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Biberach an der Riß

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Wappen Karte
Stadtwappen von Biberach an der Riß Deutschlandkarte, Position von Biberach hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Biberach
Fläche: 72,16 km²
Einwohner: 32.203 (31.12.2003)
Bevölkerungsdichte: 446 Einwohner je km²
Höhe: 596 m ü. NN
Postleitzahlen: 88381-88400
Vorwahl: 07351
Geografische Lage: 48° 06' n. Br.
09° 48' ö. L.
Kfz-Kennzeichen: BC
Gemeindeschlüssel: 08 4 26 021
Stadtgliederung: 5 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Hindenburgstr. 1
88400 Biberach an der Riß
Website: www.biberach-riss.de
E-Mail-Adresse: info@biberach-riss.de
Politik
Oberbürgermeister: Thomas Fettback (SPD)
Gemeinderat: CDU 13, SPD 7,
Unabhängige Bürger 6,
Grüne 4, FDP 2

Die Wielandstadt Biberach an der Riß ist eine Große Kreisstadt im Zentrum Oberschwabens, zwischen Donau und dem Bodensee, zwischen Alb und Allgäu. Sie ist Sitz der Verwaltung und des Kreistages des gleichnamigen Landkreises und liegt an der Württembergischen Südbahn (Ulm - Friedrichshafen). Zu ihren Teilorten gehören Mettenberg, Ringschnait, Rißegg (mit den Teilorten Rißegg und Rindenmoos seit dem 1. Januar 1974 eingemeindet) und Stafflangen. Umgeben ist Biberach von den Gemeinden Mittelbiberach, Warthausen und Ummendorf.

Datei:Biberach-ulmer-tor-1916.jpg
Blick aufs Ulmer Tor

Allgemeines

Die Riß war Namensgeber für eine Eiszeit, die Stadt Namensgeber für das Biberacher Modell. Die Einwohner bezeichnen sich als Biber.

Stadtbild

Das Ortsbild wird geprägt vom Marktplatz mit den Patrizierhäusern, dem Marktbrunnen, den renovierten Rathäusern, vom Turm der gotischen Stadtpfarrkirche St. Martin (siehe auch Martin von Tours) sowie von mittelalterlicher Architektur und den beiden Türmen Weißer Turm und Gigelturm, die das ehemalige Weberviertel Weberberg überragen.

Biberach ist auch Station der Oberschwäbischen Barockstraße und der Schwäbischen Dichterstraße.

Bauwerke

  • Das "Hospital zum heiligen Geist" ist das größte Gebäudeensemble in der Altstadt Biberachs. Er wurde bereits Mitte des 13. Jahrhundert als karitative Stiftung gegründet und beherbergt heute das Braith-Mali-Museum.
  • Das Ulmer Tor von 1365 ist das letzte erhaltene Stadttor aus der mittelalterlichen Stadtbefestigung.
  • Hugo-Häring-Haus: erbaut 1950 als Spätwerk des bekannten Biberacher Architekten (modernes und organisches Bauen), wird derzeit in seinen Originalzustand zurückversetzt, mit original Möbeln von Hugo Häring eingerichtet und dann als Museum zugänglich gemacht.
Blick auf den Marktplatz

Politik

Oberbürgermeister der Stadt ist Thomas Fettback (SPD). Der Erste Bürgermeister heißt Roland Wersch (CDU), der Baubürgermeister ist Julius Ogertschnig (parteilos), Kulturdezernent ist Dr. Hans-Peter Biege. Im Gemeinderat sind CDU, Freie Wähler/Unabhängige Bürger, SPD, FDP und Grüne vertreten.

Wappen und Flagge

In Blau ein aufgerichteter, golden gekrönter goldener Biber.

Die Biberacher Stadtfarben sind Blau-Gelb.

Städtepartnerschaften

Biberach unterhält Beziehungen zu fünf Partnerstädten:

Lebensqualität

Biberach an der Riß liegt mitten im württembergischen Teil der Region Donau-Iller. Laut einer Umfrage des STERN im Jahre 2003 waren nur noch die niedersächsischen Osnabrücker zufriedenere Deutsche. 85% der Bewohner in der Region Donau-Iller beantworteten die Frage "Sind Sie zufrieden mit dem Leben an Ihrem Wohnort?" mit Ja.

Bildung und Kultur

In den Braith-Mali-Ateliers
Der Esel auf dem Marktplatz von Biberach
Jordanbad-Therme
Blick auf Biberach vom Landratsamtsgebäude aus

Die Fachhochschule für Bautechnik und die Bauakademie liegt beim Fachhochschulranking auf den vorderen Plätzen.

In Biberach gibt es 2 Gymnasien nebeneinander:

Erwähnenswert sind die Malerateliers von Anton Braith und Christian Mali und Sammlung von Werken des Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner im Braith-Mali-Museum und eine Skulptur des Bildhauers Peter Lenk, die in der Marktplatz-Mitte steht.

Im Ortsteil Ringschnait befindet sich das "Nistkasten- und Vogelschutzmuseum". Es zeigt 400 verschiedene Modelle an Nistkästen für Vögel und Fledermäuse.

