Burg Guttenberg (Haßmersheim)
| Burg Guttenberg | |
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Burg Guttenberg | |
| Ort | Neckarmühlbach |
| Entstehungszeit | um 1200 |
| Burgentyp | Höhenburg |
| Erhaltungszustand | Erhalten oder wesentliche Teile erhalten |

Die Burg Guttenberg ist eine hochmittelalterliche Burg in Neckarmühlbach, einem Ortsteil von Haßmersheim, im Neckar-Odenwald-Kreis in Baden-Württemberg.
Lage
Burg Guttenberg ist eine der wenigen Burganlagen aus dem 12. Jahrhundert, die seit dem Mittelalter nie durch Kriegseinwirkung zerstört wurde und noch immer bewohnt ist. Sie liegt auf einer Bergnase zwischen Neckar- und Mühlbachtal. „Nachbar“ als Burg am Neckar – wenn auch auf der anderen Seite des Flusses – ist Schloss Horneck in Gundelsheim. Gemeinsam mit der nahen Burg Ehrenberg bilden die Anlagen ein reizvolles Ensemble auf diesem Abschnitt der Burgenstraße.
Geschichte
Die Burg wurde erstmals 1296 urkundlich erwähnt und ist eine Gründung der Staufer oder ihrer Ministerialen im 12. oder spätestens 13. Jahrhundert. Sie war vermutlich eine der Stauferpfalz in Wimpfen vorgelagerte Verteidigungsanlage am nordöstlichsten Punkt der sogenannten Wimpfener Immunität. Rechtsbeziehungen der Herrschaft Guttenberg zum lehensgebenden Hochstift Worms lassen sich schon im 9. Jahrhundert belegen.
Ob es eine Guttenberger Adelsfamilie gab, ist strittig. Der 1231 erwähnte Zobelo von Gutenberg wird oft in Verbindung mit der Burg Guttenberg gebracht, aber die moderne Geschichtswissenschaft sieht keine Verbindung zwischen dieser fränkischen Familie und Burg Guttenberg. Auch ein 1299 im Seelbuch der Wimpfener Ritterstifte genannter Theodoricus de Guttenberg wird teils in Verbindung mit der Burg gesehen, teils auch nicht.
Kaiser Ludwig soll die Burg 1330 an seinen Neffen Pfalzgraf Rudolph verpfändet haben. Burgherren von Ende des 14. Jahrhunderts bis Mitte des 15. Jahrhunderts waren die Herren von Weinsberg durch Wormser Lehen.
Bereits am 23. Februar 1441 erfolgte der Verkauf eins Viertels von Burg Guttenberg, Hüffenhardt, Siegelsbach, Kälbertshausen und der Mühle in Wollenberg durch Konrad IX. (Weinsberg) an Dieter von Gemmingen. Gleichzeitig verhandelten die Weinsberger mit Hans von Gemmingen mit dem Beinamen der Reiche über den Verkauf des Besitzes. Obwohl er ursprünglich als arm galt, kam er durch die Heirat mit Katharine Landschad von Steinach zu Vermögen und erwarb die Burg 1449 für 6000 rheinische Gulden von den Weinsbergern.
Seitdem ist sie im Besitz der Herren von Gemmingen, die dort den Zweig der von Gemmingen-Guttenberg begründeten. Die Mühle in Neckarmühlbach, nachgewiesen seit dem 14. Jahrhundert, gehörte bis 1808 zur Burg.
Heutige Nutzung
Seit 1970 befindet sich auf der Burg die Deutsche Greifenwarte, ebenfalls ist ein Rittermuseum eingerichtet. Außerdem wird in einem Nebengebäude die Burgschenke für Ausflugsgäste betrieben, die neben der normalen Verpflegung Rittermahle und Hochzeiten ausrichtet. Die gesamte Anlage kann mit Ausnahme eines privaten Wohngebäudes besichtigt werden.
Besonders erwähnenswert ist die im Museum der Burg verwahrte, um 1790 entstandene Holzbibliothek. Diese stellt 93 Baum- und Straucharten mit Samen, Keimling, Wurzel, Blättern, Borke und der typischen Holzstruktur vor.
