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Taschenfernseher

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Bereits Ende der 60er Jahre entwickelte man unter anderem bei Sinclair Radionics in Großbritannien und bei Motorola in den USA an portablen Fernsehgeräten für die Hand- bzw. Jackentasche. Doch erst 1970 präsentierte der japanische Matsushita Konzern das erste serienreife Modell: Den Panasonic TR-001 alias Mica 1. Die sichtbare Bilddiagonale der Kathodenstrahlröhre (in schwarzweiß) betrug rund 35 mm, das Gewicht des Gerätes lag (inklusive Akkupack) bei rund 890 Gramm. Für den europäischen Markt wurde der TR-001EU ins Rennen geschickt, die wenigen erhaltenen Exemplare gelten als echte Rarität. Im Ursprungsland Japan wurde das Gerät als National TR-101B vermarktet. Der Verkaufspreis lag bei 99.000 Yen, das entsprach umgerechnet etwas über 1.000 DM bzw. 510 Euro.

Im Januar 1977 kam der erste Taschenfernseher aus europäischer Produktion auf den Markt: Der Sinclair MTV1, ein ziemlich teurer Multinorm-Fernseher mit konventioneller Schwarzweiß-Bildröhre von AEG-Telefunken für den "Prestigemarkt". Kostenpunkt: 200 Pfund bzw. 400 US-Dollar. Drei Jahre später, 1980, meldet sich Matsushita zurück. Travelvision nennt der Konzern nun seine Mini-Fernseher mit 1,5 Zoll (35 mm) Bilddiagonale. Den Anfang dieser Baureihe macht der TR-1000, ihm folgen noch fünf weitere Modelle. Im Jahr 1984 beenden der TR-1030 und der CT-101 (mit Farbbildschirm!) die Tradition der "Röhrengeräte" bei Panasonic.

Nicht nur Sir Clive Sinclair hat zwischenzeitlich erkannt, dass mit einer Bildröhre in herkömmlicher Bauform schwerlich "taschengerechte" Fernsehgeräte mit attraktiver Bilddiagonale realisierbar sind - eine Flachbildröhre muss her. Dabei handelt es sich nicht um eine Röhre mit flacher (planer) Oberfläche, wie sie bei Computermonitoren üblich ist, sondern um eine Bildröhre in besonders flacher Ausführung, bei der die Bildinformation auf der Röhreninnenseite betrachtet wird. Der japanische Elektronikkonzern Sony ist im Frühjahr 1982 der erste, der im ein serienreifes Gerät auf den Markt bringt: Den SONY Watchman FD-210. Allerdings ist der erste Watchman noch alles andere als kompakt: Fast 20 cm hoch und rund 9 cm breit. Ein gutes Jahr später, im September 1983, hat auch Sinclair die Flachbildröhre im Griff: Der Sinclair FTV1 soll endlich den Taschenfernseher in jeden Haushalt bringen. Aber das ehrgeizige Vorhaben scheitert, der FTV1 (alias TV-80) wird ein ordentlicher Flop. Einer der Gründe: Für den netzunabhängigen Betrieb ist eine Lithium-Spezialbatterie erforderlich, laut Hersteller ausreichend für rund 15 Stunden Fernsehvergnügen. Ein Dreierpack dieser Energiespender kostet immerhin 10 Pfund (1983 umgerechnet 38.- DM, bzw. 19 Euro). Verkaufspreis des Gerätes: knapp 80 Pfund.

