Hildrizhausen
Vorlage:Infobox Ort in Deutschland Hildrizhausen ist eine Gemeinde in Baden-Württemberg und gehört zum Landkreis Böblingen.
Geografie
Der Ort liegt auf der Schönbuchlichtung, 9 km südlich von Böblingen am Nordrand des Naturpark Schönbuch. Bei Hildrizhausen entspringt eine der zwei Quellen der Würm.
Geschichte

Wahrscheinlich geht die Gemeinde Hildrizhausen auf eine Ansiedlung aus der Zeit um 800 n. Chr, also auf die Zeit Karl des Großen, zurück. Die ringförmige Anlage als Runddorf um den Hügel, auf dem man vielleicht ursprünglich eine keltische Begräbnis-, Versammlungs- oder Kultstätte vermuten kann, findet man in Württemberg selten
Bereits um die Jahrtausendwende waren die Grafen von Hildrizhausen hier ansässig. So werden als Zeugen in einer Schenkungsurkunde des Klosters Reichenbach der bekannte Abt Wilhelm von Hirsau und ein Markgraf Heinrich von Hilteratshusen genannt. Ein späterer Nachkomme der Grafenfamilie, Eberhard von Hilteratshusen, wurde 1097 zum Bischof von Eichstätt ernannt und 1110 geweiht.
Die Burg zu Hilteratshusen war wohl eher ein festes Haus als nach heutigem Verständnis eine Burg. Sie lag vermutlich im Bereich des alten Würm- und Ruckenbach- Verlaufs und war so möglicherweise mit einem natürlichen Wassergraben umgeben.
Nachdem das Grafengeschlecht nach 1100 ausstarb, erbten zunächst die westfälischen Grafen von Kappenberg die Burg zu Hilteratshusen und die dazugehörigen Ländereien. Dann fiel die Burg um 1122 an die Staufer, und wurde um 1145 an die Pfalzgrafen von Tübingen verkauft. 1165 wurde die Burg von Welf VII. von Bayern bei den Auseinandersetzungen der Tübinger Fehde zerstört. Der Ort wechselte noch öfter den Besitzer, und kam 1382 endgültig an die Grafen von Württemberg.
Mit der Gründung eines Kollegiatstiftes an der Pfarrkirche St. Nikomedes wurde wohl der Bau der Kirche von den Grafen von Hildrizhausen in Auftrag gegeben. Sie wird etwa um 1050 (evtl. auch früher), spätestens um 1080 im romanischen Stil als dreischiffige Pfeilerbasilika mit eingezogenem Querschiff (wohl noch vor der Martinskirche in Sindelfingen) errichtet. Erstmals wird sie 1275 erwähnt. Sie ist somit eine der ältesten Kirchen Süddeutschlands. Sie ist nicht, wie so oft erwähnt wird, an der Stelle und mit dem Material der zerstörten Burg errichtet. 1515 wurde der gotische Chor fertig gestellt, der den uns unbekannten romanischen Chorschluss ersetzte. Leider wurde etwa um 1627 das nördliche Seitenschiffs, das wohl recht baufällig geworden war, abgebrochen.
Geweiht war die Kirche dem heiligen Nikomedes (Märtyrer aus frühchristlicher Zeit in Rom), war jedoch offiziell nie eine Wallfahrtskirche. Etwa bis 1556 pilgerten jedoch hauptsächlich Mütter, um für die Gesundheit ihrer Kinder zu beten, nach Hildrizhausen.
Die ältesten, mit Schnitzereien und Ornamenten verzierten, Fachwerkhäuser, die man heute noch an der Ringstraße findet, stammen aus dem 16. Jh. Etliche von ihnen stehen unter Denkmalschutz.
