Zum Inhalt springen

Schweizerdeutsch

Dies ist ein als exzellent ausgezeichneter Artikel.
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. Februar 2008 um 13:31 Uhr durch 89.61.225.110 (Diskussion) (nowiki am Ende gelöscht). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Schweizerdeutsch (Schwyzerdütsch)

Gesprochen in

Schweiz, als alemannischer Dialekt angesehen auch: Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien
Sprecher Geschätzte 4'450'000 Sprecher
Linguistische
Klassifikation

Indogermanische Sprachfamilie Germanische Sprachen

Westgermanische Sprachen
Deutsche Sprache
Oberdeutsche Sprache
Hochalemannisch
  • Schweizerdeutsch
Offizieller Status
Amtssprache in de juro nirgendwo,
wird in der Schweiz jedoch nahezu in jeder Situation gesprochen
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

gsw

Der geografische Sprachraum des Schweizerdeutschen

Schweizerdeutsch (schweizerdt.: Schwyzerdütsch bzw. Schwiizertüütsch) ist eine Sammelbezeichnung für diejenigen hochalemannischen Dialekte, die in der Schweiz gesprochen werden.

Für die in der Schweiz gesprochene Ausprägung des Standarddeutschen siehe: Schweizer Hochdeutsch.

Sprachwissenschaftliche Präzisierung des Begriffs

Verbreitungsgebiet der heutigen oberdeutschen Mundarten

Aus sprachwissenschaftlicher Sicht gibt es keine Sprachgrenzen zwischen den alemannischen Dialekten des Schweizerdeutschen und den übrigen alemannischen (Elsass, Baden-Württemberg, das bayrische Schwaben, Vorarlberg, Liechtenstein, Walsersiedlungen) beziehungsweise sonstigen deutschen Dialekten, sondern nur ein Dialektkontinuum. Zwischen den deutsch-alemannischen Dialekten in der Schweiz und den übrigen alemannischen Dialekten besteht ein pragmatischer Unterschied: Die schweizerdeutschen Dialekte werden in fast allen Gesprächssituationen vorrangig benutzt, während im übrigen alemannischen Sprachraum die deutsche Standardsprache die Ortsdialekte inzwischen vielfach als vorrangige Sprache verdrängt hat.

Das deutsch-alemannische Dialektkontinuum in der Schweiz unterscheidet hunderte von Deutschschweizer Mundarten. Die starke topografische Kammerung der Schweiz und die relativ geringe Mobilität bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts haben dazu geführt, dass sich die Ortsdialekte zum Teil sehr stark voneinander unterscheiden, so dass sogar die Deutschschweizer untereinander Verständigungsprobleme haben können. So haben beispielsweise viele Schweizer Dialektsprecher Mühe, das Walliserdeutsch zu verstehen. Neben den unterschiedlichen Aussprachen sind insbesondere Flurnamen, Bezeichnungen für Pflanzen, Werkzeuge, landwirtschaftliche Geräte und Ähnliches stark regional geprägt.

Gliederung der schweizerdeutschen Dialekte

Niederalemannisch

Zur Dialektgruppe des Niederalemannischen gehört in der Schweiz der Dialekt von Basel-Stadt, das Baseldeutsch. Kennzeichen dieses Niederalemannischen ist ein anlautendes k [] statt des hochalemannischen ch [x] oder [χ], beispielsweise Kind statt Chind. Das Niederalemannische wird zugleich nördlich des Bodensees und in jenem Teil des ehemaligen Landes Baden (im heutigen Baden-Württemberg) gesprochen, der südlich der Oos, des Flusses durch Baden-Baden, liegt. Auch viele elsässische Dialekte zählen zum Niederalemannischen.

Hochalemannisch

Fast alle hochalemannischen Dialekte werden in der Schweiz und Liechtenstein gesprochen. Zum Hochalemannischen gehören noch die Dialekte des äussersten Südwestens Baden-Württembergs, die Dialekte Vorarlbergs in Österreich sowie die Dialekte des Sundgaus im südlichen Elsass.

Höchstalemannisch

Die Mundarten des Wallis sowie der Walsersiedlungen, des Berner Oberlands, der Innerschweiz (ausser dem Kanton Luzern) und des Senselands (Kanton Freiburg) gehören zum Höchstalemannischen, dessen Kennzeichen Formen wie schnyyä, nüü(w)/nyyw, buu(w)e/büü(w)ä statt hochalemannischem schneie/schnäie, neu, boue/baue sind. Die Dialekte des Wallis und die von den Wallisern (Walsern) gegründeten Tochtersiedlungen in Norditalien und im Tessin bilden eine besonders konservative Untergruppe, das Walliserdeutsch beziehungsweise Walserdeutsch.

Die Mundart von Samnaun im Unterengadin gehört nicht zum Alemannischen, sondern zum Tirolerischen, also zum Bairisch-Österreichischen.

Schweizer Hochdeutsch und Schweizerdeutsch

Der Sprachgebrauch in der Schweiz unterscheidet sich dadurch von dem in Deutschland oder Österreich, dass ein deutlicher Gegensatz zwischen Dialekt und Standardsprache besteht: Dialekt und Standardsprache bilden also kein Kontinuum, in dem ein gleitender Übergang möglich wäre. Eine sprachliche Äusserung kann nicht auf mehr oder weniger dialektale oder standardsprachliche Art erfolgen; man spricht entweder Dialekt oder Standardsprache und wechselt zwischen beiden.

Die Dialekte werden in der Schweiz von allen sozialen Schichten im mündlichen Bereich als normale Umgangs- und Verkehrssprache verwendet; Dialekt zu sprechen ist also nicht sozial geächtet. Auch mit sozial höhergestellten Leuten und im Umgang mit Behörden ist das Sprechen des Dialekts in jeder Situation üblich.

