Tibeter
Die Tibeter sind ein Volk, das heute knapp 6 Millionen Angehörige zählt und sich selbst als Bodpa bezeichnet.
Lebensräume
- Siehe auch: Tibet:Bevölkerung und Tibetischer Kulturraum
Die Tibeter leben überwiegend in Tibet, das von China unter der Bezeichnung Autonomes Gebiet Tibet beansprucht wird. Laut Zensus lebten hier im Jahr 2000 5.416.021 Tibeter, was 44,8% des Volkes entspricht. In den angrenzenden Provinzen lebten zu dem Zeitpunkt 23,4% des Volkes in Sichuan, 20,1% in Qinghai, 8,2% in Gansu und 2,4% in Yunnan. In Tibet waren 92,8% der Bevölkerung Tibeter, in Qinghai 22,5%, in Gansu 1,8% und in Sichuan 1,5% (Stand 2000). Etwa 130.000 Tibeter leben im Exil, hauptsächlich in Nepal, Indien und Bhutan, einige Tibeter wurden in den 1960ern von der Schweiz aufgenommen.
Aufgrund der von China geförderten Einwanderung (Sinisierung) nimmt der Anteil der Han-Chinesen in Tibet zu, vor allem in urbanen Zentren.
Religion
Die Mehrheit der Tibeter gehört dem Vajrayana-Buddhismus an (siehe auch: Buddhismus in Tibet). Die Religionsfreiheit in Tibet ist eingeschränkt und an die Bedingung geknüpft, dass keine politischen Handlungen gegen China unternommen werden. Dazu zählt zum Beispiel das Vorzeigen einer Fotografie des Dalai Lama. Die meisten der ursprünglich 6.000 buddhistischen Klöster Tibets wurden während der Kulturrevolution zwischen 1966 und 1976 zerstört, einige wenige inzwischen aber wieder aufgebaut und wiedereröffnet, teils zur Touristenattraktion. Vor der Besetzung Tibets durch China (1950) und noch danach bis 1959 (Aufstand, Flucht des Dalai Lama) gehörten 10-15 Prozent der tibetischen Bevölkerung Klöstern an.
Politische Situation
Auch heute noch flüchten zahlreiche Tibeter vor Verfolgungen, hauptsächlich nach Indien.
Die chinesische Regierung betrachtet Tibeter als Angehörige einer ethnischen Minderheit und erlaubt tibetischen Frauen offiziell zwei Kinder zu haben, in den Weidegebieten z.T. auch mehr.
Die Exilregierung der Tibeter ist im indischen Dharamsala ansässig.
Sprache und Kultur
Die tibetische Sprache wird der tibetobirmanischen Sprachgruppe zugerechnet. Sie ist zusammen mit der chinesischen Amtssprache offizielle Amtssprache im Autonomen Gebiet Tibet.
Viele Tibeter leben nomadisch in Tibet und den benachbarten Gebieten des Himalaya.
Tibetische und verwandte Stämme
Die rund 3.000 Monba sind eng mit den Tibetern verwandt, werden jedoch offiziell als eigene Nationalität klassifiziert und haben eine eigene Schriftsprache auf Grundlage des tibetischen Alphabets.
Eine Gruppe von rund 150.000 Menschen, die von der chinesischen Regierung offiziell zur tibetischen Nationalität gerechnet wird, sind die Gyarongpa, d.h. "Leute des Gyarong" (oder rGyarong, Jiarong). Sie leben in Nord-Sichuan und sprechen eine Sprache, die enger mit Qiang als mit Tibetisch verwandt ist. Wie manch andere den Tibetern kulturell nahestehende Volksgruppe am östlichen Rand des Hochlands von Tibet sind sie aus der Sicht der Lhasa-Tibeter ohnehin Tibeter, auch wenn die dortige Bevölkerung durchaus ihre eigene Sichtweise hat.
Geschichte
- Siehe auch: Geschichte Tibets
- 7. Jahrhundert Gründung eines tibetischen Kaiserreichs ("Yarlung-Dynastie") unter dem Tsenpo ("Kaiser") Songtsen Gampo, der sich unter einer geschickten Heiratspolitik Einfluss in z.T. türkischen Nachbarreichen sichert. Dies könnte man als den Beginn der tibetischen Ethnogenese, der Herausbildung des tibetischen Volkes, sehen.
- 8. Jahrhundert Unter Tsenpo Trisong Detsen wird die militärische Vorherrschaft über das ganze Hochland und damit eine Vereinigung verschiedener Völkerschaft unter der Yarlung-Herrschaft durchgesetzt.
- 1950 Einmarsch chinesischer Truppen nach Tibet.
- 1959 anti-chinesischer Aufstand in Lhasa für die Unabhängigkeit von China - in der Folge gehen etwa 90.000 Tibeter mit dem Dalai Lama ins Exil (v.a. nach Indien).
Autonome Verwaltungseinheiten der Tibeter in China
- Provinzebene:
- Autonomes Gebiet Tibet;
- Bezirksebene:
- Autonomer Bezirk Dêqên der Tibeter in der Provinz Yunnan;
- Autonomer Bezirk Gannan der Tibeter in der Provinz Gansu;
- Autonomer Bezirk Garzê der Tibeter in der Provinz Sichuan;
- Autonomer Bezirk Golog der Tibeter in der Provinz Qinghai;
- Autonomer Bezirk Haibei der Tibeter in der Provinz Qinghai;
- Autonomer Bezirk Hainan der Tibeter in der Provinz Qinghai;
- Autonomer Bezirk Haixi der Mongolen und Tibeter in der Provinz Qinghai;
- Autonomer Bezirk Huangnan der Tibeter in der Provinz Qinghai;
- Autonomer Bezirk Ngawa der Tibeter und Qiang in der Provinz Sichuan;
- Autonomer Bezirk Yushu der Tibeter in der Provinz Qinghai;
- Kreisebene:
Siehe auch
Literatur
- Andreas Gruschke: „Wer sind die Tibeter?“, in: Wulf Köpke/Bernd Schmelz (Hg.), „Die Welt des Tibetischen Buddhismus“, Mitteilungen aus dem Museum für Völkerkunde Hamburg, Neue Folge, Band 34. Hamburg, 2005, S. 171-221 - ISBN 3980922243
- Andreas Gruschke: Demographie und Ethnographie im Hochland von Tibet", in: Geographische Rundschau, 49 (1997), Heft 5, S. 279-286