Im 2. Weltkrieg wurde die Gemeinde in der Nacht vom 7./8. Oktober 1943 mit Brandbomben belegt und schwer zerstört. Über 60 Familien wurden in dieser Nacht obdachlos. Im Laufe der Löscharbeiten trat völliger Wassermangel ein, so dass viele Häuser, die man sonst vielleicht hätte retten können, völlig nieder brannten. Als das Wasser zu Ende ging, löschte man mit Gülle und Most. Die Hitze der Brände war so groß, dass das Hartgeld in der Kasse des Kirchenpflegers zu einem Klumpen zusammenschmolz.
In den Jahren 1988 bis 2000 wurde in Hildrizhausen eine umfassende Ortskernsanierung durchgeführt. Besonders Infrastruktur und öffentliche Gebäude wurden saniert und ausgebaut.
Religionen
Hildrizhausen ist seit der Reformation evangelisch geprägt. Heute gibt es daneben auch eine katholische und eine neuapostolische Kirche. Diese stehen abseits des Ortskerns. Lediglich die evangelische Kirche aus dem zwölften Jahrhundert steht direkt im Ortskern.
Die evangelische Gemeinde gehört zum Kirchenbezirk Herrenberg und hat ca. 1700 Mitglieder. Das Pfarrhaus zur Kirche (siehe Geschichte) wurde von Heinrich Schickhardt 1606 erbaut.
Einwohnerentwicklung

Jahr | Einwohnerzahl | Jahr | Einwohnerzahl | Jahr | Einwohnerzahl |
---|---|---|---|---|---|
Ende 12. Jh. | 84 | 1960 | 1450 | 1998 | 3297 |
1871 | 906 | 1961 | 1566 | 2000 | 3457 |
1890 | 821 | 1970 | 1956 | 2001 | 3486 |
1900 | 823 | 1980 | 2897 | 2002 | 3525 |
1910 | 846 | 1987 | 2862 | 2003 | 3499 |
1925 | 824 | 1990 | 3061 | 2004 | 3516 |
1933 | 850 | 1992 | 3162 | 2005 | 3627 |
1939 | 852 | 1993 | 3171 | 2006 | 3627 |
1940 | 852 | 1994 | 3134 | 2007 | 3608 |
1950 | 1024 | 1996 | 3180 |
Wappen

Das Wappen zeigt in Silber auf grünem Boden, der mit einem silbernen Pflugmesser (Sech) belegt ist, ein rotes Haus.
Das rote Haus symbolisiert das "Hilderatshaus" in Anlehnung an die Burg Hilteratshusen (siehe Geschichte).
Das weiße Pflugmesser steht für die Landwirtschaft, die in und um die Gemeinde stark betrieben wird.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Hildrizhausen ist über die Bundesautobahn 81 (Abfahrt Nr. 26) an das überregionale Straßennetz angeschlossen. Die „Bodenseeautobahn“ führt von Würzburg nach Gottmadingen bei Singen und wurde Ende der siebziger Jahre erbaut.
Außerdem verbindet die Buslinie 752 des Verkehrsverbundes VVS die Gemeinde mit der Haltestelle Ehningen der S-Bahn Stuttgart, sowie der Schönbuchbahn in Holzgerlingen.
Wasserversorgung
Hildrizhausen bezieht sein Trinkwasser nicht, wie viele umliegenden Kommunen, aus dem Netz der Bodensee-Wasserversorgung, sondern hat selbst Quellen, mit denen es sein Wasserversorgungsnetz speist. Seit 2006 wird die Trinkwasserversorgung aus 4 Quellen gespeist.
- Heiligenquelle I: Sanierung im Jahr 2007; Entnahme bis ca. 7 l/s
- Heiligenquelle II: Ausbau 1978; Entnahme bis ca. 2,0 l/s
- Sportplatz: Ausbau 1966/67; Entnahme bis ca. 2,0 l/s
- Betteltal: Ausbau 2005; Entnahme bis ca. 7 l/s
Das Wasser der einzelnen Brunnen wird im Zwischenbehälter "Lettenbühl" zusammengeführt und mit Hilfe einer Chlordosierungsanlage auf ein Mindestmaß gechlort. Es wird kein Wasser von anderen Wasserversorgern (z.B. Bodensee-Wasserversorgung) hinzugefügt. Vom Zwischenbehälter wird das Trinkwasser noch zum Hochbehälter "Rötelberg" (540 m ü. NN) gepumpt. Von hier aus wird das Trinkwasser in das Ortsnetz eingespeist. Der Hochbehälter soll im gesamten Gemeindegebiet einen ausreichenden Wasserdruck garantieren.