Schweizer Hochdeutsch wird in der Schweiz hauptsächlich für schriftliche Äusserungen verwendet und wird deshalb auch oft «Schriftdeutsch» genannt.

In den letzten Jahrzehnten sind verstärkt Gebrauchsausweitungen des Dialekts zu Lasten des (Schweizer) Hochdeutschen festzustellen (wobei im Weiteren unter «Hochdeutsch» stets die deutsche Standardsprache (teilweise mit deutlichem Schweizer Akzent) zu verstehen ist):

  • Im mündlichen Bereich sollte das Hochdeutsche zwar offizielle Sprache des Schulunterrichts sein, doch beschränken sich die Lehrer aller Stufen oftmals darauf, nur den eigentlichen Unterrichtsgegenstand in Hochdeutsch zu erteilen; zwischendurch gemachte Bemerkungen und Anweisungen (beispielsweise Stefan, gang bis so guet s Fäischter go zuemache «Stefan, sei so gut und mach das Fenster zu!») erfolgen dagegen in der Mundart. Das Hochdeutsche wird damit zur Sprache der Distanz («Sprache des Verstandes»), der Dialekt zur Sprachform der Nähe («Sprache des Herzens»). Auch Zwischenfragen und ähnliche Interventionen von Schülern und Studenten erfolgen immer mehr im Dialekt. Diesen Zustand bestätigen auch indirekt die wiederholten Ermahnungen der Schulbehörden, das Hochdeutsche im Unterricht mehr zu pflegen.
  • Vor allem in den privaten Radio- und Fernsehkanälen wird praktisch nur noch Dialekt gesprochen. Da es viele Mitarbeiter aber gewohnt sind, ihre Sprechtexte auf Hochdeutsch niederzuschreiben, entsteht beim Ablesen oft eine stark hochdeutsch geprägte Sprachform mit den Lautformen des Dialekts, aber der Syntax und dem Wortschatz des Hochdeutschen: Mə befürchtət, das d Zaal dər Vərletztə, diə i Chrankchəhüsər yglifərət wordə sy, no beträchtləch aaschtygə chönnt statt mə befürchtət, das d Zaal vo də Vərletztə, wo i Schpitälər sy yglifərət wordə, no beträchtləch chönnt aaschtygə (Berndeutsch). In den staatlichen Medien gilt es zu differenzieren:
    • Im Radio (private Stationen und Schweizer Radio DRS) werden fast nur noch Nachrichten und politische Informationssendungen (z. B. Echo der Zeit) sowie das gesamte Programm des Kulturkanals (DRS 2) auf Hochdeutsch ausgestrahlt.
    • Im privaten und im Schweizer Fernsehen (SF) ist der Dialekt üblich in Unterhaltungsshows, in Soaps und Serien, im Kinderprogramm, in allen Sendungen mit ausgesprochenem Schweizbezug (Volksmusik, Regionalnachrichten), in analysierenden Sportsendungen, in allen Interviews und Diskussionen mit Deutschschweizern ausserhalb der Hauptnachrichten.
  • In Gemeinde- und Kantonsparlamenten ist es zum Teil üblich, die Voten im Dialekt abzugeben.
  • Im eidgenössischen Parlament wird jedoch, aus Rücksicht auf die französisch, italienisch und rätoromanisch Sprechenden, (Schweizer) Hochdeutsch gesprochen.
  • Auch in schriftlicher Verwendung ist das Hochdeutsche auf dem Rückzug, wo es sich um die Privatsphäre handelt:
    • E-Mails und SMS vor allem der jüngeren Generation
    • Sprache der Chatrooms
    • Kontaktanzeigen und Annoncen in Zeitungen.
  • Überdies werden in den hochdeutsch geschriebenen Zeitungen (zum Teil sogar in Weltblättern wie der «NZZ») in lokalem Zusammenhang immer öfter spezielle schweizerdeutsche Vokabeln verwendet (beispielsweise Töff für «Motorrad», Büsi für «Katze», Güsel (Zürich)/Ghüder (Bern) für «Müll»)

Die Deutschschweizer haben also mangelnde Übung im mündlichen Gebrauch des Hochdeutschen; weit verbreitet ist die Ansicht, diese offizielle Nationalsprache sei eigentlich eine Fremdsprache. Dies hat zur Folge, dass ein Aussterben des Dialekts nicht mehr zu befürchten ist. Hochdeutsch wird seit dem 1. Weltkrieg wenig geschätzt und als fremd empfunden. Andererseits klingt Schweizer Hochdeutsch auch für viele Schweizer selbst schwerfällig und ungelenk. Hinzu kommen auch aufgrund geschichtlicher Ereignisse vorhandene Vorbehalte und Vorurteile gegenüber den Deutschen und den Österreichern und damit verbunden oft auch eine ablehnende Haltung gegen das Hochdeutsche. Dialektsprache wird somit auch bewusst als Abgrenzung benutzt, wobei es nach einer Eingewöhnungszeit des guten Zuhörens auch von anderen deutschsprachigen Menschen, von ausserhalb der Schweiz, einigermassen gut zu verstehen ist, sofern diese selbst Dialektsprecher eines südlich der Benrather Linie gelegenen Dialektes sind.

