Super Tuesday

Der Super Tuesday ist ein informeller Begriff des US-amerikanischen Wahlsystems. Der Name bezieht sich auf einen Dienstag (engl. Tuesday) im Jahr von Präsidentschaftswahlen, an dem gleichzeitig in einer Vielzahl der Bundesstaaten Vorwahlen („Primaries“) zur Kandidatur stattfinden. Somit ist der Super Tuesday der Tag, an dem die meisten Delegierten gewählt werden. Daher müssen mögliche Wahlkandidaten zum Präsidentschaftsamt hier möglichst gut abschneiden, um sich nachfolgend einer erfolgreichen Nominierung als Kandidat der Partei zu versichern. Der Super Tuesday fand bis zu den Wahlen 2004 immer Anfang März statt, für 2008 wurde er auf den 5. Februar vorgezogen.
Geschichte
Der Eigenbegriff vom „Super Tuesday“ bezog sich zuerst auf den 8. März 1988, als in den Südstaaten von Texas, Florida, Tennessee, Louisiana, Oklahoma, Mississippi, Kentucky, Alabama und Georgia gleichzeitig Vorwahlen für die US-Präsidentschaftswahlen 1988 im November abgehalten wurden. Die Idee staatenübergreifender regionaler Vorwahlen basiert auf einer Idee von Demokraten, einen eigenen moderaten Kandidaten aufzustellen, der die Interessen der Südstaaten besser vertreten würde. (Dieser Plan ging letztlich nicht auf, da der Gouverneur von Massachusetts Michael Dukakis nominiert wurde). Obschon die Beteiligung an gleichzeitigen Vorwahlen Schwankungen unterworfen ist, hat es in den nachfolgenden Jahren jeweils wieder einen Super Tuesday gegeben, bisher am 19. März 1992, am 12. März 1996, am 7. März 2000 und am 2. März 2004. Im Jahre 2000 waren 16 US-Bundesstaaten und Amerikanisch-Samoa am Super Tuesday beteiligt, der damit den Tag mit den meisten Vorwahlen in der US-amerikanischen Geschichte darstellt.
Ein überzeugendes Ergebnis am Super Tuesday hat zumeist die Chancen für eine erfolgreiche Kandidatur stark gefördert. Im Allgemeinen werden der Iowa Caucus und die Vorwahlen in New Hampshire von der Presse zwar stark beachtet, da es die ersten Vorwahlen sind. Zahlenmäßig sind sie jedoch wenig relevant für das Gesamtergebnis, da es sich um relativ kleine Bundesstaaten handelt. Die Vorwahlen des Super Tuesday dagegen finden in einer großen Zahl von Staaten statt, die geographisch und sozial sehr unterschiedlich sind, wodurch das Ergebnis als maßgeblich für eine bundesweite Akzeptanz der Kandidaten gesehen wird. Im Jahr 1992 hatte Bill Clinton eine Reihe vorheriger Vorwahlen verloren, jedoch am Super Tuesday in einer Reihe von Südstaaten überzeugend gewonnen – er wurde letztlich auch zum Kandidaten der demokratischen Partei und gewann die Präsidentschaftswahlen. Im Jahre 1996 wurde für den Republikaner Bob Dole der Umschwung am Super Tuesday bedeutend, und im Jahre 2000 konnten Demokrat Al Gore und Republikaner George W. Bush ihren Anspruch auf Kandidatur mit Siegen in den Vorwahlen des Super Tuesday untermauern. Im Jahre 2000 wurden etwa 61% (Demokraten) bzw. 58% (Republikaner) der Delegiertenstimmen am Super Tuesday gesichert.
„Super Duper Tuesday“ 2008
In letzter Zeit gibt es Bestrebungen einiger Staaten, ihre Vorwahlen auf einen Dienstag Anfang Februar vorzuziehen, um gemeinsam ihre Bedeutung im Präsidentschaftswahlkampf der Parteien zu erhöhen. Diese Bestrebungen für gemeinsame Vorwahlen im Februar haben für das Präsidentschaftswahljahr 2008 die Folge, dass nun in 22 Bundesstaaten am 5. Februar 2008 Vorwahlen abgehalten werden. Damit können an diesem Tag etwa die Hälfte der möglichen Delegierten gewonnen werden.
Schon im Februar 2007 gaben acht Bundesstaaten bekannt, sich zu einem „mini Super Tuesday“ am 5. Februar 2008 zusammenzufinden. Dies waren Alabama, Arkansas, Delaware, Missouri, New Mexico (Demokraten), North Dakota, Oklahoma und Utah. Durch die allgemeine Bedeutung der Vorwahlen entschlossen sich dann weitere 14 Bundesstaaten, ihre Vorwahlen vorzuziehen, was in der Presse sehr kritisch betrachtet wurde, da es hier nur um das „Eigeninteresse“ ginge. Zu den weiteren Bundesstaaten, die ihre Vorwahlen auf den 5. Februar vorgezogen haben, gehören Alaska, Arizona, Kalifornien, Colorado, Connecticut, Georgia, Idaho (Demokraten), Illinois, Minnesota, Kansas (Demokraten), Massachusetts, Montana (Demokraten), New Jersey, New York, Tennessee und West Virginia (Republikaner).[1]
Für diesen bisher größten „Super Tuesday“ werden in der Presse scherzhaft Steigerungsformen wie „Super Duper Tuesday“, „Giga Tuesday“ oder „Tsunami Tuesday“ verwandt. Der Beiname Tsunami Tuesday kam am 3. Juni 2007 auf, als die Pressestrategen der großen Parteien – James Carville, Bob Shrum, Mary Matalin und Mike Murphy – am runden Tisch des Meet the Press Events davon sprachen, dass damit die Bedeutung des bisherigen Super Tuesday weggewischt würde.
In einer ersten Reaktion haben die Nominierungsausschüsse von Republikanern und Demokraten beschlossen, dass mit Ausnahme von Iowa, New Hampshire, Nevada und South Carolina, Vorwahlen vor dem 5. Februar nicht maßgeblich anerkannt werden, um dem Trend des Vorziehens entgegenzuwirken. Insgesamt haben acht Staaten[2] angekündigt, ihre Wahlen vor dem Super Tuesday abzuhalten:
- Iowa − (3. Januar 2008)
- Wyoming (Republikaner) − (5. Januar 2008)
- New Hampshire − (8. Januar 2008)
- Michigan − (15. Januar 2008)
- Nevada − (19. Januar 2008)
- South Carolina − (Republikaner: 19. Januar 2008, Demokraten: 26. Januar 2008)
- Florida − (29. Januar 2008)
- Maine (Republikaner) − (1. Februar 2008)
Quellen
- ↑ „CNN – Path to the Presidency“, CNN, 14. Oktober 2007
- ↑ „2008 PRELIMINARY PRESIDENTIAL AND CONGRESSIONAL PRIMARY DATES IN CHRONOLOGICAL ORDER“, Federal Election Commission (FEC), 14. Oktober 2007