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Impact Factor

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Der Impact Factor, besser „Journal Impact Factor“ einer Fachzeitschrift soll messen, wie oft andere Zeitschriften einen Artikel aus ihr in Relation zur Gesamtzahl der dort veröffentlichten Artikel zitieren. Die Idee ist: je höher der Impact Factor, desto angesehener ist eine Fachzeitschrift. Dies wirkt sich auch auf die akademische Beurteilung von Wissenschaftlern aus: wer in Zeitschriften mit höherem Impact Factor publiziert, hat größere Karrierechancen.

Erstmals hatte das Institute for Scientific Information den Impact Factor von Zeitschriften in den 1960-er Jahren berechnet und im Science Citation Index intern verwendet. Später wurden die Impact Factors in den Journal Citation Reports (JCR) in zwei Ausgaben veröffentlicht (Science Edition und Social Sciences Edition – campusweit verwendet kann dieses kommerzielle Verzeichnis viel kosten).

Bewertung von Zeitschriften und Wissenschaftlern

Der Impact Factor wiegt vor allem in den Naturwissenschaften und der Medizin. Er ermittelt sich aus Artikeldatenbanken, wie dem Web of Science. Er eignet sich nicht, große Fachdisziplinen – viele Forscher und Publikationsorgane, d.h. höhere Zitierfrequenzen – mit kleineren Disziplinen, in denen das nicht so ist, zu vergleichen. Daher gilt für einen möglichst objektiven Einsatz des Impact Factors, dass nur Leistungen innerhalb einer Disziplin, also über thematisch ähnliche Fachzeitschriften verglichen werden dürfen. Zudem reflektiert die Dauer, während deren ein Artikel durchschnittlich zitiert wurde, neben der Zitierhäufigkeit die langfristige Bedeutung der Einzelveröffentlichung. Sie ermittelt sich als Halbwertzeit eines Artikels (Cited half-life) ebenfalls vom ISI aus. Bei modernen und schnelllebigen Disziplinen wie der Molekularbiologie liegt der Wert für die meisten Fachzeitschriften unter 5 Jahren; bei Disziplinen wie der biologischen Systematik, deren Zeitschriften einen längerfristigen Anspruch erheben, eher über 5, oftmals über 10 Jahre. Es ist daher ein legitimes Mittel beim Vergleich wissenschaftlicher Publikationsleistungen, den Impact Factor mit dem Wert für Cited half-life zu multiplizieren: das gleicht die geringere Zitierfrequenz in einigen Wissenschaftsbereichen durch die längere Halbwertzeit der Artikel aus.

Neben dem Impact Factor sollten für die Bewertung einer wissenschaftlichen Zeitschrift weitere Kriterien zählen – z. B. ob die Zeitschrift mit dem Peer-Review-Verfahren arbeitet, ob sie international zugänglich ist, sie regelmäßig erscheint und die Artikel in der heutigen Wissenschaftssprache Englisch geschrieben sind.

Besonders in den medizinischen und naturwissenschaftlichen Forschungsrichtungen wenden Wissenschaftler weltweit gerne den Impact Factor von Publikationen an, um Forschungsleistungen qualitativ zu bewerten. Vor allem, weil das Ergebnis einer solchen Evaluation eine leicht zu erhebende objektive Zahl scheint. Das wird weder dem Impact Factor, noch den Kandidaten gerecht.

Da Publikationen in Journalen mit Impact-Factor für das berufliche Fortkommen eines Wissenschaftlers wie auch für die Vermarktung von Medizinprodukten und Pharmazeutika, wichtig sind, haben sich zum Teil mafia-artige Strukturen, insbesondere im medizinischen und zahnmedizinischen Bereich im Umfeld dieser Journals entwickelt: Industriegesteuerte Reviews sind an der Tagesordnung. Die Reviewer stehen oft in Abhängigkeit von Industrieunternehmen und blocken Artikel zu konkurrenzierenden Produkten auftragsgemäss einfach ab. Andererseits werden industrie-unterstützte Artikel selbst mit dubiosestem Inhalt über die gleichen Seilschaften in die Journale eingeschleust. Der Impact-factor hat seinen Wert deswegen verspielt. Er hat keinen Bezug mehr zur echten und realistischen wissenschaftlichen Leistung.