Schweizerdeutsch ist durch die vorgenannten Faktoren zwar eher auf dem Vormarsch, andererseits durchläuft es in den vergangenen Jahrzehnten dramatische Veränderungen. Einerseits führen die massiven Migrationsbewegungen innerhalb des Landes zu einer Nivellierung hin zu Grossagglomerationsdialekten, andererseits hat der Konsum deutscher Medien zu einem Eindringen vieler hochdeutscher Elemente geführt. Durch diese Entwicklungen ergibt sich ein immer stärkeres Auseinanderdriften von passiver und aktiver Sprachkompetenz der Schweizer bezüglich der hochdeutschen Sprache. Während das Sprachverständnis (schriftlicher und gesprochener Hochsprache) schicht- und ausbildungsspezifisch demjenigen durchschnittlicher Einwohner Deutschlands in nichts nachsteht, wird die Ausdrucksfähigkeit und Gewandtheit beim eigenen Gebrauch zunehmend schwächer. Gleichzeitig wird das Schweizerdeutsche immer mehr mit hochdeutschen Vokabeln und Ausdrücken gesprochen. Doch auch das Englische wird immer mehr in der Alltagssprache der Jugend verwendet. So verwendet man oftmals z. B. „dä tescht isch easy gsi!“ anstatt des üblichen „dä tescht isch liecht gsi!“ (der Test war leicht!).

Merkmale

Schreibweise

Alle Mundarten beziehungsweise Dialekte im deutschsprachigen Raum haben eines gemeinsam: Es gibt für sie keine standardisierte Rechtschreibung. Genauso verhält es sich mit den schweizerdeutschen Dialektformen.

In der Dialektliteratur lassen sich grob gesehen zwei verschiedene Schreibsysteme unterscheiden: Entweder eine weitgehend phonologische Schreibung, beispielsweise in Eugen Dieths Vorschlag Schwyzertütschi Dialäktschrift, oder eine weitergehende Orientierung an der standarddeutschen Schreibung in der Tradition der älteren Dialektliteratur, beispielsweise in Werner Martis Vorschlag Bärndütschi Schrybwys.

Der Alltagsgebrauch, beispielsweise in SMS, Chat, E-Mail oder persönlichen Briefen, ist weitgehend unbeeinflusst von den Schreibungen der Dialektliteratur. Vielmehr ist die Einstellung verbreitet, man schreibe den Dialekt «nach Gefühl» oder «so, wie man es sagt», eine Einstellung, derzufolge die Rechtschreibung zur Domäne des Standarddeutschen gehört, nicht aber zum Dialekt.

Eine Sonderstellung hat das Baseldeutsche, und zwar insbesondere die Schnitzelbänke an der Basler Fasnacht, insofern als sich die Schreibung dieser traditionellen Literaturform stark am baseldeutschen Wörterbuch orientiert.

Im Grossen und Ganzen richten sich alle Verschriftungen des Schweizerdeutschen nach den Laut-Buchstaben-Zuordnungen der Standardsprache. Es gibt allerdings einige Abweichungen:

  • k und ck bezeichnen die Affrikate [k͡x].
  • gg bezeichnet einen anderen Laut als g, nämlich die (unaspirierte) Fortis [k].
  • y bezeichnet in einheimischen Wörtern und Namen immer [] oder [i]. Diese Verwendung geht auf eine spätmittelalterliche Ligatur aus ij zurück.
  • ä wird oft für das Schwa verwendet; diese Schreibung ist eine Besonderheit des Alltagsgebrauchs, während sie in der Dialektliteratur nur sehr selten anzufinden ist.

Vokale

Die meisten Schweizer Dialekte weisen die Merkmale der neuhochdeutschen Monophthongierung und Diphthongierung nicht auf. Somit gleichen sie diesbezüglich dem Mittelhochdeutschen:

Bewahrung der mittelhochdeutschen Monophthonge

Wie im Mittelhochdeutschen gilt: Huus [huːz̊] ist «Haus», Züüg [tsyːg] ist «Zeug», wiit [viːt] ist «weit» etc. Ausnahmen gibt es im Bündner Schanfigg (Hous [houz̊], wejt [veit]), in Unterwalden (Huis [huiz̊], wejt [veit]) und im Aostataler Issime (Hous [houz̊], wejt [weit]), wo die alten Längen alle diphthongiert sind. Eine weitere Ausnahme betrifft die Hiat-Diphthongierung der Langvokale vor Vokal, die in den nieder- und hochalemannischen Dialekten auftritt, nicht jedoch im höchstalemannischen (Beispiele: Mhd./höchstal. frii [v̊riː] «frei» – hoch-/niederal. frei [v̊rei]; mhd./höchstal. Suu [z̊uː] «Sau» – hoch-/niederal. Sou [z̊ou]; mhd./höchstal. nüü [nyː] «neu» – hoch-/niederal. nöi [nœi]). In weiten Teilen des östlichen Schweizerdeutsch werden die alten Diphthonge von den neuen lautlich unterschieden. So heisst es in Zürich: Bäi (Bai) [bæi] mit altem Diphthong, aber frei (frej) [vr̊iː] mit sekundärem Diphthong, wo es standardsprachlich gleich lautend «Bein, frei» heisst, oder aber Baum [baum] mit altem Diphthong, aber boue [bouə] mit sekundärem Diphthong für standardsprachlich gleich lautende «Baum, bauen».

Bewahrung der mittelhochdeutschen öffnenden Diphthonge

Während den mittelhochdeutschen öffnenden Diphthongen ie, ue, üe in der Standardsprache Monophthonge entsprechen (vergleiche Liebe, wo ie noch in der Schrift erhalten ist aber [] gesprochen wird), sind diese Diphthonge in den schweizerdeutschen Mundarten erhalten geblieben: lieb wird somit [liəb] ausgesprochen. Desgleichen gilt: Ein geschriebenes ue wird nicht ü, sondern ú-e [uə] ausgesprochen (mit Betonung auf dem -ú-), der Schweizer «Rudolf» ist also Ru-edi [ruədi], nicht Rüdi. Achtung: Muus [muːz°] ist «Maus», aber Mues (oder Muos) [muəz°] ist «Mus» - zum Frühstück gibt es also Müesli und nicht Müsli.

