteur der Luftwaffe wurde. Als Inspekteur flog er selbst das umstrittende Kampfflugzeug F-104G Starfighter. Im Jahre 1971 wurde Steinhoff zum Vier-Sterne-General befördert und fungierte die folgenden drei Jahre als Vorsitzender des Militärausschusses der NATO-Streitkräfte. 1974 schied er aus dem aktiven Dienst aus.
Ehrungen
Für seine Arbeit beim Aufbau der Luftwaffe als auch bei der Integration der Bundeswehr in die NATO wurde Steinhoff vielfach geehrt. So erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern, den amerikanischen Legion of Merit und das Kommandeurkreuz der französischen Ehrenlegion. Das Jagdgeschwader 73 erhielt am 18. September 1997 ihm zu Ehren den Beinamen Steinhoff. Außerdem wurde die nach 1990 von der Bundeswehr übernommene Kaserne in Berlin-Gatow General-Steinhoff-Kaserne benannt.
Auszeichnungen
- Verwundetenabzeichen (1939) in Gold
- Flugzeugführer- und Beobachterabzeichen
- Frontflugspange für Jäger in Gold mit Anhänger Einsatzzahl „900“
- Ehrenpokal für besondere Leistung im Luftkrieg
- Eisernes Kreuz (1939) 2. und 1. Klasse
- Deutsches Kreuz in Gold
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub und Schwertern
- Ritterkreuz (30. August 1941)
- Eichenlaub (2. September 1942)
- Schwerter (28. Juli 1944); 82. Inhaber dieser Auszeichnung
- Große Bundesverdienstkreuz mit Stern
- Legion of Merit
- Kommandeurkreuz der französischen Ehrenlegion
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ http://www.luftwaffe.de/portal/a/luftwaffe/kcxml/?yw_contentURL=%2F01DB060000000001%2FW26VJG3X322INFODE%2Fcontent.jsp
Literatur
- In letzter Stunde. Verschwörung der Jagdflieger Vom Widerstand der Jagdflieger gegen Reichsmarschall Göring Flechsig, Mai 2005, ISBN 3-88189-592-2
- Die Straße von Messina. Tagebuch des Kommodore Flechsig, Mai 2005, ISBN 3-88189-593-0
- Deutsche im Zweiten Weltkrieg. Zeitzeugen sprechen. (mit Peter Pechel, Dennis Showalter, Geleitwort von Helmut Schmidt) Schneekluth München, 4. Auflage 1989, ISBN 3-7951-1092-0
- Heiner Möllers, General Steinhoff und die Luftwaffe, in: Militärgeschichte. Zeitschrift für die Historische Bildung, hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Potsdam, Heft 4/2006, S. 14-17. [1]
Weblinks
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Nigel Henderson | Vorsitzender des NATO-Militärausschussses 1971 - 1974 | Peter Hill-Norton |
Personendaten | |
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NAME | Steinhoff, Johannes |
ALTERNATIVNAMEN | Steinhoff, Johannes „Mäcki" |
KURZBESCHREIBUNG | Offizier der Luftwaffe im II. Weltkrieg (Ritterkreuzträger mit Schwertern), ab 1971 General der Deutschen Luftwaffe |
GEBURTSDATUM | 15. September 1913 |
GEBURTSORT | Bottendorf/Sachsen |
STERBEDATUM | 21. Februar 1994 |
STERBEORT | Bonn |
- Inspekteur der Luftwaffe (Bundeswehr)
- Mann
- Deutscher
- Militärperson im Nationalsozialismus, Luftwaffe
- Militärperson (NATO)
- Inspekteur (Bundeswehr)
- Pilot
- Jagdpilot (Zweiter Weltkrieg)
- Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes
- Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern
- Geboren 1913
- Gestorben 1994
- Landsmannschafter