Jules Bonnot
Joseph Jules Bonnot (* 14. Oktober 1876 in Pont-de-Roide (Doubs); † 28. April 1912 in Paris) war ein französischer Anarchist und Illegalist. Er war der Anführer der anarchistischen Organisation, die in der Presse unter dem Namen „Bande à Bonnot“ (Bonnot-Bande) bekannt wurde und in den Jahren 1911 und 1912 mehrere Raubüberfälle und Morde begang. Sein besonderer Geschmack und seine teure Kleidung brachte ihm unter den Genossen das Pseudonym „Le Bourgeois“ ein.
Jugend
Bonnot wurde in Pont-de-Roide (Doubs) am 14. Oktober 1876 geboren. Am 23. Januar 1887, als Bonnot 10 Jahre alt war, starb seine Mutter in Besançon. Der Vater von Jules, ein Analphabet, kümmerte sich ab diesem Zeitpunkt um die Erziehung des Jungen. Mit vierzehn Jahren begann er eine Lehre. Er war nicht sehr motiviert. Nach seinem Militärdienst im August des Jahres 1901 heiratete er die junge Schneiderin Sophie-Louise Burdet. Sein älterer Bruder beging 1903 Selbstmord durch Erhängen im Anschluss an eine enttäuschte Liebe.
Anarchistisches Engagement
In dieser Epoche begann Bonnot den Kampf für den Anarchismus. Er wurde aufgrund seines politischen Engagements von der Eisenbahn Bellegarde entlassen, und keiner wollte ihn mehr einstellen. So entschied er, in die Schweiz zu gehen. Er fand eine Stelle als Mechaniker in Genf, wo seine Frau schwanger wurde. Das Kind, Émilie, starb einige Tage nach der Geburt. Bonnot kämpfte noch immer für den Anarchismus und bekam den Ruf eines Agitators. So wurde er des Landes verwiesen.
Seine Fähigkeiten als Mechaniker erlaubten Bonnot, eine Stelle bei einem großen Automobilhersteller in Lyon zu finden, wo seine Frau 1904 erneut ein Kind gebar. Seine politische Überzeugung verlor er nicht und er prangerte Ungerechtigkeiten an und organisierte Streiks, so dass er den Unternehmern ins Auge fiel. Er beschloss, nach Saint-Étienne zu ziehen.
In Saint-Étienne wurde er Mechaniker bei einer bekannten Firma. Er wohnte mit seiner Familie beim Sekretär seiner Gewerkschaft, Besson, der der Liebhaber Bonnots Frau wurde. Um dem Zorn Bonnots zu entgehen, zieht Besson mit Bonnots Frau Sophie und deren Kind in die Schweiz . Bonnots politische Aktivität wurde stärker. Die Flucht Sophies führte dazu, dass Bonnot seine Stelle verlor und er wurde, wie hunderte dieser Epoche, ein bemitleidenswerter Armer. Von 1906 bis 1907 eröffnete er mit seinem Assistenten Platano zwei Mechanikerwerkstätten in Lyon. 1910 ging er nach London, wo er dank seiner Talente der Chauffeur von Sir Arthur Conan Doyle, dem Schöpfer Sherlock Holmes' wurde, die ihm Erfahrungen für seine spätere Laufbahn als Illegalist einbrachten.
Anfänge der Bande
Ende 1910 ging Bonnot wieder nach Lyon und nutzte erstmals in der Geschichte ein Automobil für kriminelle Zwecke. Die Polizei war ihm auf den Fersen, daher verließ er die Stadt mit Platano. Während der Reise wurde er von Bonnot getötet. Die Umstände sind unklar. Die Version von Bonnnot läuft darauf hinaus, dass Platano sich mit seinem Revolver selbst durch Unfall schwer verletzt habe, und Bonnot ihn von den Leiden hätte erlösen wollen. Nach Alphonse Boudard[1] konnte Bonnot keinen anderen Grund angeben, da Platano eng mit den Pariser Anarchisten und damit Bonnots Stütze verbunden war. Bonnot hat sich eine große Summe Geldes von seinem toten Genossen angeeignet, weshalb eine Mordhypothese nicht ausgeschlossen werden kann.
Ende November 1911 traf Bonnot am Sitz der Zeitschrift l'Anarchie, die von Victor Serge geleitet wurde, mehre Sympathisanten des Anarchismus, die seine Komplizen wurden. Die wichtigsten waren Octave Garnier und Raymond Callemin, gennant „Raymond-la-science“ (Raymond, die Wissenschaft) und andere, die eine geringere Rolle spielten: Élie Monnier genannt „Simentoff“, Édouard Carouy, André Soudy und Eugène Dieudonné, dessen Position nie wirklich geklärt werden konnte. Als Anhänger der individuellen Aneignung (reprise individuelle) hatten alle bereits Diebstähle begangen und waren zu größeren Taten bereit. Bonnots Ankunft löste die Gründung der Bande aus. Obwohl die Idee eines Anführers von Anarchisten abgelehnt wird, übernahm Bonnot unausgesprochen auf Grund seines höheren Alters und seiner kriminellen Erfahrung in der Praxis die Leitung.
Le Petit Journal. 6. Mai 1912
Weblinks
- Michael Zaiser: Die Bonnot-Bande Jungle World 04. Oktober 2000 abgerufen 3. Februar 2008
- Historische Artikel und Fotos (fr.) im „Magasin Pittoresque“ abgerufen 3. Februar 2008
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Bonnot, Jules |
| KURZBESCHREIBUNG | französischer Anarchist |
| GEBURTSDATUM | 14. Oktober 1876 |
| GEBURTSORT | Pont-de-Roide |
| STERBEDATUM | 28. April 1912 |
| STERBEORT | Paris |
- ↑ Alphonse Boudard, Les Grands Criminels, Le Livre de Poche, 1990, ISBN 2253053651, p. 35-36