Endungen

  • Die meisten Dialekte unterscheiden zwei Nebensilbenvokale: -i und -ə, beispielsweise in i(ch) machə («ich mache», Indikativ) — i(ch) machi («ich mache», Konjunktiv). Höchstalemannische Dialekte wie das Walliserdeutsche haben teilweise einen noch erheblich differenzierteren Nebensilbenvokalismus, indem sie zusätzlich auch -a und -u unterscheiden: lauten der Singular und der Plural von «Zunge» in den meisten schweizerdeutschen Dialekten identisch Zunge, so heisst es in manchen Walliser Dialekten im Singular Zunga (wie althochdeutsch zunga), im Plural aber Zungu (vgl. althochdeutsch zungun).
  • Ein abschliessendes -n entfällt gewöhnlich («n-Apokope»), vor allem in der Endung -en (chouffe - kaufen, Haagge - Haken), aber auch in Wörtern wie Wy - «Wein» oder Maa - «Mann». Dabei taucht meistens ein Verbindungs-n zwischen Endvokalen und Anfangsvokalen wieder auf. (Bsp. I han es Buech «ich habe ein Buch»). Dieses Phänomen hat keine grammatikalische Bedeutung, sondern dient dazu, einen Hiatus zu vermeiden. Das passiert nicht nur bei Verben, sondern auch bei anderen Wortarten. (Bsp. I han es Buech, won är mir ggää het «ich habe ein Buch, das er mir gegeben hat»). Gewisse alpine Mundarten (bes. östliches Berner Oberland, oberes Prättigau und Lötschental) haben die n-Apokope nicht durchgeführt.
  • Die Endung -ung wird in den meisten Dialekten als -ig gesprochen (nicht jedoch im Wallis oder im altertümlichen Stadtbernischen sowie im Kanton Schaffhausen und nur teilweise im Senslerdeutschen). «Kreuzung» entspricht somit normalschweizerdeutschem Chrüüzig (aber senslerisch Chrüzùng, älter stadtberndeutsch Chrüzung, schaffhauserdeutsch Chrüüzing). Eine Ausnahme bilden die Typen auf -igung (z. B. «Kreuzigung»), wo es aus phonetischen Gründen bei «Chrüüzigung» bleibt. Ein Grenzfall ist auch das Wort «Achtung». In manchen Regionen wird das Wort als Achtig ausgesprochen, wenn es in einem Satz als Tugend/Wert ausgesprochen wird, hingegen verwendet man manchmal Achtung!, wenn es sich um den Ausruf «Vorsicht!» handelt. Dies liegt daran, dass es sich um ein Lehnwort aus der Standardsprache handelt, das das einheimische Obacht! verdrängt.
  • Den Verb-Endungen -eln und -ern entsprechen in der Regel -(e)le und -(e)re (Bsp. zügle, bügle, tafle, ruedere, muure «umziehen, bügeln, tafeln, rudern, mauern»).
  • Bei Substantiven entfällt auslautendes -e in vielen Fällen (Brügg / Brugg «Brücke», oder Pluralendung Böim «Bäume»). Konservative alpine Mundarten kennen diese Apokope allerdings nicht.

Grammatik

Siehe alemannische Grammatik.

Aussprache

  • Die Betonung ist häufiger als im Standarddeutschen auf der ersten Silbe (oder sogar, wenn man so will, auf der nullten – Namen mit vorausgehendem «von» wie von Allmen werden auf dem von betont). Bei Wörtern aus dem Französischen wie Fondue oder Bellevue und ebenso bei Akronymen wie WC oder USA liegt die Betonung auf der 1. Silbe, also Fóndü (phonetisch: [ˈfɔ̃dy]) und Béllvü ([ˈbelvy]), Wéé-zee und Ú-äss-aa.
  • ch wird in den meisten Dialekten uvular, d.h. weiter hinten im Mund als im Standarddeutschen ausgesprochen. Insbesondere gilt dies auch nach hellen Vokalen ("ich" [ix]).
  • Das r wird in den meisten Dialekten alveolar ausgesprochen (Zungenspitzen-R), im Baseldeutschen und in Teilen der Ostschweiz jedoch uvular (Zäpfchen-R).
  • /p t k/ werden nicht aspiriert; aspirierte [pʰ tʰ] kommen nur als Cluster /ph th/ vor (ebenso [] ausser in Chur und Basel); /b d g/ sind immer stimmlos. Es ist umstritten, worin der Unterschied zwischen /p t k/ und /b d g/ liegt; auf alle Fälle ist es ein deutlicher Unterschied. Der Hauptunterschied dürfte darin liegen, dass /b d g/ kurz ausgesprochen werden, während /p t k/ lange Konsonanten sind. Der Unterschied von Länge und Kürze zeigt sich bei Verschlusslauten an der Dauer des Verschlusses (Siehe zu diesen Fragen Willi 1996 und Krähenmann 2003).
  • Das lange a ist in vielen Mundarten sehr geschlossen und dunkel und tendiert gegen o (mit dem es auch zusammenfallen kann).
  • Dem Standarddeutschen kurzen e entspricht in vielen Wörtern das als ä geschriebene überoffene [æ] (z.B. ässe [æsːə] «essen»). Historisch gesehen ist dies dann der Fall, wenn Sekundärumlaut (z.B. [sægə] «sagen») oder germanisch ë (z.B. [æsːə] «essen») vorliegt, wogegen Primärumlaut fast überall als geschlossenes [e] realisiert wird (z.B. [lekːə] «legen»). In Teilen der Ostschweiz (Schaffhausen, teilweise Graubünden, St. Gallen, Thurgau) fehlt überoffenes [æ], und es tritt wie in der Standardsprache [ɛ] ein (z.B. [ɛsːə] «essen»). Andere Teile der Ostschweiz (etwa das Toggenburg) haben eine vollständige Übereinstimmung mit dem mittelhochdeutschen dreistufigen System, indem sie für den Sekundärumlaut [æ] (z.B. [sægə] «sagen»), für das germanische ë [ɛ] (z.B. [ɛsːə] «essen») und für den Primärumlaut [e] (z.B. [lekːə] «legen») kennen.
  • In vielen Westschweizer Dialekten mit dem Emmental als Zentrum wird der Konsonant l am Silbenende oder in Gemination zu u (IPA: w) vokalisiert; dieses Phänomen ist relativ jung und sich breitet sich derzeit weiter aus: alle > [awi], viel > [fiw].