Das Mischwasser im Leitungsnetz hat bei einer gleichzeitigen Nutzung aller vier Brunnen einen Härtegrad von ca. 17,5 ° d.H. Bis zur Inbetriebnahme des Brunnens Betteltal lag der Härtegrad sogar bei rd. 21° d.H.
Mit diesem Wasser wird auch ein Quellwasser-Freibad betrieben. 1935 hoben freiwillige Bürger des Ortes mit Pickel und Schaufel eine 8 mal 4 Meter große Grube aus, und erschufen so das zweite Freibad im Kreis Böblingen, nach Herrenberg. 1960 wurde das Freibad und das Schwimmbecken renoviert. 1994 ist eine erneute Sanierung dieses Familienbades abgeschlossen worden und jährlich besuchen über 60.000 Badegäste das Freibad.
Im Jahr 1982 wurde der Brunnen "Heiligenquelle III" auf eine Tiefe von max. 51 m als Mineralbrunnen ausgebaut. Das Wasser wurde bis zum Jahr 1988 in einer kleinen Sprudelfabrik in der Quellenstraße in Flaschen abgefüllt. Derzeit wird das Mineralwasser in den Sommermonaten genutzt, um den Dorfbrunnen bei der Kirche zu versorgen.
Im kommunalen Zweckverband Würmursprung wird von den Gemeinden Altdorf und Hildrizhausen eine Gemeinschaftskläranlage betrieben. Diese verfügt über drei Reinigungsstufen und sorgt für eine umweltgerechte Abwasseraufbereitung.
Bildungseinrichtungen
Das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Schulgebäude wurde 1950 wieder aufgebaut. Es diente weitere 20 Jahre den Schülern als Lehr- und Unterrichtsstätte, bis im Herbst 1970 die Schulkinder in die neu erbaute Schönbuchschule einziehen konnten. Das alte Schulhaus wurde 1971 zum Rathaus umgebaut, in dem bis 1999 auch die Post und bis 2004 die Polizei ihr Domizil hatten.
Ab der siebten Klasse müssen die Schüler und Schülerinnen die Hauptschule der Nachbargemeinde Altdorf besuchen. Schüler und Schülerinnen die nach der Grundschule den Weg der Mittleren Reife oder des Abitures wählen, gehen in der Regel auf die Otto-Rommel-Realschule bzw. das Schönbuch-Gymnasium in Holzgerlingen.
Die, 1975 erbaute, Turnhalle (Schönbuchhalle) der Schönbuchschule wird außerdem auch als Fest und Mehrzweckhalle für Veranstaltungen genutzt.
Im Jahr 2008 wird die Schönbuchschule erneut erweitert. Diesmal wird ein Mehrzweckraum eingerichtet, der nicht nur der Schule, sondern auch den örtlichen Vereinen zur Verfügung stehen soll.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Linde bei Hildrizhausen
- Historischer Dorfkern mit historischen Fachwerkhäusern
Bauwerke
- Nikomedeskirche
Regelmäßige Veranstaltungen
Von Hildrizhausen aus startet jährlich, am dritten Sonntag im Oktober, der Schönbuchlauf.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Hr. Werner Zimmermann (Altbürgermeister)
Söhne und Töchter der Stadt
- Michael Holder (* 1796 in Hildrizhausen; † 1861 in Stuttgart), Maler
- Adolf Heim (* in Hildrizhausen; †), Lehrer (1881 1. Reichspatent auf ein lenkbares Luftschiff)
- Eyselin (* in Hildrizhausen; †), Theologe (schrieb 1628 die Hildrizhausener Chronik)