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Johannes Rau

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Johannes Rau (* 16. Januar 1931 in Wuppertal) ist ein deutscher Politiker (SPD) und war vom 1. Juli 1999 bis 30. Juni 2004 Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.

Werdegang

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Johannes Rau (l.) mit dem ehemaligen französischen Premierminister Lionel Jospin (Bild:Französisches Außenministerium, Abteilung Fotografien)

Rau ist Sohn eines Kaufmanns und nebenberuflichen Laienpredigers. Er brach 1948 den Besuch des Gymnasiums ab und begann 1949 eine Lehre als Verlagsbuchhändler in Wuppertal und Köln. Nebenher ist er ab 1949 freier Mitarbeiter der "Westfälischen Rundschau" in Wuppertal.

Nach beendeter Lehre arbeitete er zunächst ab 1952 als Verlagsbuchhändler in Wuppertal und wird dann 1953 Lektor bei einem kleineren Verlag in Witten. Ab 1954 ist er zunächst als Geschäftsführer beim Jugenddienst-Verlag tätig, 1962 wird er hier Mitglied des Vorstandes und 1965 Direktor dieses Verlages.

Familie

Johannes Rau ist seit 1982 mit Christina Delius (geb. 1956) verheiratet, einer Enkelin des früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann. Aus der Ehe gehen drei Kinder hervor: Anna Christina (geb. 1983), Philipp Immanuel (geb. 1985) und Laura Helene (geb. 1986).

Politische Stationen

Datei:Johannesrau.jpg
Johannes Rau auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 2001 (damals in Funktion des Bundespräsidenten)

1952 wird Rau Mitglied in der vom ehemaligen Bundesinnenminister Gustav Heinemann mitbegründeten Gesamtdeutschen Volkspartei (GVP) und sogleich deren Kreisvorsitzender in Wuppertal. Bereits fünf Jahre später, 1957, löst sich die GVP auf und Rau wird Mitglied der SPD. Von 1958 bis 1962 ist er Vorsitzender der Jungsozialisten in Wuppertal.

1958 wird er erstmalig in den Landtag von Nordrhein-Westfalen gewählt, dem er bis 1999 angehören sollte. 1962 wird er Mitglied im Vorstand der SPD-Fraktion und 1967 deren Vorsitzender. Von 1964 bis 1978 gehört er außerdem dem Stadtrat von Wuppertal an, wo er zwischen 1969 und 1970 auch Oberbürgermeister ist.

1968 wird Rau in den Bundesvorstand der SPD gewählt. Ab 1973 ist er Mitglied des Landesvorstandes in Nordrhein-Westfalen, von 1977 bis 1998 auch deren Vorsitzender. Ab 1978 ist er Mitglied des Präsidiums der SPD und ab 1982 Stellvertretender Bundesvorsitzender.

1970 beruft Ministerpräsident Heinz Kühn Rau ins Kabinett und überträgt ihm das Ressort Wissenschaft und Forschung. 1978 wird Rau Nachfolger von Heinz Kühn als Ministerpräsident. Unter seiner Führung kann die SPD bei den Landtagswahlen 1980, 1985 und 1990 die absolute Mehrheit der Mandate erreichen, beziehungsweise verteidigen. Seit 1995 bildet die SPD eine Koalition mit Bündnis 90/Die Grünen.

Vom 1. November 1982 bis zum 31. Oktober 1983 ist Rau erstmals Bundesratspräsident, das gleiche Amt hat er ein zweites mal vom 1. November 1994 bis zum 31. Oktober 1995 inne.

Bei der Bundestagswahl 1987 ist er Kanzlerkandidat der SPD, unterliegt aber dem amtierenden Bundeskanzler Helmut Kohl.

Nach dem Rücktritt Björn Engholms vom Parteivorsitz der SPD (3. Mai 1993) übernimmt er kommissarisch den SPD-Vorsitz bis zur Wahl Rudolf Scharpings im Juni 1993.

1998 tritt er von seinen Ämtern als Landesvorsitzender der SPD und als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen zurück. Sein Nachfolger im Parteiamt wird Franz Müntefering. Zum Ministerpräsidenten wird der bisherige Wirtschaftsminister Wolfgang Clement gewählt.

1994 ist Rau erstmals Kandidat der SPD für das Amt des Bundespräsidenten (s. Bundespräsidentenwahl 1994). Er unterliegt aber im dritten Wahlgang dem Kandidaten der CDU, Roman Herzog. Am 23. Mai 1999 wird Rau im zweiten Wahlgang zum Bundespräsidenten gewählt (s. Bundespräsidentenwahl 1999). Seine Gegenkandidaten waren für die CDU die spätere Thüringische Wissenschaftsministerin Dagmar Schipanski und für die PDS die Tante seiner Ehefrau, Uta Ranke-Heinemann. Am 1. Juli 1999 wird Rau als Bundespräsident vereidigt.

Raus Amtszeit ist weder von Skandalen noch von herausragenden Appellen begleitet. Kritiker werfen ihm vielmehr unkonkrete Reden vor. Zwar verspotten Kritiker Raus die von ihm stets betonte Nähe zum Christentum mit der Bezeichnung Bruder Johannes, diese Bezeichnung wird aber von Vertrauten auch im positiven Sinn verwendet, um seine mitmenschliche Art zu betonen.

Respekt wird ihm von politischen Beobachtern jedweder Couleur für seine, in ihrer Schärfe ungewöhnlichen, Erklärung anlässlich des Parteienspektakels um das Zuwanderungsgesetz bekundet, in welcher er das von den Parteien veranstaltete Gezerre um die Bundesratsabstimmung zum genannten Gesetz als unwürdig bezeichnet.

Nach der Landtagswahl in Bayern gibt er im September 2003 bekannt, bei der nächsten Wahl am 23. Mai 2004 nicht mehr für das Amt des Bundespräsidenten zu kandidieren.

Am 23. März 2004 bricht Rau seine Afrika-Reise vor dem geplanten Truppenbesuch bei deutschen Soldaten in Dschibuti ab. Laut Geheimdienstberichten sollte ein Mordanschlag auf einen hochrangigen europäischen Repräsentanten, also möglicherweise auf Rau, verübt werden.

Am 23. April 2004 kehrt er vom letzten Staatsbesuch seiner Amtszeit aus Ungarn zurück. Insgesamt hat Rau 76 Auslandsreisen als Staatsoberhaupt unternommen. Oft wurde er von Ilse Pfeifer (Protokoll, Auswärtiges Amt) begleitet.

Am 29. Juni 2004 wurde er mit einem Großen Zapfenstreich von der Bundeswehr verabschiedet.

Ehrungen

Ehrendoktorwürden

Sonstiges

Johannes Rau ist Ehrenpate des weltweit millionsten Patenkindes des Kinderhilfswerks Plan International. Er hat diese Ehrenpatenschaft von seinem Amtsvorgänger Roman Herzog übernommen.

Der passionierte Skatspieler ließ es sich am 16. August 1984 nicht nehmen, die 4. Skatweltmeisterschaft in der Dortmunder Westfalenhalle als Schirmherr und amtierender NRW-Ministerpräsident zu eröffnen, wobei er selbst aktiv und mit viel Freude an einer "Demonstrationsrunde" teilnahm.