Siehe auch: Chuchichäschtli

Wortschatz

Im Schweizerdeutschen gibt es sehr viele französische und italienische Lehnwörter. Eine Auswahl von typischen Wörtern sowie von Ausdrücken, die bei nichtschweizerischen Zuhörern deutscher Sprache zu Missverständnissen führen können, ist in der folgenden Liste zu finden. (Es steht jeweils zuerst das schweizerdeutsche Wort bzw. der schweizerdeutsche Ausdruck, teilweise mit regionalen Varianten)

  • allwäg, äuä – Modalpartikel «wohl»; in der Verwendung als satzwertige Partikel hat sich die ursprünglich ironische Bedeutung 'wohl kaum' durchgesetzt.
  • amel, amig(s), ame, aube – «jeweils»
  • Anke (m.!) – «Butter»
  • äxgüsi, éxgüsee (excusez) – «Entschuldigung!»
  • brüele, briegge, bäägge, greine, gränne – «weinen»
  • bügle – «arbeiten», (in einigen Gegenden aber) «bügeln»
  • Büsi, Büüssi, Busle – «Katze»
  • Chaschte, Schaft – «Schrank», aber auch «muskulöse(r), sportliche(r) Mann/Frau»
  • cheere – «drehen», «wenden»
  • Cheib – «Kerl» (grob oder kumpelhaft, bedeutete ursprünglich «Aas»)
  • Chlapf – «Knall, Schlag», auch «Ohrfeige», «Auto» oder auch «(Alkohol-)Rausch»
  • chrampfe – «hart arbeiten» (Chrampf – «harte Arbeit», aber auch Krampf oder Verkrampfung)
  • Confi, Gumfi - «Konfitüre», «Marmelade»
  • eis ga/go zieh – «einen trinken gehen»
  • es fägt – «es macht Spass»
  • Gröibschi, Gigetschi, Gürbschi, Bitzgi, Bütschgi, Butze, Bützgi – «Kerngehäuse»
  • grüezi – «(ich) grüss(e) Sie», Grussformel für Leute, die man siezt
  • grüessech ([ˈɡ̊ryə̯sːəx]) – «(ich) grüss(e) Euch» (in Bern/Solothurn üblich, wo geihrzt statt gesiezt wird)
  • glette (glätten) – «bügeln» (mit dem Bügeleisen)
  • Goof (m, n) – «Balg», «Bube», «Gör» (meist als Schimpfwort empfunden; in einigen Gegenden aber auch die gewöhnliche Bezeichnung für ein Kind)
  • Grind – «Kopf» (salopp)
  • gumpe – «springen, hüpfen»
  • Gutsch – «Schluck»
  • hoi (daneben auch sali, salü, sälü) – Grussformel für Leute, die man duzt, als Ursprung ist Ahoi anzunehmen
  • huere – zeigt als Adjektiv/Adverb Intensivierung an, kann je nach Dialekt und Kontext als üblicher umgangssprachlicher Ausdruck oder als derber Fluch verstanden werden. (als Substantiv: «Hure») „huere“ stammt von ungeheuer ab. Auf Schweizerdeutsch kann man auch sagen: unghüür anstelle von „huere“
  • Ich mag mi nümm erinnere/bsinne – «Ich kann mich nicht mehr erinnern»
  • Ich mag nümme – «Ich kann nicht mehr / bin fix und fertig» oder aber: «Ich bin satt»
  • in Uusgang ga – «ausgehen» (hat nichts mit dem Flur zu tun), dieser Ausdruck kommt vom Militär
  • gheie – «fallen, stürzen; (hinab-)werfen»
  • Kolleeg – «Kumpel»; manchmal auch «Freund»
  • lauffe, louffe – «gehen»
  • lehre – sowohl «lehren» als auch «lernen»
  • lose – «zuhören, horchen», auch «gehorchen» (aber: ghööre – «hören»)
  • luege – «schauen, lugen» (aber: gseh – «sehen»)
  • poschte, kömerle – «einkaufen» (speziell wenn es sich um Süssigkeiten handelt: chrömle)
  • Puff – «Unordnung» (aber auch «Bordell»)
  • merssi – «Dankeschön» (von Französisch «merci»)
  • rüere – «rühren», aber auch «werfen»
  • Sack – «Tüte», auch abgekürzt für Hosesack – «Hosentasche»
  • schmöcke – «riechen» (mit der Nase), «schmecken» (im Mund; aus dem Hochdeutschen übernommen und zunehmend verbreitet)
  • Schtäge – «Treppe», «Stiege»
  • Siech – «Typ» (grob, meist in Verbindung mit «geile» (um Respekt auszudrücken), «blööde» (um Verachtung auszudrücken) oder «huere» (als allgemeiner Fluch, wie z.B. «verdammt!»), bedeutete ursprünglich «Kranker», siehe Siechtum.
  • springe, seckle – «rennen, laufen»
  • schtudiere – «nachdenken, überlegen» (aber auch studieren an einer Universität)
  • tschuute, schutte – «treten, kicken; Fussball spielen»
  • voorig, vöörig, vüürig – «genügend; übrig» (’s hät no voorig, das isch no voorigplibe; aber auch «zur Genüge»: das langet voorig)