Das Kunstleben wird vor allem auch durch den Dramatischen Verein, die Jugendmusikschule und die Jugendkunstschule bestimmt. Alljährlich feiert man Anfang Juli in Biberach das Schützenfest, ein großes Kinder- und Heimatfest. Während des Jahres sind bei der Jugend besonders die Stufenfeste beliebt. Zu den kulturellen Höhepunkten im Leben der Stadt gehören das Filmfest Biberach, das älteste Festival, das sich seit über 25 Jahren ganz dem deutschsprachigen Film widmet und zu dem sich ab Herbst 2004 das Biberacher Independent Film Festival als eigenständiges Festival gesellt. (Schwerpunkt: Kurz- und Dokumentarfilme im DVD-Format.)

Medien

Die lokale Tageszeitung ist die Schwäbische Zeitung (Lokalausgabe Biberach). Daneben gibt es als wöchentliche Gratisblätter das Wochenblatt und das Info. Ein monatliches Veranstaltungsgmagazin in der Region heißt Blix. Im Internet gibt es als wichtigste zusätzliche Nachrichtenmedien das Biber Radio, biberach-regional.de, biberblatt.de und Weberberg.de. Von Radiofreunden wird die Region um Biberach manchmal scherzhaft als Tal der Ahnungslosen bezeichnet, weil dies die Region in Deutschland ist, in der der Deutschlandfunk und das DeutschlandRadio Berlin terrestrisch am schlechtesten zu empfangen sind.

Wirtschaft

Biberach ist Sitz mehrerer weltweit agierender Unternehmen:

  • Boehringer Ingelheim (Pharmaunternehmen mit Europas größter Anlage zur biotechnologischen Herstellung pharmazeutischer Wirkstoffe)
  • KaVo Dental GmbH (Hersteller von Zahngeräten mit 3300 Beschäftigten, Teil des amerikanischen Konzerns Danaher)
  • Liebherr Firmengruppe (Hersteller von Baumaschinen, Kränen, Baggern und Kühlschränken)
  • Albert Handtmann Firmengruppe (Metallgusswerk, Automobilzulieferer und Hersteller von Rohrleitungssystemen für Brauereien und Metzgereitechnik)
  • Vollmer Werke Maschinenfabrik GmbH (Hersteller von Bearbeitungsmaschinen für Werkzeuge wie z.B. Sägen)
  • Gustav Gerster GmbH & Co KG (Gardinen- und Posamentenfabrik)

Verkehr

Biberach liegt im Schnittpunkt der Bundesstraßen B 30, B 312 und B 465. Die Württembergische Südbahn Ulm - Friedrichshafen (eröffnet am 26. Mai 1849) durchquert die Stadt. Biberach gehört dem Donau-Iller-Nahverkehrsverbund an.

Biberach verfügt über einen Verkehrslandeplatz für Kleinflugzeuge (intern. Kennzeichen EDMB), der ausgebaut werden soll.

Sport

Im Bereich Lokalsport machen vor allem die Volleyballerinnen der TG Biberach von sich reden, die in der Saison 2003/04 in der Zweiten Bundesliga spielten. Erwähnenswert ist auch die BMX Initiative mit ihrem Übungsgelände mit 5100 , das Menschen aus einem großen Einzugsgebiet anlockt. Angelockt werden speziell zu Ostern viele Jugend-Handballer: Beim IBOT, dem Internationalen Biberacher Oster-Turnier, sind regelmäßig über 1000 Handballer aus Deutschland und anderen europäischen Ländern zu Gast. Auf dem Gebiet des Fußballs ist die Stadt weniger erfolgreich. Der Traditionsverein FV Biberach hatte mit Insolvenz und Abstieg zu kämpfen.

Geschichte

Biberach wurde 1083 erstmals urkundlich erwähnt und 1281 Freie Reichsstadt.

Biberach war eine bedeutende Weberstadt. Mehrere Weberhäuser aus dem 15. Jahrhundert sind noch erhalten (Bild: siehe Artikel Fachwerkhaus).

Nach Einführung der Reformation entwickelte sich Biberach zu einer konfessionell gemischten Reichsstadt. Der Westfälische Frieden von 1648 führte für Biberach sowie für Ravensburg, Augsburg und Dinkelsbühl ein paritätisches Regierungs- und Verwaltungssystem ein (Gleichberechtigung und exakte Ämterverteilung zwischen Katholiken und Protestanten).

Während des Zweiten Weltkriegs wurden BewohnerInnen der Kanalinsel Guernsey nach Deutschland deportiert. Ein Teil von ihnen wurde im "Lager Lindele" in Biberach interniert.

