Ökonophysik
Die Ökonophysik ist ein interdisziplinäres Forschungsfeld, das sich mit der Anwendung von Methoden und Theorien, die ursprünglich der Physik entstammen auf ökonomische Fragestellungen beschäftigt. In diesem Zusammenhang werden vor allem nicht-lineare Dynamiken, sowie Werkzeuge aus der statistischen Mechanik verwendet. Speziell im Bereich der Finanzmärkte führte diese Herangehensweise zu neuen Erkenntnissen und der Entdeckung robuster Potenzgesetze.
Geschichte und Grundüberlegung
Die Mitte der 1990er Jahre wird als Anfang der Ökonophysik betrachtet. Die Flut wirtschaftswissenschaftlicher Daten aus den 1980ern und die Unzufriedenheit über traditionelle Erklärungsansätze ermutigte Physiker mithilfe von Erkenntnissen aus der statistischen Mechanik die Ökonomie zu erforschen. Die eigentliche Initialzündung zu dieser neuen Wissenschaft ist aber Mitte der 1980er Jahre zu suchen, als das Santa Fe Institute gegründet wurde. Maßgeblich von Physikern und Ökonomen geleitet, wurden in diesem Institut erste Versuche in Richtung einer grundlegend anderen Wirtschaftswissenschaft unternommen. Diese nahm Märkte und die Volkswirtschaft als Ergebnis eines Zusammenspiels vieler heterogener Agenten wahr, in dem das Phänomen der Emergenz eine entscheidende Rolle spielt und stand damit in krassem Gegensatz zur neoklassisch geprägten traditionellen Volkswirtschaftslehre, die von homogen agierenden Marktteilnehmern ausgeht und eine rein mikrobasierte Auffassung vertritt. Das bedeutet eine Wirtschaft vom einzelnen „allgemeinen“ Teilnehmer ausgehend durch Aufaddierung zu modellieren. Eine atomistische Herangehensweise, die nicht in der Lage ist, viele Phänomene ausreichend zu erklären.
Auswirkung auf die traditionelle Volkswirtschaftslehre
Der Großteil ökonophysikalischer Aufsätze wird immer noch in physikalischen Wissenschaftsmagazinen und von Physikern veröffentlicht. Das gros der sog. Mainstream-Ökonomen zeigte sich unbeeindruckt durch die neuen Erkenntnisse, was aber weniger auf eine Widerlegung im wissenschaftlichen Diskurs zurückzuführen ist, als vielmehr auf ein offenes Desinteresse, das an Ignoranz grenzt. Eine Ausnahme stellt die Finanzmarkttheorie dar, die einige der ökonophysikalischen Modelle übernommen hat. Link-Text Link-Text