Weitere Publikationsleistungen, die ISI nicht erfasst und die somit scheinbar fehlen (Buchbeiträge und Bücher sowie Artikel in Nicht-ISI-Zeitschriften etc.), sollte man selbstverständlich berücksichtigen: bei der Zulassung zur Habilitation oder der Besetzung von Forschungsstellen und Professuren sind weitere wissenschaftliche Leistungsmerkmale sowie ggf. nicht-wissenschaftliche, wie Einwerbung von Drittmitteln, Qualität und Quantität der Lehre, Besuche von Tagungen und die Einbindung in internationale Netzwerke angemessen.

Ein zusätzlicher bibliometrischer Indikator für die Qualität von individuellen Forschungsleistungen, der einige spezifische Probleme des Impact Factors vermeidet, ist der „Science Impact Index“ (SII). Er gehört ebenfalls zu den Zitationsraten.

Die Suchmaschine Google benutzt ähnliche Vorgehensweisen. Google verwendet für die Bewertung der Internet-Seiten einen Algorithmus, der die Häufigkeit von Links (=„Zitat“) zu Grunde legt, siehe PageRank. Nach diesem Muster ermittelt Eigenfactor die einflussreichsten Zeitschriften mit Hilfe der Häufigkeit der Zitationen. Allerdings kann diese Auswertung durch Linkfarmen leicht manipuliert werden.

Berechnung

Die Berechnung des Impact Factors erfolgt nach folgender Formel:

Daraus folgt: Es kann keinen „Journal Impact Factor“ für das laufende Jahr geben. Beispiel: Wenn eine Zeitschrift in den Jahren 1990–91 116 (A) Artikel publiziert hat, die im Jahr 1992 224-mal (B) zitiert wurden, ergibt sich ein Impact Faktor von 1,931 (B/A).

Die Aussagekraft des Journal Impact Factors (JIF)ist recht umstritten. Für die Häufigkeit, mit der eine Zeitschrift zitiert wurde, werden von ISI alle Referenzen, egal ob sie Artikel, Editorials, Meetings, Letters und Conference Proceedings betreffen, berücksichtigt. Diese werden zwar im Zähler als „Zitierung“ gezählt, nicht aber als „Artikel“ im Nenner. Folglich können Zeitschriften mit vielen „Letters“ und „Conference Proceedings“ natürlich einen hohen Impact Factor haben. Auch ist der Anteil der Selbstzitierungen nicht unerheblich. Zudem benachteiligt die Zeitspanne von zwei Jahren Themenfelder, die erheblich längere Zeit brauchen, um „einzusinken“, so dass eine Korrektur über die Halbwertzeit der Zitierdauer (Cited half-life, siehe oben) angebracht erscheint. Weitere Diskussion siehe den englischen Wikipedia-Artikel.

Siehe auch

Zitation, Web Impact Factor, Bibliometrie, Szientometrie

Literatur

  • A. Hakansson: The Impact Factor – a dubious measure of scientific quality. In: Scandinavian Journal of Primary Health Care. 23, Nr. 4, S. 193–194, Dezember 2005.
  • S. Lehrl: Der Impact Faktor als Bewertungskriterium für wissenschaftliche Leistungen – das Recht auf Chancengleichheit. In: Strahlentherapie und Onkologie, 175, S. 141–153, 1999.
  • W. Golder: Der Impact Faktor: Eine kritische Analyse. In: RöFo - Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgenstrahlen und der bildgebenden Verfahren. 169, S. 220–226, 1998.
  • T. Opthof: Sense and Nonsense About the Impact Factor. In: Cardiovasc Res. 33, S. 1–7.
  • Per O Seglen: Why the impact factor of journals should not be used for evaluating research. In: British Medical Journal. 314, S. 497, 1997.
  • M. West: Impactopoly. In: Laborjournal S. 40–45, 11-2006.
  • Vladimir Pislyakov: Comparing two “thermometers”: Impact factors of 20 leading economic journals according to Journal Citation Reports and Scopus (12 S.), Higher School of Economics (Высшая школа экономики), Bibliothek, Moskau, November 2007.
  • Stegmann J., How to evaluate Journal impact factors, Nature, 390:550 (1997)
  • Schoonbaert D. and Roelants G., Impact takes precedence over interest, Nature, 391(6664):222 (1998)