Persönlichkeiten

Notgeld mit Wielandporträt von 1923
  • Der in Biberach geborene Magister Georg Anton Bredelin (1752-1814) war ein bedeutender Lehrer und Schulvisitator, der sich zudem als Dichter und Komponist von Schulcomödien, Opern und geistlichen Chorwerken betätigte.
  • Aus neuerer Zeit ist auch der Architekt Hugo Häring zu nennen.
  • Der Biberacher Designer Heinz H. Engler (1928-1986) entwarf das erste Systemgeschirr in der Gastronomie.
  • Bis 1918 war Biberach der Wahlkreis des Reichstagsabegordneten und späteren Reichsfinanzministers Matthias Erzberger (Zentrum). Nach seiner Ermordung wurde er 1921 hier beerdigt.
  • Der gebürtige Biberacher Otto Schlecht (1925-2003) war von 1973 bis 1991 unter drei Kanzlern Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium.

Ehrenbürger

Die Jahreszahlen geben den Zeitpunkt der Verleihung der Ehrenbürgerwürde wieder.

  • 1821 Josef Christian von Schliz
  • 1821 Christoph Lerch (*1781)
  • 1860 Christoph Konstantin von Zwerger, Oberamtsrichter (*1796)
  • 1871 Josef Bader, Feldwebel
  • 1872 Adolf Nachbauer, Dekan (*1808)
  • 1889 Friedrich Mayer (*1817)
  • 1891 Anton Braith, Tiermaler und Prof. in München (1836-1905)
  • 1899 Dr. Josef Probst, Pfarrer (1823-1905)
  • 1905 Christian Friedrich Mali, Kunstmaler und Prof. in München (1832-1906)
  • 1919 Elisabeth Karoline Emma Maria Hecht, Geb. Peucer, Apothekers-Witwe (1854-1938)
  • 1919 Dr. jur. Karl Peucer, Geh. Justizrat (1843-1937)
  • 1920 Gustav Baur, Kommerzienrat (1846-1932)
  • 1920 Christian Reinhold Schelle, Fabrikant (1845-1930)
  • 1923 Dr. Otto Bockshammer, Oberregierungsrat (1868-1957)
  • 1926 Heinrich Forschner, Zahnarzt (1853-1928)
  • 1930 Johann Adam Kuhn, Oberlehrer (1860-1932)
  • 1931 Wilhelm Gustav Gerster, Posamentenfabrikant (1856-1936)
  • 1948 Professor Dr.-Ing. h. c. Adolf Pirrung, Generaldirektor (1878-1965)
  • 1949 Otto Fries, Oberlehrer (1869-1954)
  • 1950 Friedrich Montag, Fabrikant (1875-1958)
  • 1964 Wilhelm Leger, Oberbürgermeister (1894-1964)
  • 1965 Karl Otto Gerster, Fabrikant (1890-1967)
  • 1965 Carl Kleindienst, Carl Kleindienst, Kaufmann (1978-1990)
  • 1967 Professor Jakob Bräckle, Kunstmaler (1897-1987)
  • 1971 Eugen Schelle, Kaufmann (1891-1972)
  • 1975 Dr.-Ing. E. h. Hans Liebherr, Fabrikant (1915-1993)
  • 1983 Senator Prof. Dr. h. c. Hugo Rupf, Unternehmer (1908-2000)
  • 1993 Bruno Frey, Unternehmer (*1920)
  • 1994 Claus-Wilhelm Hoffmann, Oberbürgermeister (*1932)
  • 2002 Friedrich Kolesch, Unternehmer, (*1929)

Kulinarisches

Knauzenwecken

Zu den beliebtesten lokalen Backwaren gehören die "Seele", der "Knauzenwecken" und - in der Fastenzeit - die "Fastenbrezel". Letztere hat Kultstatus. Das ist erstaunlich, denn als traditionelles Fastengebäck ist diese blasse Brezel ohne Füllung und mit wenig Salz eher langweilig. Dennoch stehen die Menschen Schlange für sie. Einmal im Jahr zum Schützenfest gibt es den sogenannten Schützenkrapfen (Blätterteig mit Marmelade).

Unterhaltung

  • Kneipen
Biberach bietet eine Vielzahl an Kneipen jeglicher Couleur. Zu den seit Jahrzehnten bekanntesten gehören das Alte Haus, Tweety und die Weinstube Zum Rebstock ("Stecken").
  • Kinos
Nicht zuletzt durch das Engagement von Adrian Kutter, der neben dem Betrieb von vier Kinos das Filmfest Biberach veranstaltet, hat Biberach im Verhältnis zu seiner Größe ein außergewöhnliches Angebot an Kinos und aktuellen Filmen. Neben den erwähnten Kutter-Kinos gibt es noch das Kinozentrum Ringtheater, welches über drei Kinosäle verfügt.
  • Nightlife
Wer sich nicht zum konsumorientierten Establishment zählt, hat es am Wochenende mitunter schwer, geeignete Veranstaltungen in Biberach zu finden. Für die Anderen gibt es z.B. die Lafayette Lounge, das Abdera, den Club Absolut oder gar den Sun Flower Club.
  • Spezielles
Jährlich in der ersten Juliwoche findet das traditionelle Kinder- und Heimatfest, das Biberacher Schützenfest statt.

Literatur

  • Dieter Stievermann u.a. (Hrsg.): Geschichte der Stadt Biberach. Theiss, Stuttgart 1991 ISBN 3-8062-0564-7