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Ruhrgebiet

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Karte
NRW-Karte mit hervorgehobenem Ruhrgebiet
Basisdaten Ruhrgebiet
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Landschaftsverbände: Rheinland,
Westfalen
Regierungsbezirke: Arnsberg,
Münster,
Düsseldorf
Körperschaft: Regionalverband Ruhr
Fläche: 4.435 km²
Einwohner: 5.317.565 (01.10.2004)
Bevölkerungsdichte: 1.199 Einwohner/km²
Höchster Punkt: 420 m ü. NN (Breckerfeld)
Niedrigster Punkt: 14 m ü. NN (Xanten)
Verbandsgrenze: xxx km
Nord-Süd Ausdehnung: 67 km
West-Ost Ausdehnung: 116 km
Postleitzahlen: 4xxxx bis 4xxxx,
58xxx bis 59xxx
Geografische Lage: 51° 12' - 51° 49' n. Br.
6° 22' - 7° 59' ö. L.
Kfz-Kennzeichen: BO, DO, DU, E, GE,
HA, HAM, HER, BOT, MH,
OB, EN, RE, UN, WES
Gliederung des Ruhrgebiets: 11 kreisfreie Städte,
4 Kreise
Website: www.ruhrgebiet.de
Politik
RVR-Verbandsbeauftragte: Christa Thoben (CDU)
Bevölkerung
Arbeitslosenquote: 12,6 % (13.02.2004)

Das Ruhrgebiet (umgangssprachlich auch Revier, Ruhrpott oder "Pott") ist ein Ballungsgebiet in Deutschland mit über 5,3 Mio. Einwohnern und besteht mehrheitlich aus einer Reihe von im Laufe der Entwicklung zusammengewachsenen ehemaligen Industriestädten, die insbesondere im nördlichen Bereich teilweise erst während der Industrialisierung entstandenen sind.

Im Allgemeinen bezeichnet man heute das Gebiet des Regionalverbands Ruhr (RVR) als Ruhrgebiet.

Geografie

Das Ruhrgebiet ist ein Siedlungs- und Wirtschaftsraum. Es wird grob durch die Flüsse Ruhr im Süden, Rhein im Westen und Lippe im Norden begrenzt. Die östliche Ausdehnung des Ruhrgebiets reicht bis an die Linie Hamm-Hagen. Im Südosten grenzt es an das Sauerland im Südwesten an das Bergische Land, im Westen an die Region Niederrhein und im Norden an das Münsterland.

Die Städtelandschaft liegt übergreifend in verschiedenen naturräumlichen Landschaftseinheiten. Im Norden und Osten hat das Ruhrgebiet Anteil an der Westfälischen Bucht, im Süden am Rheinischen Schiefergebirge und im Westen an der Niederrheinischen Tiefebene. Die Kernzone des Reviers wird von den ehemaligen Börden des Hellwegs und der Emscherniederung eingenommen.

Es sind 37,6% der Fläche des Ruhrgebiets bebaut. Der Waldanteil beträgt 17,6%, landwirtschaftlich genutzt werden 40,7% der Fläche, die übrigen Prozente enfallen auf Wasserflächen und sonstige Flächen. Der für eine Industrieregion relativ hohe Anteil an Wald- und Landwirtschaftsflächen erklärt sich vor allem durch die, neben den kreisfreien Städten der Kernzone des Ruhrgebiets, ebenfalls zum Regionalverband Ruhr gehörigen vier überwiegend landwirtschaftlich geprägten Kreise.

Als Landschaftserscheinung der Industrialisierung und Urbanisierung, also der rasanten Umgestaltung des ursprünglichen Naturraums zu Industrieflächen und der Besiedlung durch das damit einhergehende Bevölkerungswachstum, ist das Ruhrgebiet auch geografisch anerkannt.

Geologie

Geologisch wird das Ruhrgebiet regelmäßig über das Vorkommen von Kohle-führenden Schichten des Oberkarbon definiert, mehr oder weniger unabhängig von deren Tiefenlage. Die Kohle-Flöze streichen entlang der Ruhr z.B. bei Witten die Oberfläche, in Höhe der Lippe liegen die Flöze in einer Tiefe von 600-800m. Die Mächtigkeit der Schichten liegt durschnittlich bei 1-3m. Die Geologie des Untergrundes war entscheidend für die Entstehung des Ruhrgebiets.

Metropole Ruhrstadt

Karte der Siedlungsstruktur des Ruhrgebiets

Auf einer Karte betrachtet kann man das Ruhrgebiet für eine einzige Metropole halten, da es nicht immer erkennbare Grenzen zwischen den einzelnen Städten gibt. Die Städte der Gegend sind zu einem großen Metropolkomplex zusammengewachsen, der eine (z. T. ehemalige) industrielle Landschaft von einmaliger Größe bildet.

Das Ruhrgebiet ist mit über 5 Millionen Einwohnern nach Paris, Moskau, Greater London und Istanbul die 5. größte Metropole Europas.

Anders als im heutigen Berlin, das ebenfalls durch rasches Zusammenwachsen kleinerer Städte während der Industrialisierung entstand, wurde im Ruhrgebiet aber der Gedanke, die Einzelstädte zu einer einzigen zusammenzufassen immer wieder verworfen - nicht zuletzt, da das Ruhrgebiet auf der Grenze zwischen Rheinland und Westfalen seit jeher unterschiedlichen Verwaltungsbezirken zugeordnet war und ist.

Verwaltungsgebiet

Karte der Verwaltungsstruktur des Ruhrgebiets

Die übergeordnete Verwaltungsebene des Ruhrgebiets ist der Regionalverband Ruhr (RVR).

Zu diesem Verband gehören die kreisfreien Städte Bochum, Bottrop, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Hamm, Herne, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen sowie die Kreise Unna, Recklinghausen, Wesel und der Ennepe-Ruhr-Kreis.

Das Verbandsgebiet verteilt sich über die Landschaftsverbände Westfalen-Lippe und Rheinland sowie über Regierungsbezirke Arnsberg, Düsseldorf und Münster, deren Verwaltungsstädte jedoch alle außerhalb des Ruhrgebiets liegen. Schon in früheren Zeiten wurden in regelmäßigen Abständen Forderungen nach einem eigenen Regierungsbezirk Ruhrgebiet laut, die sich jedoch nicht realisieren ließen.

Am 1. Oktober 2004 ist der Kommunalverband mit Änderung des Verbandsgesetzes durch den nordrhein-westfälischen Landtag, in einen Regionalverband umgewandelt worden. Dies stellt für den Verband eine wesentliche Kompetenzerweiterung in der regionalen Selbstverwaltung dar. So können in Zukunft durch den Regionalverband Ruhr überregionale Flächennutzungspläne, so genannte Masterpläne, erstellt werden, welche eine vereinfachte städtebauliche Zusammenarbeit zwischen den Ruhrgebietsstädten ermöglichen sollen.

Geschichte

für frühere Geschichte siehe: Geschichte des Ruhrgebiets

Bergbau und Industrie

Das Symbol des Bergbaus: "Schlägel und Eisen"

Die Region, die heute als Ruhrgebiet bezeichnet wird, war Ende des 18. Jahrhunderts landschaftlich vergleichbar mit dem Münsterland und dem Niederrhein - einzelne Städtchen und kleine Dörfer die vor allem durch die Landwirtschaft geprägt wurden. Die größte Stadt war Duisburg mit etwa 5.800 Einwohnern, Gelsenkirchen und Herne hatten zu dieser Zeit gerade ein paar hundert Einwohner. Kohle wurde zwar schon im 13. Jahrhundert abgebaut - jedoch kann man dabei nicht von Bergbau sondern eher von Kohlengräberei sprechen. Mit dem wirtschaftlichen Abbau der Kohle ab Anfang des 19. Jahrhunderts entlang der Ruhr begann für das Ruhrgebiet die Industrialisierung.

Innerhalb weniger Jahre entstanden über 220 Zechen, bis 1850 waren es fast 300. Aus der Kohle wurde vor allem in Kokereien Koks gewonnen, welches in den Hochöfen der angesiedelten Eisen- und Stahlhütten zur Roheisen- und Stahlerzeugung benötigt wurde. Noch bevor die Kohlevorkommen entlang der Ruhr erschöpft waren, entstanden weiter nördlich neue Zechen. Der Ruhrbergbau wanderte, den Flözen in die Tiefe folgend, von Süden nach Norden, von der Ruhr an die Emscher und schließlich zur Lippe. Laut Veröffentlichungen von Prof. Dr. Roland Günter hat es insgesamt etwa 3.200 einzelne Zechen im Ruhrrevier gegeben.

Aufgrund der wirtschaftlichen Expansion wurden Arbeitskräfte angeworben. Die Bevölkerungszahlen stiegen explosionsartig. Die alten Städte am Hellweg erwachten zu neuer Blüte. Vormalige Dörfer entlang der Emscher entwickelten sich zu Großstädten. Qualifizierte Facharbeiter der Bergwerke wurden vielfach in Zechensiedlungen, sogenannten Kolonien, untergebracht. Der Ruhrkohlenbezirk wuchs zum größten industriellen Ballungszentrum Europas an.

Strukturwandel

Opelwerk 1 in Bochum

Seit Beginn der Kohlekrise im Jahr 1958 befindet es sich in einer anhaltenden Phase des Strukturwandels, der von großen wirtschaftlichen Anpassungsschwierigkeiten gekennzeichnet ist. Die alten Industriezweige wie Steinkohleförderung und Stahlindustrie spielen heute nur noch eine untergeordnete Rolle - es gibt nur noch 5 fördernde Bergwerke im Ruhrgebiet - während die neuen Industrien wie Maschinenbau und Elektronik und nichtindustrielle Branchen wie der Dienstleistungssektor noch nicht ausreichend nachgewachsen sind. Als positives Beispiel des Strukturwandels kann man den Bau der drei Automobilwerke des Autoherstellers Opel 1962 in Bochum bezeichnen. Die Werke boten den unter Tage ausgebildeten Schlossern, Elektrikern usw. einen sichereren Arbeitsplatz als im schwindenden Bergbau. Die Zukunft der Bochumer Opel-Werke ist indes Ungewiss.

Angestrahlte Industriekultur bei Nacht im Ruhrgebiet

Die Internationale Bauausstellung Emscher Park (IBA), die von 1989 bis 1999 im Ruhrgebiet tätig war, unterstützte den Strukturwandel. In ihrem Rahmen wurden ca. zweieinhalb Milliarden Euro in die Region investiert, alte Industriegelände wurden umgenutzt bzw. in Industriemuseen umgewandelt (Emscher Landschaftspark).

Ausgeschöpfte Steinkohlereviere, Industriebrachen werden heute renaturiert, touristisch vermarktet oder anderweitig genutzt. Einige charakteristische Gebäude wurden Industriedenkmäler so zum Beispiel die ehemalige Hütte Duisburg-Meiderich die heute als Landschaftspark Duisburg-Nord bekannt ist. Weitere Beispiele für neue Nutzungen sind der Gasometer Oberhausen, der Nordsternpark in Gelsenkirchen, der Bottroper Tetraeder, die Essener Halde Schurenbach oder die Jahrhunderthalle (Bochum). Die Zeche und Kokerei Zollverein wurde 2001 von der UNESCO sogar zum Weltkulturerbe erklärt. Auch die Emscher, früher der "Abwasserkanal des Ruhrgebiets" wird seit einigen Jahren renaturiert. In Dortmund entsteht auf einem ehemaligen Stahlwerksgelände der Hörder- bzw. Phoenixsee. Die "Route der Industriekultur", die ähnlich den in Deutschland bekannten "Weinstraßen" oder "Burgenstraßen" steuert die wichtigsten industriegeschichtlichen Stätten des Ruhrgebiets an, dient als Ausgangsbasis für die Vermarktung des Ruhrgebiets als Tourismusregion.

Sprache

Im Ruhrgebiet wird ein eigener Dialekt gesprochen, das sog. Ruhrdeutsch. Manche Autoren sprechen hingegen von einem Soziolekt, d.h. eine Sprachvarietät des Hochdeutschen, die auf soziale Entwicklungsfaktoren beruht. Im besonderen handelt sich um eine Variante des Hochdeutschen mit niederdeutschen Einflüssen, wie sie um 1900 zunächst in den norddeutschen Städten entstanden ist. Damals hat man langsam auch in der gesprochenen Sprache Westfälisch(Plattdeutsche) verlassen. Niederdeutsche Worte sind noch immer im Ruhrdeutschen zu finden, etwa Pütt (= Zeche). Dazu kommen einige wenige, heute eher historische Lehnwörter aus dem Polnischen wie z.B. Mottek für den (Bergmanns-)Hammer oder Matka (polnisch für Mutter) ruhrdeutsch für Frau, Mädchen.