Dieser teilweise sehr unterschiedliche Wortschatz macht es für Schweizer und Deutsche oft schwierig, sich zu verständigen. Interessant zu beobachten ist dies, wenn Schweizer Kinder mit Spielgefährten Hochdeutsch zu sprechen versuchen.

«Möchtist du auch mal in den Pool hineingumpen?» sollte zum Beispiel bedeuten «Möchtest du auch einmal in den Pool springen?» Ähnlich setzt sich dies dann auch in der Schule fort, wo Hochdeutsch gesprochen und geschrieben werden sollte. Dadurch kommen die Kinder allmählich in einen «Sprachzwist», aus dem sich die meisten aber mit zunehmendem Alter herauslösen und einen differenzierten Blick auf beide Sprachen entwickeln.

Einige Ausdrücke des schweizerdeutschen Wortschatzes haben ihren Eingang ins Hochdeutsche gefunden (sog. Helvetismen), so z. B. Müesli oder Putsch.

Bei schweizerischen Schriftstellern erscheinen schweizerische Wörter in unterschiedlichem Mass.

Anteil der Schweizerdeutschsprachigen

Bei der Volkszählung von 2000 betrug der Anteil der deutschsprachigen Schweizer 63.6 % der Gesamtbevölkerung. Von diesen gaben 93.3 % an, im Alltag Dialekt zu sprechen. 66.4 % davon gaben sogar an, nur Dialekt und kein Standarddeutsch zu sprechen.

So wird die Hochsprache zwar in der Verfassung als eine der vier offiziellen Landessprachen definiert, bleibt aber für den Grossteil der Bevölkerung praktisch eine Fremdsprache (siehe auch Diglossie).

Sprachen in der Schweiz

In der deutschsprachigen Schweiz gibt es eine Anzahl verschiedener Dialekte. Üblicherweise werden diese nach den Kantonen unterteilt. Dies ist jedoch linguistisch nicht gerechtfertigt, da innerhalb einiger Kantone grosse Unterschiede im Dialekt vorkommen, andererseits aber in einigen kantonsübergreifenden Regionen praktisch der gleiche Dialekt gesprochen wird.

Einsprachige Kantone, in denen von der einheimischen Bevölkerung nur Schweizerdeutsch gesprochen wird, sind: St. Gallen, Appenzell-Innerrhoden und Appenzell-Ausserrhoden, Thurgau, Glarus, Schaffhausen, Zürich, Zug, Schwyz, Luzern, Uri, Nidwalden und Obwalden, Aargau, Basel-Stadt und Basel-Landschaft sowie Solothurn. Eine deutschsprachige Mehrheit haben Graubünden (neben Italienisch und Rätoromanisch) und Bern (neben Französisch). Eine deutschsprachige Minderheit neben einer französischen Mehrheit haben das Wallis und Freiburg. Im Kanton Jura gibt es eine deutschsprachige Gemeinde, Ederswiler, ebenso im Tessin die Walsersiedlung Bosco/Gurin.

Mittlerweile sind auch die meisten Rätoromanen des Schweizerdeutschen mächtig, abgesehen von einigen älteren Rätoromanen in abgelegenen Regionen. Gerade in den Hochburgen des Rätoromanischen, das heisst in der oberen Surselva sowie im Unterengadin, wird das Schweizerdeutsche aber nicht als die eigene Sprache angesehen.

Historische Entwicklung des Schweizerdeutschen

Bis zum Ersten Weltkrieg ähnelte die Situation des Schweizerdeutschen im Grossen und Ganzen derjenigen der anderen deutschen Dialekte: Im öffentlichen Leben wurde es mehr und mehr durch die Standardsprache verdrängt. Eine schweizerische Besonderheit war immerhin, dass die gehobenen Klassen (Patrizier) und die Familien der Grossbourgeoisie einiger Städte wie Bern und Basel Französisch «präferierten» und dieses auch im Alltag «parlierten». Viele französische Lehnwörter zeugen heute noch davon. - Unter anderem aufgrund der zwei Weltkriege und der Zwischenkriegszeit wurde das Schweizerdeutsche jedoch für die deutschschweizerische Identität bestimmend und damit ein Mittel, sich von Deutschland abzugrenzen. Sprachlich äussert sich diese Abgrenzung darin, dass die oftmals mit Deutschland assoziierte Standardsprache kaum mehr als gesprochene Sprache verwendet wird.

