Polyvinylchlorid
Polyvinylchlorid, abgekürzt PVC, ist ein Kunststoff .
Geschichte
Der französische Chemiker Victor Regnault war zwar 1835 der erste, der im Gießener Laboratorium von Justus von Liebig Vinylchlorid herstellte und bemerkte, dass sich daraus bei längerer Einwirkung von Sonnenlicht ein weißes Pulver - Polyvinylchlorid - bildete, konnte die Bedeutung seiner Entdeckung jedoch nicht erkennen. Das gelang erst dem deutschen Chemiker Fritz Klatte, der 1912 von einer Vorgängerin der Firma Hoechst, der Chemischen Fabrik Griesheim, den Auftrag erhalten hatte, für den massenhaft vorhandenen Rohstoff Acetylen neue Umsetzungsprodukte zu finden. Bis dorthin war PVC verwendet worden, das in der Produktion anderer Stoffe angefallene hochgiftige Chlorgas zu binden und zu entsorgen - somit kann die Entwicklung der Chlorchemie, die auf der elektrolytischen Zersetzung von Natriumchlorid basiert, auf die Entdeckung des PVC zurückgeführt werden.
Klatte stellte Glasgefäße mit Vinylchlorid und verschiedenen Zusätzen auf den Fabrikshof, um sie wie zuvor Regnault dem Sonnenlicht auszusetzen. 1913 erhielt er ein Patent auf die "Polymerisation von Vinylchlorid und seine Verwendung als Hornersatz, als Filme, Kunstfäden und für Lacke". Die großtechnische Herstellung gelang jedoch erst 1938.
Dieses historische Additionsverfahren von Chlor an Vinylchlorid ist jedoch verlassen worden. Heute werden Rohöl (oder in geringerem Ausmaß Kohle) und Kochsalz als preiswertere Rohstoffbasis eingesetzt. Vier verschiedene Polymerisationsverfahren werden benutzt, wobei ca. 80 % der gesamten Weltproduktion nach der so genannten "Polymerisation in Suspension" hergestellt werden.
Verwendung
Das an sich spröde und harte PVC wird mit Weichmachern und Stabilisatoren an die verschiedensten Einsatzgebiete angepasst. Es war sehr weit verbreitet in der Verpackungs- und Kunststoffindustrie. Allerdings sind viele der Weichmacher fettlöslich und gehen von der Verpackung in das Lebensmittel über. Deshalb wurde es für die Lebensmittelverpackung vor einigen Jahren verboten. Da PVC Chlor enthält, entsteht bei seiner Verbrennung im Beisein von Kohlenwasserstoffen Dioxin. Dies treibt die Kosten der Müllverbrennung in die Höhe. In der Industrie wird es zunehmend von modernen und weniger problematischen Kunststoffen verdrängt.