Anlage
Burg
Burg Guttenberg gilt als eine der besterhaltenen Burgen im Neckartal. Der älteste Teil der Burg ist vermutlich der Bergfried aus dem 13. Jahrhundert, der gleichzeitig der südöstliche Eckpfeiler der eigentlichen Kernburg ist. Die Wohngebäude der Kernburg und die Verteidigungsmauern entstanden vermutlich im 15. Jahrhundert, ein außerhalb der Kernburg befindliches Brunnenhaus sowie Teile der Vorburg stammen aus dem 16. Jahrhundert.
Burg Guttenberg wurde, soweit bekannt, nie kriegerisch erobert oder zerstört und ist bis heute durchgehend bewohnt. Sie gilt deshalb vielen als sehr ursprünglich erhaltene mittelalterliche Burg. Gleichwohl wurde durch Neu- und Umbauten in den Jahren um 1500, 1545 und 1772-1777 in den ursprünglichen Burgcharakter stark eingegriffen. Auch die ehemalige Zugbrücke wurde durch die heutige Steinbrücke ersetzt. Als noch ursprünglich werden aber die hohe Schildmauer und der Bergfried vermutet.
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Bergfried vom Burggarten aus
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Südwestliches Torhaus
Burgkapelle
Der Mainzer Erzbischof Konrad von Weinsberg hat am 1. Mai 1393 zu Ehren des heiligen Eucharius unterhalb der Burg Guttenberg eine Kapelle mit einer Kaplanei gestiftet. Das Patronatsrecht lag bei der Mutterkirche in Heinsheim. Hans von Gemmingen (genannt Hans der Reiche), seit 1449 neuer Burgherr, erreichte 1469 die Erhebung der Burgkapelle zur Pfarrkirche von Mühlbach. Das Patronatsrecht für die Pfarrei lag nun „für alle Zeiten“ bei den Herren zu Guttenberg. Nach Verleihung der Pfarrrechte ließ Hans von Gemmingen an der Stelle der Eucharius-Kapelle ein neues Gotteshaus bauen, das heute noch der evangelischen Gemeinde in Neckarmühlbach als Pfarrkirche dient. 1501 wurde das Kirchenschiff durch Pleikard von Gemmingen nach Westen erweitert. Dietrich von Gemmingen, der Enkel Hans' des Reichen, ließ nach 1518 zu beiden Seiten des Triumphbogens je einen Ziborienaltar errichten. Dietrich war einer der ersten Anhänger Luthers in der Kraichgauer Ritterschaft. 1522 hat der aus Weinsberg vertriebene Prediger Erhard Schnepf – der spätere Reformator Württembergs – hier gepredigt.
An und in der Kapelle befinden sich schmuckvolle Epitaphe für bedeutende historische Angehörige der Herren von Gemmingen. Das kunstvollste Epitaph befindet sich im Kircheninneren und ist für den 1702 im Kampf gegen die Franzosen bei Hüningen gefallenen Christoph von Gemmingen. Außerdem befindet sich hier auch ein kleiner Friedhof mit Gemmingen-Familiengräbern aus dem 19. und 20. Jahrhundert.
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Burgkapelle
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Innenansicht der Kapelle
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Gemmingen-Epitaph (1550)
Galerie
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Blick auf Neckarmühlbach und Burg Guttenberg von Schloss Horneck in Gundelsheim
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Blick von Burg Guttenberg auf das Neckartal und Gundelsheim mit Schloss Horneck
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Burg Guttenberg ist heute Sitz einer Greifenwarte
Siehe auch
- Die in der Novelle Das Bild des Kaisers von Wilhelm Hauff vorkommenden zwei Burgen, haben ihr Vorbild in den sich über den Neckar in Sichtweite gegenüberstehenden Burgen Guttenberg und Hornberg
Literatur
- R. Bührlein: Geschichte der Familie v. Gemmingen und ihrer Besitzungen. 1977
- Kurt Andermann: Die Urkunden des freiherrlich von Gemmingen'schen Achivs auf Burg Guttenberg über dem Neckar (Regesten). Heimatverein Kraichgau e.V. Nr. 6, Sinsheim 1990
- Kurt Andermann: Nikolaus und Eucharius. Zur Geschichte der Burgkapelle von Guttenberg und Pfarrkirche von Neckarmühlbach. In: FDA 105 (1985) S. 47-66.
- Gerhard Kiesow: Von Rittern und Predigern. Die Herren von Gemmingen und die Reformation im Kraichgau. verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher 1997.
Weblinks
- Burg Guttenberg
- Deutsche Greifenwarte
- Burg Guttenberg auf der Seite burgenwelt.de]
