Hermann-Löns-Park (Hannover)
Der Hermann-Löns-Park in Hannover ist eine 86 ha große Parkanlage im süd-östlichen Stadtbereich im Stadbezirk Kleefeld, die die Waldgebiete Eilenriede und Tiergarten miteinander verbindet. Das Parkgelände stellt wegen der heimischen Pflanzen, Gebäude und Geländeformen eine idealisierte niedersächsische Landschaft dar. Seit seiner Entstehung als Volkspark in den 1930er Jahren hat der Park bis heute die ursprüngliche Gestalt weitestgehend behalten. Die Benennung beruht auf dem mit Hannover eng verbunden Heide-Dichter Hermann Löns.

Lage

An den Park im Stadtteil Kleefeld grenzen die Stadtteile Kirchrode und Misburg sowie die Waldgebiete der Eilenriede und des Tiergartens an. Abgegrenzt ist die Parkanlage durch die Kirchröder Straße im Westen, durch die Bahnstrecke Hannover-Berlin im Norden und im Osten sowie Süden durch die Güterumgehungsbahn Hannover. In das Zentrum des Parks mit einem Restaurant führt eine Straße, an deren Ende sich ein öffentlicher Parkplatz befindet. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist der Park mit der Stadtbahn-Linie 5 Richtung Anderten erreichbar.
Geologie
Geologisch bestimmen Mergelgesteine den Untergrund. Die wasserundurchlässigen Kreidetone ließen im heutigen Parkbereich oberflächlich ein Niedermoor entstehen, das gegenüber den Torfmooren nördlich von Hannover (Altwarmbüchener Moor) einen hohen Nährstoffreichtum aufweist.
Biologie
Der nährstoffreiche Untergrund ermöglicht eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt. Dieser besondere Wert des Parks wurde bereits im 19. Jahrhundert erkannt. In der Tierwelt des Parks finden sich 48 Vogelarten und 8 der einheimischen 18 Fledermausarten. Problematisch wurde in den letzten Jahren die starke Grauganspopulation, die zur Nährstoffanreicherung des Teichs, Verbiss der Ufervegetation und Verdrängung anderer Wasservögel beitrug.
Landschaftsgestaltung

Das Parkgelände ist eine reizvolle Landschaft, in der sich Wasserflächen, Waldweiher, offene Wiesen mit flachen Randgehölzen sowie Hochwald abwechseln. Der Park wurde zu einer niedersächsischen Auenlandschaft gestaltet. In ihr befinden sich zahlreiche Biotope, wie Röhrichte und Seggenrieden am Annateich, baumüberstandene Hecken, Nasswiesen. Bei der Parkanlage wurde der schon vorhandene Annateich vergrößert und in zwei Hälften geteilt, was den Eindruck einer Seenlandschaft erweckt. Im Bereich des Kiebietzberges, einer kaum bemerkbaren Erhebung mit einem Birkenhain an der Parknordseite, finden sich eiszeitliche Findlinge, die als Naturdenkmale ausgewiesen sind.
Die Pflanzen stehen im Park überwiegend an ihrem natürlichen Standort. Nadelholzgewächse wurden nicht angepflanzt, da sie in der nordwestdeutschen Natur nicht heimisch sind. An Gehölzen sind die Baumarten Stieleiche, Linde, Hainbuche, Esche, Erle, Weide und Birke sowie an Sträuchern vor allem Haselsträucher, Holunder, Faulbaum, Traubenkirsche vertreten.
Bebauung und Einrichtungen



Der Park erhielt bei seiner Anlage in den 1930er Jahren eine Bebauung in Art eines Freilichtmuseums, bei der alte niedersachsentypische Gebäude von anderen Orten nach hier umgesetzt wurden. So entstand eine historische Gebäudegruppe an einer zentralen Stelle inmitten des Parks nahe dem Annateich. Sie ist an drei Seiten von Wasserläufen umgeben. Die Fachwerkgebäude erwecken den Eindruck einer alten Gehöftanlage. Die Bebauung besteht aus:
- Fachhallenhaus (volkstümlich: Niedersachsenhaus) von 1720, das ursprünglich im Dorf Wettmar eine Meierei war und zuletzt Jugendherberge. Heute befindet im Wiederaufbau ein Restaurant der gehobenen Klasse mit altniedersächischem Interieur befindet.
- Speichergebäude von 1637 aus Eystrup, auch Lönshaus genannt, das als Veranstaltungsgebäude für Familienfeste genutzt wird.
- Bockwindmühle von 1580, die an wechselnden Standorten in Hannover und Hohnebostel bei Langlingen aufgestellt war.
Eine weitere Bebauung besteht in Form des Freibades "Kleefelder Bad" (auch "Annabad" genannt), das durch geschickt angeordnete Gehölze und Wasserläufe vom Park aus kaum wahrnehmbar ist. Weitere Gebäude gibt es durch die (denkmalgeschützte) Kleingartenanlage an der Parknordseite entlang der Eisenbahnstrecke mit 220 Kleingärten, Gartenhäusern und einem Vereinslokal. Auch zwei Sportplätze und mehrere Kinderspielplätze finden sich im Park.
Geschichte
Geländevornutzung



Das heutige Parkgelände war in früheren Jahrhunderten ein feuchtes Niedermoorgebiet, für das außer als Wiese kaum eine landwirtschaftliche Nutzung infrage kam. Ab dem 17. Jahrhundert diente das Gelände zum Abbau von Ton. Die ehemalige Tongrube lief später mit Wasser voll. Daraus bildete sich der ursprünglich wesentlich kleinere Annateich. Größere Landschaftsveränderungen des offiziell als "Geländes am Annateich" bezeichneten Bereichs brachte der Eisenbahnbau im 19. Jahrhundert. Als 1843 die Bahnstrecke Hannover-Berlin entstand, führte die Trasse hier vorbei. Gleiches geschah mit einem 1909 hochgelegten Damm beim Bau der Güterumgehungsbahn für Hannover.
Parkentstehung
Die Volkspark-Idee, die Anfang des 20. Jahrhunderts europaweit aufkam, förderte die Parkentstehung. Im Zuge der städtebaulichen Verdichtung mit beengten Wohnverhältnissen sollten die Bürger Gelegenheit zur Erholung in weitläufigen Parks erhalten. 1935 schrieb die hannoversche Stadtverwaltung einen Ideenwettbewerb zur Gestaltung des in städtischem Eigentum stehenden "Geländes am Annateich" aus. Daraus entwickelte die Stadt ihr Konzept und ließ es von städtischen Behörden, wie dem Bauamt und der Gartendirektion, teilweise durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, umsetzen. Bei den Arbeiten waren große Erdbewegungen notwendig, um Wasserläufe anzulegen und den Annateich umzugestalten bzw. zu vergrößern. Sie begannen 1936 und waren mit der Parkeinweihung am 18. August 1939 abgeschlossen.
Literatur
- Der Hermann-Löns-Park. Text: Henrike Schwarz. Landeshauptstadt Hannover, Grünflächenamt 2001. (Kostenlose Broschüre beim Grünflächenamt, Langensalzastr. 17, 30169 Hannover)