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Antonín Dvořák

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Antonin Dvorak

Antonín Leopold Dvořák, (* 8. September 1841 in Nelahozeves (Mühlhausen an der Moldau); † 1. Mai 1904 in Prag) war ein böhmischer Komponist.

Leben

Herkunft und Jugend

Antoníns Vater František Dvořáks betrieb eine Gaststätte und einen Metzgerladen, den er von seinem Vater geerbt hatte. Seine Mutter Anna Zděnková war die Tochter eines Gutsaufsehers. Die beiden hatten am 17. November 1840 geheiratet, Antonín war das erste von neun Kindern dieser Ehe.

Mit sechs Jahren ging er in die Schule von Nelahozeves und begann, von seinem Lehrer auch Geigenunterricht zu bekommen. 1853 übersiedelte er nach Zlonice, um beim dortigen Kantor Antonín Liehmann weiter Musik zu lernen. Während dieser Zeit spielte Dvořák gelegentlich aushilfsweise Orgel, wirkte in der Kapelle seines Lehrers mit und fing an zu komponieren.

Im Herbst 1856 ging Dvořák nach Česká Kamenice, vermutlich um seine Deutschkenntnisse aufzubessern und sich für die (deutschsprachige) Prager Orgelschule vorzubereiten. Ab Oktober 1857 besuchte er für zwei Jahre die Orgelschule, daneben eine Allgemeinschule, und gleichzeitig trat er als Bratschist in das zweimal jährlich auftretende Orchester des Cäcilienvereins ein.

Erste Jahre als Berufsmusiker

Da seine Versuche, eine Stelle als Organist zu erlangen, scheiterten, arbeitete er ab Sommer 1859 als Bratschist in der Kapelle von Karl Komzák, die in Kaffeehäusern und auf öffentlichen Plätzen Potpourris, Ouvertüren und Tänze spielte. Dieses Leben als Musiker zog sich über 11 Jahre hin, ohne dass Dvořák mit Kompositionen an die Öffentlichkeit ging. Nach den überlieferten Werken zu urteilen, scheint er jedoch autodidaktisch seinen Kompositionsstil fast planmäßig weiterentwickelt zu haben, angefangen bei Mozart über Mendelssohn und Schumann bis zu Wagner am Ende der 1870er Jahre. In den musikalischen Formen lag der Schwerpunkt zunächst beim Streichquartett.

Ab 1862 spielte Komzáks Kapelle auch im neueröffneten Prager Interimstheater, um 1865 vollständig in dem Opernorchester aufzugehen. Das Interimstheater war – bis zum Bau des Nationaltheaters – das erste Theater, in dem sich national geprägte tschechische Opern und Schauspiel entwickeln konnten. Eine wichtige Rolle in diesem Umfeld spielte Bedřich Smetana, dessen Opern Die Brandenburger in Böhmen und Die verkaufte Braut 1866 uraufgeführt wurden.

Ab 1865 erteilte Dvořák neben seiner Arbeit am Theater Klavierunterricht. Zu seinen Schülerinnen gehörten die Schwestern Josefina und Anna Čermáková. In die 16jährige Josefina verliebte er sich unglücklich, die zu der Zeit 11jährige Anna heiratete er acht Jahre später, am 17. November 1873.

Schritt an die Öffentlichkeit

1870 schrieb Dvořák seine erste Oper Alfred auf ein deutschsprachiges Libretto, die aber zu seinen Lebzeiten nie aufgeführt wurde und wohl eher ein Übungsstück darstellte. Das erste für die Öffentlichkeit bestimmte Werk war die Oper Der König und der Köhler auf ein Libretto in tschechischer Sprache von Bernhard J. Lobeský. Um mehr Zeit für das Komponieren zu haben, gab er im Juli 1871 seine Stelle als Orchestermusiker auf. Gleichzeitig mit der Komposition führte er im Laufe der Jahre 1871-73 Lieder, kammermusikalische Werk und den Hymnus Die Erben des Weißen Berges für Chor und Orchester auf, die gut bis enthusiastisch aufgenommen wurden.

Allein mit seiner Oper Der König und der Köhler hatte er weniger Glück. Die 1873 am Interimstheater aufgenommen Proben wurden bald abgebrochen, weil das Werk als zu schwierig und unsingbar erachtet wurde. Dvořák überdachte daraufhin seinen Kompositionsstil und wandte sich von der Neudeutschen Schule ab. Seine Oper schrieb er komplett neu und führte sie im November 1874 erfolgreich auf.

1874 begann Dvořák an einer privaten Musikschule zu unterrichten und trat im Februar eine Organistenstelle an, die er bis Februar 1877 behielt.

Internationaler Durchbruch

In den Jahren 1874 bis 1877 wurde ihm ein jährlich ein staatliches Stipendium verliehen. Mitglied der begutachtenden Kommission war Eduard Hanslick, später auch Johannes Brahms. Dieser verhalf ihm 1877 schließlich zu seinem endgültigen Durchbruch, indem er sich bei seinem Verleger Fritz Simrock für die Veröffentlichung der Klänge aus Mähren, einer Sammlung von Duetten, einsetzte. Gleichzeitig war dies der Beginn einer lebenslangen Freundschaft zwischen den beiden Komponisten.

Auslandsreisen

1884 unternahm Dvořák auf Einladung der Philharmonic Society die erste von mehreren Reisen nach London. Als Auftragswerke für Birmingham bzw. Leeds entstanden in diesem und dem folgenden Jahr die Oratorien Die Geisterbraut (nach einer Ballade von Karel Jaromír Erben) und Die Heilige Ludmilla.

Nach der ersten Londonreise legte sich Dvořák eine Sommerresidenz in Vysoka (bei Příbram) zu, wo er fernab der Stadt seiner Liebe zur Natur nachgehen konnte. Auch in seiner öffentlichen Tätigkeit lässt sich ab 1887 eine ruhigere Phase ausmachen, in der er weniger Aufträge annahm, ältere werke überarbeitete und die Oper Die Jakobiner schrieb.

Anfang 1889 ging Dvořák auf Einladung der Kaiserlichen russischen Musikgesellschaft auf eine Konzertreise nach Moskau und Petersburg. Nach einem weiteren Besuch in London kehrte er nach Prag zurück, wo er die Ehrendoktorwürde der Karlsuniversität verliehen bekam. Im Oktober 1890 nahm er schließlich eine Stelle als Professor am Konservatorium an, die ihm schon im Januar 1889 angeboten worden war, die er aber zu der Zeit wegen der anderen Verpflichtungen ausgeschlagen hatte.

Musik

In seinem Werk verband er Einflüsse von Klassik und Romantik mit Elementen der Volksmusik. Zu seinen Hauptwerken gehören seine neun Sinfonien (darunter am bekanntesten die Nr. 9, Aus der Neuen Welt), das Cellokonzert, Oratorien von unvergleichlicher Suggestivkraft, wie das Stabat Mater und das Requiem, zahlreiche Kammermusikwerke, die 16 slawischen Tänze und die Oper Rusalka.

Mit Dvořáks vielseitigem Werk fand das tschechische Musikschaffen seine unverwechselbare nationale Identität. Was Bedřich Smetana mit den nationalen Stoffen und folkloristischen Zügen einiger seiner Opern und mit seinem Zyklus "Mein Vaterland" eingeleitet hatte, führte Dvořák zu einem beeindruckenden Höhepunkt. Unbeirrt von ideologischen Strömungen ging er seinen eigenen Weg und ließ es sich nicht nehmen, sowohl Richard Wagner als auch Johannes Brahms in gleicher Weise zu bewundern.

Heimatliebe, Naturverbundenheit, tiefe Religiosität, aber ebenso berauschende Lebensfreude kommen im Werk dieses bescheidenen Menschen zum Ausdruck, der geduldig eine lange Durststecke des Misserfolgs durchstand, bis durch die Empfehlung von Brahms seine "Slawischen Tänze" im Druck erschienen und die Musikwelt auf ihn aufmerksam wurde. Mit unübertrefflichem Einfallsreichtum hat Dvořák stets mitreißende Musik geschaffen. Nachdem zunächst nur wenige seiner Werke im internationalen Musikbetrieb Fuß gefasst hatten, machten Pioniertaten wie die Gesamteinspielung seiner Sinfonien durch István Kertész bewusst, dass das gesamte Werk des böhmischen Meisters Beachtung verdient.