Zum Inhalt springen

Josef Römer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. Februar 2008 um 10:44 Uhr durch Axel.Mauruszat (Diskussion | Beiträge) (redaktionelle Anmerkungen in Zitaten in eckigen Klammern). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Josef „Beppo“ Römer (* 5. März 1892 in Altenkirchen, † 25. September 1944 in Brandenburg an der Havel) war ein deutscher Jurist, Stabsoffizier und Widerstandskämpfer.

Kurzvita

Römer schlug 1911 die Offizierslaufbahn als Fahnenjunker ein, wurde während des Ersten Weltkriegs Hauptmann und schied Anfang 1919 aus der Armee aus. 1919 beteiligte er sich als einer der Führer des Freikorps Oberland an der Niederwerfung der Münchner Räterepublik und 1920 an der Niederschlagung des kommunistischen Aufstandes im Ruhrgebiet. Seit 1919 studierte er Rechts- und Staatswissenschaften in München, wurde 1922 in Würzburg zum Dr. jur. promoviert und war Justiziar beim Hugo-Stinnes-Konzern in Dortmund. 1923/24 war er Beauftragter der Deutsch-Türkischen Handelsgesellschaft in der Türkei, 1925 bis 1927 Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Landindustrien und 1927 bis 1932 Syndikus der Landkultur AG in Berlin.

In den 1920er Jahren veröffentlichte Römer unter Pseudonym wirtschafts- und innenpolitische Artikel in der rechtsorientierten Zeitschrift Die Neue Front, näherte sich dann der KPD an und war Herausgeber und Schriftleiter der Monatszeitschrift Aufbruch.

1933 wurde er verhaftet (in Berlin im Columbiahaus), aber im Mai bereits wieder entlassen.

Römer plante 1934 gemeinsam mit Nikolaus Christoph von Halem und Paul Joseph Stuermer ein Attentat auf Hitler. Im Juni 1934 wurde Römer jedoch erneut verhaftet und die Attentatspläne verliefen im Sande.[1] Bis 1939 blieb er im Konzentrationslager Dachau interniert. Er kehrte nach der Entlassung nach Altenkirchen zurück. 1940/41 war er Privatsekretär bei einer Güterverwaltung in Glienicke.

Widerstandskreise in der Künstlerkolonie

Alexander Graf Stenbock-Fermor („Der Rote Graf“, 1973) schrieb: In unserer Wohnung am Laubenheimer Platz 5 [Anm.: heute Ludwig-Barnay-Platz] trafen sich Römer und Sachse zum erstenmal. Diese grundsätzlichen Naturen spürten bald ihre Zusammengehörigkeit. Nach einer langen politischen Diskussion fand man die gemeinsame Plattform. Das Ergebnis war eine Widerstandsgruppe, die sich später „RAS“ nannte. Uns war klar, daß die Gruppe klein gehalten werden mußte, Aufnahme nur von Freunden, denen man absolut vertrauen durfte. Beim Verfassen von illegalen Flugschriften mußten die Autoren der Texte streng von den technischen Herstellern und Verbreitern getrennt werden.

Beppo Römer näherte sich in seiner politischen Einstellung in den späten 1920er Jahren der KPD an und gab die Zeitschrift „Aufbruch“ heraus, um die sich ein Kreis von Linksintellektuellen sammelte. Insgesamt verbrachte Römer von 1933 bis 1939 mehrere Jahre in Untersuchungs- und KZ-Haft, u.a. im berüchtigten Columbiahaus. Römer stand im Kontakt zu Nikolaus Christoph von Halem, der wiederum Verbindung zu Adam von Trott zu Solz, Justus Delbrück und Karl Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg hielt.

Der Schriftsteller Willy Sachse gehörte zu einer kommunistischen Widerstandsgruppe im Berliner Norden. Die illegalen Schriften der Gruppe RAS wurden auf dem Gelände des Segelclubs „Wiking“ in Tegel hergestellt. Weitere Mitglieder der Gruppe waren der Schauspieler Hans Meyer-Hanno mit seiner Frau Irene, der Arbeiter Fritz Riedel und Alja Blomberg.

Stenbock-Fermor schrieb in seinen Erinnerungen: Wir trafen uns abwechselnd bei mir, in der Wohnung von Alja Blomberg am Südwestkorso und oft bei Meyer-Hannos am Laubenheimer Platz 2. Hans Meyer-Hanno und seine Frau Irene wurden die eifrigsten Mitarbeiter. Wir verfaßten Texte für antifaschistische Flugblätter und Flugschriften. Unsere wichtigste illegale Flugschrift war der Informationsdienst, den Römer, unser militärischer Fachmann, herausgab. Er brachte ausführliche Analysen über die militärische Lage an allen Fronten, über die politische Lage, forderte zum aktiven Widerstand gegen Nationalsozialismus und Krieg auf. Willy Sachse konnte seine Erfahrungen als Seemann und aus der Arbeiterbewegung beisteuern, Hans Meyer-Hanno berichtete vom illegalen Kampf der revolutionären Schauspieler und Bühnenarbeiter, Frau Meyer-Hanno von den Judenverfolgungen. Meine Aufgabe war es, den Text stilistisch zu überprüfen, klarste Formulierungen zu finden.

In der Regel trafen wir uns wöchentlich einmal, verabredeten den nächsten Termin von vornherein oder verständigten uns durch getarnte Telefonanrufe. Besondere Vorsichtsmaßnahmen schienen uns nicht nötig - bis auf das Einzelnkommen -, weil wir am Anfang noch nicht mit der Beschattung rechneten und Spitzelgefahr nicht bestand.

Nach jeder Sitzung verwischten wir sorgfältig die Spuren. Nur Beppo Römer, leichtsinnig, stopfte oft beschriebene Blätter achtlos in den Papierkorb. Wir fanden sie später beim Aufräumen, verbrannten sie in der Küche.

Römer wirkte impulsiv, ungeduldig. Er neigte zum übertriebenen Optimismus. Hatte man einen Kontaktmann in einer anderen Stadt gefunden, beispielsweise in Stralsund, pflegte er zu sagen: „Jetzt ist auch Stralsund in unserer Hand.“ Aber als Kenner strategischer Zusammenhänge, als militärischer Sachverständiger konnte ihn niemand übertreffen.

Die wichtigste illegale Flugschrift war der Informationsdienst, eine anspruchsvolle Untergrundzeitschrift, die Römer herausgab. Verschickt wurden die Schriften von verschiedenen Postämtern aus an Adressen in Deutschland und im Ausland, ja sogar an die Front unter Feldpostnummern.

Der Informationsdienst erschien 1941 fast jeden Monat. Die Zielsetung der Autoren war, der Kriegsvorbereitung gegen die Sowjetunion militärisch-politische Argumente entgegenzusetzen.

Stenbock-Fermor: „Die Flugschriften, unauffällig getarnt, wurden von verschiedenen Postämtern an Hunderte von Adressen geschickt, in Deutschland und im Ausland. An der Front galten Feldpostnummern. Auf Sorgfalt mußte geachtet werden, da schlecht lesbare Adressen, ungenügende Verpackung und Frankierung zu Nachprüfungen, Gefährdungen der Adressaten führen konnten.“

Seit 1941 trafen sich Stenbock-Fermor und Römer aus Sicherheitsgründen nicht mehr in Privatwohnungen in der Künstlerkolonie sondern meistens in einem Schwimmbad. Im Herbst 1941 stellte der Widerstandskreis um Römer (RAS) Verbindung zu Robert Uhrig her, der um 1940 als Kopf des kommunistischen Widerstandes in Berlin galt. Uhrig konnte über Römer seine Verbindung nach München und schließlich bis Tirol ausdehnen.

Anfang 1942 deckte die Gestapo den Römer-Kreis auf. Josef Römer, Willy Sachse und Fritz Riedel wurden zum Tode verurteilt und am 25. September 1944 im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Ehrungen

Einzelnachweise

  1. Planung eines Attentates durch die Widerstandsgruppe um Beppo Römer , Paul Joseph Stuermer und Nikolaus von Halem

Literatur

  • Oswald Bindrich, Susanne Römer: Beppo Römer - Ein Leben zwischen Revolution und Nation. Edition Hentrich, Berlin 1991, ISBN 3-926175-97-4.