Pillkaller Kleinbahn
Die Schloßberger Kleinbahnen waren ein Kleinbahnbetrieb im ostpreußischen Landkreis Schloßberg, der bis 1938 Pillkallen hieß; bis zu diesem Zeitpunkt firmierte die Bahn als Pillkaller Kleinbahn.
Geschichte
Der unmittelbar an der russischen, später litauischen Grenze gelegene ostpreußische Kreis Pillkallen und seine Hauptstadt wurden erst 1892/93 durch die Nebenbahn Tilsit–Stallupönen (Ebenrode) an das Staatsbahnnetz angeschlossen. Weitere Bahnbauten überließ man der Pillkaller Kleinbahn-AG, die am 25. Juni 1900 vom Königreich Preußen, der Provinz Ostpreußen, dem Kreis und dem Bahnbauunternehmen Lenz & Co. GmbH gegründet worden ist.
Der größte Teil des Schienennetzes konnte am 24. Dezember 1901 eröffnet werden. Dazu gehörte zunächst die 30 Kilometer lange „Hauptachse“, die von der Kreisstadt mit einer Ausbuchtung nach Osten über Grumbkowkaiten (Grumbkowsfelde) und Kiauschen (Wetterau) nach Norden bis zum Kirchdorf Lasdehnen (Haselberg) verlief. In den beiden genannten Zwischenstationen zweigten Stichbahnen in östlicher Richtung ab.
Die erste war 20 Kilometer lang und führte von Grumbkowkaiten über Willuhnen bis zur Grenzstadt Schirwindt, der damals östlichsten Stadt im Deutschen Reich. Die zweite Stichbahn von Kiauschen endete anfangs in Schillehnen (Schillfelde) und wurde erst am 7. November 1906 bis nach Doristhal um 5 Kilometer verlängert. Danach umfasste das Kleinbahnnetz eine Länge von 61 Kilometern. Es war zunächst in der Schmalspur von 750 mm angelegt worden, wurde aber im Ersten Weltkrieg – nach zeitweiliger Betriebsunterbrechung in den Jahren 1914/15 – ab 1917 in der Spurweite von 1000 mm wieder aufgebaut.
Die Betriebsführung übernahm die Ostdeutsche Eisenbahn-Gesellschaft in Königsberg (ODEG). Am 30. Juni 1924 wurde die Pillkaller Kleinbahn-AG in die Insterburger Kleinbahn-AG eingegliedert, die sich anschließend Ostpreußische Kleinbahnen AG nannte.
Im Jahre 1939 standen folgende Fahrzeuge zur Verfügung: 5 Dampflokomotiven, 12 Personen-, 3 Pack- und 93 Güterwagen. Einige ebenfalls von der ODEG betriebene Omnibuslinien ergänzten ab 15. August 1931 das Verkehrsangebot. Sie fuhren von Pillkallen nach Lasdehnen, Schillehnen, Schirwindt und Stallupönen.
Die Bahnanlagen wurden im Winter 1944/45 im Zuge durch die Kriegshandlungen weitgehend zerstört. Sie wurden danach nicht wieder aufgebaut. Eine der Dampflokomotiven ist erhalten und heute beim Deutschen Eisenbahn-Verein im Einsatz.
Strecken
a) Pillkallen–Lasdehnen
- 0,0 Pillkallen Kleinbahnhof (Schlossberg Klb)
- 1,4 Pasloepen
- 3,6 Uszpiaunen Domäne
- 4,8 Uszpiaunen Dorf
- 6,0 Wiltauten
- 7,5 Uszballen
- 11,0 Grumbkowkaiten (Grumbkowsfelde)
- 12,8 Wingern
- 14,2 Patilszen (Insterwalde)
- 16,4 Kiauschen (Wetterau)
- 17,2 Augstutschen (Rehwalde)
- 20,3 Lasdinehlen
- 22,3 Rucken (Kr Pillkallen)
- 23,2 Uszbördszen
- 24,5 Alxnupönen
- 26,5 Sallehnen
- 28,2 Schoreller Forst
- 30,0 Lasdehnen (Haselberg)
b) Grumbkowkaiten–Schirwindt
- 0,0 Grumbkowkaiten
- 1,5 Bilden
- 4,5 Walddorf
- 5,6 Willuhnen
- 6,8 Kaylen
- 8,9 Kruschinehlen
- 10,5 Groß Naujehnen
- 13,5 Lindicken (Kr Pillkallen)
- 16,3 Groß Warrupönen (Lindenhof)
- 17,6 Jodupönen
- 19,6 Schirwindt
c) Kiauschen–Doristhal
- 0,0 Kiauschen
- 2,4 Szardehlen (Martingken)
- 3,9 Kischen
- 6,1 Schillehnen (Schillfelde)
- 9,4 Eydgymmischken (Hochfeld)
- 11,3 Doristhal
Literatur
- Siegfried Bufe: Eisenbahnen in West- und Ostpreußen, 1986 Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham, ISBN 3-922138-24-1