Das Niederrheinisch (Niederfränkisch), gesprochen im westlichen Ruhrgebiet (Niederrhein), unterscheidet sich stark vom westfälischen Ruhrdeutsch und wir im algemeinen nicht zum Ruhrdeutsch gerechnet.

Verkehr

Autobahnen

Die drei Autobahnen A 2 und A 42 und A 40 bilden jeweils in Ost-West-Richtung die drei Hauptachsen des Kraftfahrzeugverkehrs. Insbesondere der regional so genannte "Ruhrschnellweg", die A 40, (teilweise auch als B1 geführt) ist für seinen Beinamen "Ruhrschleichweg" bekannt, da er eine der Straßen mit dem bundesweit höchsten Verkehrsaufkommen ist und durch tägliche Verkehrsstaus geprägt ist.

Eisenbahn

Wichtigste Knotenbahnhöfe des Eisenbahnpersonenfernverkehrs sind die Hauptbahnhöfe in Dortmund, Bochum, Wanne-Eickel, Hagen, Essen, Duisburg und Hamm; dem Dortmunder Hauptbahnhof ist der große Abstellbahnhof Dortmund Bbf an der Strecke nach Hamm angeschlossen. Wesentlich zur infrastrukturellen Erschließung des Ruhrgebietes trägt die S-Bahn Rhein-Ruhr bei, die Hauptlast der regionalen Verkehrsleistungen tragen allerdings zunehmend die RegionalExpress-Linien. Der beabsichtigte Ausbau des RegionalExpress-Netzes (MetroExpress NRW) scheitert an den gegenwärtigen finanziellen Schwierigkeiten des ÖPNV. Die Deutsche Bahn betreibt in Witten das Eisenbahnausbesserungswerk in der Nähe des Hauptbahnhofes. Hier ist für 2005 eine neue Produktionshalle geplant.

Im Eisenbahngüterverkehr ist das Ruhrgebiet als Ganzes auch bei der insgesamt zurückgehenden Bedeutung der Eisenbahn in Deutschland nach ihrer Privatisierung und Verlagerung vieler Eisenbahntransporte auf den Straßenverkehr weiterhin der größte Eisenbahnkomplex Europas mit mehreren Rangierbahnhöfen (Hamm/Westf. Rbf, Wanne-Eickel Hbf, Oberhausen-Osterfeld Süd, Schwerte/Ruhr und Hagen-Vorhalle) sowie mit noch immer zahlreichen Anschlußbahnen des Bergbaues und der Schwerindustrie.

Schifffahrt

Das bedeutendste Gewässer in verkehrstechnischer Hinsicht im Ruhrgebiet ist in der heutigen Zeit der Rhein. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war die Namensgeberin des Ruhrgebiets, die Ruhr, aber einer der wichtigsten Transportwege.

In Datteln kreuzen sich vier Kanäle die damit den größten europäischen Knotenpunkt für die Binnenschifffahrt bilden.

Auch der größte Binnenhafen der Welt befindet sich im Ruhrgebiet. Der Duisburger Hafen "duisport" im Stadtteil Ruhrort ist sowohl vom Rhein als auch von der Ruhr und dem Rhein-Herne-Kanal zu erreichen und hat einen jährlichen Umschlag von 70 Mio. Tonnen.

Der Ruhrschifffahrtskanal verbindet den Rhein (Duisburger Binnenhafen) mit dem Mülheimer Rhein Ruhr Hafen.

Flugverkehr

Der einzige internationale Verkehrsflughafen im Ruhrgebiet ist der "Flughafen Dortmund", auf dem jährlich über 1 Mio. Passagiere abgefertigt werden. Eine noch wichtigere Rolle spielen jedoch die beiden Großflughäfen "Düsseldorf" und "Köln/Bonn", die für Passagiere aus dem Ruhrgebiet auch gut erreichbar sind.

Persönlichkeiten

Siehe auch