Im Juni desselben Jahres läuten die Japaner auch schon das Ende der Kathodenstrahlröhre in Taschenfernsehern ein: Der CASIO TV-10 ist das erste tragbare Seriengerät mit Flüssigkristallbildschirm (LCD). Der Kontrast des erstaunlich großen Schwarzweißdisplays (67 mm Diagonale) ist zwar höchst bescheiden, aber der Grundstein der Marktführerschaft in Sachen LCD-Taschenfernseher ist gelegt. Schon ein Jahr später, im August 1984, präsentiert Konkurrent EPSON den ersten Farb-Taschenfernseher. Dr. Shinji Morozumi ist einer der Pioniere auf dem Forschungsgebiet der Aktivmatrix-Flüssigkristalldisplays. Dies ist die Grundlage für den EPSON ET-10 (alias SEIKO T102), den ersten Taschenfernseher aus Serienproduktion mit Farbdisplay. Im Mai 1985 geht in Japan der CASIO TV-1000 an den Start, der erste Fernseher mit Farb-LCD aus dem Hause CASIO. Zwar nur in "passiver" Technik, aber dadurch erheblich billiger als der ET-10 von EPSON. Einen Monat später klappt's auch beim Mitbewerber CITIZEN: Der CITIZEN 05TA alias Bookvision tritt im Juni 1985 das Rennen um die Käufergunst an. Etwas zukunftsweisender im Design, aber ebenfalls mit einem passiven Farb-LCD und einer klappbaren Hintergrundbeleuchtung. Auch SONY hat endlich bemerkt, dass die Kundschaft nach mobilen Farbfernsehern verlangt. Der Watchman FDL-310 ist 1990 das erste Modell dieser Art aus dem Hause SONY. Mit einer Farb-Flachbildröhre hat man es offenbar gar nicht erst probiert, sondern gleich auf LCD-Technologie gesetzt.

Mit Beginn der neunziger Jahre wird neben der Funktion auch das Design zu einem bedeutenden Kaufargument. Der holländische Philips-Konzern ist in diesem Punkt ganz vorne mit dabei. Der Philips 3LC2050 wird im Jahr nach seiner Markteinführung entsprechend ausgezeichnet: Best of Category beim renommierten iF Product Design Award 1991 in der Kategorie Unterhaltungselektronik. Wenig später kündigt sich das Ende einer Ära an: Trotz einigermaßen zeitgemäßer Ausstattung (z.B. Sendersuchlauf) ist der SONY Watchman FD-280 aus dem Jahr 1993 einer der letzten "Watchmänner" mit Kathodenstrahlröhre.

Technische Innovationen bleiben für die darauf folgenden Jahre Mangelware, im unteren Preissegment werden Geräte mit passivem LC-Farbdisplay um die Gunst der Käufer, im oberen Segment Modelle mit TFT-Display.

Seit dem Jahr 2000 beeinflussen gleich mehrere technologische Entwicklungen der Zukunft der Miniaturfernseher:

  • Flüssigkristalldisplays benötigen bauartbedingt eine Hintergrundbeleuchtung. Diese kostet Platz und – viel schlimmer – eine Menge Energie. OLED (Organic Light Emitting Diode/Device) ist daher ist eines der Zauberworte in Sachen Bildschirmtechnolgie - nicht nur für Taschenfernseher. OLEDs sind selbstleuchtend und benötigen daher keine Hintergrundbeleuchtung. Erste Minifernseher mit OLED Display sind seit Mitte 2005 im Handel
  • Die analoge Übertragungstechnik weicht schrittweise der Digitalisierung. Durch die verbesserten Empfangsmöglichkeiten (u.a. in schneller Bewegung) ergeben sich neue Chancen für das Produkt Taschenfernseher, allerdings stehen die mangelnde globale Standardisierung und eine unzureichende Flächendeckung einer schnellen Migration entgegen. Erste Minifernseher für DVB-T sind in Deutschland seit Januar 2006 im Handel erhältlich.
  • Noch hat sich DVB-T nicht überall in Szene gesetzt, da taucht bereits ein neuer Begriff auf: DVB-H. H wie Handheld, es geht um die Übertragung von Digitalvideo für mobile Geräte. Zwar basiert DVB-H auf DVB-T, allerdings werden die Bildinformationen jetzt per "IP-Datacast" versendet. Die Datenrate liegt - je nach Qualitätserwartung - bei rund 0,4 MBit pro Kanal (gegenüber 4-5 MBit bei DVB-T). Weil die Endgeräte keine klassischen Taschenfernseher, sondern vermutlich Handys sein werden, steht in der Regel ein Rückkanal zur Verfügung - ideal für das "interaktive" Fernsehen. Aber schließlich gilt auch für DVB-H: Content is King - der Programminhalt macht's.
  • Und wäre das nicht genug, so kommt mit DMB ein dritter Player in Sachen Übertragungsverfahren ins Spiel. Aufbauend auf DAB, dem designierten Nachfolger des guten alten UKW-Rundfunks, schickt sich DMB an, ebenfalls Fernsehen auf das mobile Endgerät zu bringen.