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Höhlenbär

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Höhlenbär
Höhlenbär (Ursus spelaeus), aufrecht gestelltes Skelett im Wiener Hofmuseum
Zeitraum
Pleistozän
400.000 bis etwa 13.000–10.000 Jahre
Fossilfundorte
Vorlage:Taxonomy
Chordatiere (Chordata)
Säugetiere (Mammalia)
Raubtiere (Carnivora)
Bären (Ursidae)
Ursus
Wissenschaftlicher Name
Ursus spelaeus (Höhlenbär)
Rosenmüller, 1794

Der Höhlenbär (Ursus spelaeus) ist eine ausgestorbene Bärenart der letzten Eiszeit. Seine Stammform ist vermutlich Ursus deningeri v. REICHENAU.

Sein Lebensraum war Europa, von Nordspanien bis zum Ural. Vorwiegend bevorzugte er Höhlen als Winterschlafplatz, Wurfplatz und Sterbelager. Die Kopf-Rumpflänge betrug bis zu 3,5 m, seine Schulterhöhe ca. 1,70 m. Er war daher deutlich größer als der heutige Braunbär. Die Weibchen waren, wie bei heutigen Bärenarten auch, etwas kleiner als die Männchen (Geschlechtsdimorphismus). Der Höhlenbär hatte kräftige Kiefer, ernährte sich als Allesfresser vermutlich jedoch hauptsächlich von Pflanzen, worauf seine großflächigen Zähne hinweisen. Er war kein typischer Vertreter der Glazialzeiten, weil er in Folge seiner Ernähnungsgewohnheiten nur bis zur nördlichen Grenze laubtragender Bäume verbreitet war und in einem Tundren und Kaltsteppenbiotop keine ausreichende Nahrung gefunden hätte.

Rekonstruktion eines Höhlenbär-Skelettes aus originalen Einzelteilen, Teufelshöhle (bei Pottenstein)

Funde von Höhlenbären wurden in vielen Höhlen in Mitteleuropa entdeckt, so z.B. in der Drachenhöhle bei Mixnitz an der Mur in der Steiermark wo die Knochen von ca. 3000 Individuen - hauptsächlich um ca. 30 - 40.000 Jahre alt - zu tage gefördert wurden. Der Reichtum an Knochen des Höhlenbären, die gerade in Höhlen oftmals bis zu 90% aller dortigen Knochenfunde ausmachen, hat dazu geführt, dass vielerorts die Höhlen einfach als "Bärenhöhle" oder "Bärenloch" bezeichnet werden. Ein aus vielen Einzelknochen verschiedener Individuen vollständig zusammengesetztes Skelett eines Höhlenbären wird in Teufelshöhle (bei Pottenstein) und der Heinrichshöhle in Hemer ausgestellt. Das Höhlenmuseum in Iserlohn-Letmathe (Westfalen) besitzt die naturgetreuen Nachbildungen eines erwachsenen, wie eines jungen lebenden Höhlenbären, sowie neben der Skelettrekonstruktion eines erwachsenen Exemplars auch das nahezu komplette Skelett eines in der dortigen Dechenhöhle bei Ausgrabungen gefundenen Höhlenbären-Babys - ein in dieser Vollständigkeit überaus seltener Fund. (siehe auch: Deutsches Höhlenmuseum)

Der Höhlenbär ist trotz seines Namens kein ausgesprochenes Höhlentier. Grund für die vielen Knochenfunde ist vielmehr die Tatsache, dass gerade Höhlen beste Erhaltungsbedingungen für Knochenmaterial bieten, viele Bären schon in jungen Jahren - vermutlich durch harte Winter, die sie nicht überlebt haben - zugrunde gegangen sind und schließlich die Knochenablagerungen über einen Zeitraum von vielen Jahrtausenden hier akkumuliert wurden.

Unklar ist, in welchem Umfang Höhlenbären von eiszeitlichen Jägern gejagt wurden. Zwar hat man vereinzelt Schädelverletzungen durch Jagdwaffen festgestellt, doch Spuren einer intensiven Jagd auf Höhlenbären wurden bisher nicht gefunden. Es wurden jedoch evtl. Hinweise auf einen Bärenkult des Eiszeitmenschen in verschiedenen Höhlen festgestellt, da Bärenschädel an einigen Stellen gezielt deponiert worden sind. Auch in der Höhlenwandkunst des prähistorischen Menschen in Südfrankreich sind Höhlenbären wiederholt dargestellt worden. Für das Aussterben dieser Bärenart vor ca. 10.000 Jahren dürften weniger die Menschen der Eiszeit, degenerative Veränderungen, rheumatische Erkrankungen und stark von Karies befallene Kiefer, wie man sie an manchen Funden festgestellt hat, verantwortlich sein. Es haben wohl mit größerer Wahrscheinlichkeit klimatische Veränderungen und ein daraus resultierender Wandel der Vegetation (der Lebensgrundlage der Bären) zu deren Aussterben in erheblichem Maße beigetragen.

Commons: Höhlenbär – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien