Kanal Telemedial
Der Kanal Telemedial ist ein österreichischer Fernsehsender aus Wien, der sich selbst als der erste europäische spirituelle Sender bezeichnet.
Geschichte
Kanal Telemedial ging Ende 2006 auf Sendung und ist eigentum der Kanal Telemedial Privatrundfunk GmbH. Der Sender wurde von Thomas Hornauer gegründet, der u.A. Geschäftsführer des Telefondienstes Telekontor ist. Hornauer war zuvor Geschäftsführer des Senders B.TV, der 2004 seinen Sendebetrieb aufgrund des Lizenzentzuges durch die Landesmedienanstalt Baden-Württemberg einstellen musste. Hintergrund des Lizenzverlustes war der Verstoß gegen eine Vereinbarung mit der LFK, die beinhaltete, die vielen Telefonberatungsshows, die einen Großteil des Programms bei B.TV bildeten, einzustellen und durch neue Programminhalte zu ersetzen. Stattdessen weitete Hornauer, als er die Lizenz sicher glaubte, diese Programminhalte jedoch aus.
Hornauer verlagerte seine Idee von einem spirituellen Sender nach Österreich. Ende 2006 startete das Programm des Senders, der seinen offiziellen Sitz in der Dornbacher Straße in Wien hat. Das Programm wird jedoch in den ehemaligen B.TV-Studios in Ludwigsburg produziert. Hornauer selbst bezeichnet den Sender als den ersten sprituellen Sender Europas.
Der Sender sendet über Astra Digital ein 24-Stunden-Programm. Im analogen Satellitenfernsehen sendet der Kanal täglich von 21 bis 6 Uhr.
In einer der Sendungen machte Thomas Hornauer auf eine kritische E-Mail eines Zuschauers hin, der ihm gratulierte, es vom Porno-Produzenten bis hin zum Leiter von Telemedial gebracht zu haben, sehr genaue Angaben über die Finanzierung des Senders. Nach seinen Angaben habe Hornauer bereits 14 Millionen Euro von seinem Vermögen in den Sender investiert.
Programm
Zunächst bestand das Programm von Kanal Telemedial wie auch bei seinen Vorgängersendern aus Telefonberatungen. Unter den Beratern, die über mehrere "Mehrwertnummern" der Firma Telekontor auch außerhalb des Programms zu erreichen sind, befanden sich Kartenleger, Sternseher, und auch einige sehr skurrile Seher, die mit Methoden wie einem pendelnden Prisma oder mit merkwürden Wurzeln, aus denen sie die vom Anrufer gewünschten Informationen ablasen, arbeiteten. Die Zuschauer konnten per Telefon ins Studio durchgestellt werden und von den jeweiligen Beratern Dinge über ihre Zukunft erfahren. In den meisten Fällen wurden Themen vom Anrufer ausgewählt, wie z.B. Gesundheit, Liebe oder Finanzen. Dabei wurden teilweise Spielelemente in die Beratungssendungen eingebaut, wie z.B. schnelle Runden, bei denen der Anrufer nur eine begrenzte Zahl von Minuten beraten wurde.
Ende 2007 bildeten die Beratungssendungen allerdings nicht mehr den wesentlichen Teil des Programminhalts. Abends zeigt der Sender ein in der Medienlandschaft einmaliges Format. Aufgrund seiner bewusst dilletantischen Gestaltung bewegt sich die Sendung im Grenzbereich zur Esoterik-Satire, bei der auch schon einmal Bühnendekorationen herabstürzen dürfen.[1] Die Moderatorenbelegschaft des Senders sammelt sich vor den Kulissen des Studios und unternimmt jeden Abend für den Zuschauer teils überraschende Dinge, die teilweise auch völlig unvorbereitet in die Sendung eingebaut werden. So tanzen z.B. ein oder mehrere Moderatoren einen "Hexentanz" um eine Pyramide, die eines der zentralen Elemente dieser Sendungen ist, oder die Moderatoren fassen sich an die Hände und gehen langsam im Kreis um diese Pyramide, um "Energie zu sammeln". Sprecher der Runde ist jeden Abend Thomas Hornauer selbst. Ein weiteres Element der Sendungen ist der sogenannte OrangeTable, an dem über sehr allgemeine Themen wie "Energie" und "Spiritualität" diskutiert wird, teils in sehr rästelhafter und metaphorischer Sprache. Ab und zu werden Anrufer ins Studio durchgestellt, die zur Diskussion etwas beitragen dürfen. Außerdem werden einige Zuschauer-E-Mails bearbeitet, dabei wird teilweise auch auf kritische Mails eingegangen. Außerdem spielen mehrere Amateur-Bands in den Sendungen, die teilweise sehr schlechte musikalische Fähigkeiten aufweisen. Auffällig ist, dass große Teile dieser Sendungen völlig planlos verlaufen. Es werden aus dem Bauch heraus Entscheidungen getroffen, wie fortgefahren wird, teilweise werden der Regie Anweisungen zum Einspielen irgendwelcher Videos gegeben, wenn gerade nichts anderes zu tun ist. Gelegentlich verlassen Moderatoren auch einmal für einen kurzen Augenblick das Studio, um die Toilette aufzusuchen.
Mehrwertnummern
Kanal Telemedial unterscheidet sich von anderen Call-In-Sendern vor allem durch die immens hohen Telefongebühren. So kostet ein Beratungsgespräch pro Minute ca. 3 Euro. Außerdem werden die Zuschauer des Senders seit Ende 2007 zum sogenannten Energie-Ausgleich aufgefordert. Der Sender, der sich im Rahmen dieser Aktion als "Free-Pay-TV-Sender" bezeichnet, fordert die Anrufer auf, die durch das Zuschauen gewonnene Energie auszugleichen, indem Telefonnummern eingeblendet werden, deren bloßer Anruf bis zu 30 Euro kostet. Anfang 2008 wurde dieser Betrag auf 10 Euro reduziert. Außerdem wurden nun auch Kontonummern eingeblendet, an die der Zuschauer so viel Geld überweisen soll, wie ihm das Schauen der Sendung wert ist. Dabei gibt der Sender bestimmte Vorgaben, so kostet z.B. das Sehen einer Sendung 4 Euro, das Sehen des ganzen Abends 7 Euro. Der Zuschauer solle jedoch selbst bestimmen, wie viel er dem Sender überweise, wird immer wieder von den Moderatoren betont.
Kritik
Fakt ist, dass Kanal Telemedial nicht gegen das europäische Medienrecht verstößt. Die sprituellen Sendungen stellen aus Sicht der Medienwächter keinen Versuch dar, das Publikum zu einer Religion zu bekehren. Trotzdem gerät Kanal Telemedial vor allem wegen der hohen Telefonkosten und der provokativen Beeinflussung der Zuschauer immer wieder in Kritik. Was Beobachtern am meisten Sorgen macht, ist die Tatsache, dass der Sender sich in vielen Kabelnetzen und im analogen Satellitenfernsehen eine Frequenz mit dem Kinderkanal teilt. Der Sender sei kein für Kinder geeignetes Programm, wird oft kritisiert, und es bestehe eine hohe Gefahr, dass Kinder die eingeblendeten Nummern mit dem Telefon wählen und somit unermesslich hohe Telefonkosten verursachen könnten. Die FAZ charakterisierte den Sender daher als "ein einziges, mit Schicksalsglauben verbrämtes Abzockunternehmen." [2]
Zitate
"Wir wollen unsere Zuschauer zu Kunden machen. Ich werde ihnen das in einer siebentägigen Pilotphase selbst erklären." Thomas Hornauer [3]
Quellennachweis
- ↑ http://www.youtube.com/watch?v=28_DaXVekPI
- ↑ http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/1585178
- ↑ zit.n.: http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/1585178