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Pfälzer Löwe

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Pfälzer Löwe als Stadtwappen von Neustadt an der Weinstraße
Die drei Kurfürsten unter ihren Wappen (1341), v. l.: Peter von Mainz, Balduin von Trier und Rudolf der Blinde

Der Pfälzer Löwe ist eine gemeine Figur in der Heraldik (siehe auch: Löwe als Wappentier). Es handelt sich um einen rechtsgewendeten goldenen Löwen, der rot bekrönt, bezungt und bewehrt ist.

Geschichte

Entstehungszeit

Der Pfälzer Löwe ist erstmals in der Kurpfalz unter dem wittelsbachischen Pfalzgrafen Otto dem Erlauchten in dessen Reitersiegel von 1229 nachgewiesen. Wahrscheinlich ist die Verwendung des Symbols jedoch älter; sie geht mutmaßlich auf die Vorgänger der Wittelsbacher zurück, die von 1195 bis 1214 herrschenden welfischen Pfalzgrafen Heinrich der Ältere und Heinrich der Jüngere. Davor hatte schon Pfalzgraf Konrad der Staufer, Schwiegervater Heinrichs des Älteren, um 1190 Münzen mit einem Löwenabbild prägen lassen.

Zeit der Wittelsbacher

Nach der Belehnung des bayerischen Herzogs Ludwig im Jahre 1214 mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein diente der gekrönte goldene Löwe im schwarzen Feld jahrhundertelang als gemeinsames Kennzeichen der altbayerischen und pfälzischen Wittelsbacher. In Siebmachers Wappenbuch von 1605 sind auf der Tafel 004 drei farbige Zeichnungen mit dem Pfälzer Löwen abgebildet. Sie zeigen die Wappen der Herzogtümer Bayern, Pfalz-Bayern-Neuburg-GCVB sowie Pfalz-Lützelstein.

Nach der Auflösung des pfälzischen Kurstaates infolge des Reichsdeputationshauptschlusses 1803 vertrat der Pfälzer Löwe ab 1816 im Bayerischen Wappen nun den linksrheinischen Teil des Königreichs Bayern, den Rheinkreis, der 1835 auf Anweisung Ludwig I. in Rheinpfalz umbenannt wurde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg tauchte der Pfälzer Löwe als Regionalsymbol für die Pfalz wieder auf, beispielsweise auf Briefmarken in der französischen Besatzungszone[1]. Nach der Gründung des Bundeslandes Rheinland-Pfalz im Jahr 1946, zu dem die Pfalz seit damals gehört, nahm der Pfälzer Löwe im Landeswappen von Rheinland-Pfalz eine zentrale Stellung ein. Auch das aus dem 19. Jahrhundert stammende halbamtliche Wappen des von 1946 bis 1968 bestehenden Regierungsbezirks Pfalz führte den Pfälzer Löwen, der damit, nach Einschluss von ehemals kurmainzischen und kurtrierischen Territorien, das Gebiet der heutigen Pfalz symbolisierte[1].

Daneben ist er heute in den Landeswappen dreier weiterer Bundesländer zu finden: im Landeswappen von Bayern (ungekrönt), im Landeswappen des Saarlandes und im Landeswappen Baden-Württembergs; alle drei Bundesländer umfassen wie Rheinland-Pfalz ehemals kurpfälzisches Territorium. Im Bayerischen Staatswappen steht der Löwe seit 1950 im heraldisch rechten oberen Feld heute für die Oberpfalz, die einst ebenfalls zu den wittelsbachischen Stammlanden gehörte. Auf dem bayerischen Wappenschild stand der Pfälzer Löwe von 1923 bis 1934 im zweiten Feld, seit 1950 steht er – wie beim Staatswappen – im ersten.

Darstellungen mit dem Pfälzer Löwen

Pfälzer Löwe mit dem Wappen Friedrichs II. vor dem Pfalzgrafenschloss in Neumarkt

Wappen

Siehe: Liste der Wappen mit dem Pfälzer Löwen

Flagge

Die Flagge des Königs von Bayern, von 1806 bis 1919 in Gebrauch, ist geviert mit dem Pfälzer Löwen im zweiten und dritten Fahnentuchteil, die Felder 1 und 4 zeigen die weiß-blauen Rauten.

Siegel

Otto Posse beschreibt im Buch Die Siegel der Deutschen Kaiser und Könige[2] Siegel des kurpfälzischen Reichsvikariats:

  • 1558: Der Pfalzgraf in voller Rüstung zu Pferde mit entsprechenden Details (Waffe, Fahne), im Hintergrund ein fürstlicher Palast, auf der Pferdedecke drei Wappenschilde. Das rechte zeigt den Pfälzer Löwen, das in der Mitte den Reichsapfel für das Erztruchsessamt, das linke die bayerischen Wecken.
  • 1612: Auf drei Wappenschilden sind rechts der Pfälzer Löwe, mittig der Reichsapfel und links sind die bayerischen Wecken dargestellt. Auf einem Helm darüber ist ein gekrönter Löwe abgebildet, beidseitig des Löwen steht mit 16 und 12 die Jahreszahl.

Steinmetzarbeiten

  • Das Schriesheimer Wappen, dem Ort 1896 verliehen nach einem Siegel von 1381, wird vom Pfälzer Löwen gehalten. Geschaffen wurde das Detail aus rotem Mainsandstein 1964 für einen achtseitigen Trog des Stadtbrunnens von einer Steinmetzfirma aus der Stadt aus Anlass der Stadternennung.
  • Vor dem Portal der Residenz in Neumarkt stehen zwei steinerne Löwen, die das Wappen des Kurfürsten Friedrich II. in ihren Pranken halten. Dieses Wappen enthielt wiederum eine Darstellung des Löwen.

Malereien

Die Basilika St. Wendelin in der saarländischen Kreisstadt St. Wendel besitzt Deckenmalereien aus der Zeit um 1463/64, die Wappen enthalten. Unter den 15 Wappen zeigen diejenigen des Erzbischofs von Köln und des Pfalzgrafen bei Rhein den Pfälzer Löwen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Beschreibung des Landeswappens von Rheinland-Pfalz
  2. Otto Posse: Die Siegel der Deutschen Kaiser und Könige, Band 5, Seite 126 f. (1751–1806, 1871–1913)
Commons: Pfälzer Löwe – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien