Zum Inhalt springen

Ludwig XIV.

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 26. Januar 2005 um 11:13 Uhr durch Louis le Grand (Diskussion | Beiträge) (Ludwig XIV. zugeschriebene Zitate). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Ludwig XIV., König von Frankreich und Navarra, (französisch Louis XIV;* 5. September 1638 in Saint-Germain-en-Laye, † 1. September 1715 in Versailles) war seit 1643 König von Frankreich, genannt der "Sonnenkönig" (französisch Roi Soleil).

Louis XIV. (Porträt von H. Rigaud)

Leben

Ludwig XIV. war der älteste der Söhne Ludwigs XIII. von Frankreich. Seine Geburt in Saint-Germain-en-Laye erschien als ein Wunder, denn 23 Jahre lang war die Ehe seiner Eltern Ludwig XIII. und Anna von Österreich ohne Nachkommen geblieben. Sein Bruder, Herzog Philipp I. von Orléans, wurde 1640 geboren.

Schon als Vierjähriger (14. Mai 1643) wurde Ludwig als König inthronisiert, lebte aber bis 1661 unter der Regentschaft seiner Mutter Anna von Österreich. Die tatsächliche Macht wurde in dieser Zeit von Kardinal Mazarin ausgeübt. Erst nach dem Tod Mazarins begann Ludwigs eigentliche Herrschaft. Die Regierung Ludwigs XIV. gilt als exemplarisch für den Absolutismus.

Durch die außenpolitischen Erfolge der Minister-Kardinäle Richelieu und Mazarin politisch gestärkt, entfaltete Ludwig das absolutistische Königtum barocker Prägung in Frankreich mit einem Hofleben, das ganz auf die Person des Herrschers zugeschnitten war. Als König führte Ludwig nicht nur Kriege, feierte nicht nur rauschende Feste in Versailles, sondern förderte auch die Künste und Wissenschaften, die für ihn jedoch zugleich auch politisches Machtinstrument waren. Unterstützt von Ministern wie Colbert, Le Tellier, Louvois, De Lionne und der Marquise De Pomponne konzentrierte er den staatlichen Machtapparat in seinem Sinne und erweiterte die militärischen, institutionellen und materiellen Machtgrundlagen der französischen Monarchie. Negativ auf seine Herrschaft wirkten sich die Auseinandersetzungen mit dem Papsttum, die Hugenotten-Verfolgung und der Spanische Erbfolgekrieg aus. Am Ende seiner Regierungszeit stand Frankreich fast vor dem Staatsbankrott.

Mit 72 Jahren Regentschaft ist er der am längsten regierende Herrscher der Neuzeit.

1660 heiratete Ludwig XIV. Maria von Spanien. Nach ihrem Tod 1683 heiratete er (morganatisch) die Françoise d'Aubigné, Madame de Maintenon. Ludwig überlebte seinen Sohn und seinen ältesten Enkel und starb am 1. September 1715. Sein Urenkel folgte ihm als Ludwig XV. auf den Thron.

Er wurde beigesetzt in der von ihm geschaffenen "Krypta der Bourbonen" in der Basilika St.Denis, der altehrwürdigen Grablege des französischen Königshauses. 1793 wurde seine sehr gut erhaltene Mumie mit den anderen Königen "profaniert" und in eine Grube geworfen. 1816 die Gebeine von Ludwig XVIII. exhumiert und wieder beigesetzt.

Das einbalsamierte Herz von Ludwig XIV. wurde nach seinem Tode in die Jesuitenkirche in der rue St.Antoine in Paris gebracht, um neben dem Herz seines Vaters zu ruhen. In der Restaurationszeit kamen alle Herzen von angehörigen des Königshauses nach St.Denis, so auch jenes von Ludwig XIV., wo man es bis heute in der Krypta besichtigen kann.

Herrschaft

Während Ludwigs Jugend wurde Frankreich von einem Aufstand, der so genannten Fronde (1648 - 1653) erschüttert, der sich an der Politik des Kardinals Mazarin entzündet hatte. Wahrscheinlich wurde Ludwig durch dieses Ereignis stark beeinflusst, und er war bestrebt, es nie wieder zu einer solchen Rebellion kommen zu lassen.

Ludwig XIV. und sein Berater Jean-Baptiste Colbert waren vom Merkantilismus überzeugt und sie vermehrten dieser Lehre folgend die französischen Edelmetall-Reserven. In dieser Periode führte Frankreich vier große Kriege: Den Devolutionskrieg (1667 - 1668), den Holländischen Krieg (1672 - 1678), den Krieg gegen die Augsburger Liga (1688 - 1697) und den Spanischen Erbfolgekrieg (1702 - 1713) - dies endete in einer lähmenden Staatsverschuldung.

1674 erwarb die französische Regierung die Insel Martinique von einem privaten Unternehmen, das die Insel 1635 gekauft hatte.

1689 erließ Ludwig XIV. den "Code Noir", durch den die Sklaverei in den französischen Kolonien in vollem Umfang eingeführt wurde.

Als Ludwig XIV. starb, hatte er das französische Territorium vergrößert, und Frankreich war vermutlich der mächtigste Staat Europas und auch sein kulturelles Zentrum. Französisch diente im 17. und 18. Jahrhundert als Sprache des guten Geschmacks, ähnlich wie Englisch später zur globalen Wirtschaftssprache wurde. Im 18. Jahrhundert übernahm zum Beispiel der russische Adel französische Sitten und sprach eher Französisch als Russisch. Andererseits versank das Land in Schulden, die Armen litten unter hohen Steuern und lebten in erbärmlichen Verhältnissen.

Wirtschaft

Als Ludwig XIV. 1661 die Herrschaft antrat, stand Frankreich kurz vor dem Staatsbankrott. Ludwig förderte enorm den Geldkreislauf, indem er große Summen für seine Kriege und für das Hofleben ausgab. Am Ende seiner Herrschaftsperiode soll schätzungsweise die Hälfte der jährlichen Steuereinkünfte von Versailles verschlungen worden sein. Auch verschwanden große Geldmengen durch Korruption in der französischen Bürokratie.

Das französische Steuersystem enthielt Handelssteuern (aides, douanes), Salzsteuer (gabelle) und Landsteuer (taille). Durch veraltete Regelungen aus dem Feudalismus war der Adel und der Klerus von diesen Steuern befreit, die von der Landbevölkerung und der aufstrebenden Mittelklasse (der Bourgeoisie) aufgebracht werden mussten. Vermutlich wurde die Französische Revolution auch vom Ärger über dieses Steuersystem genährt.

Ludwig XIV. ernannte den genialen Colbert zu seinem Finanzminister. Indem Colbert die Korruption bekämpfte und die Bürokratie neu organisierte, konnte er die Steuereinnahmen erhöhen, auch wenn dies nicht genügte, um Frankreichs Staatsverschuldung abzubauen.

Versailles

Der Bau des Schlosses von Versailles war Teil von Ludwigs Strategie zur Zentralisierung der Macht. Ludwig XIV. vollendete die Bestrebungen der Kardinäle Richelieu und Mazarin und schuf einen zentralisierten, absolutistischen Nationalstaat. Er schwächte den Adel, indem er die Adeligen lieber zu Mitgliedern seines Hofes als zu regionalen Provinzherrschern machte. Zu diesem Zweck baute er Versailles, einen gewaltigen Palast vor den Toren von Paris, den der Hof am 6. Mai 1682 bezog. Die höfische Etikette nötigte die Adeligen dazu, immense Geldsummen für ihre Kleidung auszugeben, und ihre Zeit vor allem auf Bällen, Diners und anderen Festlichkeiten zu verbringen, die die alltägliche Routine des Hoflebens darstellten. Ludwig XIV. soll ein "fotografisches Gedächtnis" gehabt haben, so dass er beim Betreten eines Ballsaales auf einen Blick feststellen konnte, wer anwesend war. Deshalb konnte kein Aristokrat, der auf die Gunst des Königs angewiesen war, seine Abwesenheit riskieren. Anstatt seine regionalen Angelegenheiten zu regeln und seine dortige Macht zu behalten, wetteiferte der Adel nun um solche trivialen Ehren wie die, dem König beim Ankleiden helfen zu dürfen. Dies erlaubte Ludwig, die schwächsten Adeligen in Positionen einzusetzen, die früher von der traditionellen Aristokratie beansprucht wurden, und so ruhte die politische Macht fest in der Hand des Königs.

Das Edikt von Fontainebleau

Ludwig XIV. ging davon aus, dass er, um absolute Macht zu erlangen, zunächst eine Vereinigung der Religion erreichen müsste. Er setzte deshalb die protestantische Bevölkerung unter Druck, vor allem durch das Edikt von Fontainebleau (1685). Dadurch wurde das tolerante Edikt von Nantes (1598) von Heinrich IV. aufgehoben; hugenottische Kirchen wurden zerstört, protestantische Schulen geschlossen. Ludwigs Maßnahmen vertrieben viele Hugenotten ins Ausland, vor allem in die Niederlande, nach Preußen, England und Nordamerika - ein historischer Fehler, denn gerade die Hugenotten waren hochqualifizierte Handwerker, und ihre Fähigkeiten verschwanden mit ihnen. (Diese französischen Flüchtlinge beeinflussten die protestantische Arbeitsethik der Niederlande, wodurch später der bereits erhebliche Reichtum in dieser Region noch gesteigert wurde.) Für Ludwig XIV. und seine Kardinäle bedeutete ein einheitliches Frankreich ein katholisches Frankreich.

Einfluss auf die Französische Revolution (1789)

Ludwig XIV. wird in Frankreich für seine tatkräftige Steigerung der nationalen Größe verehrt. Seine unmäßigen Kriege ruinierten jedoch die Staatsfinanzen und zwangen ihn dazu, die Landbevölkerung kontinuierlich mit hohen Steuern zu belasten. Nach dem französischen Historiker Alexis de Tocqueville führte Ludwigs Schwächung der Aristokratie zusammen mit der Unzufriedenheit des Bürgertums, das sich zwar artikulieren konnte, aber keinen Zugang zur politischen Macht hatte, zu den politischen, sozialen und ökonomischen Unsicherheiten, die eine Grundlage der Französischen Revolution bildeten.

Ludwig XIV. zugeschriebene Zitate

  • entgegen einer weitverbreiteten Legende hat Ludwig XIV. nie gesagt "Der Staat bin ich!" - "L' état, c'est moi!". Er soll im Gegenteil auf seinem Totenbett gesagt haben: "Ich gehe fort, doch der Staat bleibt zurück." - "Je m'en vais, mais l'Etat demeurera toujours."
  • "Bis zu diesem Augenblick durfte ich die Regierung dem verstorbenen Kardinal anvertrauen ... Es ist nun Zeit, dass ich herrsche ... Ihr werdet mich unterstützen ... Besiegelt keine Anordnungen außer auf meinen Befehl ... Gebt mir persönlichen Bericht ..."
  • "Ich habe nicht die Absicht, meine Autorität zu teilen."
  • "Es gibt keine Pyrenäen mehr." - "Il n'y a plus de Pyrénées." (als sein Enkel Philipp V. König von Spanien wurde)
  • "Man muss hart arbeiten, um zu regieren."
  • "Den Interessen des Staates gebührt der Vorrang."
  • "Ich musste fast warten." - "J'ai failli attendre." (als eine Kutsche es gerade noch rechtzeitig schaffte, ihn unverzüglich abzuholen)
  • "Lassen Sie sich niemals von anderen beherrschen, ganz besonders nicht von einer Frau."
  • "Unsere Untertanen, mein Sohn, sind unser wahrer Reichtum."
  • "Pünklichkeit ist die Höflichkeit der Könige."
  • "Ich zweifle nicht daran, dass die großen und folgenreichen Unternehmungen, an denen ich in Frankreich selbst und in den Beziehungen zu anderen Staaten Anteil gehabt habe, später einmal seitens der Historiker, je nach ihrer Denkart und ihrer Neigung, eine ganz verschiedene Beurteilung finden werden."
  • "Ich ermahne dich, deine Pflichten vor Gott nicht zu vergessen ... Versuche, den Frieden zu bewahren ... Ich habe den Krieg zu sehr geliebt ... Folge mir nicht darin, oder in der Verschwendung ... Lass dich in allem beraten ... Erleichtere die Lasten deiner Untertanen so bald wie möglich ... Tu das was ich, zu meinem Unglück, nicht getan habe ..." (auf seinem Totenbett zu Ludwig XV.)

Zitate über Ludwig XIV.

  • "Er beschäftigte sich unablässig mit den kleinsten Details ... instruierte sogar seine Köche wie Anfänger ... Er liebte Ordnung und Regelmäßigkeit ... Er wurde mit der äußersten Exaktheit bedient ... Seine Eitelkeit war grenzenlos ..." - Louis de Rouvroy, duc de Saint-Simon.


Kinder

Kinder mit Maria von Spanien:

Uneheliche Kinder:

Vier Kinder mit Louise de La Vallière:

Sechs Kinder mit Madame de Montespan:


siehe auch: Mann mit der eisernen Maske

Literatur

  • Olivier Bernier: Ludwig XIV : die Biographie. Düsseldorf: Albatross, 2003
  • Francois Bluche: Louis XIV. Paris: Fayard, 1993
  • Geoffrey R. Treasure: Louis XIV. Harlow: Longman, 2001
  • Voltaire: Le siècle de Louis XIV. Paris: Union, 1962 <Repr. d. Ausg. Berlin, 1751>


Vorgänger:

Ludwig XIII.

Liste der Herrscher Frankreichs Nachfolger:

Ludwig XV.