Seit den späten 1960er Jahren kann man in der Schweiz eine richtiggehende Mundartwelle (Mundart = Schweizerdialekt) beobachten. Das Schweizerdeutsche dringt in viele Bereiche vor, in welchen vorher ausschliesslich Schriftdeutsch verwendet wurde und geniesst als Zeichen der schweizerischen und regionalen Identität eine hohe Wertschätzung. Breitenwirksam verstärkt wurde diese Entwicklung vor allem durch den vermehrten Gebrauch des Dialekts in den Massenmedien Radio und Fernsehen. Trendsetter waren hierbei die privaten Radiostationen, die sich in den 1980er Jahren etablierten. Von ihnen schwappte die Mundartwelle dann sozusagen auch auf die Bildschirme und staatlichen Sendeanstalten über. So waren je länger je mehr auch auf nationaler Ebene die verschiedensten regionalen Dialekte zu hören. Sehr prägend dürfte parallel dazu auch der grosse Erfolg von in Mundart singenden Musikern gewesen sein. Schon die berndeutschen Lieder Mani Matters waren sehr populär und mit Polo Hofer, Züri West und anderen kam die Dialektwelle dann in den 1980er Jahren auch in der Rockszene so richtig in Schwung. In den 1990er Jahren und bis heute hielt dieser Trend an und breitete sich der Gebrauch der Mundart in den elektronischen Medien und der einheimischen Popmusik noch weiter aus. Durch die Etablierung neuer Techniken, namentlich SMS und (private) E-Mails, die im eigentlichen Verwendungszweck der mündlichen oder quasimündlichen Kommunikation dienen, sich jedoch als Kommunikationsmittel der geschriebenen Sprache bedienen („geschriebene Gespräche“) stiess das vorwiegend nur gesprochene Schweizerdeutsch auch in den schriftlichen Ausdruck vor und verstärkte dadurch die Mundartwelle. Mangels verbreiteter Standards bedient sich dabei jeder seiner eigenen Orthographie, in SMS sind dabei zwecks Zeicheneinsparung häufig auch Abkürzungen, Anglizismen oder das im Schweizerdeutschen völlig unübliche Eszett anzutreffen.

Durch die Entwicklung der audiovisuellen Medien und durch die erhöhte Mobilität der Bevölkerung werden die Dialekte ausgehend von den städtischen Gebieten immer mehr von Ausdrücken der standarddeutschen Schriftsprache und auch des Englischen durchzogen. Dazu kommt, dass praktisch der gesamte Wortschatz des modernen Lebens über jeweils einheitliche hochdeutsche Formen ins Schweizerdeutsche gelangt. So gelten die meisten Anglizismen aus der deutschen Sprache auch für Schweizerdeutsch, z. B. sori (von engl. „sorry“) statt Äxgüsi, schoppe (von engl. „to shop“) oder iichauffe“ (von dt. „einkaufen“) statt Komissioone mache oder (übrigens auch erst jüngerem) poschte. Der hochdeutsche Einfluss beschränkt sich dabei keineswegs auf den Wortschatz, sondern macht sich auch in der Grammatik und sogar in der Aussprache bemerkbar.

Soziologische Aspekte

Die soziologischen Funktionen von Schweizerdeutsch sind vielfältig. Es kann sowohl als Umgangssprache als auch als Fachsprache verwendet werden. Schweizerdeutsch ist weder nur Trendsprache noch eine technische Sprache. Es wird von allen Gesellschaftsschichten gleichermassen verwendet und ist also nicht mehr wie manche Dialekte als Sprachform einer «Unterschicht» diskreditiert.

Wie überall beinhalten die Varietäten verschiedener Sprechergruppen (Secondos, Forstarbeiter usw.) zusätzliche spezielle Abkürzungen und Ausdrücke.

Schweizerdeutsch gibt den Deutschschweizern starken emotionalen Halt und trägt wesentlich zu einem Gemeinschafts- und Heimatgefühl bei, weshalb es aus dem Alltag auch nicht wegzudenken ist. Ein Beispiel dafür ist der Boom der Mundartmusik seit 1990.

In den grösseren Städten, besonders in Basel und Bern, gab es jedoch noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ausgeprägte soziale Dialektunterschiede (Soziolekte). Zwar sprachen alle Schichten Dialekt, aber der Dialekt der Oberschicht unterschied sich deutlich von demjenigen der Mittelschicht, der sich wiederum sowohl vom Dialekt der Unterschicht als auch vom Dialekt der Landbevölkerung abhob.

Innere Unterschiede

Die schweizerdeutschen Dialekte unterscheiden sich zum Teil relativ stark voneinander. Überspitzt gesagt hat beinahe jede Region, teilweise sogar jede Gemeinde, lokalspezifische Eigenheiten in ihrem Dialekt. Deutschschweizer kann man zum Teil alleine nach ihrem Dialekt recht genau einer Heimatgegend zuordnen. Als grössere Mundarträume lassen sich das Berndeutsche, Senslerdeutsche, Baseldeutsche, Zürichdeutsche, Urnerdeutsche, Walliserdeutsche, Bündnerdeutsche, das Appenzellerdeutsche und das St. Gallerdeutsche unterscheiden, wobei diese Unterscheidung nur teilweise auf dialektologischen Prinzipien begründet sind, sondern ebenso auf aussersprachlichen Konzepten (wie z.B. politische Grenzen) und Einstellungen beruhen. Jede der genannten Regionen ist auch intern stark gegliedert, so dass sich für keine ein Merkmal finden lässt, das nur in dieser vorkommt und sie von anderen Regionen abgrenzt. Dass politische Aspekte und Einstellungen mit dieser Einteilung interferieren, zeigt sich deutlich am Beispiel des genannten Appenzellerdeutschen, das vom St. Gallerdeutschen umgeben ist, aber eben politisch eigenständig ist.

Innerhalb der grösseren Mundarträume, ja sogar zwischen den grösseren Mundarträumen verwischen sich diese Unterschiede durch die wachsende Mobilität der Bevölkerung und die Verwendung des Dialektes in den Medien zusehends. Der durch dieses Zusammenwachsen der Bevölkerung entstehende Dialekt wird umgangssprachlich als «Bahnhofbuffet-Olten-Dialekt» bezeichnet, wobei die jeweilige regionale Verankerung weiterhin hörbar bleibt. Die stärkste Tendenz zu einem Ausgleich zeigen die Einzugsgebiete der Grossagglomerationen Zürich, Basel und Bern. Aber auch ländliche Mundarten stehen unter grossem Druck der neu entstehenden Grossraumdialekte. Hier zeigt es sich insbesondere, dass kleinräumige Mundartmerkmale (nicht nur Wörter, sondern auch Lautungen und Endungen) durch die grossräumig geltenden verdrängt werden.

Siehe auch

Literatur

  • Andreas Lötscher: Schweizerdeutsch. Geschichte, Dialekte, Gebrauch. Frauenfeld 1983. ISBN 3-7193-0861-8
  • Hans Bickel, Robert Schläpfer (Hrsg.): Die viersprachige Schweiz. Benziger, Koeln 1982, Aarau 2000 (2. Aufl.). ISBN 3-545-36312-0, ISBN 3-7941-3696-9
  • Rudolf Hotzenköcherle: Die Sprachlandschaften der deutschen Schweiz. Hrsg. von Niklaus Bigler und Robert Schläpfer unter Mitwirkung von Rudolf Börlin. Sprachlandschaften Bd I. Sauerländer, Aarau 1984, 1994. ISBN 3-7941-2623-8
  • Georges Lüdi: Die Sprachenlandschaft der Schweiz – Eidgenössische Volkszählung 1990. Bundesamt für Statistik. Bern 1997. ISBN 3-303-16041-4
  • Schweizerisches Idiotikon - Schweizerdeutsches Wörterbuch. 17 Bde. Huber, Frauenfeld 1881-1999. ISBN 3-7193-0995-9, ISBN 3-7193-1199-6 (die Homepage verweist auf rund zwei Dutzend Regionalwörterbücher).
  • Sprachatlas der deutschen Schweiz. Hrsg. von Rudolf Hotzenköcherle, fortgeführt und abgeschlossen von Robert Schläpfer, Rudolf Trüb und Paul Zinsli. 8 Bde. Franke, Bern/Basel 1962-1997, Stuttgart 1996. ISBN 3-317-01652-3, ISBN 3-7720-1999-4
  • Isabelle Imhof: Schwiizertüütsch, das Deutsch der Eidgenossen. Kauderwelsch. Bd 71. Reise Know-How, Bielefeld 1993, 2001. ISBN 3-89416-261-9
  • Wörterbuch Schweizerdeutsch – Deutsch. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2005, 2006. ISBN 3-86150-558-4
  • M. Kühntopf, Schweiz-Lexikon. Sach- und Sprachlexikon zur Schweiz, 3. Auflage, Norderstedt 2006, ISBN 978-3-8334-6326-6
  • Csaba Földes: Deutsch als Sprache mit mehrfacher Regionalität – Die diatopische Variationsbreite. in: Muttersprache. Wiesbaden 112.2002, 3, S.225-239. ISSN 0027-514X
  • Eugen Dieth: Schwyzertütschi Dialäktschrift. Leitfaden einer einheitlichen Schreibweise für alle Dialekte. Zürich 1938, 1986 (Repr.). ISBN 3-7941-2832-X
  • Beiträge zum Schweizerdeutschen. Hrsg. von Albert Bachmann. Bde 1-20. Huber, Frauenfeld 1910-1941. (Sammlung wissenschaftlicher Darstellung von schweizerdeutschen Mundarten, incl. Lautlehren, teilweise auch Formenlehren).
  • Beiträge zur Schweizerdeutschen Mundartforschung. Hrsg. von Rudolf Hotzenköcherle. Bde 1-22. Huber, Frauenfeld 1949-1975 (Sammlung von wissenschaftlichen Darstellungen zu grammatischen und lexikalischen Fragestellungen).
  • Albert Weber: Zürichdeutsche Grammatik. Zürich 1948, 1987. ISBN 3-85865-083-8
  • Ludwig Fischer: Luzerndeutsche Grammatik. Guggenbühl und Huber, Zürich 1960, Comenius, Hitzkirch 1989 (Repr.). ISBN 3-905286-32-7
  • Werner Hodler: Berndeutsche Syntax. Francke, Bern 1969.
  • Werner Marti: Berndeutsche Grammatik für die heutige Mundart zwischen Thun und Jura. Bern 1985.
  • Rudolf Suter: Baseldeutsch-Grammatik. Merian, Basel 1976, 1992. ISBN 3-85616-048-5
  • Urs Willi: Die segmentale Dauer als phonetischer Parameter von “fortis” und “lenis” bei Plosiven im Zürichdeutschen. Eine akustische und perzeptorische Untersuchung. Steiner, Stuttgart 1996. ISBN 3-515-06913-5
    auch in: Language. Journal of the Linguistic Society of America. Washington DC 74.1998, S.675-676. ISSN 0097-8507
  • Astrid Krähenmann: Quantity and prosodic asymmetries in Alemannic. Synchronic and diachronic perspectives. de Gruyter, Berlin 2003. ISBN 3-11-017680-7
  • Ann Beilstein-Schaufelberger: Züritüütsch – Schweizerdeutsch Lehrmittel mit 2 Hör-CD und Lösungsschlüssel zu den Aufgaben, 2. Auflage, 2007. ISBN 303301173X
  • Beat Siebenhaar, Alfred Wyler: Dialekt und Hochsprache in der deutschsprachigen Schweiz. Pro Helvetia, Zürich 1997, 1998 (5. Aufl.). ISBN 3-908102-63-4

Vorlage:Gesprochene Wikipedia